19 Jun
Erfahrungsbericht von Nirvana E.

California State University San Bernardino


Stadt: San Bernardino
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2017 bis 03/2018
Heimathochschule: Heilbronn HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die California State University San Bernadino befindet sich in San Bernardino, dem größten County der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Universität befindet sich im nördlichen Stadtteil von San Bernardino und liegt direkt am Fuße der Berge. Das Maskottchen der Universität ist der Kojote, kurz auch „Yote“ genannt und alle Studenten sehen sich selber als Teil des Rudels und als Kojoten an.

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Campus

Das Campusgelände ist riesig und verfügt über ein Fitnessstudio, Sportplätze, eigene Arena auch ein „Commons“, in dem man gesündere Mahlzeiten zu den Angeboten in der „Student Union“ (Starbucks, Taco Bell, Pizza Hut etc.) finden kann.


Akademisches Jahr

Die California State University San Bernardino verfügt über ein Quarter-System, anstatt von Semestern. Das bedeutet, dass die Quarter eine Laufzeit von zehn Wochen haben, mit Zwischenprüfungen und einer finalen Prüfung.


Vorlesungen

Als internationaler Student muss man mehr für die Studiengebühren bezahlen, hat aber weniger Rechte als reguläre Studenten. Man kann sich nicht wie jeder andere vorab online für einen Kurs einschreiben, sondern muss sobald die Universität angefangen hat, sich persönlich mit einem Formular bei dem Professor einschreiben. Leider ist es in der Praxis nicht so einfach wie in der Theorie, denn meistens sind die Kurse schon voll und die Professoren verweigern einem die Aufnahme in den Kurs. Ich kann daher jedem Interessenten empfehlen den Stundenplan nach der Anzahl „freier Sitze/free Seats“ zu studieren und ggf. Alternativen zu suchen. Ich musste jedoch nicht viele Kurse abändern, da mich die Professoren nach einem persönlichen Gespräch in den Kurs aufgenommen haben und ich mir lediglich für die Fächer eine Unterschrift bei dem zuständigen Department (Gibt es für jeden Fachbereich) abholen musste. Das International Office bietet zudem auch gute Betreuung an.


Lehrformen

Die Lehrformen in den USA sind sehr verschieden zu denen in Deutschland. Sie erinnern vermehrt an das reguläre Schulsystem mit zahlreichen Hausaufgaben und Anwesenheitspflicht. Gerade dieser Aspekt ist für mich sehr dubios, nachdem die Studenten der California State University San Bernardino hohe Studiengebühren pro Quarter zahlen müssen und Punkte für ihre Anwesenheit bekommen.Meiner Meinung nach, sollte man bei diesen Geldbeträgen freiwillig zur Universität gehen und nicht mit Anwesenheitspunkten belohnt werden, da dies die eigentliche Leistung eines Studenten verzerrt.

Im ersten Quarter habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Professor die Endprüfung verschoben hatte, nachdem Studenten am Tag der eigentlichen Prüfung in den Kurs kamen und gefragt haben, ob die Klausur verschoben werden könnte, da sie noch nicht lernen konnten. Dies wäre in Deutschland undenkbar, da Studenten früh lernen verantwortungsbewusst zu sein und ihre Lernzeit effektiv einzuplanen.

Zu guter Letzt bekommt man in den USA Punkte für die Mitarbeit, die eingereichten Hausaufgaben, Zwischenprüfungen und Tests, sowie Extra Credit Punkte mit Aufgaben, wie beispielsweise bestimmte Filme zu schauen oder zu einem Museum zu gehen. Zusätzlich verteilen viele Professoren Study Guides, die sehr an die Führerschein-Theoriebögen erinnern, da wortwörtlich dieselbe Aufgabenstellung mit Lösung in der Klausur abgefragt wird und man letztendlich nur auswendig lernen kann und eine gute Note erzielen kann. Es liegt mehr der Fokus darauf, dass jeder besteht, da die Studenten Geld für ihre Ausbildung bezahlen, anstatt auf eigentliches Lernen und Weiterentwickeln. Ebenso wird weniger Wert auf Transferwissen gelegt.

Jedoch ist die Qualität der Lehrenden sehr gut und man pflegt zu ihnen ein recht freundschaftliches und lockeres Verhältnis. Bei vielen Professoren sind „deutsche Studenten“ sehr hoch angesehen und werden gerne als „Paradebeispiel“ gesehen.


San Bernardino

Standort und Lage

San Bernardino erstreckt sich über 153,5 Quadratkilometern mit ungefähr 209.961 Einwohnern. Die Bevölkerung ist gemischt, aber zu 66 Prozent von hispanischen Nationalitäten und Afroamerikanern geprägt. San Bernardino ist meist durch negative Nachrichten bekannt geworden, da sich hier eine sehr hohe Kriminalitätsrate abzeichnet. Die Stadtmitte von San Bernardino bietet für Touristen wenig Sehenswürdigkeiten an, jedoch befindet sich hier das erste McDonald’s Restaurant, das eröffnet wurde. Von San Bernardino ist man innerhalb einer Stunde in Los Angeles und Umgebung. Während meines Aufenthalts habe ich immer wieder Tagesausflüge nach L.A unternommen, um die beliebten Strände und Sehenswürdigkeiten zu sehen.

San Bernardino würde ich neben dem Campusgelände und den angrenzenden Supermärkten weitläufig meiden, da viele Gebiete zu bestimmten Uhrzeiten gemieden werden sollten. Das Campusgelände ist hingegen sehr gesichert und man hat sich stets sicher und wohl gefühlt. Die Universität legt sehr viel Wert darauf, dass die Studenten in Sicherheit sind und verfügt über eine campuseigene Polizei, sowie Notrufsäulen, die mit Kameras ausgestattet sind.

Wer nicht weit fahren möchte, kann dank Uber jederzeit zu beliebten und schönen Städten wie Redlands, Ontario und Riverside fahren (ca. 25-35 Minuten Autofahrt). Redlands bietet sich für einen Kinoabend super an und verfügt über tolle Restaurants und Bars. Ontario hingegen ist besonders für seine große Indoor-Mall bekannt, sowie der Outdoor Shopping-Mall in Victoria Gardens, die besonders zur Winterzeit sehr schön geschmückt ist. Riverside startet zur Winterzeit das sogenannte „Mission-Inn“ Lichterfest, bei dem man die typische Weihnachtsbeleuchtung der Amerikaner bestaunen kann.

Wer gerne in der Natur unterwegs sein möchte, dem empfiehlt sich ein Ausflug mit dem Auto zum Big Bear Lake (besonders im Winter, da hier Wintersport betrieben werden kann).  


Wohnsituation

Bereits vor meiner Ankunft habe ich mich um eine Unterkunft gekümmert. Über Facebook (Besucherbeiträge der CSUSB FB-Seite) habe ich letztendlich ein eigenes Zimmer in einer Wohngemeinschaft gefunden. Ich lebte mit zwei Mitbewohnern und einer Mitbewohnerin zusammen, die alle Studenten sind (jedoch bin ich die einzige internationale Studentin). Das Zimmer war unmöbliert und ich habe die ersten Tage auf einer Matratze geschlafen, bis ich mir letztendlich ein Bett mit Matratze für 140 USD zugelegt habe. Die Lage von meiner WG ist perfekt, denn die Wohnung ist wenige Gehminuten von meiner Universität entfernt und liegt direkt neben dem University Village in einer Gated Community (mit Pool). Wer nicht gerne on-Campus wohnen möchte, der kann sich auf dem Kendall-Drive nach Wohnungen umschauen. Preislich lag die WG mit 500 USD weit unter den Mietpreis von anderen Angeboten.


Auto, Supermarkt und Co.

Wer in San Bernardino ankommt, wird sehr schnell merken, dass man ohne einen fahrbaren Untersatz ziemlich aufgeschmissen ist. Uber bietet Abhilfe, ist jedoch auf Dauer eine kostspielige Unternehmung. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht wirklich zuverlässig und kommen sehr selten an den Bushaltestellen in Campus-Nähe vorbei, jedoch kann man diese als Student kostenlos nutzen.

Supermärkte wie Ralphs, Stater Bros und Wal-Mart sind mit dem Auto nicht mehr als 5 Minuten entfernt, zu Fuß benötigt man jedoch eine halbe Stunde oder länger.

Wer am günstigsten einkaufen möchte, dem empfehle ich den Superstore Wal-Mart in Richtung Riverside, oder einen ALDI in Richtung Redlands. ALDI ist bei dem Amerikaner nicht wirklich beliebt, da sie dem Konzept des Münz-Einkaufswagen nicht glauben. Somit ist der ALDI stets leer und bietet neben günstigen Preisen, auch manche familiäre und einheimische Produkte an.

Wer kein Auto kaufen möchte, aber trotzdem gerne eines mieten möchte, dem empfehle ich Dirt Cheap Car Rental in San Diego. Diese bieten gerade für Studenten unter 24 Jahren günstige Konditionen und Langzeitmieten mit unbegrenzten Meilen und vollem Versicherungsschutz an. Auf diese Art und Weise habe ich einen Nissan Sentra für ca. 580 Dollar im Monat mit unbegrenzten Meilen und Versicherung mieten können. Man sollte jedoch vorher mit Dirt Cheap Car Rental abklären, in welchem Gebiet man fahren möchte, da für Las Vegas, Grand Canyon etc. andere Konditionen gelten.

Um stressfrei und günstig nach San Diego zu kommen, empfehle ich einen Greyhound Bus!


Kontakte zu Personen außerhalb der Hochschule

In San Bernardino ist es schwierig Leute außerhalb der Hochschule kennen zu lernen, jedoch habe ich viele Freundschaften durch gemeinsame Vorlesungen mit Einheimischen schließen können. Darüber hinaus habe ich an verschiedenen Ausflügen teilgenommen und dadurch weitere Studenten oder Alumni kennengelernt. Daher kann ich auch jedem raten, das Ausflugsprogramm des Recreation Centers (Campuseigene Fitnessstudio) wahrzunehmen. Den größten Kontakt hatte ich hauptsächlich zu meinen Mitbewohnern, da wir wie eine kleine Familie zusammengewachsen sind und vieles gemeinsam unternommen haben.


Allgemeine Eindrücke und Erfahrungen

Allgemein konnte ich sehr viele positive Erfahrungen sammeln und vor allem tolle Freundschaften schließen. Jeder war stets hilfsbereit und die Professoren nahmen mich als sehr fleißige Studentin war, die deren Erwartungen über Deutsche gerecht wurde.

Natürlich habe ich auch die Schattenseiten Amerikas gesehen, wie beispielsweise die Kriminalität, die Waffenproblematik und der Drogenkonsum. Durch Tagestrips nach Los Angeles musste ich ebenfalls feststellen, dass die Realität nicht so glamourös aussieht wie es in den Hollywood Filmen dargestellt wird und Downtown L.A eine besonders dreckige Stadt ist mit sehr vielen Obdachlosen, die direkt auf dem Walk of Fame zwischen Müllsäcken kampieren.

Darüber hinaus habe ich einen Polizeieinsatz mit Polizeihubschraubern und Spezialeinheiten an meiner Universität miterlebt, nachdem Einschüsse gemeldet worden sind und die Polizei nach dem Verdächtigen gesucht hatte. Auch das Motto „Big, bigger, America“ trifft es auf den Punkt. Bereits nach meiner Anreise stellte ich fest dass es keine Portionen, oder Lebensmittel gibt, die nicht in XXL verfügbar sind. Dieses Motto zieht sich dann durch die Infrastruktur mit großen Straßen und Häusern, sowie Autos und den Supermärkten wie beispielsweise Wal-Mart.

Ebenso ist gesundes Essen weitaus teurer als Fast Food und von diesem gibt es reichlich! Dennoch kann ich allgemein behaupten, dass Amerika ein vielfältiges Land ist, mit verschiedensten Kulturen und eine atemberaubende Landschaft hat. Natürlich konnte ich es mir nicht entgehen lassen den Grand Canyon zu besichtigen und Städtetrips zu machen. Generell habe ich immer versucht an Ausflügen teilzunehmen, um möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Daher habe ich auch beispielsweise beim „Dia de los Muertos“ (Ein mexikanischer Feiertag in Gedenken an die Toten) in Los Angeles teilgenommen oder habe eine Studiotour durch die Warner Bros. Studios gemacht und ein Basketballspiel der Lakers angesehen, sowie Disneyland und die Universal Studios besucht.


Fazit

Alles in allem war mein Auslandssemester die beste Zeit, die ich bisher hatte, denn ich war das erste Mal in meinem Leben komplett auf mich alleine gestellt und konnte meinen Fokus komplett auf mich und meine Ziele setzen. Ich bin dadurch selbstbewusster und zielstrebiger geworden und natürlich unabhängiger. Ebenso hat sich mein Englisch sehr verbessert und ich habe keine Bedenken mehr in der Öffentlichkeit oder bei Präsentationen auf Englisch zu sprechen. Mir gefällt die englische Sprache so sehr, dass ich auch zu Hause in Deutschland weiterhin Bücher auf Englisch lese und ebenso Filme in ihrer Originalsprache ansehe. Darüber hinaus habe ich durch das Auslandssemester meinen Wunsch bestätigt, einmal im Ausland leben und arbeiten zu wollen. Diesen Wunsch werde ich nach meinem Bachelor-Abschluss anstreben.

Ich kann jedem ein Auslandssemester ans Herz legen und würde auch im Nachhinein dieselbe Universität und das gleiche Land wählen.