4 Feb
Erfahrungsbericht von Saskia S.

Universidad San Ignacio de Loyola - Lima

Stadt: Lima
Land: Peru
Kontinent: Südamerika
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2014 bis 12/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Trotz meiner negativen Bewertungen für die USIL sei vorweg gesagt, dass ich sehr froh bin, das Auslandssemester gemacht zu haben und würde es jederzeit wieder tun. Es war eine absolut tolle und bereichernde Erfahrung, auch wenn ich mich über einiges aufgeregt habe und auch einiges schief ging. Aber ich denke inzwischen auch, das ist Teil der Auslandserfahrung, in einem so von Deutschland unterschiedlichen Land wie Peru. Man begegnet vielen Herausforderungen, die man meistern muss. Aber das macht einen nur stärker und bereichert nachhaltig auch für zuhause in Deutschland.

Die Bewerbung über College Contact funktionierte sehr einfach und problemlos. Tatjana, die für die Bewerbung an der USIL zuständig ist, ist sehr nett und hilfsbereit und hat mir auch noch beim 5. Anruf meine tausend Fragen freundlich und ausführlich beantwortet und hat mir bei all meinen Bedenken gut zugeredet. Ich habe alle benötigten Formulare zu College Contact geschickt, bei Fragen zum Ausfüllen oder zu benötigten Nachweisen einfach schnell angerufen und nachgefragt und dann hat College Contact den Rest erledigt. Ich bekam dann auch relativ zeitnah eine Zusage der USIL.

Doch über die USIL selber kann ich persönlich leider nicht so Positives berichten. Positiv war Cristhiam, der Mitarbeiter des International Offices, der für mich zuständig war. Er war sehr freundlich und hilfsbereit und hat auch immer wieder interessiert gefragt, ob ich mich wohlfühle, was der Sprachfortschritt macht usw. Doch da ich eine der wenigen Studenten dort war, die nicht über eine Hochschulpartnerschaft dort war, war ich nicht im E-Mail-Verteiler des International Offices und das haben sie auch bis zum Ende irgendwie nicht richtig hinbekommen, mich dort hinzuzufügen. Ich habe jedenfalls viel weniger Info-Mails als die anderen bekommen. Und ich hatte auch erst keinen Ambassador, eine Art Buddy, der sich um einen kümmert. Das wurde aber schnell geändert, als ich darauf hinwies und mein Ambassador war wirklich sehr nett und traf sich direkt mit mir zum Essen.

Ebenso ist die Uni von der Ausstattung her wirklich in Ordnung. Alles wirkt recht modern und es ist sehr sauber. Man sieht eigentlich immer irgendwo Reinigungskräfte, die gerade sauber machen.

Nun zum Unterricht:  Generell ist die USIL sehr verschult. Alle sitzen in Reih und Glied, es gibt Anwesenheitskontrollen zu Beginn jeder Stunde und man darf nur 20-30% (je nach Kurs) gesamt fehlen, es wird großer Wert auf Gruppenarbeiten gelegt und es gibt wöchentliche Hausaufgaben, die benotet werden. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Aber in Peru kann man mit 16 anfangen zu studieren und die meisten kommen direkt aus der Schule und brauchen diese strikten Anweisungen meiner Meinung nach auch noch.

Ich wurde anhand des Spracheinstufungstests in den Spanischkurs Intermedio eingeteilt. Dieser Kurs war der beste und hilfreichste von meinen drei belegten Kursen. Die Lehrerin war sehr bestimmt und strikt, aber trotzdem nett und hat das Sprachenlernen mit interessanten Themen und etwas Landeskunde verknüpft. Außerdem habe ich „Introduction to Social Sciences“ und „National Reality and Globalization“ belegt, welche beide in englischer Sprache unterrichtet wurden. Doch leider war das Niveau hier wirklich gravierend unterhalb des Niveaus an meiner deutschen Uni. Im ersten Kurs war das Englisch-Niveau der peruanischen Mitstudenten wirklich sehr niedrig und der Fokus lag auf dem Englisch-Lernen statt auf Sozialwissenschaften, sodass ich mir eher wie in einem Sprachkurs vorkam. Doch auf mehrmalige Beschwerde meinerseits änderte die Lehrerin ungefähr nach der Hälfte des Semesters ihren Lehrstil und es wurde ein wenig anspruchsvoller. Was dann jedoch schlecht für die peruanischen Kommilitonen war und mir auch leidtat.

Der andere Kurs wurde von einem etwas betagteren Professor, der unter Schwerhörigkeit litt, unterrichtet. Durch die Schwerhörigkeit verstand er meist nicht, was wir Studenten sagten und wir verstanden ihn aber leider meist auch nicht wirklich, weil er sehr undeutlich sprach und einen sehr starken Akzent hatte. Das machte den Unterricht in diesem Fach wirklich sehr anstrengend und unbefriedigend. Und die Gruppenarbeit mit den Peruanern war leider auch meist sehr umständlich, da dort deutsche Arbeitsmoral auf peruanische Arbeitsmoral traf. Termine wurden selten eingehalten und die abgelieferten Arbeiten entsprachen nicht unserem Verständnis einer Hochschularbeit. Doch sie bekamen trotzdem Bestnoten für kopierten Volltext aus Wikipedia. Zudem gab es in der Themenwahl keinen erkennbaren roten Faden und wir waren sehr verwirrt, was das Ziel des Kurses sein sollte.

Ich sprach mit anderen Studenten, ob ihre Kurse auch so unglücklich verliefen und bekam oftmals ähnliche Erfahrungsberichte. Allerdings war das Niveau des Unterrichtsstoffes wohl in den Kursen in spanischer Sprache deutlich höher. Daher würde ich empfehlen, bei der Kurswahl spanische Kurse zu nehmen. Auch, wenn man sich noch unsicher fühlt mit seinem Spanisch. Man lernt sehr schnell dazu. Wenn man das Niveau B1 hat, ist das wohl machbar.

In meinen belegten Kursen war das Erlangen von guten Noten recht einfach und ich konnte die Uni ziemlich entspannt angehen. Ich hatte den Montag komplett frei und habe die verlängerten Wochen so oft wie möglich genutzt, um Ausflüge außerhalb Limas zu machen. Was auch der Lunge wirklich gut tut, denn Lima hat ein riesiges Problem mit Luftverschmutzung. An dieser Stelle eine Warnung an alle Asthmatiker: Ich habe nur leichtes Asthma, aber hatte in Lima wirklich zu kämpfen. Ich habe zuerst eine sehr schlimme Bronchitis bekommen und kurz danach einen Virusinfekt. Gepaart mit der ständigen Belastung der Lunge durch den vielen Smog wurde ich wochenlang nicht wirklich gesund und zwei Lungenspezialisten rieten mir dringend, Lima so schnell wie möglich zu verlassen, da die Lunge sich auch mit Kortisonspray nicht richtig erholen konnte. Als ich zum Abschluss meines Semesters noch einen Monat durch Peru, Bolivien und Chile gereist bin, konnte meine Lunge sich wieder erholen. Wer also Lungenprobleme hat, sollte sich überlegen, ein anderes Ziel für sein Auslandssemester zu wählen.

Reisen ist in Peru sehr einfach. Die günstigste und meiner Meinung nach beste Methode zu reisen, sind die zahlreichen Busse. Für lange Strecken kann man über Nacht fahren und sich einen Liegeplatz buchen. Doch bitte immer aufs Gepäck achten (mir wurde leider mein Handgepäck gestohlen und in einem Microbus in Lima mein Handy). Ich würde empfehlen, mindestens einen Ausflug in die Selva (Dschungel) zu unternehmen. Hierzu könnte ich einen tollen Wochenendausflug in die Selva central empfehlen. Außerdem sollte man natürlich die Anden besuchen. Die Höhe kann einem am Anfang schon wirklich übel zu schaffen machen, aber das legt sich, je mehr man sich daran gewöhnt. Coca-Tee trinken und Kopfschmerztabletten einpacken. Keine großen Anstrengungen am Anfang. Den Machu Picchu muss man meiner Meinung nach unbedingt gesehen haben, auch wenn dort die Touristen wirklich sehr zur Kasse gebeten werden. Der Titicacasee ist auch sehr schön, aber schöner in Copacabana auf der bolivianischen Seite als in Puno in Peru. Einreise nach Bolivien ist sehr unkompliziert. Wir haben nur den Süden Perus geschafft zu bereisen. Aber Iquitos soll auch sehr schön sein, was meine Freunde so berichtet haben. Arequipa und den Colca Canyon mit seinen Condoren kann man sich auf jeden Fall auch ansehen. Für einen Wochenendausflug eignet sich sehr gut die Oase Huacachina zum Sandboarden und Sonne tanken. Man erreicht sie in 4-5 Busstunden von Lima aus mit Perubus.

Die Peruaner sind meist sehr herzlich und hilfsbereit. Aber es gibt auch viel Kriminalität und gerade als Ausländer muss man gut auf sich aufpassen und Preise auch immer verhandeln. Gerade Taxifahrer nennen einem oft horrende Preise. Nachts nur mit Taxi satellital fahren! In den Stadtteilen Miraflores und Barranco geht es recht touristisch zu und dort ist es relativ sicher. Im Atlantic City Casino in Miraflores kann man schöne Abende verbringen. Es kostet keinen Eintritt, die Einsätze sind im Vergleich zu Deutschland gering und es gibt Getränke und Snacks umsonst so viel man möchte. Gemütliche Cafés und Bars gibt es einige in Barranco in der Nähe der Puente de los suspiros. Die Bodega Verde ist sehr gemütlich. Das Essen ist sehr wichtig für die Peruaner, ein Teil ihrer Kultur. Man kann mit ein paar Qualitätsabstrichen sehr günstig essen, wenn man die menus del dia bestellt (etwa 8 Soles = 2€ ca.). Aber es gibt auch eine Menge toller Restaurants in Lima, wo die Gerichte dann etwa 18-30 Soles kosten.

Zum Wohnen würde ich San Borja empfehlen, da es zu den besseren Stadtteilen mit viel Serenazgo (so eine Art Polizei) gehört und etwa in der Mitte zwischen der USIL und Miraflores liegt. Die ersten zwei Monate habe ich bei einer sehr lieben Gastfamilie in Cercado de Lima gewohnt, doch der Stadtteil ist nicht der allerbeste und es dauerte pro Fahrt zur Uni mindestens 1,5 Std., je nach Verkehr auch länger. Daher bin ich nach zwei Monaten nach San Borja gezogen. Von dort waren es nur noch etwa 20 Minuten. Meine Unterkunft dort kann ich nur bedingt weiterempfehlen. Daher nenne ich sie hier jetzt nicht. Wem die lange Anfahrt nichts macht, dem kann ich meine Gastfamilie wärmstens empfehlen. Wer die Kontaktdaten möchte, darf mich gern kontaktieren über College Contact.

Ich könnte noch soooo viel schreiben. Ich habe noch immer nicht alle Eindrücke so richtig verarbeitet, weil es so viele waren. Aber wie eingangs schon gesagt, war es eine einmalig tolle, verrückte Erfahrung und ich würde jedem empfehlen, ein Auslandssemester zu machen. Nur die Uni dort ist wirklich sehr anders als in Deutschland und das sollte man sich bewusst machen, damit man nicht mit zu hohen Erwartungen an die Sache geht. Doch selbst, wenn man vom theroretischen Stoff her nicht so viel lernt, lernt man doch vieles für sich selbst dazu, was man nie vergessen wird. Es ist eine Herausforderung und man ist stolz, wenn man das alles gut gemeistert hat. Und man wird wieder dankbarer für das, was man hat und was Deutschland einem ermöglicht.