16 Apr
Erfahrungsbericht von Lara M.

Ramkhamhaeng University

Stadt: Bangkok
Land: Thailand
Kontinent: Asien
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2013 bis 02/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Da meine deutsche Hochschule vorrangig den Bachelor-Studenten die Plätze an Partneruniversitäten zusichert, war ich aufgefordert, das Auslandssemester selbst zu organisieren. Hierzu war mir „College Contact“ eine großartige Hilfe. Die Agentur übernimmt kostenlos (!) die gesamte Organisation und Immatrikulation an der ausländischen Hochschule. Hierzu muss man als Student lediglich ein Formular ausfüllen und Dokumente wie aktuelle Immatrikulationsbescheinigung, das Abi-Zeugnis ins Englische übersetzt und den Lebenslauf der Agentur zusenden, die dann wiederum das Einschreibeprocedere in Bangkok übernimmt. Voraussetzung der deutschen Hochschule waren zudem ein unterschriebenes Learning Agreement, das bestätigt, dass man als Student im Ausland 30 ECTS geleistet hat. Nachdem die universitären Aufnahmekriterien erfüllt und organisiert waren, folgten weitere außeruniversitäre Vorbereitungsmaßnahmen. Abschließen einer Auslandskrankenversicherung, Beantragen eines Multiple-Entry Visums und eines Reisepasses, Flug buchen und Impfungen auffrischen waren die to-dos der nächsten Wochen bis zu meinem Abflug Mitte September. Die Organisation eines Auslandssemesters an einer Nicht-Partner-Universität und einem Land wie Thailand sollte man nicht unterschätzen, da die einzelnen Formulare und Dokumente von der Antragsstellung bis zur Bestätigung bzw. Fertigstellung ihre Zeit in Anspruch nehmen. Idealerweise sollte man mit der Planung ein Semester vor dem eigentlichen Auslandssemester beginnen.

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Aufgrund der zahlreichen Erfahrungsberichte auf der Homepage von College Contact, war es mir möglich, sämtliche Apartment-Anlagen, die von ehemaligen Studenten rund um die Uni bewohnt und empfohlen wurden, rauszusuchen. Geraten wurde dabei auch, erst vor Ort nach freien Zimmern zu suchen, um sich ein genaues Bild der Einrichtung und des Zustandes verschaffen zu können. Die ersten drei Nächte buchte ich daher in einem Uni-nahen Hotel, um in dieser Zeit ein Zimmer zu finden. Entgegen der Versicherung, dass dies kein Problem darstellen würde, suchte ich anfangs vergeblich nach einem geeigneten und preisgünstigen Zimmer. Per Zufall wurde ich schließlich im Internet auf ein Apartmenthaus aufmerksam, das mir eines seiner beiden letzten Zimmer anbot. Mit 170,-€ Warmmiete für Thailand immer noch nicht günstig, aber im Vergleich zu Deutschland mehr als bezahlbar für 30qm mit Badezimmer, Spüle, Balkon und Security-Service. Hinzu kommt die schöne Lage in einem wohlhabenden Vorort-Bezirk von Bangkok. Supermarkt, Beauty-Salon, Restaurants, Cafés und kostenloser Rooftop-Pool in fünf Minuten Laufnähe. Die Uni war in 20 Minuten Fußweg zu erreichen, das Stadtzentrum bei fließendem Verkehr in 30 Minuten mit dem Taxi.


Studium

Das Studium an der größten Universität Thailands unterschied sich um einiges von einem Studium an einer deutschen Hochschule. Die zulassungsfreie Ramkhamhaeng University im Osten Bangkoks zählt mehr als 600.000 Studenten und fordert relativ geringe Studiengebühren verglichen mit anderen Universitäten in Bangkok. Entsprechend ihrer Größe gibt es Fakultäten für Recht, Ingenieurwesen, Business Administration, Politik und andere Fachgebiete, die uns als internationale Studierende nicht in vollem Umfang bekannt waren. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man jedes Semester Kurse belegen muss, die über den Zeitraum eines ganzen Semesters andauern, finden in Bangkok die Kurse blockweise statt, sodass jeder Kurs 2x wöchentlich, dafür jedoch ganztägig von 8 Uhr bis 16 Uhr stattfindet. Dadurch ist es möglich, in zwei Wochen zwei komplette Fächer abzuschließen und flexibel sein Studium zu planen. Leider rechnete meine deutsche Hochschule nicht die Kurse samt Noten an, sondern es wird lediglich gefordert, die (Bachelor-!) Kurse zu bestehen, um 30 ECTS nachweisen zu können. Ich besuchte insgesamt fünf Kurse: Services Marketing, Integrated Marketing Communication, International Business Management, Financial Management and Small Business sowie Marketing for Import and Export. In allen Kursen lag das Niveau deutlich unter dem deutschen Standard, was oftmals an den mangelnden Englischkenntnissen der thailändischen Studenten lag. Neben vorwiegend Multiple Choice Mid-Terms und Final-Exams waren Präsentationen und das Bearbeiten von Case Studies für die Noten maßgeblich. Obwohl die Inhalte der Vorlesungen zum Teil sehr einfach waren, bestand die Schwierigkeit vielmehr darin, in Gruppenarbeit mit anderen Nationen zusammenzuarbeiten oder sich in Geduld zu üben, wenn das International Office in seinem Chaos unterzugehen drohte oder Fristen nicht einhalten konnte.


Kultur und Essen

Thailands Kultur ist so vielfältig wie das Land selbst. Buddhistische Tempelkultur, die allgegenwärtige Verehrung des Königs oder das scharfe Essen an hunderten Garküchen auf den Straßen sind nur einige Beispiele, die typisch thailändisch sind. Typisch Thai ist auch ihre Liebe zu runtergekühlten Taxis und Gebäuden, zuckersüßen Getränken, allen technischen Geräten, Whitening-Produkten für die Haut und sämtlichen anderen Dingen, die das Leben „verniedlichen“.
Kulinarisch betrachtet bietet einem die thailändische Küche zwar nicht die Abwechslung, die man aus Deutschland gewohnt ist, dennoch erlebt man dafür nicht selten ein Geschmackswunder erster Klasse. Curries, Tom Yam, Tom Kha oder Pad Thai wurden zum täglich Brot und Reis mit Ei so selbstverständlich zum Frühstück wie kleingeschnittene Melone und Ananas to-go aus der Tüte.
Thailands Kultur prägen zudem zwei weitere Aspekte: Massage und Ladyboys. Erstere ist so selbstverständlich wie in Deutschland der Besuch des Fitnessstudios. Ab ca. 4.70,-€ kann man sich wahlweise die Füße, den Rücken samt Schultern, Kopf und Nacken oder den ganzen Körper eine Stunde lang durchkneten lassen. Die Thailänder nutzen diese Möglichkeit ca. einmal pro Woche, dabei spielt das Alter keine Rolle. Zweitere sind ebenso selbstverständlich wie sie auch toleriert werden. So hübsch wie Frauen, so unecht wie Barbie, prägen die Ladyboys und solche, die es noch werden wollen, Bangkoks Stadtbild gleichwie die Go-Go-Bars und Table-Dance-Clubs, in denen sie abends in den farbenfrohesten Kostümen zu bewundern sind.
Charakteristisch steht Thailand jedoch auch für seinen unermüdlichen (naiven) Optimismus und seine schier unbegrenzte Toleranz. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Thailänder trugen entscheidend dazu bei, mich in diesem Land trotz der Kulturunterschiede so wohlzufühlen.


Alltag und Freizeit

Bangkok als Thailands Metropole Nr. 1 und Hauptstadt des Landes bietet für jeden Geschmack etwas und wartet mit einer unerschöpflichen Fülle an Freizeitaktivitäten auf. Von typischen Touristenattraktionen wie dem Königspalast, die Tempelanlagen Wat Arun und Wat Pho, über das hektische und bunte Chinatown, hin zu einer Flussfahrt in einem Longtail-Boot über den Chao Phraya River an Luxushotels vorbei, gibt es in Bangkok für jeden Geldbeutel etwas zu unternehmen. Riesige Shopping-Malls, wie z.B. das MBK, die Platinum Mall, Terminal 21, Central World oder der gesamte Siam Square machen es möglich, tagelang auf Shopping-Tour zu gehen. Wer sich tagsüber mit Kultur weitergebildet oder den Geldbeutel in den Malls strapaziert hat, hat bei der Abendplanung erneut die Qual der Wahl. Vom In-Viertel Ekkamai/Thonglor mit seinen hippen Bars und Restaurants für die junge und wohlhabende Upper Class Bangkoks, über die berühmt berüchtigte Kao San Road, die vor allem bei Backpackern und jungen Leuten aufgrund der günstigen Getränkepreise und Party-Möglichkeiten beliebt ist, bis hin zur Clubszene, die sich auf der RCA oder der Sukhumvit Soi 11 trifft. Grandiose Ausblicke kann man hingegen auf einer der viele Skybars und Towern der Stadt genießen, die zum Teil bis zum 100. Stockwerk eine atemberaubende Sicht auf die Skyline Bangkoks ermöglichen.
Wenn mir der Großstadttrubel zu viel wurde oder es die vorlesungsfreien Zeiten es ermöglichten, gab es stets die Möglichkeit, günstig mit Bus, Bahn oder Flugzeug an Thailands Traumstrände zu gelangen. Für teilweise unter 5,-€, war man innerhalb 4h mit dem Bus an einem puderzucker-weisem Strand und konnte die Sonne genießen. Innerhalb meiner 5,5 Monate in Thailand hatte ich dadurch die Chance, nicht nur Singapur, Bali und Vietnam, sondern auch sämtliche thailändische Inseln wie Koh Chang, Koh Sichang, Koh Lanta, Koh Phi Phi, Phuket, Koh Phangan sowie Koh Tao zu bereisen.


Fazit

Nach meinem ersten Auslandssemester in Lissabon war ich der Meinung, das Maximum an möglicher Auslandserfahrung und Persönlichkeitsentwicklung bereits erlebt zu haben. Nach meiner Zeit in Bangkok kann ich behaupten, dass dem nicht so war. Thailand hat mich um ein Vielfaches mehr bereichert und geprägt, als ich für möglich gehalten habe. Mit Dankbarkeit und einem Schatz an Erfahrungen und einzigartigen Momenten, kann ich auf die schönste Zeit in meinem Leben zurückblicken. Die Natur-Schönheit Thailands, das unermüdliche Lächeln seiner Menschen, der krasse Kontrast zwischen luxuriöser Skyline und traditioneller, einfacher Lebensart sowie die unzählbaren Möglichkeiten an Aktivitäten machen ein Auslandssemester in Bangkok unvergesslich und einzigartig. Wer das Schlaraffenland nicht nur bereisen, sondern auch dort leben und studieren möchte, der ist in Thailand goldrichtig. Ich wollte diese Zeit nie wieder missen und werde mich stets der thailändischen Gelassenheit, Freundlichkeit und Dankbarkeit erinnern.