29 Jul
Erfahrungsbericht von Luise G.

Kulturstudier - Hoi An

Stadt: Hoi An
Land: Vietnam
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Internationale BWL, Soziologie, Sozialwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2013 bis 04/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die Zeit im Ausland zählt wohl zu den spannendsten Zeiten im Leben eines Studenten. Gerade das Einleben in eine neue Kultur stellt dabei sowohl eine Herausforderung, als auch eine Chance zur persönlichen Horizonterweiterung dar.

Während meiner Zeit in Vietnam konnte ich nicht nur meine Soft Skills erweitern, sondern habe auch durch das hervorragende Lehrpersonal neue Sichtweisen und unzählige nützliche Informationen erhalten. Da ich die einzige Deutsche war, konnte und musste ich während des gesamten Aufenthaltes Englisch sprechen, was im Nachhinein betrachtet durchaus nützlich war. Meine Kommilitonen kamen aus Dänemark, Norwegen und Vietnam und kannten sich zum Teil bereits vorher. Dadurch war es mitunter etwas schwierig, sich zu integrieren. Außerdem wurde während der Freizeit sehr oft Dänisch oder Norwegisch gesprochen. Künftigen Teilnehmern empfehle ich daher gut ausgeprägte Soft Skills und klare Vorteile, wenn sie dieser Sprachen mächtig sind. Was die Vietnamesischkenntnisse anbelangt, so wurde von den Seminarleitern ein fakultativer Sprachkurs organisiert, den ich jedem wärmstens ans Herz legen kann. Durch den sehr engagierten Lehrer wurde nicht nur die Sprache sehr gut verständlich vermittelt, sondern auch interkulturelles Wissen. Bezüglich der zusätzlichen Angebote ist es sehr leicht, in Hoi An etwas Passendes zu finden. Da dieses wunderschöne Städtchen mit sehr viel internationalem Flair aufwartet, gibt es zahlreiche englischsprachige Angebote. So profitierten wir von einem breiten Spektrum an Tauch- und Kochkursen, Tages- und Wochenendausflügen, sowie kulturellen Veranstaltungen. Durch den Status als Backpacker-Hochburg ließ auch das Nachtleben von Hoi An keine Wünsche offen.

Was den Unterricht angeht, bin ich voll auf meine Kosten gekommen. Da ich eigentlich etwas ganz anderes studiere, hatte ich etwas Sorge, inhaltliche Verständnisprobleme zu haben. Allerdings wurden in den ersten Wochen die wirtschaftlichen und politischen Grundlagen sehr leicht verständlich erklärt. Wir hatten ausgezeichnetes Lehrpersonal (bis auf wenige Ausnahmen) und die Inhalte wurden spannend und anhand vieler praktischer Beispiele veranschaulicht. Die räumlichen Gegebenheiten sind auf landestypischem Niveau. Die Uni ist zu Fuß nur ca. 10 Minuten vom Hotel entfernt und macht das Aufstehen zu früher Stunde gar nicht so schwer. (Nebenbei bemerkt gibt es für Morgenmuffel ganz hervorragenden Kaffee um die Ecke und das nahezu rund um die Uhr.) Das Study Center, wo Mittagessen und Seminare stattfinden ist ca. 4km vom Hotel entfernt und mit dem Fahrrad entlang einer wunderschönen ebenen Strecke gut zu erreichen. Es befindet sich direkt am Strand und lässt Spielraum für entspanntes Arbeiten und Badepausen im Meer. Jeden Tag wird ein Buffet mit landestypischen Delikatessen bereitgestellt. Für Vegetarier werden zusätzlich noch weitere Speisen angeboten. Die Köche waren sehr engagiert und reagierten schnell auf besondere Wünsche.

Unsere Studiengruppe war in zwei verschiedenen Hotels untergebracht, wovon eines etwas besser ausgestattet zu sein schien. Alle Zimmer waren sauber und wurden täglich gereinigt. Das Hotelpersonal war freundlich und lud uns oft in ihre Runde zu einem Feierabendbier ein. Dabei wurde gesungen und getanzt. Überhaupt sind die Vietnamesen ein sehr fröhliches Volk. Auf westliche Menschen reagierten die meisten Einheimischen freundlich und höflich, nur in Ausnahmefällen gab es Probleme. Die Diebstahlrate in unserer Gruppe war relativ hoch, was unserer Unachtsamkeit geschuldet sein kann. An sich ist Hoi An eine sehr sichere Stadt, in der man sich in kleineren Gruppen auch nachts völlig frei bewegen kann. Es scheint, als würde diese Stadt niemals schlafen, auch wenn sie eigentlich nicht besonders groß ist. Die Hotels befinden sich direkt im Zentrum. Markt und Uferpromenade sind binnen weniger Minuten erreicht. Trotzdem ist man ebenso schnell auch außerhalb der Stadt mit endlosen Reisfeldern, kleinen dschungelartigen Wäldern und Flüssen. Es gibt in der Nähe zwei Strände, den Cua Dai Beach und den Strand am Study Center. Ich empfehle für Entspannungssuchende eher Letzteren, da dort so gut wie keine Touristen anzutreffen sind.

Die einheimische Küche ist besonders in Zentralvietnam sehr facettenreich und unglaublich lecker. Für kleines Geld (etwa 50 Cent bis 1Euro) bekommt man ein normales Hauptgericht an einem der zahlreichen Straßenstände oder Garküchen in der Markthalle. Die Lebenserhaltungskosten sind also sehr gering. Wer auf die internationale Küche nicht verzichten will, kann sich an der großen Auswahl von Restaurants erfreuen, welche von Burger über Pasta bis hin zu Pizza alles anbieten. Allerdings verlangen europäische Gerichte auch europäische Preise. Vor den Garküchen sollte man also keine Angst haben, sondern sich einfach durchprobieren (Tipp: Cao Lau und Ban Xeo!). Ich habe während der gesamten Zeit nur in Garküchen gegessen und hatte absolut keine Magenprobleme.

Allen Interessierten kann ich eine Teilnahme an diesem Programm nur wärmstens ans Herz legen, auch wenn der Preis schon recht hoch scheint. Wenn ihr bereits andere Teilnehmer kennt, mietet euch am besten ein Haus. Das ist preiswerter als die Hotels, auch wenn es vielleicht den Integrationsprozess erschwert. Hoi An ist wunderschön und die Einheimischen sind die ständigen Studiengruppen schon gewohnt. Sie zeigen sich hilfsbereit und laden gern zum Essen in ihr Zuhause ein (Einladung unbedingt annehmen!). Das Wetter im Spring Semester war erträglich, allerdings gegen April doch sehr heiß. Die Temperaturen bewegen sich um die 30 Grad und zwingen einen, nahezu permanent zu trinken. Wasser gibt es an vielen Stellen kostenlos. Außerdem ist es möglich, einen kostenlosen Shuttle zum Study Center zu organisieren. Überhaupt, die Seminarleiter waren sehr engagiert und stets hilfsbereit, unseren Wünschen nachzukommen. Wir hatten sehr viel Einfluss auf die Gestaltung von Gruppenaufgaben und Zusatzangeboten. Der ortsansässige Manager Vinh war besonders bemüht, uns alles zu ermöglichen, was wir uns vorgestellt hatten. Von Schlangen- über Hundedinner bis hin zu Strandpartys und Wochenendausflügen nach Na Trang machte er alles möglich. Da Hoi An in Zentralvietnam liegt, sind Ausflüge in jeden anderen Teil des Landes möglich. In der nächstgrößeren Stadt Danang gibt es einen Inlandsflughafen, von dem aus man problemlos spontan nach Hanoi oder Saigon reisen kann.

Alles in allem war der Aufenthalt in Vietnam wundervoll und die Zeit verging viel zu schnell. Auch wenn es an manchen Stellen etwas an Authentizität fehlte, sind dieses Programm und dieser Ort perfekt, um die eigene Akkulturations- und Adaptionsfähigkeit zu prüfen; und natürlich um den eigenen Horizont maßgeblich zu erweitern.