16 Okt
Erfahrungsbericht von Per-Ulrik H.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2005 bis 11/-1

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorneweg, es war eine tolle Zeit und ich würde immer wieder für längere Zeit in ein Land gehen. Ob nun nach Halifax oder woanders hin, spielt wohl keine Rolle. Man sollte es einfach angehen, um spätestens bei der Rückkehr festzustellen, dass es eine gute Entscheidung war.

Ich habe mich letztendlich für Halifax und die St. Mary’s University entschieden, da ich gerne zwei Semester ins englischsprachige Ausland wollte, dafür die USA wohl zu teuer gewesen wäre, und man an der St. Mary’s University keinen TOEFL-Test machen muss, um aufgenommen zu werden. Wobei diese Tatsache allerdings auch zur Folge hat, dass man auf sehr viele Deutsche, vor allem im Wintersemester, trifft. Will man sein Englisch wesentlich verbessern, sollte man sich von diesem die meiste Zeit, zumindest am Anfang, fernhalten, und lieber versuchen, mit Kanadiern oder anderen Ausländern Kontakte zu knüpfen. Oder man trifft Deutsche, die ähnlich Englisch lernen wollen und redet unter einander Englisch, was mit vielen Deutschen aber nicht funktioniert, da sie es unsinnig finden, Englisch zu reden, wenn sie genauso gut Deutsch reden können. Für Ausflüge oder nächtliche Aktivitäten braucht man allerdings dann doch wieder deutsche Kontakte, da die viele Kanadier nicht allzu oft abends weggehen, weil sie es sich nicht leisten könne oder noch zu jung sind, um in irgendeinen Pub oder eine Disko reinzukommen. Sollte sich also jeder gut überlegen, wie viel er Spaß haben will im Sinne von Weggehen und was erleben, und wie sehr er sein Englisch verbessern möchte. Ich habe Deutsche erlebt, die sich im nach drei Monaten gewundert haben, dass ihr Englisch sich nicht wesentlich verbessert hat, weil sie die ganze Zeit nur mit Deutschen zusammen waren.

Das Land Kanada ist wunderschön. Alleine die Landschaft begeistert einen schon, vor allem, wenn man eher Fan von nördlichen Ländern wie die skandinavischen ist. Nova Scotia, die Provinz, in der Halifax liegt, hat im Grunde zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Im Sommer gibt es viel Sonne, wobei das maritime Klima dafür sorgt, dass es nicht allzu heiß wird, was die Sache angenehmer macht, im Herbst die unglaublich schönen Farben des „Indian Summer“, an denen man sich als Europäer gar nicht satt sehen kann, und im Winter gibt es dann auch einmal -20 Grad, gefühlt meistens noch ein bisschen mehr. Als Nicht-Kanadier freut man sich dann regelrecht auf den Frühling, der dann auch mit einem auf den anderen Tag kommen kann, wie es sowieso des Öfteren in nordamerikanischen Gefilden sein kann; einen Tag zieht man sich alle warmen Klamotten an, die man mitgebracht hat, den folgenden holt man Shorts und T-Shirt wieder raus….daher sollte man immer alles griffbereit haben. Die Vegetation setzt später als in unseren Gefilden ein, was den Kanadier aber nicht stört, sobald es die ersten sonnigen Tage im März gibt, spielt der schon wieder barfuss Rugby und holt die Flipflops raus.

Halifax ist eine sehr überschaubare Stadt, etwa so in der Größe einer deutschen Kleinstadt. Wohnt man auf dem Campus der SMU oder in der Nähe kommt man innerhalb von 15 Minuten nach Downtown, wobei tagsüber auch genug Busse fahren, die man mit dem U-Pass umsonst nutzen kann. Downtown gibt es keine typische Fußgängerzone wie in europäischen Städten, sondern auf allen Straßen fahren Autos und Busse. Mir hat einer erzählt, Halifax hat eine der höchsten Pub-Dichten in Kanada. Daher kann man an jedem Wochentag eine Lokalität finden, in der etwas los ist.

Die Saint Mary’s University ist im Gegensatz zu staatlichen deutschen Hochschulen eher klein, was aber auch einen gewissen Reiz hat, da alles überschaubarer ist. Auf dem Campus erreicht man alles in weniger als fünf Minuten und im Winter gibt es sogar einen Tunnel bzw. eine Brücke, so dass man an ganz kalten Tage nicht mal ins freie müsste, um zu den Hörsälen und zur Mensa zu kommen. (wohnt man denn in der Residence auf dem Campus). Wo ein Großteil der hohen Studiengebühren verbleibt, sieht man sofort an den Hörsälen, die alle modern ausgerüstet sind, und auf dem Campus befinden sich Sportmöglichkeiten, die alle von Fulltime-Student kostenlos genutzt werden können.
Bei der Kurswahl sollte man sich nicht abschrecken lassen, ob denn die Englisch-Kenntnisse reichen oder ein Kurs eventuell schon voll ist. Habe von niemandem gehört, der wegen Sprachproblemen von einem Professor aus dem Kurs geschmissen wurde, und in die Kurse kommt man rein, indem man sich entweder in der Sprechstunde beim Professor vorstellt oder einfach wartet bis genug Kanadier den Kurs als zu schwer empfinden und nicht mehr kommen. Und wenn die Kanadier den Kurs als zu schwer empfinden, heißt es nicht, dass er nach unserem Verständnis schwer ist. Sicherlich muss man sich am Anfang noch sehr auf das Zuhören konzentrieren, aber nach ein paar Wochen stellt man fest, dass einen die Kurse, wenn man denn ein bisschen Zeit investiert, nicht gerade überfordern. Durch Hausarbeiten und regelmäßige Test, bleibt man immer auf Trab, was einem bei der Notenbildung aber auch zu gute kommen kann, da nicht die nur die Abschlussklausur wie bei uns die Gesamtnote stellt. Wenn man also von Anfang an reinklotzt, kann man es am Ende lockerer angehen lassen, ohne noch große Notensprünge zu befürchten.

Während meines Aufenthalts habe ich in der Residence gewohnt und kann es jedem nur empfehlen, der Kontakt zu Kanadiern erlangen möchte. Es ist vielleicht ein bisschen teurer als privat etwas zu organisieren, aber meiner Meinung nach hat es sich gelohnt, da man eben auch direkt vor Ort wohnen kann. Ein Doppelzimmer wie ich es hatte, würde ich nicht gerade empfehlen, da man ab und zu doch mal seine Ruhe haben will und durch die offene und freundliche Art der Flurmitbewohner auch so schnell Kontakte knüpfen kann. Und bei den Doppellzimmern weiß man eben nie, wen man als Zimmerkollegen bekommt, was bei doch relativ kleinen Zimmern schnell zu schlechter Laune führen kann.
Auf jeden Fall sind die gemeinschaftlichen Aktivitäten mit den Flurmitbewohnern sehr bereichernd, auch wenn man als Deutscher mit Abstand der Älteste ist, was bei einigen Gesprächen eine gewisse Anpassung voraussetzt. Sucht man sich eine WG off-campus, hat man meistens ältere Mitbewohner, da in den Wohnheimen eher die jüngeren Kanadier wohnen, da sie privat noch keine eigene Wohnung mieten dürfen.

Da Kanada ein sehr weitläufiges Land ist, braucht man für Ausflüge in die Umgebung eigentlich immer ein Auto. Die gibt es aber meistens einigermaßen günstig zu mieten, vor allem, wenn man eine große Anzahl von Leuten hat und einige schon über 25 Jahre alt sind. Einige Ausflüge werden auch vom International Center organisiert, die man meiner Meinung nach alle mitmachen sollte, um einfach einen besseren Eindruck vom Land zu bekomme und was zu erleben. Für private Touren kann ich vor allem Cape Breton im Herbst empfehlen, das aufgrund der Farben der Laubbäume vielleicht zu keiner Jahreszeit schöner sein kann.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass es eine super Zeit war! Am liebsten würde ich sofort wieder nach Halifax und meine kanadischen Freunde treffen.
Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen, etwas Einblick in Kanada, Halifax und die SMU geben.