9 Jun
Erfahrungsbericht von Marian S.

Ramkhamhaeng University


Stadt: Bangkok
Land: Thailand
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Journalismus
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2008 bis 04/2009

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Eigentlich wollten meine Freundin und ich nur einen Monat Urlaub in Thailand machen. Wir waren schon ein Jahr zuvor da, hatten aber weder Vietnam, Laos noch Kambodscha gesehen und wollten den September 2008 mit einer Reise durch diese Länder verbringen. Wir beide hatten vor, generell einmal für ein Semester ins Ausland zu gehen – nach Amerika, Australien, Neuseeland oder in ein anderes dafür typisches Land. Bis wir uns fragten, warum wir nicht einfach den Rückflug in den April legen und schauen sollten, ob man nicht auch in Bangkok studieren könnte.

Und das kann man an einer ganzen Reihe von Universitäten. Die Ramkhamhaeng University ist allerdings die größte in ganz Thailand – über 500 000 Studenten – und Teil des College-Contact-Programms. Das bedeutet, dass man mit der Anmeldung ziemlich wenig zu tun hat – Abiturzeugnis übersetzen lassen, Gesundheitszeugnis etc. sammeln, abgeben und ein paar Tage später liegt ein Schreiben von der Uni im Briefkasten. Dass man alle Unterlagen im dortigen Sekretariat noch einmal vorlegen und durchschauen lassen muss, scheint etwas seltsam, aber so ist das Studium in Thailand nun einmal.

Die Auswahl im Mass Communication-Programm ist ziemlich groß, von Prinzipien journalistischer Arbeit über Programm-Management für Radio und Fernsehen reicht es bis zu Fotografiekursen. Zwar wird zur besseren Planbarkeit verlangt, sich schon in Deutschland für Kurse zu entscheiden, letztendlich ist es aber immer möglich, diese noch zu ändern. Generell gehen die Kurse immer einen Monat lang und finden an zwei Tagen in der Woche mehrstündig statt. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich in manchen Monaten Blockseminare auszusuchen, die dann an 7 oder 8 Tagen abzufeiern und die restliche Zeit zum Reisen zu nutzen. Aber dazu später.

Das Studium an der Ramkhamhaeng ist vom Niveau her niedriger einzustufen als in Deutschland. Die Dozenten, die zum größten Teil aus Europa und Amerika kommen, sind zwar relativ kompetent, müssen sich letztendlich aber schon am Niveau der thailändischen Studenten orientieren. Der Direktor des Instituts macht daraus auch keinen Hehl, für ihn besteht die Chance, die Qualität anzuheben, vor allem darin, ausländische Studierende anzulocken. Die Fehler des thailändischen Bildungssystems können damit allerdings nicht behoben werden.

Neben den Studenten, die nur für ein oder zwei Semester am Institut studieren, gibt es auch immer mehr, die ihren ganzen Bachelor dort machen – viele aus Europa, einige aus Deutschland, andere auch aus Amerika, China, Japan und so weiter. Insgesamt beläuft sich die Zahl der ausländischen Studierenden ungefähr auf 400 – von 1500 Studenten insgesamt. Das Studium ist also schon sehr multikulturell und bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, sein Englisch aufzupolieren, auch wenn Amerika oder Australien dafür vielleicht geeigneter sind.

Da gibt es aber keine Stadt wie Bangkok und für mich, der normalerweise Politik und Soziologie studiert, nicht die Möglichkeit, ein Land kennenzulernen, das so beispielhaft dafür ist, was passiert, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Gebildet und Ungebildet, zwischen Stadt und Land immer weiter auseinander geht. Auch was passiert, wenn Bildungssysteme versagen oder dazu missbraucht werden, eine unkritische Masse an Menschen zu produzieren – dass thailändische Studenten hinterfragen oder kritisieren, das kommt auch in den Seminaren am Institut selten vor. Dass dies kulturell bedingt sein soll, ist reiner Eigenschutz einer bestimmten Elite.

Man wird im Studium inhaltlich gesehen vielleicht nicht viel dazulernen, aber die Zeit, die man in Bangkok verbringt, liefert Unmengen an wertvollen Erfahrungen. Wer an der Ramkhamhaeng studieren will, der sollte sich vorher um nichts kümmern, sich nur anmelden, hinfliegen, mit dem Taxi zur Uni fahren, im Sekretariat vorstellig werden und dann im Umkreis der Uni nach Apartments suchen. Bangkok besteht praktisch nur aus Apartmentkomplexen in allen Preiskategorien, einfach reingehen, im Büro nachfragen, ob noch Zimmer frei sind, anschauen und zuschlagen. Gute Unterkünfte sind in der Regel für umgerechnet 80 bis 100 Euro all inclusive zu haben, zu zweit gibt man dementsprechend 160 bis 200 Euro im Monat aus. Und wer es etwas luxuriöser mag mit großem Pool und Fitnessstudio wird alleine mit 180-250 Euro hinkommen.

Das beste Essen der Welt findet man an den Ständen, die überall an den kleinen und großen Straßen oder auf den vielen Märkten stehen, sehr gutes aber auch in der Freiluftkantine der Uni. Umgerechnet zwischen 50 Cent und einem Euro kostet ein Essen – Suppen, Nudeln, Reisgerichte, ganz egal. Natürlich findet man aber auch gute Italiener, Schweizer, Steakhäuser und die üblichen Fastfoodketten, die für ein paar Cent auch nach Hause liefern.

Bangkok ist eine Weltstadt und es gibt nichts, was es nicht gibt. Wer gerne ausgeht, für den ist die Stadt ein Paradies – Kneipenviertel und Clubs gibt es wie Sand am Meer, mal mehr thai, mal mehr international. Oder man geht in bowlen oder ins Kino – bevorzugt in Liegesesseln, die teurere Variante für umgerechnet etwa 3 Euro. Oder Joggen auf dem großen Sportareal mit Nationalstadion direkt an der Uni, wenn die Sonne weg und es nur noch etwas über 30 Grad Celsius sind.

Langweilig wird’s nie. Und auch wer viel unternimmt, sollte mit insgesamt 400 Euro im Monat inklusive Miete gut auskommen. Den einen oder anderen Trip ans Meer – mit Ko Samet gibt es eine sehr schöne Insel keine vier Busstunden entfernt von Bangkok – habe ich da schon mit einbezogen.

Generell lassen es das Studium und die Preise zu, ziemlich viel zu reisen. Natürlich in Thailand selber, das viel Kultur, wunderschöne Landschaften im Norden und weiße Sandstrände im Süden zu bieten hat. Bangkok selber ist aber auch die Drehscheibe für ganz Südostasien. Egal ob Malaysia, Japan, China, Laos, Vietnam, Kambodscha oder Burma – mit dem Bus oder Flugzeug gelangt man bequem und kostengünstig in alle umliegenden Länder.

Seit Ende April sind wir wieder zurück, haben unter anderem auch China gesehen. Nur mit Vietnam, Laos und Kambodscha ist wieder nichts geworden – aber Ende August, zum Glück, sind wir ja wieder da…