10 Dez
Erfahrungsbericht von Maximilian K.

Universidad Católica de Murcia


Stadt: Murcia
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL
Studientyp: MBA
Zeitraum: 10/2018 bis 12/2019

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Aktuell befinde ich mich auf der Zielgeraden meines MBA Studiums an der Universidad Católica San Antonio de Murcia, welches ich im Dezember dieses Jahrs mit Erfolg abschließe. Meinen Erfahrungsbericht unterteile ich in verschiedene Bereiche, so dass er einfacher zu lesen ist.

Die Stadt:

Murcia ist eine Stadt, die ich vorher nur vom Hören kannte. Sie liegt im Süd-Osten Spaniens und ist mit 500.000 Einwohnern recht groß. Vor allem Studenten bestimmen die Stadt. Neben der UCAM, gibt es hier noch eine große öffentliche Uni und viele kleinere Fachbezogene Universitäten. Insgesamt sind hier ca. 60.000 Studenten in der Stadt und dementsprechend ist das Leben hier sehr geprägt von vielen kleinen Pubs, Clubs und Co. Murcia ist die Hauptstadt der Region Murcia und hat ein pulsierendes wirtschaftliches Leben. Es gibt viele Geschäfte und Firmen, vergleichbar mit jeder Großstadt in Deutschland. Die Innenstadt ist relativ klein und alles ist eng beieinander. Allgemein ist die Stadt typisch spanisch, die Gebäude sind eher älter, man sieht nicht so viele Touristen, dafür aber spanischen Flair mit vielen kleinen Bars und Restaurants (Tapas). Im Gegensatz zu Großstädten wie Barcelona oder Madrid, sieht man hier noch das „richtige“ Spanische Leben mit Siesta und Co. Englisch können die wenigsten und mit Deutsch kommt man erst recht nicht weit.

Außerhalb wird es dann nach und nach etwas weitläufiger. Murcia liegt mitten in einer Wüste, dementsprechend sieht es dann auch außerhalb aus. Bezüglich des Wohnens sollte man sich definitiv zentral etwas suchen. Das Meer liegt mit dem Auto etwa 30 Minuten entfernt. Es gibt Busverbindungen zu größeren Stränden und Urlaubsorten: Torrevieja (1Stunde), Alicante (50 Minuten), La Manga (45 Minuten), Cartagena (45 Minuten) und Mazarron (35 Minuten). Valencia ist mit 2 Stunden etwas weiter entfernt, ansonsten ist Almeria (2 Stunden) und Granada (2 1/2 Stunden) noch relativ nah. Flugverbindungen gibt es en Masse. Alicante wird eigentlich von überall regelmäßig angeflogen und die Preise waren bisher auch immer sehr human. Von Alicante aus gibt es oft auch günstige und kurze Flüge nach Ibiza, Mallorca, Barcelona etc. Murcia hat auch einen eigenen Airport. Der wird aber bisher nicht aus Deutschland angeflogen, ist aber evtl. für innerspanische Reisen interessant.

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Die Universität:

Die UCAM liegt etwas außerhalb von Murcia und man benötigt mit dem Bus oder der Straßenbahn etwa 30 Minuten. Die Uni ist unglaublich schön und gerade die alte Kathedrale ist wirklich etwas Besonderes. Die Lehrräume sind alle sehr klein und es erinnert eher an eine Schule. Die Kantine ist in Ordnung und bietet jeden Tag ein komplettes Menü (verschiedenes zur Auswahl) mit Vor-Haupt-Nachspeise + Getränk für 5€ an. Dazu gibt es übliche Snacks, Baguettes und Co. Drumherum gibt es relativ wenig. Zwei Bars mit paar Snacks und Tapas und ansonsten nur Wüste und paar Wohngebiete. Der Blick von der UCAM ist allerdings ganz nett, da sie etwas höher liegt als Murcia. Die UCAM besitzt als einzige Universität in Europa einen Profi Fußballverein (3. Liga) und ein Basketballteam (1. Liga Spanien, welche nach der NBA wohl die stärkste der Welt ist). Für 300€ bekam man von der Uni Dauerkarten beider Teams plus Jahresabo fürs Fitnessstudio, welches 10 Minuten Gehweg von der Uni ist. Ich fand das Angebot recht gut, da man so immer etwas zu tun hatte und mit seinen Freunden aus der Uni zum Fußball oder Basketball gehen konnte.


Das Studium:

Bewerbung:

Die Bewerbung war relativ einfach, wobei auch langwierig, da das Office unterbesetzt ist und es eine große Fluktuation gibt, so dass man oft nachfragen musste oder es länger mal keine Antwort gab. Das ist in Spanien allgemein aber nichts Besonderes, daher stellt euch schon mal darauf ein. Am Ende hat eigentlich immer alles geklappt, wenn auch langsamer.

MBA:

Im MBA gab es verschiedene Module, die dann 7-16 Credits gezählt haben. Normalerweise waren die ersten 2-3 Module die 7-8 Credits und am Ende gibt es dann längere und „wichtigere“ Module. Bei mir gab es keine Klausuren, benotet wurde nach Attendance, Papers und hauptsächlich nach einer Final Presentation. Dies war eine Präsentation mit 2-4 Gruppenmitgliedern über ein Modulspezifisches Thema. Je nach Fach musste man noch ein Paper von 5-20 Seiten abgeben. Der Stoff ist sehr allgemein gehalten, da auch viele Studenten nicht aus der BWL kommen. Für jemanden, der aus der BWL kommt, ist vor allem am Anfang vieles bekannt. Interessant wird es dann, wenn es etwas spezifischer für die Region Spanien wird oder interessante Gastprofessoren aus der Wirtschaft / Politik vortragen. Allgemein hat man pro Modul viele verschiedene Professoren, speziell am Ende des Studiums kommen oft Gastprofessoren für 2-3 Tage, bei denen man entweder ein kurzes Paper / Test abgeben muss oder man nur nach Attendance bewertet wird. Hier gab es öfter mal interessante Professoren aus der Wirtschaft oder Politik, die nicht haargenau nach Lehrplan lehren. Die Kurse gingen meistens von Montag bis Donnerstag 16-20 Uhr, ab und zu gab es auch am Freitag Unterricht. Es gab auch drei-vier Field Trips zu Unternehmen.

Spanischkurse:

Als Zusatz (keine Pflicht) konnte man Spanischkurse zweimal pro Woche von 12-14 Uhr für 150€ (30 Stunden + Prüfung) buchen. Ich habe das gerne wahrgenommen und konnte somit mein A2 Level erreichen.

Niveau:

Für mich als durchschnittlicher Student einer anspruchsvollen Deutschen Uni (BWL), war der Stoff absolut machbar und jeder, der sich einigermaßen bemüht, sollte keine Probleme bekommen. Einzig gutes Englisch und gute Presentation Skills sollten vorausgesetzt sein, um sehr gute Noten zu erhalten. Was mir nicht so gefallen hat, war das durchschnittliche Level in meinem Jahrgang. Mein Jahrgang war gefüllt mit Studenten aus der ganzen Welt, was durchaus interessant ist und wodurch man viele neue Freunde kennenlernen kann. Im Bezug auf das Level beziehungsweise die Vorkenntnisse gibt es allerdings extreme Unterschiede und ist teilweise dann doch sehr ernüchternd. Bei einigen würde ich anzweifeln, dass diese in Deutschland den Bachelor auch nur annährend bestehen könnten. Dazu gab es auch vier-fünf Kandidaten, deren Englisch kaum B1 überstiegen hat. Wie gesagt, ich schreibe das als absolut durchschnittlicher Bachelor Absolvent in Deutschland. Wichtig ist dann, dass man relativ schnell merkt, welche Studenten ein gutes Niveau haben und man mit denen sich für die Gruppenarbeit verabredet. Ansonsten bekommt man während der Gruppenarbeit nur Ärger. Das ist mir einmal passiert, danach habe ich mich strikt an „meine“ Leute gehalten. Normalerweise filtert sich das eh automatisch heraus. Ich habe mich immer an Leute aus Europa gehalten, wobei ich auch super qualifizierte Partner aus Pakistan, Jordanien oder Libanon hatte. Die Benotung erfolgt im spanischen Stil von 1-10, wo 5 benötigt wird um zu bestehen und 10 das bestmögliche ist.

Prüfungsleistungen:

Am Ende des Studiums muss man ein 1-monatiges „Business Internship“ absolvieren wie auch eine Masterarbeit mit 45+- Seiten. Dieses Jahr gab es wohl zum ersten Mal das Experiment, die Masterarbeit in Pärchen zu schreiben, wobei man auf Anfrage auch alleine schreiben durfte. Ich persönlich habe mich für die Einzelvariante entschieden, da das für mich sinnvoller und vor allem im Sommer (wo jeder auf der Welt verteilt ist) einfacher zu organisieren ist. Die Masterarbeit wird dann entweder Ende September oder Ende November verteidigt. Ich habe die Variante im November gewählt, da die Uni erst Ende Mai endet, dann das Praktikum stattfindet und mir bei Abgabe Anfang September es zu knapp wurde. Die Professoren meinten auch, dass der Notendurchschnitt der Absolventen im November definitiv höher sei. Während der Masterarbeit wird man von einem individuellen Tutor unterstützt, der einem bei Fragen und Kontrolle hilft.

Praktikum:

Bei dem Praktikum war ich sehr enttäuscht von der UCAM. Es wurde mit großen Firmen und Kontakten zu Siemens, Repsol, Estrella de Levante etc. beworben, diese Kontakte bestehen aber quasi gar nicht. Es gab nur unrealistische Angebote von Internships in Tschechien, Belgien oder Holland, wo man 3 Monate ohne Gehalt arbeiten sollte. Für innerhalb Spaniens / Region Murcia gab es so gut wie nichts, außer man spricht perfekt Spanisch oder man arbeitet drei Monate umsonst. Viele der Nicht-Europäer mussten so etwas natürlich annehmen und wurden meiner Meinung nach nur als kostenfreie Arbeitskraft ausgenutzt. Da ich unbedingt in der Region Murcia arbeiten wollte, mein Spanisch nur A2 Level ist und ich nicht gewillt war, als MBA Absolvent mit Berufserfahrung (auch International) drei Monate umsonst zu arbeiten, gab es am Ende die Möglichkeit, für das International Relations Office der UCAM zu arbeiten. Dort konnte ich eineinhalb Monate arbeiten, was durchaus interessant war und wo ich auch mit eigenen anspruchsvollen Projekten beauftragt wurde. Gehalt gab es nicht, aber das war für die kurze Zeit für mich in Ordnung. Die Kollegen und die Erfahrung waren auf jeden Fall sehr gut, genauso wie das Arbeitszeugnis. Bei der Internship Suche und Unterstützung war ich allerdings absolut enttäuscht von der Universität und ist mit Sicherheit der größte Minuspunkt gewesen.


Kosten:

Das unschlagbare Argument pro Murcia. Die Preise hier sind ein Traum. Die Mieten sind unfassbar günstig und selbst im Stadtzentrum bekommt man ein Zimmer für 200-250 Euro in einer großen Wohnung. Ich habe mitten in der Stadt gelebt, in einem 200qm Apartment, welches ich mir mit drei (Erasmus Studenten) anderen geteilt habe. Mit allen Kosten inklusive (Internet, Wasser, Strom etc.) war ich monatlich bei 325€. Seit September wohne ich mit drei Spaniern in einem 200qm Apartment etwa 10 Minuten Gehweg von der Innenstadt entfernt und zahle 230 Euro all inclusive. Die Lebensmittelpreise sind auch sehr günstig, genauso wie alles andere. Die Bierpreise habe ich oben schon erwähnt, genauso kann man hier an der Kathedrale ein Kaffee für 1 Euro trinken. Eintrittspreise in die größten Nachtclubs sind 7-10 Euro wobei dann oft zwei Longdrinks inklusive sind. Selbst die Bierpreise innerhalb von Clubs übersteigen kaum 2,50 Euro, genauso Longdrinks selten über 5 Euro. Ein Kinobesuch kostet 5-7 Euro und auch Preise für Kleidung sind mehr als günstig. Die Kosten für den MBA waren unschlagbar, vor allem wenn man es mit den USA, England etc. vergleicht.


Freizeit:

Wie schon erwähnt, Murcia ist eine Stadt, die von Studenten geprägt ist. Unzählige Bars, Pubs und Clubs gibt es hier und erst nach Sonnenuntergang erwacht die Stadt. Durch die günstigen Getränkepreise ist es auch ganz normal für Jung und Alt in der Bar zu sitzen und ein paar Bier zu trinken. Im Sommer (Ende Mai-Ende August) ist es Menschenleer hier. Ich selbst war im Mai und August hier und es war wie in einer Geisterstadt. Es ist einfach zu heiß im Juli-August, wo 40 Grad normal sind. Das höchste diesen Sommer war 45 Grad, wo vor allem in der Nacht es selten unter 25 Grad wird. Dementsprechend sind die Straßen zwischen 12.00 und 19.00 Uhr leer und erst danach beginnt das Leben. Es ist ganz normal, die Kinder um 23.00-1.00 Uhr noch auf dem Spielplatz spielen oder eine Familie um 00.30 Uhr noch im Café sitzen zu sehen. Das Wetter ist vor allem im Frühling und Herbst super und durchgehend 25-30 Grad. Im Winter wird es tagsüber kaum unter 15 Grad. Meist um die 20 Grad, wobei es nachts aufgrund des Wüstenklimas sehr kalt wird.

Die Touristenregion Alicante, Torrevieja, La Manga oder Cartagena ist schnell zu erreichen, daher ist ein Tagestrip ans Meer auch nichts Aufwendiges. Um Murcia herum gibt es viele Berge und viel Natur, selbst das Skigebiet Sierra Nevada (Granada) ist mit Bergen bis 3500 m in nur 2 ½ Stunden schnell zu erreichen. Im März hat man dann oft in Murcia an die 30 Grad und in der Sierra Nevada noch genug Schnee um Skizufahren. Ansonsten gibt es in Murcia noch einen kleineren Freizeitpark, zwei große Malls, zwei Drittliga Fußballvereine, einen 1. Liga Basketballverein und ganz viele regionale Events. Vor allem im September und vor Ostern gibt es viele traditionelle Events, in denen die Stadt über Wochen in Bewegung ist und es täglich neue Aktionen gibt.


Fazit:

Von der Stadt war ich echt positiv überrascht. Vor allem, da man in Deutschland nicht viel über Murcia weiß. Schön fand ich es auch, dass es hier nicht allzu viele Deutsche gibt und man gerade im normalen Leben gezwungen ist, Spanisch zu lernen / sprechen. Die Stadt hat viel zu bieten, das Wetter ist top und alles ist preisgünstig. Allen meinen Freunden und Familie, die mich besucht haben, hat es auch sehr gut gefallen und sie waren überrascht von der ihnen unbekannten Region Murcia. Die Universität war zusammengefasst absolut in Ordnung, mit guten Professoren und interessanten Themen. Minuspunkt ist, dass vieles aus dem BWL Bachelor wiederholt wird und das Thema Internship kompliziert ist. Ein weiterer Minuspunkt war der große Skill-Unterschied der Studenten, allerdings kann es auch an meinem Jahrgang gelegen haben und ist auch zu erwarten, wenn man Leute aus verschiedenen Bildungssystemen zusammenbringt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist bei Murcia / UCAM definitiv spitze und ich kann es dementsprechend nur weiterempfehlen. Falls jemand sich spezifischer weiterbilden möchte, zum Beispiel nur auf Finance oder nur Marketing, dem würde ich eher nicht den allgemein gefassten MBA empfehlen.