4 Sep
Erfahrungsbericht von Maren D.

Universidad San Ignacio de Loyola - Lima

Stadt: Lima
Land: Peru
Kontinent: Südamerika
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2013 bis 08/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bereits als ich im ersten Semester über ein Auslandssemster nachgedacht habe, war mir klar, dass ich gerne ein Semester in einem spanischsprachigen Land verbringen würde. Gerne hätte ich auch ein Auslandssemster in Sevilla, an der Partneruniversität meiner FH, verbracht, doch konnte ich zum Wintersemester keinen Auslandsaufenthalt antreten. Also begab ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Hochschule im spanischsprachigen Raum.

Da die spanischen Unis fast immer ein Erasmusprogramm haben und somit keine Free Mover annehmen, fiel die Wahl auf Lateinamerika. Zudem musste ich feststellen, dass es für Architekturstudenten viel schwieriger ist, eine Hochschule im Ausland zu finden, als für Studierende anderer Studiengänge wie z.B. Wirtschaft, da dieser Studiengang nur an wenigen Universitäten angeboten wird. Doch auf der Seite von College Contact wurde ich schlussendlich fündig. Für die Bewerbung musste ich einen Lebenslauf, eine Notenübersicht und ein Motivationsschreiben einreichen. Was Peru betrifft, ticken die Uhren etwas langsamer, als wir das aus Deutschland gewohnt sind, weshalb ich erst zwei Monate vor dem Semesterbeginn in Lima meine Zusage für das Austauschprogramm erhielt. Meinen Flug habe ich über Sta Travel gebucht, da es dort oftmals gute Studentenpreise gibt.

Da ich so spät dran war, hatte ich ein bisschen Angst, keine schöne Unterkunft mehr in Lima zu finden. Doch diese Angst war völlig unbegründet, da es wirklich eine große Auswahl an Studentenhäusern gibt. Zudem bietet die „Universidad de San Ignacio de Loyola“ auch ein eigenes Studentenwohnheim „La Casa de Don Ignacio“ an. Das System von Wohngemeinschaften, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es in Peru nicht. Die Peruaner bleiben meist während des Studiums bei ihren Eltern wohnen und ziehen auch erst aus, wenn sie heiraten. Die Studenten, die nicht aus dem Umkreis von Lima kommen, wohnen dann entweder bei Verwandten oder bei peruanischen Familien und mieten dort ein Zimmer.

Für ausländische Studenten gibt es aber eine Vielzahl von Möglichkeiten: Apu, Inkawasi, Kusiwasi, La Jato, Amaru, ... um nur einige zu nennen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, bei einer peruansichen Gastfamilie zu wohnen. Ich selbst habe in La Jato in San Isidro gewohnt. Das ist eine der sichersten und somit auch teuersten Gegenden von Lima. Hier gibt es schöne Parks, Appartmenthäuser und ist zugleich aber auch das Finanz- und Geschäftszentrum von Lima. Für mich war die Entfernung zur Uni entscheidend bei der Wohnungswahl. Lima ist eine riesige Metropole und obwohl ich nur einen Bus nehmen musste, habe ich, je nach Verkehrslage, zwischen 30 Minuten und einer Stunde zur Uni gebraucht. In La Jato haben wir zu 19. gewohnt. Das ist natürlich eine große “WG” und manchmal hat man sich eher wie in einem Hostel gefühlt. Doch somit war immer jemand da, mit dem man etwas unternehmen konnte. Und wenn man mal keine Lust auf Gesellschaft hatte, konnte man sich auch sehr gut in sein Zimmer zurückziehen.

Die Universidad de San Ignacio de Loyola ist eine private Hochschule. Eigentlich sind fast alle Hochschulen in Lima privat. Deswegen musste ich auch Studiengebühren in Höhe von 4000 Dollar für ein Semester bezahlen. Für peruanische Studenten sind die Studiengebühren zwar etwas geringer, aber im Vergleich mit dem Mindestlohn immer noch immens. Die Uni besteht aus zwei Campussen, die jedoch sehr nah beieinader liegen. Jeder Campus verfügt über mindestens einen frei nutzbaren Computersaal, einer Cafeteria, einem Laden, in dem man Bücher kaufen kann etc. Allgemein ist die Uni sehr gut ausgestattet, mit Beamer, Fotolabor, Computerräumen für Vorlesungen etc. Was mir jedoch fehlte, war eine Werkstatt, in der ich meine Modelle für meinen Entwurfskurs hätte bauen können. Zwar gibt es freinutzbare Arbeitsplätze, die dann als Werkstatt “missbraucht” werden; aufgrund dessen steht jedoch leider keinerlei Werkzeug zur Verfügung.

An die Lehrstruktur musste ich mich erst gewöhnen, da das System der Uni sehr verschult ist. Dies bedeutet zum Beispiel Anwesenheitspflicht in allen Kursen. Man durfte pro Semester 30% fehlen, inklusive der Fehlzeiten aufgrund von Krankheit. Zudem habe ich zum Beispiel in meinem Spanischkurs jede Woche benotete Praktika geschrieben und insgesamt vier Prüfungen innerhalb des Semesters. Zudem kommt eine Semesterzwischenprüfung in jedem Kurs, sowie natürlich die Abschlussprüfung bzw, Abschlussabgabe. Da die Peruaner aber schon mit 16 ihre Schulausbildung beenden und somit häufig mit 17 Jahren bereits auf die Uni gehen, ist dieses System anscheinend notwenig. Obwohl die „Universidad de San Ignacio de Loyola“ anscheinend auch ein Extrembeispiel ist. Trotzdem hat mir die Uni im allgemeinen gut gefallen. Als Austauschstudent kann man sich Kurse aus allen Fachbereichen aussuchen. Ich entschied mich für Spanisch, Foto I und einen Entwurfskurs. Das Verhältnis von Student und den Professoren hat mir sehr gut gefallen. Die Stimmung in meinen Kursen war sehr locker, obwohl ich nicht beurteilen kann, ob das an meinen relativ praktischen Kursen lag. Oftmals mussten Freunde von mir in anderen Studiengängen in formeller Kleidung Präsentationen halten.

Die Betreuung durch das Internacional Office in Lima ist sehr gut. Für jeden Austauschstudent ist ein Mitarbeiter verantwortlich. Somit antworten diese recht schnell auf Fragen und es ist auch kein Problem, einfach einmal vorbei zu schaun. Leider hatte ich einige Probleme mit der Kurswahl, da die Liste, die ich von College Contact erhalten hatte, komplett geändert wurde, und ich somit viele Kurse, die ich mir vorher ausgesucht hatte, nicht belegen konnte. Mit „nur“ drei Kursen blieb noch genug Freizeit um Lima zu erkunden. Hier hilft auch das Buddyprogramm der USIL. Es ist zwar nicht so, dass jedem Austauschstudent ein Buddy zugewiesen wird, doch es gibt eine Gruppe, die Parties und Ausflüge organisiert. Somit kommt man auch schnell in Kontakt mit peruanischen und ausländischen Studenten.

Vor allem im Sommer empfand ich Lima als seine Stadt mit vielen Aktivitäten und Möglichkeiten seine Zeit zu vertreiben. Lima hat zwar einen Strand, doch lädt der Steinstrand eher nicht zum Sonnen ein. Allerdings kann man das auch an den wunderschönen Stränden, die etwa eine Stunde von Lima entfernt sind, tun. Da Lima die Haupstadt ist, ist auch immer etwas los. Es gibt sehr viele interessante Museen, Ausstellungen und spezielle Events. Zum Beispiel eine Art “Nacht der offenen Museen” die “Noche en blanca”, bei der alle Museen und Galerien in Barranco, ein Stadtteil von Lima, geöffnet hatten. Auf der Straße konnten verschiedene Künstler, ob Musiker oder Perfomancekünstler, ihr Talent darbieten. Auch das Nachtleben in Lima ist vielseitig. In Barranco und Miraflores gibt es die meisten Bars und Diskotheken; teilweise mit Meerblick. Und als Austauschstudent ist es auch sehr einfach, auf die Gästeliste zu kommen und somit keinen Eintritt zu bezahlen.

Man muss natürlich auch beachten, dass Peru nicht so sicher ist wie zum Beispiel Deutschland. Als Mädchen alleine Taxi zu fahren, ist nachts keine so gute Idee. In den nicht touristischen Gegenden ist es sowieso immer am besten, wenn man nicht allein ist. An diese Tatsache musste ich mich erst einmal gewöhnen, da ich mich, vor allem nachts, nicht so frei bewegen konnte wie in Europa. Mir ist zum Glück nie etwas passiert, und wenn man sich ein bisschen anpasst, ist es auch nicht so gefährlich, wie einem die Peruaner weis machen wollen. Trotzdem hat mich diese Unsicherheit bzw. Abhängigkeit wohl am allermeisten während meines Auslandsaufentahltes gestört.

Abgesehen davon kann ich Peru jedoch jedem wärmstens ans Herz legen. Hinter dem Verkehrschaos, dem Dreck und dem immerwährenden Geräuschpegel steht ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen.