29 Mär
Erfahrungsbericht von Michelle R.

Humboldt State University


Stadt: Arcata
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kunst und Design
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2017 bis 01/2018
Heimathochschule: Münster FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachdem ich mich dazu entschieden hatte, über College Contact ein Auslandssemester in den USA zu machen, ging ich die vielen möglichen Universitäten durch. Für mich war erst mal wichtig, Kurse im Bereich Design belegen zu können. Dann schaute ich natürlich auch auf die Kosten, die bei den jeweiligen Universitäten anfallen würden. Außerdem wollte ich ein ganzes Semester und nicht nur ein Quartal lang in den USA studieren. Am Ende hatte ich eine Favoritenliste von vier Unis (Humboldt, Sonoma State, San José State und Monterey Bay).

Meine Beraterin Lisa Bradler schwärmte  in einer persönlichen Beratung von der Natur im Humboldt County und empfahl mir als Designstudentin klar die Humboldt State University. Die kleine Stadt Arcata ist bekannt für Künstler, Musiker und den liberalen und offenen Lebensstil der Menschen. Am Ende entschied ich aus dem Bauch heraus. Vor allem die Natur und die eher kleine und familiäre Universität sprachen mich an. Nachdem ich online mehr über die Uni und die Umgebung recherchiert hatte, gab es keine andere Möglichkeit: es ging für mich nach Arcata zur Humboldt State University. Im April kam die Zusage der Uni. Ab dann hatte ich also noch bis Ende Juli Zeit, mich um Flüge, Krankenversicherung, Visum etc. zu kümmern. Ich flog erst nach Fresno, um dort Freunde zu besuchen. Von dort aus ging es dann auf einen kleinen Roadtrip über San Francisco Richtung Norden nach Arcata.

Die Universität

Bekannt ist die Humboldt State vor allem für die Naturwissenschaften. Man kann hier beispielsweise Fisheries, Wildlife, Oceanology, Oceanography oder Forestry studieren. Grade für Forestry ist der Standort ideal, da der Ort umgeben ist von Redwoodwäldern. Etwas nördlich von Arcata befindet sich auch der Redwood National Park! Aber dazu mehr unter dem Punkt Freizeit.

Ich habe am Fachbereich Art studiert. Dort konnte ich nämlich Fotografiekurse, Grafikdesign und auch Malereikurse belegen. Die Kurswahl war an sich einfach, jedoch waren einige Kurse schon voll, da die amerikanischen Studenten schon zuvor ihre Kurse gewählt haben. Ich kam bis auf einen Kurs in alle Wunschkurse. Die Kurse waren allesamt eher klein (10-20 Studenten), das System ist mir durch meine Heimatuni, der FH Münster, schon bekannt. Die Professoren und Studenten sind wirklich alle sehr nett und offen. Humboldt State ist aber auch dafür bekannt, Studenten aller Hintergründe und jeglicher sexuellen Identifizierung oder Orientierung gleich zu behandeln und wärmstens aufzunehmen.

In der ersten Woche an der Uni fand eine Orientierungswoche für alle Foreign Students statt. Wir waren insgesamt um die 40 Studenten, davon die meisten aus Europa und einige aus Asien. Wir waren eine sehr bunte Mischung und man fand direkt Anschluss und konnte sich gut mit den anderen über Erwartungen, Hoffnungen und eventuellen Sorgen austauschen. Auch in den Kursen hatte eigentlich jeder keine Probleme, Anschluss zu finden und auch Freunde zu finden.

Die Studenten erzählen gerne, dass HSU nicht für Humboldt State University, sondern für Hills, Stairs and Umbrellas steht. Ab Herbst kann es nämlich mehr regnen (ich hatte wirklich Glück, es regnete fast nur im November vermehrt). Die Region ist sehr hügelig und der Campus befindet sich oben auf einer Anhöhe. Nach ein paar Tagen hat man sich aber an die vielen Treppen und die steilen Straßen gewöhnt. Oben von der Founders Hall hat man daher einen tollen Ausblick auf die Bucht!

On-Campus Living oder doch Off-Campus?

Die hohen Preise des Lebens auf dem Campus schreckten mich bei wirklich jeder Uni, die für mich infrage kam, ab. Ich erfuhr, dass es auf jeden Fall möglich sei, auch Off-Campus eine Unterkunft zu finden. Ich schaute also schon Wochen vor der Ankunft immer wieder bei Craigslist rein und schrieb viele WGs an, die ein Zimmer freihatten. Am Ende fand ich zwei Wochen, bevor ich in Arcata ankam, über Craigslist ein WG-Zimmer. Ich hatte Glück etwas gefunden zu haben, jedoch empfehle ich wenn möglich, die WG zu besichtigen. Meine Mitbewohner waren allesamt nicht die saubersten und demnach sah das Haus auch etwas schlechter aus. Dafür lag die Miete aber auch nur bei 320$ plus ca. 90$ Nebenkosten. Durchschnittlich liegt die Miete für ein WG-Zimmer in der Stadt bei 500$ aufwärts.

Ich kann euch auf jeden Fall empfehlen, bei Craigslist die Augen offen zu halten und auch in Studentengruppen auf Facebook nachzufragen. Grade am Ende des vorherigen Semesters oder zu Beginn des neuen Semesters posten viele über freie Zimmer. Ich war im Endeffekt froh, nicht vor Ort noch suchen zu müssen und dass ich mit dem Fahrrad auch nur fünf Minuten bis zum Campus brauchte.

Freizeit & Die Stadt Arcata

Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten.  Von montags bis donnerstags verbrachte ich wirklich immer den ganzen Tag auf dem Campus. Ich hatte zwei Stundenpläne, jeweils einen für montags und mittwochs und einen für Dienstags und donnerstags. Das machten sechs Stunden Kurszeit am Tag. In der Zeit zwischen und vor den Kursen verbrachte ich viel Zeit in der Bibliothek, um mich für die Kurse vorzubereiten oder die Pause zu genießen. Oft traf ich mich hier auch mit Freunden.

Zwei Mal in der Woche ging ich nach meinem Fotografiekurs zum Acro Yoga, in Deutschland Sportakrobatik genannt.  Auch dort fand ich einige Freunde, mit denen man auch außerhalb des Clubs oft was unternahm.  Alle zwei Wochen fand das Footballgame der HSU Jacks statt. Es gab immer ein kostenloses Barbecue mit Burgern, Hot Dogs, Obst und Keksen. Insgesamt vergeht fast keine Woche ohne ein kostenloses Essen, welches von der Uni oder einem Club organisiert wird!

Vor allem am Wochenende war natürlich viel Zeit für Freizeit. Ich hatte mich am Anfang des  Semesters über Couchsurfing direkt mit der WG angefreundet, bei der ich die erste Nacht in Arcata verbrachte, bevor ich in meine eigene WG zog. Mit den dreien machte ich im Laufe des Semesters viele Ausflüge, vor allem zu den Stränden bei Arcata und Trinidad (15 Minuten nördlich). Grade die Strände bei Trinidad sind einfach nur traumhaft! Mein Lieblingsstrand ist auf jeden Fall der Moonstone Beach! Die Strände kommen den typisch felsigen Buchten von Oregon und Washington schon sehr nahe.

Ich besuchte auch einige Male den Redwood National Park. Der Eintritt ist frei und es gibt viele unterschiedliche Ecken zu erkunden. Beispielsweise den Fern Canyon, der auch als Wunder von Humboldt bezeichnet wird. Dort wurden auch Szenen für den zweiten Jurassic Park gedreht! Zwei Male besuchte ich den Patricks Point State Park. Der ist kleiner, aber bietet auch sehr schöne Wanderrouten. Bis zum Wedding Rock muss man nur ein paar Meter gehen. Wenn man sich traut bis nach oben zu klettern, hat man eine traumhafte Sicht auf die Wälder, das Meer und die Küste. Auch der Hike zum Agate Beach ist sehr zu empfehlen!

Ein weiterer Geheimtipp der Region ist der Strawberry Rock. Fast jeder Student war einmal auf dem Felsen, der dem lokalen Indianerstamm früher als Medizinfelsen diente. Nach einer guten Dreiviertelstunde Wanderung hat man hier die Möglichkeit, von oben auf die großen Redwoodbäume hinunter zu schauen! Der Strawberry Rock ist auf jeden Fall ein Muss, wenn ihr euch für die Humboldt State entscheidet – der Ort ist einfach unvergleichbar.

Neben der Natur hat auch Arcata einiges zu bieten. Es vergeht wirklich keine Woche ohne irgendein Fest oder eine Aktion. Einmal im Monat findet zum Beispiel Arts! Arcata statt, bei dem Galerien öffnen und man einige Art Performances sehen kann. Ein ähnliches Event findet auch monatlich in Eureka statt. Die etwas größere Stadt befindet sich direkt südlich von Arcata.  Jeden Samstag findet auf dem Arcata Plaza der Farmers Market mit lokalen Bioprodukten, leckerem Essen und Live-Musik statt. Wenn man gerne ins Kino geht, empfehle ich das Minor Theater, welches direkt Downtown liegt. Das Kino von 1914 ist das älteste von Kalifornien!

Downtown gibt es auch einige Bars, in denen man immer auf Studenten trifft. Wer noch nie zuvor in der Stadt war, wird auch schnell merken, dass die Menschen hier etwas anders sind als im Rest des Landes. Hier gibt es noch viele Ur-Hippies, die aus San Francisco flohen, nachdem ihr Lebensstil damals zum Tourismusspektakel wurde.  Wirklich alle Bewohner sind einfach nur nett und immer hilfsbereit.  Auch die Stadt und deren Bewohner waren für mich ein Grund, zur Humboldt State University zu gehen.

Fazit

Wenn man nicht den Wunsch hat, wie viele andere deutsche Auslandsstudenten in großen Städten wie San Diego, LA oder San Francisco zu studieren und vielleicht mal wie ich einen anderen Teil von Kalifornien sehen will, dem kann ich die Humboldt State nur wärmstens empfehlen. Ich hatte wirklich ein tolles Auslandssemester, welches am Ende noch besser war als erhofft.

Ich habe viele Freunde gefunden, in meinen Kursen einiges gelernt und auch echt tolle Professoren gehabt. Ich war zuvor schon viele Male in Kalifornien, doch Arcata und Humboldt County kannte ich noch nicht. Als Kind war ich zwar mal auf der Durchreise im Redwood National Park, mehr habe ich aber zuvor nicht gesehen.  Die Zeit, die ich erleben durfte, war einfach unvergesslich!

Während meines Auslandssemesters teilte ich viele meiner Eindrücke auf Instagram. Wenn ihr also Interesse daran habt, mehr Fotos aus meinem Alltag zu sehen, schaut doch mal vorbei! Ich heiße dort @michellero smiley

Bei Fragen könnt ihr mir auch gerne eine Mail schicken!