19 Sep
Erfahrungsbericht von Karsten D.

University of Western Australia

Stadt: Perth
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2012 bis 08/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Im Rahmen meines VWL-Masterstudiums habe ich von Februar 2012 bis Juli 2012 ein Semester an der University of Western Australia (UWA) in Perth studiert.

Vorbereitung

Schon mit Beginn meines Masterstudiums in Münster stand für mich fest, wenn möglich auch im Ausland studieren zu wollen. Da ich im Laufe des Bachelors aufgrund eines dualen Studiums nicht die Möglichkeit hatte, ein Auslandssemester einzuschieben, wollte ich dies gern im Masterstudium nachholen. Zudem stand für mich fest, dass ich gerne in einem englischsprachigen Land studieren wollte, um meine Fähigkeiten in der englischen Sprache weiter ausbauen und vertiefen zu können. Ich habe bereits im Jahr 2005 ein Schulhalbjahr an einer australischen High School verbracht und verfolge seit dieser Zeit den Plan, noch einmal für längere Zeit nach Australien zurückzukehren, da mir Land und Leute sehr zugesagt haben. Da die vorhandenen Austauschplätze für Australien an der Uni Münster aufgrund persönlicher Beziehungen zwischen Professoren stets an Studenten des BWL Accounting Lehrstuhl vergeben werden, musste ich als VWL-Student auf andere Wege ausweichen und habe mich dazu entschieden, das Auslandssemester selbst zu organisieren.

Nach mehreren Gesprächen mit australischen Bekannten wurde mir die University of Western Australia in Perth empfohlen, die als eine der renommiertesten Universitäten für Economics im asiatisch-pazifischen Raum gilt. Da eine Eigenbewerbung an ausländischen Universitäten jedoch unweigerlich damit verbunden ist, die teils sehr hohen Studiengebühren selbst zu begleichen, galt es zunächst, Finanzierungsquellen zu finden, um das Auslandsstudium ermöglichen zu können.

Nach Klärung der finanziellen Fragen habe ich mich mit Hilfe von College Contact an der UWA beworben und nach einiger Zeit die Zusage erhalten. Danach galt es, passende Kurse an der Gastuniversität zu finden, die für mein Masterstudium in Münster anrechenbar sind. Dies gestaltete sich zunächst schwieriger als gedacht, weil die UWA in dem halben Jahr vor Studienbeginn ihr komplettes Curriculum verändert hat und daher ein gewisses Durcheinander herrschte. Nach einiger Zeit und zahlreichen Mailwechseln konnte jedoch auch dieser Punkt geklärt werden.

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Die ersten Tage

Nach der Ankunft in Perth stand zunächst die Wohnungssuche auf dem Plan. Für die erste Woche war von Seiten der Universität ein Platz im College angeboten werden, sodass ich eine Woche Zeit hatte einen WG-Platz zu finden. Leider bot die universitätseigene Wohnungsbörse nicht viel Hilfe, jedoch habe ich schnell im Internet andere Wohnungsbörsen gefunden, sodass ich nach dieser Woche glücklicherweise in meine neue WG umziehen konnte.

Da ich zur Wohnungssuche 2 Wochen eingeplant hatte und daher 2 Wochen vor Semesterbeginn nach Perth gereist war, blieb mir also nach erfolgreichem Umzug noch eine Woche, um Perth und die Umgebung kennen zu lernen. Da auch andere Austauschschüler schon früher angereist waren, konnten wir so gemeinsam die Stadt und natürlich auch die Strände – es war ja schließlich Sommer – erkunden und erste Kontakte untereinander knüpfen. Nach dieser Woche fand die Einführungswoche für alle Austauschstudenten statt, in der uns der wunderschöne Campus, die diversen Einrichtungen der Universität und die Stadt Perth gezeigt wurden.

Da jedoch zwischen Einführungswoche und Vorlesungsbeginn noch einige Tage Zeit waren, habe ich mir mit anderen Austauschstudenten einen Campervan gemietet und bin für 4 Tage durchs südliche Western Australia gefahren. Dort gibt es weltberühmte Surferstrände, eine gute Weingegend, über 100m hohe und Jahrhunderte alte Bäume, sodass es sehr schöne und abwechslungsreiche Tage waren.


Studium an der Gasthochschule

Das Studium an der UWA unterschied sich deutlich von meinem gewohnten Masterstudium in Münster, war jedoch von Kurs zu Kurs auch sehr verschieden. Generell lässt sich zusammenfassen, dass während der Vorlesungszeit deutlich mehr Aufwand für Studienleistungen verlangt wird als in Deutschland. Im Mittel musste ich jede Woche für irgendein Fach ein Essay schreiben, eine Hausarbeit einreichen, einen mathematischen Beweis erstellen, eine Präsentation halten oder sonstige Leistungen erbringen. Auf diese Weise war der Arbeitsaufwand während der Vorlesungszeit deutlich höher als in Münster, zum Ende der Semesters jedoch geringer, da die Klausuren durch diese zusätzlichen Leistungen einen geringeren Teil der Gesamtnote ausmachten und auch inhaltlich etwas reduziert waren.

Da ich mir für mein Münsteraner Studium noch insgesamt 2 Kurse anrechnen lassen musste, aber wie jeder australische Student 4 Fächer belegen musste, hatte ich die Möglichkeit, 2 Kurse frei nach Interesse aus dem gesamten Vorlesungsangebot zu wählen. Als anrechenbare Kurse habe ich die zwei Honourskurse „Applied Advanced Econometrics“ und „Advanced International Trade“ gewählt. Ersteres war mein bisher härtestes Fach im ganzen Studium, da neben umfangreicher Statistik- und Ökonometrietheorie auch sehr viel programmiert wurde und diese Ergebnisse zweiwöchentlich eingereicht werden mussten. Dadurch habe ich jedoch auch sehr viel gelernt, was mir in meiner kommenden Promotion helfen wird.

Im Gegensatz dazu war das Niveau in Advanced International Trade sehr sehr niedrig. Weder verstand es der Dozent, ein schlüssiges Konzept seiner Vorlesung zu vermitteln, noch diverse PowerPoint-Folien mit Leben zu füllen und den Studenten den Inhalt näher zu bringen. Die Thematik hätte einige Möglichkeiten geboten, jedoch war der Dozent leider nicht in der Lage, diese umzusetzen.

Als ein Wahlfach habe ich mir „Asia and the World Economy“ ausgesucht, da europäische Studiengänge fast ausschließlich durch einen amerikanisch-europäischen Fokus geprägt sind, die aufstrebenden Märkte Asiens jedoch vergessen werden. Daher wollte ich nun durch diese Wahl auch einen Einblick in die asiatische Welt gewinnen. In Asia and the World Economy haben wir die wirtschaftliche Entwicklung, die treibenden Kräfte, die Gründe und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die unterschiedlichen Eigenschaften der asiatischen Volkswirtschaften analysiert und gegenüber gestellt und mit gängigen Wachstums- und Handelstheorien verglichen.

Mein zweites Wahlfach habe ich fachfremd gewählt. Ich habe mich für den Philosophiekurs „Justice and Contemporary Ethics“ entschieden, was im Nachhinein ein Glücksfall war. In diesem Kurs haben wir diverse unterschiedliche Gesellschaftsentwürfe kennen gelernt, aktuelle ethische und soziale Probleme diskutiert und vor allem gelernt, diese Probleme strukturiert und analytisch auseinanderzunehmen. Diese Herangehensweise hat mir unglaublichen Spaß bereitet, sodass ich im Nachhinein sehr froh bin, diesen „Ausflug“ gewagt zu haben.


Alltag und Freizeit

Ich habe es durch die gezielte Fächerwahl geschafft, meine gesamten Vorlesungszeiten auf Montag bis Mittwoch zu verteilen, sodass ich Donnerstag und Freitag für andere Aktivitäten freihalten konnte. Als dies feststand, habe ich mir einen Teilzeitjob gesucht und glücklicherweise auch einen sehr guten und interessanten Job gefunden. Fortan habe ich donnerstags und freitags ganztags bei Bankwest als „Strategic Consultant in Retail Sales Development“ gearbeitet. Bankwest ist die größte Bank Western Australias und von der Größe her und der regionalen Orientierung in etwa mit den größten deutschen Sparkassen (Haspa, SPK Köln, SPK Düsseldorf) zu vergleichen. Ich war Teil des Teams, das ein neues Bonus- und Gehaltssystem für alle Filialangestellten entwickelt hat und konnte somit auch meine Erfahrung aus meiner Bankkaufmannsausbildung gut einbringen. Die Arbeit hat wirklich Spaß gemacht, da ich vollwertiges Mitglied des Teams war und mich gut einbringen und gleichzeitig auch viel lernen konnte.

Des Weiteren habe ich mich dem UWA Volleyballteam angeschlossen. Ich spiele schon seit Jahren Volleyball und wollte auch in Australien weiterhin Sport treiben. Durch diese Weise konnte ich weiterhin trainieren, gleichzeitig viele neue Bekanntschaften schließen und vor allem auch Kontakt zu „Einheimischen“ herstellen. An den Wochenenden habe ich zudem einige Aktivitäten mit dem UWA Outdoor Club unternommen. So waren wir je nach Jahreszeit gemeinsam Kanu und Kajak fahren, Klettern, Wandern, Beachvolleyball spielen oder Windsurfen. Ansonsten habe ich besonders in den ersten Wochen und Monaten viel Zeit am Strand verbracht, da ich innerhalb von 15 Minuten mit dem Bus am Strand war und diesen Vorteil wie auch das tolle Wetter ausnutzen wollte.


Fazit

Alles in allem habe ich meine Zeit in Australien sehr genossen. Während der Semesterferien und besonders auch nach Ende des Semesters bin ich noch mehrere Wochen durch Australien gereist und bin immer noch fasziniert von der Schönheit dieses Landes. Gleichzeitig hat mich die australische Mentalität nachhaltig beeindruckt. Die Menschen sind einfach wunderbar freundlich. Man dankt dem Busfahrer, wenn er einem die Tür öffnet, man hilft sich gegenseitig überall weiter und man kann einfach überall mit jedem ungezwungen in Kontakt kommen. Diese entspannte Atmosphäre entschleunigt ungemein und ermöglicht es, viele Dinge des Lebens ganz anders wahrzunehmen.

Gleichzeitig empfand ich meine Wochengestaltung als sehr erfrischend: drei Tage Studium und zwei Tage arbeiten boten eine gesunde Abwechslung – sowohl fachlich als auch menschlich, da ich stets unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Welten begegnet bin.

Ich kann jedem nur empfehlen, ein Auslandssemester ins Studium zu integrieren. Auf diese Weise lernt man unheimlich viele neue Menschen, Kulturen und Eigenarten kennen, die den eigenen Horizont nachhaltig erweitern. Außerdem bietet es die Chance, mehrere Wochen durch wunderschöne Länder zu reisen und Dinge zu entdecken, die man sonst nie zu Gesicht bekäme.