11 Feb
Erfahrungsbericht von Silvia D.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios

Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL, VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2014 bis 11/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Chile – ein Land der Gegensätze und mein Ziel für mein Auslandssemester 2014.

Bewerbung an der Universidad de Chile

Das Auslandssemester ist fester Bestandteil meines dualen Studiums. Also musste ich mir überlegen: Wo möchte ich hin?

Meine Uni in Deutschland hat einige Partnerunis, aber im spanischsprachigen Raum und außerhalb Europas, was wichtige Kriterien für das Land meiner Wahl waren, war die Auswahl leider nicht sehr groß. Doch bei einer Infoveranstaltung meiner Uni habe ich dann von College Contact erfahren. Auf der Internetseite habe ich dann die Universidad de Chile gefunden und aufgrund der guten Bewertungen und diverser Erfahrungsberichte und noch anderer Faktoren, entschied ich mich für diese Uni.

Dank College Contact war der Bewerbungsprozess sehr einfach für mich. Der gesamte Kontakt zur Auslandsuni läuft zunächst über College Contact. Alle erforderlichen Unterlagen schickt man dorthin und diese werden dann nach Chile weitergeleitet. Egal, wozu Fragen aufkommen, man hat immer schnell eine Antwort. Bis die Bestätigung der UDC dann da war, hat es zwar eine Weile gedauert, aber damit sollte man rechnen, wenn man mit südamerikanischen Institutionen zu tun hat. Wenn aber dann einmal die Bestätigung da ist, bekommt man schon die ersten Emails vom Auslandsamt der UDC, unter anderem zu Themen wie Visum. Außerdem wird angeboten, an einem Programm teilzunehmen, bei dem man einen sogenannten FEN-Buddy zur Seite gestellt bekommt. FEN ist die Facultad de Economía y Negocios und der FEN-Buddy ist eigentlich ein Pate, der einem in der ersten Zeit ein alles wichtige zeigen soll und vor allem ist ein FEN-Buddy eine gute Gelegenheit schon früh chilenische Kontakte zu knüpfen. Hier muss man allerdings Glück haben, an den richtigen Buddy zu gelangen, denn von meinen Kommilitonen habe ich mehrfach gehört, dass sie zwar eigentlich einen FEN-Buddy hatten, diesen aber nie gesehen haben, da die Buddys sich nicht um ein Treffen bemühen. Ich persönlich hatte Glück mit meinem FEN-Buddy. Ich habe ihn schon am ersten Tag getroffen und er hat mir und ein paar Leuten, die ich schon aus der facebook-Gruppe, die noch vor Semesterstart für die Austauschstudenten erstellt wird, kennen gelernt hatte, die ersten wichtigen Orte in Santiago gezeigt.

Schon Fernweh bekommen?

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Wohnungssuche in Santiago de Chile

Die Suche einer Unterkunft ist im Grunde relativ einfach. Es gibt eine Webseite http://compartodepto.cl/, auf der man ein Profil erstellen kann mit einer Anfrage, was für eine Unterkunft man sucht. Dann können einen Anbieter anschreiben und man kann Termine ausmachen, zu denen man sich die Wohnungen ansieht. Außerdem kann man auch nach Angeboten suchen. Während manche nach über einer Woche noch keine Wohnung gefunden hatten, habe ich nur eine einzige Besichtigung machen müssen, bis ich gefunden hatte, was ich wollte: Ein Haus, in dem noch andere Studenten leben und in dem Spanisch gesprochen wird. Die UDC schickt außerdem ein Dokument raus, in welchem Wohnungsanzeigen sowie Plattformen, auf denen man suchen kann, aufgelistet sind. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, haben sich vor Anreise noch gar nicht mit dem Thema Wohnen beschäftigt. Sehr viele der Austauschstudenten der UDC haben die ersten Tage im Hostal Providencia verbracht, welches sehr nah an der Uni ist. Ich persönlich habe in der Nähe der Metro-Station Manuel Montt gewohnt, was meiner Meinung nach eine sehr gut Lage ist, da alles, was man so braucht in der Nähe ist, es gibt auch einige Restaurants und Cafés in der Nähe und es sind nur zwei Metrostationen bis zur Uni. Zu Fuß bin ich von dort aus ungefähr eine halbe Stunde zur Uni gelaufen. Wenn man im Zentrum von Santiago wohnen möchte, sollte man sich bewusst sein, dass dieser Teil der Stadt als etwas weniger sicher gilt. Hier haben allerdings auch einige Austauschstudenten gelebt. Generell: Je weiter im Westen vom Zentrum man sich befindet, desto reicher sind die Menschen, die dort leben und desto sicherer gelten die Gegenden. Je nach Anspruch, kann man sich auf Mietpreise deutscher Großstädte einstellen. Mein 12 oder 13 qm-Zimmer hat beispielsweise 200.000 CLP gekostet, was in etwa 260 Euro entsprach.


Leben in Santiago

Santiago selber ist eine Großstadt in der beinahe die Hälfte der Einwohner des gesamten Landes leben. Ganz besonders merkt man diese Menschenmassen zu den Stoßzeiten in der Metro. Für die Metro kauft man sich am besten eine BIP!-Karte. Auf diese kann man an den Ticket-Schaltern einen Geldbetrag aufladen und somit schneller in die Metro gelangen, als wenn man jedes mal ein Ticket kaufen muss. Fortbewegung in Chile ist insgesamt sehr günstig. Die Taxen beispielsweise sind sehr günstig im Vergleich zu Deutschland. Je nachdem, wo man essen geht, kann man dies auch deutlich günstiger tun, als hier. Insgesamt sind die Preise allerdings schon eher auf dem gleichen Niveau, wie in Deutschland.

Wenn man ein blondes Mädchen ist, sollte man vielleicht wissen, dass die Männer in Chile auf der Straße oft irgendwelche Kommentare, bzw. in ihren Augen wohl Komplimente abgeben. Wenn man feiern geht, beispielsweise im Barrio Bellavista, kann man sich (ich spreche aus Erfahrung) definitiv nicht beschweren, dass man zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Ansonsten sind die Chilenen teilweise sehr schüchtern und meist muss man von selbst auf sie zugehen, wenn man Freundschaften schließen möchte.

Man bekommt oft gesagt, dass man besser nicht nachts alleine durch die Straßen Santiagos läuft, da es Räuberbanden gibt. Auch zu zweit ist es meist noch etwas gefährlich, da diese Gruppen meist um die vier Leute sind.

Mein Semester hatte im Juli, also im Winter angefangen und obwohl es nur Nachts bis zu Nullgraden runterkühlte, haben sich sehr viele erkältet. Diese Erkältung hielt sich oft monatelang, da der Smog auf der Stadt den Genesungsprozess nicht gerade fördert.


Uni und Kurse

Die FEN selber ist etwa zehn Gehminuten vom Plaza Baquedano entfernt und ist ein sehr modernes Gebäude. Das International Office kümmert sich sehr gut um die Austauschstudenten und man kann immer dort hingehen, wenn man Fragen oder sonst irgendwelche Probleme hat. Das Semester startet mit einer Einführungsveranstaltung, in der alles wichtige, was man für das Semester sonst wissen muss, erklärt wird. Die Profs, die ich hatte, waren alle nett. Es gibt eine sehr große Kursauswahl an spanischen Kursen und ebenfalls einige Kurse auf englisch. Die Englischen Kurse sind auf Austauschstudenten ausgerichtet und ein wenig einfacher. Ich persönlich hatte nur spanische Kurse, davon drei VWL-Kurse (Microeconomía II, Macroeconomía II und Economía Política) und einen Kurs aus dem Bereich Negocios (Clínica de Microempresas). Die Kurse bedeuten alle sehr viel Arbeit und für mich waren die VWL-Kurse leider sehr sehr schwer, da ich in meiner deutschen Uni keine Modelle mathematisch hergeleitet habe. Die FEN ist in diesem Bereich jedoch sehr mathematisch und theoretisch aufgestellt. Ich fand die VWL-Kurse sehr schwer, aber als Austauschstudent bekommt man meist nochmal ein Upgrade der Note von den Professoren, wenn man zeigt, dass man sich bemüht. Der Negocios-Kurs war nicht schwer, aber relativ viel Arbeit, es war eine Art Unternehmensberatung für Kleinstunternehmen, wir haben mit richtigen Kleinunternehmern zusammengearbeitet und deren Unternehmen analysiert und einen Geschäftsplan ausgearbeitet, um die Unternehmen zu verbessern. Dieser Kurs war meiner Meinung nach sehr interessant. Wenn man neben seinen Pflicht-Kursen noch weitere Kurse belegen will, ohne zu bezahlen und ohne die Credits angerechnet zu bekommen, kann man als Oyente an diesen Kursen teilnehmen, wenn diese noch nicht voll sind. In der ersten Woche kann man Kurse besuchen und anschließend noch einmal Kurse, die man doch nicht nehmen möchte, oder die nicht in den Stundenplan passen, droppen und andere hinzufügen. Außerdem hat die FEN viele Teams unterschiedlicher Sportarten, in denen man mitspielen kann.


Freizeit und Reisen

In Santiago selber gibt es einige Möglichkeiten, was man machen kann. Neben den Klassikern wie der Besteigung des Cerro San Cristobal (klasse Blick über Santiago und auf die Anden, wenn der Smog nicht zu dick ist) oder Santa Lucia (sehr schön gestaltet), der Innenstadt und des Regierungsviertels, ist es auch interessant, einfach mal in das Barrio Italia oder nach Ñuñoa zu fahren, welches sehr schöne Stadteile sind. Es gibt guided Tours im Zentrum, die umsonst sind, es wird aber um ein Trinkgeld gebeten und man darf selbst entscheiden, wie viel einem die Tour wert war.

Von Santiago aus kann man sehr gute Wochenendtrips nach Cajon del Maipo zum trekken machen (es gibt auch sonst viele Möglichkeiten rund um Santiago zu trekken), oder ans Meer nach Valparaíso, Viña del Mar, Reñaca, Pichilemu zum Surfen oder einfach Strand genießen machen. Am Strand ist es jedoch meist extrem windig und der Wind ist sehr kalt, ebenso wie das Wasser. Außerdem kann man gut nach Mendoza (Argentinien) fahren, dies ist direkt hinter der Grenze zu Argentinien. Die vielen Parks zwischen den Straßen sind eine klasse Möglichkeit zum relaxen. In diesen Parks gibt es meist einfache Sportgeräte, die durchaus auch genutzt werden.

Insgesamt ist Chile zum Reisen einfach ein klasse Land. Meine Reiseroute hat in Pucón begonnen, wo ich Raften war, auf den aktiven Vulkan Villarica gestiegen bin, eine Cabalgata-Tour (auf Pferden den Berg hochreiten) und einer Biketour gemacht habe und in den Hotsprings mitten in der Nacht baden war. Es gibt noch viele weitere Freizeitmöglichkeiten dort, insbesondere sportlicher Art. Auf der Isla de Chiloé habe ich eine Tour zu den Pinguinfelsen gemacht (ich war nur im Norden der Insel) und man sollte sich, wenn man schon einmal dort ist, auch die wunderschönen Holzkirchen ansehen, für die Chiloé bekannt ist, weil sie Weltkulturerbe sind. Von Punta Arenas aus habe ich eine Tour auf die Isla Grande Tierra del Fuego gemacht, um eine Kolonie von Königspinguinen zu sehen. Weiter im Süden von Puerto Natales aus kann man eine großartige Trekkingtour durch den Nationalpark Torres del Paine machen. Im Norden ist vor allem San Pedro de Atacama als Ziel zu erwähnen, von dort aus habe ich eine Tour zum Salar de Uyuni in Bolivien gemacht, einer Salzwüste. Wunderschön und sehr zu empfehlen! Allerdings sollte man wissen, dass die Tour auf einer gewissen Höhe ist, sodass die Höhenkrankheit bei vielen vorkommen kann. Hier bekommt man dann Kokablätter und Matetee, die dagegen helfen. (Ich habe einen von vier Tagen flach gelegen, andere hatten keinerlei Probleme). Aber auch Iquique ist ein klasse Ort, um einfach mal zu relaxen und den Strand zu genießen. Hier ist das Meer schon ein wenig wärmer und man kann hier auch ohne Neoprenanzug schwimmen. Von Iquique aus ist man auch schnell beim nächsten Weltkulturerbe, der stillgelegten Salpetermine Humberstone und Santa Laura. In Iquique oder San Pedro de Atacama ist Sandboarding als Aktivität sehr zu empfehlen.

Man muss natürlich nicht nur durch Chile reisen, auch die umliegenden Länder bieten wahnsinnig tolle Reiseziele, wie beispielsweise Cusco in Peru, der Titicacasee in Bolivien und Peru, auch La Paz ist einen Besuch wert (Achtung, Kulturschockgefahr und es gilt auch sonst als nicht so sicher).


Fazit

Im Nachhinein hätte ich mich, trotz der schweren Kurse, wieder für die UDC und für Chile entschieden. Ich hätte vermutlich andere Kurse gewählt, aber alles andere war einfach unglaublich toll. Die Leute, das Land sowieso, alles war jeden Cent wert und ich würde jedem empfehlen, hierher ins Auslandssemester zu gehen! Ich freue mich jetzt schon, auf meine nächste Reise nach Chile!