17 Aug
Erfahrungsbericht von Marielle G.

Comenius University - Jessenius Faculty of Medicine

Stadt: Martin
Land: Slowakei
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2011 bis 08/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Seit einem Jahr studiere ich Medizin an der Comenius University Jessenius Faculty of Medicine in Martin, Slowakei. Anfangs kam mir das Studium noch sehr fremd vor, da ich mich erst noch an die neue Umgebung, aber auch an das neue System gewöhnen musste, das auf dieser Universität herrscht. Die kleinen Gruppen (etwa 6-8 Leute) und teilweise auch die Art und Weise der Lehrmethoden, lassen das Studium sehr verschult erscheinen. Dennoch merkt man schnell, dass man während der Prüfungsphasen (2 Creditwochen und eine Examensperiode pro Semester) sehr gefordert wird. Allerdings werden Studenten, die sich bemühen und ihr Engagement zeigen, d. h. zum Beispiel oft die Vorlesungen besuchen, auch mit Erfolg belohnt.

Das Ganze soll aber nicht den Eindruck vermitteln, dass es damit getan sei und einem alles geschenkt wird. Die Professoren schienen lediglich während der Prüfungen besser gestimmt. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich dort als Student regelmäßig auf der Homepage erkundigen sollte, um herauszufinden, was man für das nächste Praktikum wissen muss oder welches Thema die kommende Vorlesung hat. So wussten viele nicht, dass die anscheinend fehlende Organisation im Internet festgehalten wird. Was allerdings die Examenszeiten angeht und somit auch die darauf folgenden „Ferien“, sollte man sich keine großen Hoffnungen machen. Leider erfährt man nicht immer früh genug, wann man seine letzte Prüfung hat, um frühzeitig einen günstigen Flieger nach Hause zu buchen.

Wichtig ist noch, dass man sich unbedingt mit den Regeln der Universität, die über die Zulassung in das nächste Semester/Jahr entscheiden, befassen sollte, denn oft gab es hier Verwirrungen, als es für einige schon zu spät war. Das alles hört sich jetzt schlimmer an, als es eigentlich ist. Doch wie zuvor gesagt, erkennt man schnell, dass das „Klassenleben“ in kleinen Gruppen nur den Anschein gibt, als sei es ein zu verschultes System. Hier muss man also nicht nur regelmäßig seine Hausaufgaben machen (vorbereiten, aufarbeiten – keine benoteten Hausaufgaben in dem Sinne), sondern auch eine Menge Eigeninitiative zeigen, was die Organisation betrifft. Im zweiten Semester hatte ich schon bemerkt, dass wenn man wusste wie der Hase läuft, man sich hauptsächlich auf das Studieren konzentrieren konnte, anstatt damit beschäftigt zu sein, herauszufinden, was man denn jetzt eigentlich machen muss.

Soviel zu dem Thema Studium an sich in Martin. Die Bewerbung für den Aufnahmetest lief über College Contact. Ich habe eine Reihe von benötigten Unterlagen eingeschickt, die dann sofort weitergeleitet wurden und schon durfte ich an der Prüfung teilnehmen. Dieser bestand aus einem Biologie- und einem Chemieteil. Da ich selbst in der Oberstufe keine Chemie mehr hatte und zuvor auch nicht der Überflieger in diesem Fach war, musste ich mir vieles selbst beibringen und doch kann ich behaupten, dass die Fragen sehr human waren und dieser Teil gut zu bestehen war. Den Biologieteil sollte man allerdings nicht unterschätzen, da die Fragen hier sehr ins Detail gegangen sind. Zu diesem Test durfte man noch ein Englischwörterbuch benutzen, was später an der Uni natürlich nicht mehr der Fall sein wird.

Man gewöhnt sich später unglaublich schnell an das Englische, sodass nur noch der starke Akzent einiger Professoren ein kleines Problem darstellen könnte. Aber auch daran hat man sich schnell gewöhnt. Als deutscher Student ist man nun mal auch eher gezwungen auf Englisch zu kommunizieren, da der Anteil der deutschsprachigen Studenten sehr gering ist. Bei dem Aufnahmetest in Münster haben zwei von etwa 10 Bewerbern den Aufnahmetest bestanden und da es noch andere Möglichkeiten gab, den Test zu machen außer mit Hilfe von College Contact, haben letztes Jahr fünf Deutsche das Wintersemester begonnen und von diesen haben auch alle das erste Jahr bestanden.

Wie schon erwähnt, wird das Englischsprechen durch viele internationale Studenten begünstigt. Den größten Anteil der internationalen Studenten mit etwa 80% stellen die Norweger dar, was manchmal natürlich auch sehr nervig sein kann, da die Unterhaltungen plötzlich ins Norwegische übergehen können. Ansonsten trifft man hier Schweden, Iren, Portugiesen, Polen und auch Österreicher. Langweilig wird es also nie. Man kann schnell Freundschaften schließen und zusätzlich vieles über andere Kulturen erfahren. Mit den Slowaken hat man eher weniger zu tun, aber da viele von ihnen kein Englisch verstehen, freuen diese sich immer, wenn man z. B. beim Einkauf oder dem Besuch im Restaurant, sich bemüht das gelernte Slowakisch anzuwenden. Ich fand es toll, dass man von den meisten Slowaken sehr gastfreundlich und ohne Vorurteile aufgenommen wurde.

Nun noch etwas zu der Stadt Martin. Laut Slowakischunterricht hat Martin etwa 70.000 Einwohner und trotzdem den Charakter einer Kleinstadt. Zum einen kann das sehr schön sein, da man eigentlich immer jemanden trifft, den man kennt, wenn man in die Innenstadt geht, zum anderen ist man eigentlich nur in der Wohnung so wirklich allein (vorausgesetzt man lebt in dieser alleine).

Martin hat viele Restaurants, in denen man schon für wenig Geld eine gute Mahlzeit bekommt und das Bier ist mit etwa einem Euro billiger als das Wasser. Man hat mehrere Einkaufsläden in der Stadt, die an einen praktischen Tante-Emma-Laden erinnern. Etwas außerhalb des Zentrums gibt es große Supermärkte (Kaufland, Tesco…), die man mit dem Taxi (etwa 3 Euro) gut erreichen kann. Hier bietet es sich an, zu zweit oder zu dritt einkaufen zu gehen. Martin hat auch einige Lokale zu bieten, wenn man am Wochenende ausgehen will. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, sich mit mehreren Personen einen Bus zu mieten, um außerhalb feiern zu gehen.

Neben diesen Möglichkeiten gibt es in Martin auch Cafés, in denen man sich auch hier mit humanen Preisen einen gemütlichen Nachmittag machen kann, oder auch seine Bücher auspacken und lernen kann, wenn man das Gefühl hat, dass zu Hause nichts mehr geht. Natürlich gibt es auch eine Bibliothek an der Uni, aber da man dort nur eine Cafeteria hat und leider nichts zu essen kaufen kann, bevorzuge ich das Café im Zentrum.

Ich hoffe sehr, man konnte erkennen, dass man hier über College Contact eine sehr gute Chance bekommt seinen Berufswunsch in der Slowakei zu erfüllen und das man sich nicht zu sehr von Vorurteilen gegenüber dem Osten leiten sollte, denn die Meinung darüber, sollte man sich am besten selbst bilden.