30 Jan
Erfahrungsbericht von N. N.

Kulturstudier - Hoi An

Stadt: Hoi An
Land: Vietnam
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Agrar- und Forstwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Umweltwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2012 bis 11/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nach dem wohl faszinierendsten Semester meines Studiums komme ich nun, knapp 2 Monate nach dem letzten Abgabetermin, endlich dazu einen kleinen Reisebericht zu verfassen. So, here we go.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich wohl zu den Kurzentschlossendsten für solch eine Unternehmung gehöre.

Das hier ist also auch ein Erfahrungsbericht für die eher spontan gesinnte Leserschaft. Und die möchte ich hiermit auch direkt einmal beruhigen. Sich nen Monat vorher zu überlegen man könnte ja mal ein halbes Jahr nach Asien gehen, ist definitiv möglich. So bei mir geschehen im Juli letzten Jahres.

Die Entscheidung wohin solls denn gehen und was solls da geben ließ sich nicht länger herauszögern und die bereits an der Uni besprochenen Erasmus Programme fand ich eher ernüchternd.

Nach Internet-Recherchen bin ich auf die Homepage von Collage Contact gestoßen. Hier pickte ich mir einige asiatische Universitäten und Programme heraus und entschied mich letztlich für das Kulturstudierprogramm Vietnam. Die notwendigen Bewerbungsunterlagen waren schnell runtergeladen, ausgefüllt und fertig zum versenden. Noch ein kurzer Anruf bei College Contact und schon war auch geklärt, dass trotz der etwas problematisch erscheinenden Bewerbungsfrist auch so einer späten Zusage nix im Wege steht.

Ich kann sagen, alles hat bestens geklappt.

Dafür geht der Dank besonders an den Service von College Contact, der mir bei jeder Nachfrage hilfreich und umgehend zur Seite stand, sowie an die deutsche Kontaktperson von Kulturstudier und deren Osloer Büro. Egal was für Fragen aufkamen und was unklar war, es gab jederzeit reichlich Ansprechpartner um alles zu beantworten.

Der einzige Wehrmutstropfen im Hinblick auf die ganze Studienadministration liegt meiner Meinung nach einzig und allein beim Auslandsbafög. Das ganze Kursgebilde in Vietnam, das von der Kulturstudier in Kooperation mit einer Osloer Hochschule und unter Einbeziehung zweier vietnamesischer Unis zustande kommt, ist etwas schwer zu greifen. Daher hat auch das Bafögamt nicht wirklich eine Handhabe. Zuständig ist Mecklenburg-Vorpommern, das sich normalerweise mit Skandinavien, also auch Oslo beschäftigt. So ein Sonderfall einer Immatrikulation dort, mit Studienaufenthalt in Vietnam ist etwas eigenartig. Daher zahlt das Auslandsbafögamt auch nur den normalen Bafögsatz und einen kleinen Flugzuschuss. Die anfallenden Gebühren werden leider nicht übernommen. Zum Glück hatte ich das aber (und wieder geht der Dank an die vielen Ansprechpartner) schnell in Erfahrung gebracht.

Für diejenigen, die jedoch von einer Gebührenübernahme abhängig sind, empfiehlt sich dazu wirklich, vorher nochmal ein paar genaue Informationen beim Bafögamt einzuholen.

Das eigentliche Studiensemester begann schon in Deutschland. Das Programm, das übrigens nur in englischer Sprache durchgeführt wird, hat eine recht umfangreichen Literaturliste. Bevor es also zum Flughafen geht, gibt es eine Selbststudiumsphase. Dabei sind verschiedene Artikel und Kapitel zweier Bücher zu lesen, zu verstehen und in Form eines Essays zu reflektieren. Meiner Meinung nach ist das eine mehr als gute Idee, denn so ist man schon ein wenig mit der Materie vertraut, wenn es denn losgeht. Man hat sich (hoffentlich) intensiv mit den Studieninhalten auseinandergesetzt und fährt nicht ganz ins Blaue.

Nach ca. 15 Stunden Flug landete ich dann in DaNang

Das ist die drittgrößte Stadt Vietnams und liegt etwa 30km entfernt von der neuen idyllischen Heimat für die nächsten drei Monate, Hoi An. Nun kann man entweder ein Taxi nehmen (etwa 300.000 Dong) oder man schlägt sich zur Busstation durch, um von dort Linie nach Hoi An zu fahren. Bus geht etwa jede Stunde und kostet eigentlich 16.000 Dong. Gerade alleine und mit Gepäck werden das aber eher 50.000 Dong, da man halt auch so aussieht, als ist man auf die Fahrt angewiesen. Aber trotzdem ist Bus auf alle Fälle immer noch ne ganze Ecke billiger als die Taxe.

In Hoi An angekommen sind es dann noch etwa 5min Fahrt bis zu den von Kulturstudier gebuchten Hotels. Moto fällt durch das Gepäck wahrscheinlich weg. Also entweder gut zu Fuß sein, oder die Taxe wird doch nochmal kurz bemüht. Und dann, seid ihr da. Hoi An, here we go.

Ich muss an dieser Stelle eine Lanze für das Hey Yen Hotel brechen. Ich hatte wirklich eine wahnsinnig gute Zeit dort, das Frühstück ist großartig und vor allem sind die Leute, die dort arbeiten, der absolute Wahnsinn. Der Höhepunkt jedoch sind gemeinsame abendliche Jam, Karaoke und Reisweinsessions in der Lobby. Trotzdem, auch das Hai Au ist fein. Super nette Leute und ich war immer gern auf nen Käffchen drüben. Trotzdem Hey Yen is where my heart is!

Nichtsdestotrotz möche ich jeden auch nochmal auf die Möglichkeit hinweisen ein eigenes Häuschen zu mieten. Hoi An ist definitiv wunderschön, touristisch und sehr sicher. Wenn man genug Vorlauf hat, lohnt es sich definitiv sich über Wohnungsangebote dort zu informieren oder gar ne kleine WG zu starten. Das spart sogar nochmal Geld. Vielleicht auch einfach ne Woche früher anreisen, dann kann man sich dort umschauen und spontan entscheiden. Ist aber echt optional. Wie gesagt, die Hotels sind schön, sauber und gemütlich, wenn man erst über den leicht aufkommenden Klassenfahrtscharme hinweg ist. Viele der Komilitonen sind in Norwegen und Schweden gerade von der High School runter und verbringen hier den ersten Lebensabschnitt fern des eigenen Elternhauses. Dem sollte man sich bewusst sein. Erstsemester und höhrere Semester halten sich insgesamt etwa die Waage.

Zur Stadt Hoi An ist zu sagen, sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und Teile der Altstadt erfüllen definitiv das Klischee als perfekte Kulisse für den nächsten asiatischen Martial Arts Historienfilm herangezogen zu werden. Wirklich sehr malerisch und interessant. Das Weltkulturerbe sagt es schon, sowas gibt es selbst in Asien nicht mehr oft und so habe ich auch auf meiner zwei monatigen Reise nach Studienende keine solch idyllische Stadt mehr gesehen. Wirklich ein toller Ort für das Studium.

Nach ner Woche zum Einleben (mit Begrüßungsparty, zu der man zum ersten Mal das study center am Strand bewundern darf – dazu aber später mehr) geht es mit den Vorlesungen an der Uni los. Das Programm ist modular aufgebaut. Alle ein bis zwei Wochen gibt es einen neuen Dozenten, der dann ein Thema genauer bearbeitet. Die Dozenten werden zu diesem Zweck aus aller Welt eingeflogen und leben dann für die Dauer der Vorlesung ebenfalls in Hoi An. Die Vorlesungen selbst sind Montags bis Freitags von 08.30 bis 11:45 Uhr. Danach gibt es die Möglichkeit im study center am Strand zu Mittag zu essen und sich danach in der Hängematte dem Literaturkanon hinzugeben... Außerdem gibt es einmal wöchentlich ein etwa 90 min. Seminar im kleinen Kreis. Dort werden die Vorlesungsinhalte gemeinsam rekapituliert, vertieft und diskutiert. Wer nun denkt es gibt nicht genug zu tun, unterschätzt das Selbststudium. Zum Bestehen des Programms muss ein group paper angefertigt, sowie ein home exam (Hausarbeit) geschrieben werden. Dazu sind zwingend ausführliche Recherchen zu den in den Vorlesungen behandelten Themen erforderlich. Viele Texte sollten also gelesen und verstanden werden und das braucht Zeit. Klar kann man auch versuchen, das beim Schreiben der Arbeiten nachzuholen, aber das macht es definitiv nicht leichter. Auch mit Literaturbasis im Hintergrund wünscht man sich eigentlich bei jeder Abgabe nochmal ein oder zwei Tage mehr Zeit.

Das group paper ist verbunden mit einer eigenen Feldforschung. Diese stellt eine optimale Ergänzung der Lehrinhalte dar, da sie eine Möglichkeit bietet, angeeignetes Wissen direkt auf einen selbstgewählten Kontext anzuwenden und darauf zu reflektieren. Von daher kann man jeden Tag ne Ecke Zeit fürs Selbststudium einplanen. Außerdem gibt es noch kleine Aufgaben, die oftmals Mehrarbeit am Wochenende, oft in Gruppen, erfordern.

Trotzdem ist noch genügend Freizeit. Neben möglichen selbstorganisierten Ausflügen an den Wochenenden gibt es zum Beispiel einen gemeinsamen Trip in die Berge. Dort wird dann in einem Dorf übernachtet und man lernt eine andere Seite Vietnams, abseits des Touristmus, zumindestens in Anflügen kennen.

Das study center selbst ist wirklich ein großartiger Ort. Toll zum beisammen sitzen und diskutieren (mitlerweile gibts auch WLAN), am Strand Sonne zu tanken, oder einfach zum ausspannen. Ich glaube ich werde nie vergessen, als ich zum ersten Mal den kleinen Hügel hinauf lief und der Blick auf den Ozean frei wurde...

Noch ein paar Worte zum Organisatorischen vor Ort. Für alles Akademische sind die Kursleiter die besten Ansprechpartner. Insbesondere bevor die Pflichtkonsultationen für die Gruppenarbeit losgehen, schaufeln sie auch reichlich Zeit frei, um weiterzuhelfen und Orientierung zu geben. Alles was organisatorisch abläuft in Hoi An wird von Mr. Vinh geregelt. Er ist der lokale Manager von Kulturstudier vor Ort und in meinen Augen so etwas wie die heimliche Mutti des Kurses. Es gibt meiner Erfahrung nach nichts, was Mr. Vinh nicht irgendwie regeln und organisieren kann. Sei es Unterstützung bei ner Ausflugplanung, ein medizinischer Notfall, oder ein Zusammenstoß mit örtlichen Strafverfolgungsbehörden. Mr. Vinh nimmt es in die Hand und klärt die Sache. Außerdem möchte ich anmerken, dass er im Karaoke unübertroffen, sowie in gängigen Gesellschaftsspielen, wie Billiard, Kicker und ähnlichen, unschlagbar ist...

Meiner Meinung nach hat das Programm einen weiteren unschlagbaren Vorteil. Durch die relativ kurze Kursdauer ist es möglich, während des Semesters eine Reise zu unternehmen. Ich bin so, nach Abgabe der letzten Hausarbeit, die letzten 2 Monate durch Vietnam und Laos getourt und kann jedem nur empfehlen, ebenfalls auf diese Weise das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Vietnam ist ein wundervoller Ort für das Auslandssemester und diese Monate des Studiums sind definitiv ein unvergessliches Erlebnis.

Also, viel Erfolg und Freude allen, die sich für Development Studies in Vietnam entscheiden.