4 Jul
Erfahrungsbericht von N. N.

University of Chicago - Graham School of General Studies


Stadt: Chicago
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2017 bis 03/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich war von Januar 2017 bis März 2017 an der University of Chicago (UChicago) und belegte dort drei Kurse an der Booth Business School. Mein Hintergrund ist ein wenig anders verglichen mit den gängigen Austauschstudenten, welche über das GSAL Kurse an der UChicago belegen, daher hole ich ein wenig weiter aus.

An meiner Heimatuniversität studiere belege ich einen als Master of Science in Wirtschaftsingenieurwesen. Deshalb waren für mich Kurse an der Booth Business School weitaus interessanter, als die von der UChicago angeboten Kurse. Wie ich in meinem Bericht erläutern werde, war exakt diese Kombination ein wenig kompliziert und minderte ein wenig mein überaus positives Gesamtfazit. Da zu dem Zeitpunkt, als ich mich beworben habe, nur wenig Informationen über diese „Vorgehensweise“ vorlag, glaube ich jedoch, mein Erfahrungsbericht liefert interessante Einsichten für Studenten, die Ähnliches vorhaben.

Bewerbung

Wie der Bewerbungsprozess abläuft ist bereits sehr detailliert beschrieben von CC, hier möchte ich kurz das Team von CC loben, welches jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Nachdem meine Bewerbung durchsichtet wurde, erhielt ich relativ zügig eine Zusage seitens UChicago. Es folgt ein sehr lockeres Interview mit der Leiterin des GSAL-Programms, in dem kurz auf deinen Lebenslauf eingehst und deine Motivation für das GSAL-Programm erläuterst. Alles in allem würde ich sagen, dass die Bewerbungsanforderungen relativ gering sind (sicherlich ein ganzes Stück geringer als z.B. eine Bewerbung für ein Vollzeitstudium an der UChicago).

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Universität

Ok, zunächst muss ich hier ein wenig weiter ausholen. Die University of Chicago ohne Zweifel eine der renommiertesten und angesehensten Unis der Welt (renommierter als so manche Ivy School). Die Graham School ist eine Art Erweiterung der Uni, welche es Außenstehenden ermöglicht, Kurse an der Uni zu belegen. Dies ist ein gängiges Konzept in den USA und wird von den meisten Top Schools angeboten (diejenigen, denen das Konzept fremd ist, googelt mal nach „Professional School + Top Uni“ oder „Extension + Top Uni“. Über die Graham School erlangt man dann Zugriff auf die Unisysteme und kann sich quasi wie als „regulärer“ Student in die entsprechenden Kurse einschreiben. Jetzt kommt allerdings der komplizierte Part, in der Regel haben Vollzeitstudenten der Uni Vorrecht und für manche Fakultäten und Kurse gibt es spezielle Richtlinien (mein Tipp, rechtzeitig informieren und klar formulieren, was man vorhat). Ich habe mich für die komplizierteste Variante von allen entschieden und zwar, ausschließlich Kurse von der Booth School of Business zu belegen (Erklärung siehe unten). Booth an sich ist eine der besten Business Schools der Welt und der Name hält definitiv, was er verspricht.


Kurse

So, nun kommen wir zum wohl größten Negativpunkt, Kurswahl. Als GSAL-Student nimmt man nicht an dem offiziellen Kursbieten teil, sondern muss bis eine Woche vor Beginn der Kurse warten. Die logische Konsequenz ist, dass die beliebtesten Kurse bereits vergeben sind. Die gute Nachricht ist, dass immer noch eine beträchtliche Anzahl an Kursen zur Auswahl steht, unter anderem fast alle Grundkurse. Die schlechte Nachricht ist, dass dieser „non-booth“ Status zieht sich durch das ganze Term. Als „non-booth“-Student darf man weder die hauseigene Bücherei nutzen noch Gruppenräume buchen oder erhält Einladungen zu den Booth-Veranstaltungen. Trotz dieser Einschränkungen sollte hier erwähnt werden, dass es wenig andere Top Tier Business Schools in den USA gibt, welche es erlauben, mehr als einen Kurs über „Extension-Schools“ zu belegen.

Die Kurse sind qualitativ sehr hochwertig, Dozenten gehören zu den Besten ihres Feldes und der Unterricht ist informativ und abwechslungsreich (in einem Kurs hatten wir eine Weinverkostung zum Beispiel). Unterrichtet wird hauptsächlich mitels Case Studies und ein großer Teil der Note ist in der Regel abhängig von der Beteiligung an den Case-Diskussionen. Der Lernaufwand ist immens, und beinhaltet mehrere Readings als Vorbereitung für jede Unterrichtseinheit, für jeden Kurs. Booth hat neben Vollzeit-MBA-Studenten auch eine Menge Teilzeitstudenten. Das hat den Vorteil, dass fast jede Vorlesung zwei oder drei Mal pro Woche gehalten wird. Die Morgenvorlesungen sind am Uni-Campus, während die Abend- oder Wochenendvorlesungen in Downtown am „Gleacher Center“ sind. Es hat sich im Endeffekt rausgestellt, dass es vielen Professoren egal ist, welche Vorlesung man tatsächlich besucht (im Gegensatz zu dem, was auf der offiziellen Booth-Webseite steht).

Unter der Berücksichtigung aller genannter Faktoren, glaube ich, ein Semester (bzw. Quarter) an der Booth mittels dem GSAL-Programm macht Sinn, wenn:

  • a) Kein Zwang besteht, bestimmte Kurse belegen zu müssen
  • b) Grundkurse (Fin. Accounting, Macroecononmics, etc.) im Masterstudium noch nicht belegt wurden

Freizeit

Ich habe bereits mehrere Städte in den USA besucht und Chicago gehört zu meinen Top-Städten von nun an. Es hat ein wenig New-York-Charme, jedoch ohne die Hektik und kleiner. Die Stadt hat viel zu bieten, dazu gehören mehrere absolut interessante Museen, eine lebendige Partyszene und sogar ein paar Strände. Als einer der wenigen Städte in den USA, ist die Fortbewegung mit den Öffentlichen ziemlich gut. Dazu kommt, dass Uber/Lyft sehr günstig sind, ich habe oft Uber genutzt, um in die Stadt gefahren ($3-$5).

Die UChicago veranstaltet sehr viele Events, meistens mit einem kulturellen Fokus. In Deutschland nicht so bekannt, aber die Uni hat einen gewissen „Nerd“-Ruf, weshalb nicht viele Studenten so partygierig sind (insbesondere Undergrads). Booth-Studenten auf der anderen Seite feiern mindestens einmal in der Woche, meistens am Donnerstag. Da jedoch kein Zugriff auf eine Booth-E-Mail gewährt wird, muss man jemand finden, der einem die Einladungen zu den Parties weiterleitet.


Unterkunft

Die meisten Booth-Studenten wohnen in Downtown in dem MPP. Als GSAL-Student hat man leider keine offiziellen Möglichkeiten, an diese Wohnungen ranzukommen, allerdings gibt es einen kleinen Umweg. Die UChicago hat eine interne Wohnungsmarkt-Plattform. Hier werden neben Wohnungen am Campus auch gelegentlich Wohnungen im MPP angeboten. Ich habe mich für eine WG am Campus entschieden. Der Preis für eine Wohnung (Zweier-WG) im MPP beläuft sich auf etwa $1500 pro Person, während ein Zimmer in einer WG am Campus um die $500-600 kostet. An dieser Stelle möchte ich betonen, wie wunderschön der Campus ist. Auch wenn partymäßig nicht so viel los ist (ich denke sowieso, dass Party nicht zu den Hauptfaktoren gehört, wenn mit einem Semester an der UChicago geliebäugelt wird), der Campus ist ein architektonisches Highlight und die UChicago gibt sich Mühe, das Campusleben so angenehm wie möglich zu machen. Neben einer schier unendlichen Möglichkeit an Studyrooms befindet sich auf dem Campus ein Fitnessstudio inkl. Schwimmbad, mehrere Cafe’s und Restaurants sowie das Internationalhouse, welches ebenfalls regelmäßig Events organisiert.


Betreuung vor Ort

Auch wenn alle Mitarbeiter von dem GSAL sehr nett sind und darum bitten, einen regelmäßigen Kontakt zu halten, für mich hatte es wenig Nutzen. Die zwei Treffen, an denen ich teilgenommen habe, erinnerten mich mehr an einen Kult und Esther (die Person, mit der das Telefoninterview gehalten wird), ist ziemlich aufgedreht. Bei Kursfragen habe ich mich lieber direkt an Professoren gewendet (welche mein aktives Vorgehen sehr begrüßt haben) und auf die meisten Fragen, habe ich selbst eine Antwort gefunden, mittels Kommilitonen oder die Internetseite. Ich muss dazu allerdings sagen, dass ich der einzige „internationale“ Student war, ggf. ist die Situation anders bei einer größeren Gruppe. Ich glaube aber selbst dann ist man in vielen Situationen eher auf sich alleine gestellt. Für mich war das kein störender Faktor, sondern hat mir geholfen mehr „aus mir rauszukommen“ und aktiver auf Leute zuzugehen.


Kosten

Booth ist nicht günstig und auch Chicago gehört nicht zu den billigsten Städten. Ob Preis / Leistung gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, für mich war die Möglichkeit, ein Term an einer der Besten Business Schools der Welt zu belegen, der entscheidende Faktor. Für drei Kurse, inkl. Administrative Gebühren, Krankenkasse usw. habe ich um die $19,000 gezahlt. Dazu kamen $600 für die Wohnung + weitere $800 für Lebenshaltungskosten pro Monat. Ich denke, man kann durchaus günstiger über die Runden kommen, ich habe z.B. in der Regel 1x pro Tag auswärts gegessen.


Zusammenfassung

Alles in allem blicke ich sehr positiv aus meine Zeit in Chicago zurück. Ich habe mich nicht nur fachlich weiterentwickelt, sondern auch menschlich. Gerne hätte ich noch weitere drei Monate angehängt, die Zeit ist wirklich sehr schnell verflogen. Abgesehen von den Komplikationen als „non-Booth“-Student (wie bereits erläutert, ist dies ist nicht relevant für Studenten anderer UChicago-Fakultäten) habe ich nur positive Erinnerungen an Chicago.