11 Feb
Erfahrungsbericht von Nadine M.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios


Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL, Kommunikationswissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2012 bis 12/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Da ich interkulturelles Management und Kommunikation studiere, stand für mich von Anfang an fest, das ich nach Lateinamerika gehen möchte, da ich mich gerne auf die dortigen Kulturen spezialisieren möchte und somit mehr Erfahrungen sammeln kann. Auch meine Spanischkenntnisse wollte ich auf Vordermann bringen und konnte mit meinem Auslandssemester an der Universidad de Chile zwei meiner Ziele verbinden und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden!

Vorbereitung

Ich habe mich relativ kurzfristig dazu entschlossen, meine Bewerbung über College Contact abzuwickeln, hatte jedoch keinen sonderlichen Stress. Man muss nur auf die Bewerbungsfrist im jeweiligen Wunschland achten. Die Zusage kam dann auch relativ zügig und ab da hieß es: Flug buchen, Sachen organisieren etc. Ich finde es ganz wichtig eine gute Auslandskrankenversicherung abzuschließen, da einem so einiges einfacher gemacht wird. Auch das Visum, wenn man eins möchte sollte rechtzeitig beantragt werden. Es ist nicht wirklich nötig eins zu haben, aber einfach stressfreier, denn ansonsten sitzt man in Chile und muss krampfhaft nach 3 Monaten für ein Wochenende ausreisen. Ich fand es entspannter mit Visum, da ich so mit der chilenischen ID ein und ausreisen konnte und nicht immer die doofen Zettel ausfüllen musste ;) Zum Thema Geld ist es wichtig, eine gültige Visakarte zu haben, da man damit einfach echt alles dort unten bezahlen kann. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten und man muss einfach schauen, was für einen selber da am Besten in Frage kommt. Auch die ärztliche Vorsorge sollte man rechtzeitig in Angriff nehmen, da spricht man am Besten mit seinem Hausarzt. Da ich öfter ins Ausland gehe, hatte ich bereits Gelbfieber, Hepatitis A & B Impfungen und war somit „good to go“. Bevor ich geflogen bin habe ich mich schon mal um ein Hostel gekümmert für die ersten Nächte, damit ich nicht mit meinem Kram durch Santiago rennen muss und ein freies Bett suche, was sich als sehr praktisch erwiesen hat!

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Meinen Flug habe ich extra so gebucht, dass ich an einem der angebotenen Transfertage in Santiago ankomme, wo ein Wagen der Uni die Studenten abholt und zu ihrer Unterkunft fährt. In meinem Fall war das ein kleines süßes Hostel in Uninähe. Am Flughafen war ich jedoch erstmal etwas überfordert, da dort ca. 100 Menschen standen mit Schildern gewunken haben und ich verzweifelt meinen Namen auf einem der Schilder gesucht habe. Alle wollen eine Taxifahrt aufschwatzen und es ist einfach nur anstrengend sich da durchzuwühlen mit dem Gepäck, aber machbar! Aus dem Flughafen raus habe ich erstmal einen Schock bekommen, da es seeeehr kalt war und ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass es SO kalt ist. Also nächstes mal eine dicke Jacke ins Handgepäck ;)
Falls ihr nicht den Transferservice nutzen wollt/könnt, geht zum transvip Schalter und dort bekommt ihr für ca. 10€ ein Taxi in die Region Santiagos eurer Wahl. Am besten schreibt ihr euch das Viertel auf, da sie danach fragen am Schalter. Das ist eine super Transfermöglichkeit, die zuverlässig und schnell ist. Nehmt bloß kein Taxi, die warten nur auf Leute die sich nicht auskennen um überteuerte Fahrten anzubieten. Aber trotzdem würde ich empfehlen nie unfreundlich zu werden, einfach ein nettes „No gracias“ ist meist die beste Lösung.


Wohnen

Wie bereits erwähnt habe ich am Anfang ein Hostelzimmer gebucht, um mir vor Ort eine Wohnung / WG zu suchen, da ich nicht bei einer Gastfamilie wohnen wollte. Zwar gibt es die Möglichkeit in der Bewerbung anzugeben, ob man in einer Gastfamilie wohnen möchte oder nicht, aber soweit ich das von Mitstudenten gehört habe, haben diese immer ein wenig (bis zu 1 Std) außerhalb gewohnt, nicht vergessen: Santiago ist riesig!
Also vor Ort ins Internet und auf www.compartodepto.cl angemeldet und dort was gesucht. Die Seite ist echt praktisch, da man dort ein Profil anlegen kann wer man ist, was man sucht und einfach seine Nummer angibt und dann von Anbietern sogar angerufen wird. Auf die Art und Weise habe ich mir einige Wohnungen angeschaut und somit direkt ein wenig Santiago kennengelernt, wieder einmal zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Im Endeffekt ist die Wohnungssituation sehr bescheiden. Ich wollte nicht in ein Studentenwohnhaus ziehen, was einfach Häuser sind die meist ein Besitzer haben, der die einzelnen Zimmer vermietet. Mir wäre dort zuviel Party gewesen, man ist schließlich in erster Linie ja doch zum Studieren dort ;)
Somit habe ich ein tolles Zimmer bei einem Chilenen gefunden und mir die Wohnung mit ihm und noch einer Deutschen geteilt. Es war zwar nicht super Uni-nah, dafür aber näher ins Zentrum etc. Mietpreise sind dort meiner Meinung nach sehr hoch und vergleichbar mit Karlsruhe/Stuttgart Wg-Zimmer. Nicht aufgeben beim Suchen, man sieht viel nicht so tolles, bevor man etwas ansprechenderes findet ;)


Studium an der FEN (Faculdad de Economia y Negocios)

Da ich von meiner Heimatuni aus nur englische Kurse belegen durfte, bezieht sich dieser Abschnitt ausschließlich auf englische Kurse. Ich habe Kurse gwählt, die mit Lateinamerika und Wirtschaft zu tun haben. So haben wir in „Intercultural Business Challenges in Latin America“ viel über die Besonderheiten der Lateinamerikanischen Kultur in Geschäftsangelegenheiten geredet und diskutiert. Dieser Kurs war einer meiner Lieblingskurse, da er einfach vom Inhalt perfekt zu meinem Studiengang passte. Dieser Kurs, wie auf „Globalization, Treaties and Trade Agreements“ wurde von Prof. Paz Betancourt unterrichtet. Sie spricht neben Englisch und Spanisch auch sehr gutes Deutsch und Französisch, was echt lustig ist. In diesem Kurs haben wir fast alle Verträge und Abkommen zwischen Chile und allen Möglichen Ländern besprochen, was sehr interessant, aber auch etwas verwirrend war, da es ganz schön viel ist. „Latin America in World Affairs“ wurde von Prof. Walter Sanchez unterrichtet, der echt cool drauf ist. Er mag Austauschsstudenten sehr und hat sehr viel Wissen in dem Bereich Politik und Wirtschaftsbeziehungen. „International Business“ war für mich eher Wiederholung der vorherigen Semester, es ging um Marketing, Unternehmenskultur, Umweltanalysen und und und. Dies war der einzige Kurs der sehr voll war und auch viele Chilenen drin saßen, da er zu deren Pflichtprogramm gehört. Dann hatte ich noch einen Spanischkurs bei Miss Annie, welcher mir jetzt nicht unglaublich viel gebracht hat, den ich aber belegen musste um Spanisch in Deutschland anerkannt zu bekommen.
Zur Kurswahl ist noch zu sagen, dass eigentlich gesagt wird, man solle nur 3 große Fächer nehmen, ich bin jedoch mit den 4 sehr gut zurecht gekommen. Prüfungstechnisch will ich gar nicht viel zu sagen, da es mir schien, dass die Profs das je nach Lust und Laune immer wieder umschmeissen und ich hab bis heute nicht verstanden wie und warum sich manche Leistungen errechnet haben. Wichtig ist die Anwesenheitspflicht. Es gibt Kurse, in denen man durchfällt, wenn man mehr als 20% gefehlt hat. Vorsicht: bei zwei Stunden die Woche geht das schneller als man denkt ;)
Einige Profs haben viel Verständnis dafür, wenn man sagt man reist eben ein bisschen, andere so gut wie gar keins. Was ich jedoch gelernt habe ist, dass die direkte Kommunikation mit dem Prof immer die beste Lösung ist und man so meistens mehr erreicht.
Die FEN hat außerdem ein riesiges Sportangebot, was auch sehr intensiv genutzt wird, weil die Chilenen einen Sportkurs belegen MÜSSEN. Dies gehört zur Philosophie der Uni, was ich total super finde. Ich habe Zumba gemacht. Und es gibt auch eine riesige Auswahl an Tanzkursen, welche am Ende des Semesters eine Aufführung hatten. Es war toll zuzuschauen, was man in einem Semester so alles für Moves lernt ;)
Das International Office der FEN ist super! Da gibt es nichts zu meckern, da immer einer ansprechbar ist, egal was für Problemchen man hat. Stephanie möchte ich hier mal besonders erwähnen, da sie einen tollen Job gemacht hat. Trotz über 80 Austauschstudenten kannte sie von jedem den Namen bereits nach der Einführungsphase, was ich persönlich sehr eindrucksvoll finde. Sie war sehr bemüht uns in die Aktivitäten der FEN einzubeziehen und hat uns über besondere Aktionen auf dem Laufen gehalten.
Zur weiteren Betreuung gehörte ein Language Partner, der optional war, jedoch sehr toll um erste Kontakte zu knüpfen und die Kultur aus erster Hand zu erleben. So ist man gemeinsam ausgegangen, zusammen in der Mittagspause in der Mensa gegessen etc.


Leben in Santiago de Chile

Das beliebteste Fortbewegungsmittel ist die Metro und auch das wohl zuverlässigste und durchschaubarste. Ich bin täglich mit der Metro in die Uni gefahren und je nach Uhrzeit kann es schon sehr voll werden. Da darf man dann aber nicht zimperlich sein, sondern muss einfach mitdrängeln, da gibt es dann keinen persönlichen Raum mehr, sondern da stehen die Leute quasi Nase an Nase. Wenn es draussen kalt ist, fand ich das Gedrängel immer am Schlimmsten, da einem unglaublich warm wird in so einer Menschentraube und man dann umso mehr friert wenn man wieder an die frische Luft kommt. Um nicht jedes mal ein Ticket zu kaufen, kauft man sich einmalig die BIP-Karte, die man mit Guthaben aufladen kann und dann einfach sich damit immer „eincheckt“. Auch den Studentenausweis der FEN kann man mit Guthaben aufladen! Leider gibt es für Austauschstudenten nicht den Studentenbonus, somit muss man jede Fahrt 600 Pesos zahlen, einen knappen Euro. Neben der Metro gibt es noch die „Micros“, das sind zu deutsch die Busse. Sehr heikle Angelegenheit, da keine Stationen angesagt werden und die auch fahren wie die Bekloppten. Ich persönlich bin da lieber Metro gefahren. Oder abends wenn die Metro schon geschlossen hatte (23/24 Uhr) immer ein Taxi, was auch unglaublich preiswert ist im Vergleich zu deutschen Taxen. Hier die Mädels alleine am Besten immer ein Radiotaxi nehmen, die sollen sicherer sein.

Lebensmittel einkaufen war für mich immer nervig, denn: es ist teuer, es ist schwer und es ist weit! Da man ja kein Auto hat, muss man alles mit der Metro erledigen und ist quasi darauf angewiesen alles in einem Laden zu kaufen, da man mit der Metro einfach nicht so flexibel ist. Lebensmittel sind teuer in Chile! Ich hab mich im Nachhinein wieder in Deutschland erschrocken, wie günstig man doch hier einkaufen gehen kann. Besonders Wurst und Käse sind im Supermarkt teuer. Man kann diese Sachen günstiger auf einem Markt kaufen, der bekannteste ist wohl „La Vega“. Dort bekommt man alles frisch und günstig. Auch Obst und Gemüse in Massen! Es ist ein Erlebnis dort einkaufen zu gehen, was man sich auf keien Fall entgehen lassen sollte!
Essen in Chile im allgemeinen ist schwer zu beschreiben, da es wenige Sachen gibt die typisch Chile sind, zumindest in Santiago. Auf jeden Fall essen sie gerne Avocado. Die findet man in fast allen Gerichten, und ich meine alle Gerichte: Hot Dog, Hamburger, Sushi, Reis, Fisch, Fleisch etc. Es gibt sehr viel Fast Food und wenige wirklich gute Restaurants. Also lieber selber kochen ;)

Freizeit in Santiago sieht meistens so aus: man geht Trekken, oder ähnliche Outdooraktivitäten, man geht in die Mall oder ins Stadtzentrum und trinkt einen Starbucks, oder man fährt einfach mit dem Bus in anliegende Städte für einen Wochenendausflug um dem Smog zu entkommen. Wer auf Trekking steht, wird dort total auf seine Kosten kommen. Es gibt viele Facebook-Seiten, die zu Ausflügen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden einladen und auch Wochenendtrekking anbieten. Eine super Gelegenheit um neue Leute kennenzulernen! Für Wochenendausflüge bietet sich Valparaiso und Vina del Mar an, sie sind mit dem Bus für ca. 10€ innerhalb von 2 Std zu erreichen. Auch nach Pomaire, Pichilemu und San Antonio ist es nicht sehr weit. Wer auf Wein steht kann hier unzählige Weingüter besuchen und eine Weinprobe nach der anderen machen. Es ist unglaublich wie viel Wein es in den Regionen rund um Santiago gibt. Unter anderem das auch in Deutschland bekannte Label „Concha Y Tore“ mit dem Wein „Casillero del Diablo“. Vor allem der Rotwein ist sehr gut!
Auch Feiern kann man in Santiago gut und zwar in dem sehr bekannten Viertel „Bellavista“, wo sich eine Kneipe an die andre reiht und super viele Studenten rumhängen. Wir haben gerne den „Pub Crawl“ mitgemacht, wo man Leute aus aller Welt kennenlernt und einfach ne super Zeit hat, und mehrere Clubs /Bars kennenlernt.

Bei dem ganzen Spaß und allem Pipapo, sollte man jedoch nicht vergessen, dass man in Santiago de CHILE ist und der ein oder andere gerne dein Geld klauen will oder auch einfach alles andere was du so bei dir hast. Von meinen Mitstudenten habe ich die dollsten Geschichten mitbekommen. Es ist einfach super viel weggekommen: Iphones, Blackberrys, Taschen, Geld, Portemonnaies, Kameras, Ipods und und und. Ich will keinem Angst einjagen, aber ich finde man sollte nicht vergessen, auf seine Sachen aufzupassen. Mir ist nichts geklaut worden, ob es Glück war oder ich mich gut angestellt hab, who knows. Einfach aufmerksam sein, gerade in Metros zu Stoßzeiten, an vollen Orten, an einsamen Orten, spät im Bus (am liebsten lasst das ganz sein!!) Aber wenn man sich an solche in meinen Augen Kleinigkeiten hält kann man es sehr genießen!


Schlussworte

Alles in einem kann ich das Semester an der FEN nur empfehlen! Ein weiterer Tipp ist mehr Zeit nach dem Semester einzuplanen und auch rechtzeitig zu planen für: REISEN. Ich selber bin 10 Tage in der Atacama Wüste gewesen und von dort aus mit dem Jeep durch die Wüste nach Bolivien und will es jedem ans Herz legen diese einmalige Erfahrung nicht sausen zu lassen. Außerdem gibt es in Chile noch Pantagonien, wo ich leider nicht mehr hingekommen bin. Dafür bin ich durch Brasilien, Uruguay und Argentinien einen Monat lang gereist. Es ist auf jeden Fall klasse noch etwas Reisezeit einzuberechnen und ach ja: Geld ;) Und vor allem immer locker bleiben, wir sind in Lateinamerika, da läuft das alles chillig ab ;)
Zum Abschluss unser Lieblingsspruch:
Let’s chill in chilly Chile!