17 Nov
Erfahrungsbericht von Miriam S.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios


Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Sozialwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2016 bis 07/2016
Heimathochschule: Fulda HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ein kurzer Einblick in die Planung und den Verlauf meines Auslandssemesters an der Universidad de Chile, Faculdad Economía y Negocios in Santiago de Chile:

1. Vorbereitung

Die Planung für mein Auslandssemester begann im Juli 2015, als ich in Kooperation mit College Contact begann, nach einer passenden Universität für mein Auslandssemester zu suchen. Zunächst erstellte ich eine Liste mit Prioritäten, welche mir wichtig erschienen, um die Anzahl der angebotenen Universitäten einzugrenzen.

  1. Standort der Universität in Lateinamerika
  2. Kombination aus Kursen in Spanisch und Englisch
  3. Angebot an Kursen, welche mir an der HS Fulda angerechnet werden können
  4. Universität mit einer geringen Anzahl an Austauschschülern
  5. Attraktiver Standort der Universität im Bezug auf Sicherheit und Freizeitaktivitäten

Durch diese Liste konnte die Koordinatorin von College Contact mir verschiedene Universitäten anbieten, welche diese Kriterien zum Großteil erfüllen. Meine Entscheidung für die FEN und Santiago war eine Bauchentscheidung, welche aber besser nicht hätte sein können.

Die Bewerbung verlief an meiner Heimathochschule eher schwierig, da es nicht leicht war die Modulverantwortlichen anzutreffen, um gemeinsam Kurse zu finden, welche angerechnet würden und das Learning Agreement zu unterzeichnen. Als dieser Abschnitt jedoch abgeschlossen war, wurde es um ein vielfaches leichter. College Contact war immer für Fragen erreichbar und kommunizierte sehr klar, welche Dokumente für die Bewerbung notwendig waren und zu welchem Zeitpunkt diese in welcher Form eingereicht werden mussten. Der Bewerbungsprozess war Mitte Dezember abgeschlossen und verlief im Nachhinein gesehen sehr unkompliziert.

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2. Unterkunft

Dieser nächste Abschnitt meines Auslandssemesterberichts soll einen Eindruck geben, auf welche Art und Weise ich in meinen 4 Monaten in Chile gelebt habe. Vor meiner Abreise in Deutschland habe ich ein Hostel in der Nähe der Universität in Santiago gebucht, da ich von dort aus meine Wohnungssuche in der Hauptstadt Chiles starten wollte. Dort traf ich einige meiner neuen Kommilitonen, mit welchen ich mich über verschiedene Wohnungsangebote und Gepflogenheiten des Immobilienmarktes austauschen konnte. Über die Website compartodepto.cl und ein dort erstelltes Profil nahm ich zu verschiedenen Vermietern Kontakt auf, jedoch stellte sich schnell heraus, dass sehr wenige von diesen als seriös wahrgenommen werden können. Viele Wohnungsangebote waren Zimmer in kleinen Wohnungen mit alleinstehenden Männern oder teure Apartments im Stadtzentrum. Durch den Kontakt zu einem anderen internationalen Studierenden erfuhr ich über ein Zimmer in einer WG mit anderen Austauschstudenten, welches mir nach einer Besichtigung zusagte und ich dort schon zwei Tage nach meiner Ankunft, in diesem Sinne am Tag vor Studienbeginn, einzog.

Die Wohnsituation dort stellt sich wie folgt dar: Wir lebten zu zwölft auf drei Etagen, welche in zwei voll ausgestattete Wohnungen unterteilt ist, die jedoch nur durch einen offenen Treppenaufgang geteilt werden. Unsere WG zählt vier Franzosen, vier Deutsche, zwei Belgierinnen, eine Niederländerin und einen Spanier zu ihren Mitbewohnern. Die Umgangssprache zu Hause war zum Großteil Englisch, jedoch haben wir auch eigene Begriffe entwickelt und in unseren Wortschatz aufgenommen, da keiner von uns muttersprachlich Englisch spricht und es oft spezifische Wörter gibt, zu welchen keiner den konkreten Begriff wusste. Dadurch sind Ausdrücke wie: „the thing that you use for …“ alltäglich und essentiell für unsere Kommunikation geworden. Gegen Ende unseres Aufenthalts konnte man jedoch feststellen, dass mehr und mehr Spanisch statt Englisch gesprochen wurde, da wir alle die Möglichkeit zu üben und unsere Sprachkenntnisse zu verbessern ergreifen wollten.


3. Studium an der Universidad de Chile (FEN)

Im Folgenden soll genauer auf meine Kurswahl und den Studienalltag an der Faculdad Economía y Negocios eingegangen werden. Vorab habe ich meine Kurse online in einem System, welches mit dem Belegungssystem an der HS Fulda vergleichbar ist, gewählt. Diese waren zu diesem Zeitpunkt:

  1. Latin America in Worlds Affairs
  2. Intercultural Business Challanges in Latin America
  3. International Management
  4. Fotografía
  5. Historia de Chile

Wie aus den Titeln der Kurse erkennbar, ist die Unterrichtssprache der Kurse 1. – 3. Englisch, die letzteren werden in Spanisch unterrichtet. Dadurch wollte ich mir die Möglichkeit offen halten, sowohl Vorlesungen in Englisch zu belegen aber auch einfachere Kurse in Spanisch zu belegen, um mein Spanisch zu verbessern und mehr über Chile zu erfahren.

Als ich jedoch Anfang März meinen Stundenplan bekam, musste ich feststellen dass ich Historia de Chile nicht belegen konnte, da dies ein curso electivo ist, welcher von internationalen Studierenden nur belegt werden kann, wenn nicht alle Plätze von chilenischen Studenten belegt werden, da diese auf electivos angewiesen sind, um ihr Studium abschließen zu können. Die vier verbleibenden Kurse hatte ich jeweils zweimal 1 ½ Stunden in der Woche, sodass ich insgesamt 12 Wochenstunden in Vorlesungen verbrachte. Dies klingt zunächst nach sehr wenig, jedoch wird Studenten in Chile sehr viel Arbeit zu Hause zugemutet. Das im Vergleich zu deutschen Hochschulen sehr verschulte Universitätssystem verlangt es, viel Arbeit außerhalb der Vorlesungen zu absolvieren. Hierbei geht es meiner Meinung nach weniger um Qualität sondern mehr um Quantität. In einem meiner Kurse wurde zum Beispiel von uns verlangt, mit einem chilenischen Unternehmen zusammen zu arbeiten, dort eine Unternehmenskulturanalyse durchzuführen und im Anschluss daran Verbesserungsvorschläge anzubringen. Ich meine fast mit 100% Sicherheit sagen zu können, dass ich mehr Stunden meiner Freizeit in dieses Projekt investiert habe als ich Zeit in den dazugehörenden Vorlesungen verbracht habe.

Zusammenfassend wusste ich von Anfang an, dass ich mich als Studentin der Sozialwissenschaften an einer Wirtschaftsfakultät auf ein Abenteuer einlasse und mit vielen neuen Denkweisen und Ansätzen konfrontiert werden würde. Dies habe ich ganz bewusst für mich gewählt und ich glaube jetzt, dass es mich in meiner Offenheit und meiner Akzeptanz geprägt hat und ich im Ansatz ein Gespür für wirtschaftliches Denken entwickeln konnte. Die einzelnen Kurse haben mich jedoch thematisch nicht immer überzeugt und hätten meiner Meinung nach wesentlich mehr Potenzial gehabt. Hierbei muss aber erwähnt werden, dass das chilenische Universitätssystem gerade auch bei lokalen Studierenden in der Kritik steht und Streiks der Studierenden, Professoren, Lehrern und sogar Schülern hier an der Tagesordnung stehen. Bei diesen Protesten geht es vor allem um die soziale Ungleichheit, welche sich durch die Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Schulen/Universitäten ausdrückt aber auch um die hohen Studiengebühren und die schlechte Qualität des Unterrichts.


4. Alltag und Freizeit

Dieser Abschnitt soll einen Einblick in meinen Alltag in Santiago geben und verdeutlichen, wie man hier als internationaler Studierender lebt. Vier Tage in der Woche (Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag) habe ich an der Universität verbracht. Mittwochs bin ich vormittags meistens zu La Vega, dem größten Markt Santiagos gegangen um einzukaufen. Hierbei soll angemerkt werden, dass chilenische Supermärkte knapp doppelt so teuer sind wie deutsche, die Preise auf dem Markt mit deutschen Supermarktpreisen zu vergleichen sind. Nachdem die Universität hier viel Arbeit zu Hause verlangt, habe ich auch den ein oder anderen Nachmittag mit lernen verbracht, Projekte bearbeitet oder Präsentationen vorbereitet. Jedoch kam der Spaß definitiv nicht zu kurz. Santiago bietet gute Möglichkeiten abends in Bars oder Discos zu gehen, jedoch immer mit dem Hintergrund, dass es eine Großstadt ist und nicht unbedingt immer sicher. Ich habe mich jedoch daran gewöhnt, nicht alleine nach Hause zu laufen, keine Taxis auf der Straße anzuhalten oder gut auf meine Handtasche aufzupassen und Pass, Kreditkarten und Handy von vornherein zu Hause zu lassen.

Die Wochenenden boten viele Möglichkeiten und Zeit für Ausflüge. Santiago ist ein unglaublich guter Ausgangspunkt, um in den Anden wandern zu gehen, im Valle Centro verschiedenen Weingütern den typischen Sovignon Blanc zu probieren oder nach Valparaiso oder Vina del Mar ans Meer zu fahren und dort Zeit zu verbringen. Auch in Santiago ist am Wochenende viel geboten, sodass man nicht immer ganze Tagesausflüge planen muss. Zahlreiche Museen, Parks und Aktionen bieten sich immer wieder an, viele davon sind sogar umsonst und somit sehr gut für internationale Studierende geeignet.

Durch zehn freie Tage mitten im Semester hatte ich die Möglichkeit, im Süden Chiles etwas Zeit zu verbringen. Die wunderschöne Landschaft erinnert durch einen großen Einfluss deutscher Einwanderer etwas an die Mittelgebirge Deutschlands und man findet mit etwas Glück sogar Apfelstrudel. Die schneebedeckten Vulkane und ewigen Weiten dieses unglaublich langgezogenen Landes sind jedoch mit nichts, das ich davor schon einmal gesehen habe, zu vergleichen.