7 Jan
Erfahrungsbericht von Mejdulin S.

California State University San Bernardino

Stadt: San Bernardino
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Jura
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Bochum U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Organisation

Vorab ein großes Dankeschön an die Organisation College Contact aus Münster, wobei ich hier Katharina Freitag hervorheben möchte, die mich bei der Auswahl der Universität beraten hat und mir durch die vielen Schritte der Organisation eines Auslandssemester in den USA geholfen hat. Durch diese Unterstützung war es mir möglich, innerhalb von wenigen Monaten vor der Abreise alles mehr oder weniger stressfrei zu erledigen.

Visum: Für einen Studenten ohne Eintragungen im Strafregister verläuft der Besuch der Botschaft problemlos. Bei den Terminvereinbarungen gilt: je früher morgens, desto weniger lang müsst ihr in der Schlange stehen. Ich konnte den Termin eine Woche im Voraus reservieren, jedoch kann die Botschaft auch sehr belegt sein. Ein Freund von mir musste letztes Jahr 5 Wochen auf einen Termin warten – daher so früh wie möglich den Termin vereinbaren. Mir persönlich wurden keine Fragen gestellt und ich war innerhalb von 20 Minuten wieder außerhalb der Botschaft. Das Visum wird dann zusammen mit dem Reisepass per Post nachträglich zugestellt.

Kreditkarte: Wer wie ich keine Kreditkarte besitzt, der wird sich die gleiche Frage stellen. Was für eine soll es sein? Ich kann allen eine Prepaid-Kreditkarte ans Herz legen. So könnt ihr euch Guthaben bequem von eurem Bankkonto überweisen und könnt nicht in den Minus-Bereich gehen. Ein erheblicher Pluspunkt ist auch, dass ihr bei Verlust oder Diebstahl nicht mehr verlieren könnt, als ihr auf dem Guthaben besitzt. Meine Kreditkarte ist zum Beispiel von Payback.

Flüge: Meinen Flug habe ich circa einen Monat vor Abreise gebucht. Als Insider-Tipps für günstige Flüge kann ich empfehlen: kayak.de, flugidealo.de, studentuniverse.com

Ansonsten lohnt es sich, auf der Webseite der Airlines vorbeizuschauen.

Daneben möchte ich empfehlen, auf kurze Stoppzeiten zu achten. Mein Hinflug von Düsseldorf nach Frankfurt über Alaska (Stopp 9 Stunden) und dann nach Los Angeles hat mir körperlich viel abverlangt. Ich bin dann gegen 5:00 Uhr morgens am LAX gelandet. Einen SuperShuttle zur Uni hatte ich mir im Voraus gebucht. Durch eine frühzeitige Buchung kann man des Öfteren mal 40% des Preises sparen.

In Deutschland studiere ich Rechtswissenschaften und habe das Grundstudium bereits abgeschlossen. Nach der Zwischenprüfung wollte ich dementsprechend Auslandserfahrungen sammeln, meine Englisch-Kenntnisse aufgrund eines möglichen Master of Law aufbessern und meine Kenntnisse im ausländischen Recht vertiefen. Über einen Kommilitonen habe ich von College Contact erfahren, die über eine größere Anzahl an „Partnerhochschulen“ verfügt als meine eigene Hochschule. Nach langer Überlegung habe ich mich dann für die California State University San Bernardino entschieden. Ich wurde häufig gefragt, warum San Bernardino. Um diese Frage schnell zu beantworten:

  1. Vergleichsweise günstige Studiengebühren für eine amerikanische Hochschule an der Westküste
  2. Zentrale Lage, um zu reisen (Nähe zu San Diego, LA, San Francisco, Las Vegas, Grand Canyon)
  3. Sehr gute Universität (besonders im Bereich Business Administration)

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

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Wohnen vor Ort

Neben eigener Suche nach der Wohnung, ist es möglich, in den so genannten Dorms auf dem Campus zu leben oder in einer Gastfamilie unterzukommen.

Ich habe mich für ein Leben auf dem Campus entschieden, um viele unterschiedliche Studenten sowie das amerikanische Studentenleben kennenzulernen und auch, um freier zu sein in der Gestaltung jedes einzelnen Tages. Ich kann auch jedem nur empfehlen, sich selbstständig zu machen und alleine bzw. mit Mitbewohnern zu leben.

Im University-Village, welches einen Pool, Gemeinschaftsraum und ein Mini-Fitness-Center anbietet, habe ich eine Wohnung mit 3 vorerst „Fremden“ gemietet. Meine eine Mitbewohnerin war eine Amerikanerin mit indischen Wurzeln, die andere eine Japanerin und die 3. Mitbewohnerin eine Chinesin. Dadurch war es mir möglich, viele kulturelle Unterschiede zu entdecken und lieben zu lernen. Auch wenn teilweise die Hygiene-Vorstellungen sehr weit auseinander gingen (z.B. war ich die Einzige, die den Müll rausgebracht hat und das Geschirr abgespült hat) und die Essensgerüche am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig sind, waren wir doch eine sehr lustige Truppe und durch den alltäglichen Kontakt hat sich meine Sprache sehr gebessert und ich habe tolle Freundschaften geschlossen.


Studieren

Vor meinem Abflug habe ich meine Fächerwahl mit dem Justizprüfungsamt am OLG Hamm abgesprochen. Diese vereinbarten Kurse hatte ich dann auch auf meiner Kurswunschliste angegeben. Als ich an der CSUSB angekommen bin, musste ich noch mal angeben, welche Kurse ich machen möchte. Weil ich als Open-University-Student mich nicht online für die Kurse anmelden konnte, musste ich zu den einzelnen Professoren hingehen und sie bitten mich anzunehmen (so genanntes „class crashing“. Aufgrund dessen habe ich in den ersten 2 Wochen 9 Veranstaltungen besucht. Es kann auch passieren, dass man nicht angenommen wird, was bei mir zum Glück nicht der Fall war. Als seltener Jura-Auslandsstudent konnten die Professoren meine dringende Notlage verstehen und am Ende konnte ich sogar entscheiden, welche Kurse ich belegen möchte. Zur Sicherheit habe ich nochmal Kontakt zum Justizprüfungsamt am OLG Hamm gehalten und diesem den Studieninhalt und die Vorlesungsgliederung zukommen lassen, damit ich mir sicher sein konnte, dass ich die Voraussetzungen des § 25 Abs. 2 Nr. 3 JAG NRW vorliegen.

Nun zu den einzelnen Kursen:

Contract Law: Dieser Kurs war der Anspruchsvollste und Zeitaufwändigste. Ich hatte jeden Montag von 18-22 Uhr Vorlesung über je ein Kapitel aus dem Buch. Wir mussten pro Woche 2 Case Studies abgeben. Die Fälle bzw. Urteile, die wir bearbeiten sollten, waren immer zwischen 10-15 Seiten lang und haben meine englische Fachsprache wirklich stark verschärft. Die Note bestand dann aus den Hausaufgaben in Form von den Case Studies sowie einer Abschlussklausur und einem mid-term.

Der Stoff aus dem Buch sollte beherrscht werden und man sollte sich für den Kurs gut die Fallbeispiele anschauen.

Legal Environment of Business: Jeden Dienstag und Donnerstag von 12-14 Uhr wurde ich immer und immer wieder aufs Neue überrascht. Wirtschaftsrecht, ein spannender Kurs, den die Professorin mit Leben gefüllt hat. Viele Dokumentationen, Video-Clips, Nachspielungen und Fallbearbeitungen im Unterricht habe diese Vorlesung nie langweilig werden lassen. Die Note bestand aus der Anwesenheit, Teilnahme am Unterricht, Hausaufgaben sowie 2 Klausuren.

Correctional Theory and Institutions: Ein Kurs, der mich erst abgeschreckt, aber dann fasziniert hat, aufgrund der starken Unterschiede zum deutschen Strafsystem. Nach jeder Vorlesung (Dienstag und Donnerstag 10-12 Uhr) musste man online im Blackboard ein Quiz mit 20 Fragen beantworten, wofür man 15 Minuten Zeit hatte. Des Weiteren sollte über das Semester hinweg ein Filmpaper eingereicht werden, in dem man anhand eines Films die besprochenen Vorlesungsinhalte einbezieht und analysiert. Hier gab es 3 Klausuren in der Multiple-Choice-Form mit 50 Fragen. Weiterhin kam zur Note noch die Teilhabe am Unterricht.

Generelle Tipps

Entweder Bücher über amazon.com, chegg.com, cengaigebrain.com ausleihen oder gebraucht kaufen. Original kosten amerikanische Lehrbücher gerne mal über $150 Dollar und das lohnt sich für die kurze Zeit nicht wirklich.

Anders als in Deutschland besteht in jedem Fach Anwesenheitspflicht, das über 3-malige Fehlen führt zum Senken der Note (z.B. von einem A auf ein B). Mitmachen bringt den Unterricht voran und wird belohnt, Hausaufgaben sollten schnell erledigt werden und sind ebenfalls einfach zu meistern.

Das amerikanische Studienwesen erinnert stark an die Oberstufe in Deutschland. Dementsprechend ist es für einen deutschen Studenten nicht allzu schwer, mit etwas Mühe eine gute Note zu erreichen, sodass man auch neben dem Studium genügend Freizeit hat.


Freizeit

Wie schon gesagt, San Bernardino liegt sehr zentral und man kann alles gut mit einem Auto erreichen. In San Bernardino kann ich nichts so richtig empfehlen außer dem Brandon Iron, wo jeden Mittwoch eine Student-Party mit Country-Musik stattfindet und wo man auch ab 18 Jahre rein kann. Die San Bernardino Mountains sind echt schön (bei Nacht und auch bei Tag) und man kann dort sogar Skifahren und Gleitschirm fliegen. Von den Bergen aus ist es nicht zu Arrowhead Lake, ein wunderschöner See, umringt von Laubbäumen und süßen Häusern sowie Restaurants.

Die beliebtesten Ausflugsorte rund um San Bernardino sind San Diego, LA, Santa Barbara, San Francisco, Las Vegas und Grand Canyon. Ich kann die Küste von San Diego bis LA sehr empfehlen. Es ist teilweise nur eine Stunde Fahrt und du bist bei den schönsten Surfer-Stränden (Santa Monica, Venice Beach, Huntington Beach, NewPort Beach, La Jolla, Laguna Beach) überhaupt. Wer in Kalifornien war, muss mindestens einmal auf dem Surfbrett gestanden haben. Ich kann auch sehr die Touren vom Gym (in den Studiengebühren enthalten, dort kann man auch gratis die Wasserflaschen, die knapp 4 Liter Fassvermögen besitzen, gratis auffüllen) weiterempfehlen, wo du für wenig Geld eine schöne Reise machen kann und nette Leute kennenlernen kannst. Ich habe am einen Surf-Trip sowie einem Wanderungs-Trip und einem Schnorchel-Trip teilgenommen und sogar ein 4 Tage Städte-Trip nach San Francisco über das lange Wochenende an Thanksgiving war mir für wenig Geld möglich.

Weiterhin lohnen sich Studenten-Trips über das Internet, wo ich mit 3 Kommilitonen einen Ausflug nach Las Vegas und Grand Canyon mit einer Bus-Tour unternommen habe.

In Kalifornien gibt es so unglaublich viel zu sehen und zu machen, dass ich teilweise nicht alles verarbeiten konnte.

Ich habe so viele Austauschstudenten und einheimische Menschen kennen und lieben gelernt und bin sehr stolz und glücklich darüber, Freunde auf der ganzen Welt zu besitzen (Neuseeland, Schweden, Australien, Kanada, Thailand, China, Japan, Mexiko, England, Spanien, Türkei, Afrika).


Ein paar Aspekte nebenbei

Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Nüsse, Käse und Fisch sind im Vergleich zu Deutschland um einiges teurer. Steuern werden erst an der Kasse zugerechnet.

Einkaufstipps: Ralphs (Studenten sparen mit einer Ralphs-Rewards-Karte), Walmart und diejenigen, die gerne Bio-Qualität essen, sollten Trader Joe’s einen Besuch abstatten. Man zahlt nicht viel mehr als bei Walmart und kann wirklich Köstlichkeiten verspeisen.

Restaurants/Fast-Food: Cheesecake-Factory, Yogurtland, In&Out (Double-Double Burger), Five Guys sind meine Lieblinge.

Shopping/Geschenke: Besucht Outlet-Malls, falls ihr so wie ich nur mit Handgepäck hingereist seid. Man spart teilweise bis zu 90%.

Alter: Wenn ihr wie ich nicht 21 seid, seid ihr in den USA nicht uneingeschränkt geschäftsfähig bzw. minderjährig. Alkohol und Clubs (bis auf ein paar Ausnahmen) sind tabu und ihr könnt euch kein Auto mieten.

Feiern: Die Clubs schließen in Kalifornien alle um 2 Uhr, beginnen dafür schon meistens um 22 Uhr.

Auto: Die Infrastruktur in Amerika ist deutlich schlechter als in Deutschland. Öffentliche Verkehrsmittel fahren kaum und nicht zu allen Orten und werde daher nie genutzt. Aufgrund der weiten Strecken bis zum Supermarkt etc., wird ein Auto aber dringend empfohlen. Ich hatte das Glück, zwei Mädchen kennenzulernen, mit denen ich mir das Auto teilen konnte, um einzukaufen und mit ihnen zu reisen oder andere Dinge zu unternehmen.

Sicherheit: Ich muss leider zugeben, dass die Kriminalitätsraten in Kalifornien und besonders in San Bernardino sehr hoch sind. Daher heißt es: Bei Dunkelheit nicht alleine umherwandern; Smartphone und jegliche Wertsachen nicht offensichtlich zeigen; Reisepass zuhause lassen, wenn dieser nicht benötigt wird; passt euch vom Kleidungsstil ein wenig an die Umgebung an.


Fazit

Ich kann jeglichem Studierenden ein Auslandssemester, besonders in den USA, ans Herz legen. Die Menschen dort sind sehr offen und empfangen einen mit Wärme und Liebe und einer Freundlichkeit, die zwar teilweise oberflächlich ist, die in Deutschland aber meiner Ansicht nach beim alltäglichen Kontakt fehlt. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, Orte gesehen und Eindrücke aufnehmen können und genauso eine negative Erfahrungen machen müssen. Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr die gleiche Person bin wie vor dem Auslandssemester.