12 Jan
Erfahrungsbericht von Julius K.

University of Minnesota


Stadt: Minneapolis
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Münster U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Wer darüber nachdenkt ein Auslandssemester in den USA zu machen, der denkt nicht gleich als erstes an Minneapolis. Nein, der denkt überhaupt nicht an Minneapolis, sondern vielmehr an Städte wie New York, Los Angeles, Washington, San Francisco, Chicago, oder ähnliches. Also wieso nicht dahin gehen, anstelle einer Stadt, über die man nicht mehr weiß, als ihren Namen? Die Antwort ist genauso kurz, wie einfach: Weil es sich lohnt. Minneapolis ist die klassische Definition eines echten Geheimtipps, denn auch ich war mir im Vorfeld äußerst unsicher, ob ich wirklich dort oben in den Norden, in den nach Alaska zweitkältesten Staat der USA gehen sollte. Doch ich wusste von Münster her, dass in einer Stadt mit 60.000 Studenten gar nicht nicht viel los sein KONNTE und da ich das Glück hatte, in den meisten anderen bekannteren Städten bereits gewesen zu sein, dachte ich mir, ich gebe dem ganzen einfach eine Chance. Und im Nachhinein bin ich so froh an diese Uni gegangen zu sein, dass ich es auf der Stelle wieder tun würde! Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich in Florida, Kalifornien, oder wo auch immer nicht ansatzweise eine bessere Zeit gehabt hätte, als in der Hauptstadt des Staates Minnesota.

Minneapolis ist eine moderne, saubere und wunderschöne Stadt, die mit einem kleineren und besser händelbaren Chicago verglichen werden kann. Es gibt von Clubs, Bars, Kinos, Theatern und Sportstadien bis zu Restaurants, Seen, Wasserfällen, Wäldern, guten Bus- und Bahnverbindungen und Museen alles, was das Herz begehrt.

Die Uni hat gerade für mich als BWLer ein äußerst gutes Angebot geboten, da sie mit der Carlson School of Management, an der ihr quasi alle eure Kurse haben würdet, eine der renommiertesten Wirtschaftshochschulen des Landes unterhält. In Klassen zwischen 20 und 60 Studenten lehren hochmotivierte und fachlich erstklassige Professoren wirklich interessante Inhalte und glaubt mir, wenn ich das sage, denn in Münster gehe ich quasi zweimal das Semester in die Vorlesungen, drüben hat es echt Spaß gemacht! Und das beste? Die Curve!! Das Benotungssystem sieht so aus, dass in sämtlichen Prüfungen der Mittelwert aus den erreichten Punktzahlen aller Studenten genommen wird und anhand dessen dann die Noten verteilt werden. Das heißt im Klartext: Ist die Durchschnittspunktzahl aller 60 von 100 Punkten und ihr habt 65, dann habt ihr damit schon ein A und müsst schon wirklich bei 30 oder sowas sein, um nicht zu bestehen, was sehr sehr schwierig ist. Denn auf Grund der Anwesenheitspflicht, welche auch schon bis zu 30%(!!!) der Gesamtnote ausmachen kann (also rumsitzen und Punkte sammeln) bleibt man immer auf dem laufenden mit den Studieninhalten. Ganz genauso verhält es sich mit Zwischentests, Hausaufgaben, oder Gruppenarbeitsprojekten….ihr könnt durch allerlei kleinen Arbeitsaufwand bereits euch eine gute Note sichern und am Ende kommt es, anders als in Deutschland, gar nicht mehr so wirklich auf das Final Exam an. In den USA in einem Kurs durchzufallen, ist wirklich unheimlich schwierig und das sage ich als jemand, der auch schonmal den ein oder anderen Zweitversuch in Münster in Anspruch nehmen musste...

Ebenfalls gut an der Uni ist, dass man schnell Leute kennen lernt. In quasi allen Kursen werden irgendwelche Aktivitäten gemacht, die zum Ziel haben, dass man in Kontakt mit anderen Studenten kommt, und das ist gerade als Ausländer ohne jegliche Kontakte sehr viel wert! Bereits in der zweiten Woche hatte ich das Glück eine junge Dame kennen zu lernen, welche mich zum Feiern eingeladen hat und über die nächsten vier Monate hinweg war ich mit ihr und ihren Freunden ausnahmslos jede Woche unterwegs und glaubt mir, die Bars im Kneipenviertel Dinkytown (ja, klingt nach einem Abenteuerspielplatz und das ist es auch) erfüllen alle eure Wünsche! Doch ein kleines Manko gibt es..: In der Regel akzeptieren die Türsteher nur den Reisepass, wo ihr euer Visum und alles drin habt und nicht den deutschen Personalausweis! Der ein oder andere denkt jetzt vielleicht das passt schon, ich sehe alt genug aus. Nein, tust du nicht. Es spielt keine Rolle, wie lang dein Vollbart, oder tief dein Ausschnitt ist, in Amerika wird jeder immer kontrolliert, da die Lokalitäten in unheimlich große Schwierigkeiten kommen, wenn sie erwischt werden, wie sie Alkohol an Minderjährige ausschütten. Ich hatte das Glück nur dreimal wirklich nicht reingelassen worden zu sein, da meistens dann doch der normale Ausweis akzeptiert wurde, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Außerdem kann ich jedem nur empfehlen nicht großartig den Kontakt zu anderen internationalen zu suchen, da ihr nur mit Amis wirklich die Sachen unternehmt, die sich lohnen! Klar ist es nett, wenn da noch jemand ist, der Deutsch spricht, aber der weiß dann auch genauso wenig wie ihr, wo man das beste Bier der Stadt bekommt, oder wo abends am meisten los ist. Und apropos Bier: Amerika kann gar nichts in Sachen Bier, das ist allgemein bekannt. Doch Minneapolis ist eine Ausnahme. Mit unzähligen privaten Brauereien hat diese Stadt ein wirklich riesiges Angebot zu bieten, in welchem sicherlich jeder fündig wird! Wenn ihr noch keine 21, seid kann ich euch akademisch gesehen die Stadt weiterhin wärmstens empfehlen…doch falls ihr wert aufs Feiern legt, fahrt in ein anderes Land.

Man kann wahnsinnig schnell neue Kontakte knüpfen, da die Amis wirklich sehr offen sind (Frauen weghören, das geht nur an die Kerle: besonders die Mädels sind recht offen…), doch solltet ihr euch beim Pläne machen nicht zu sehr auf ihre Zusagen verlassen….! Anders als wir Deutschen sind die Amerikaner recht unverbindlich und sagen sowas wie „Komm, lass uns doch nächste Woche mal was unternehmen!“ oft nur aus Höflichkeit und gar nicht, weil sie wirklich etwas planen wollen. Seid dann nicht sauer, die sind einfach so, sondern ergreift selbst die Initiative und versucht Pläne zu konkretisieren!

Zum Thema Verbindungsparties: An so einer teil zu nehmen ist leider unheimlich schwer, denn man muss schon jemanden in der Verbindung kennen, um eingeladen zu werden, und auch das passiert nicht ohne weiteres! Zu meinem Glück hatte ich drei Verbindungsschwestern in meinem Bowlingkurs (ja, ihr könnt tatsächlich Bowling als Kurs wählen und es ist genauso geil, wie es sich anhört), aber ansonsten ist mir da niemand mehr begegnet und einer Verbindung beizutreten macht für vier Monate auch keinen Sinn, besonders, da man in seinem ersten Jahr dort nur geknechtet wird.

Weiter ist das Leben auf dem Campus ein echtes Highlight. In dieser „kleinen“ Stadt (eben fast alle 60.000 Studenten) gibt es alles, was ihr braucht, von Bars, Restaurants, guten Bus- und Bahnverbindungen, über Sportplätze sowie das 45.000 Mann fassende Footballstadium und Geschäften! Alle sind komplett verrückt in Sachen Football und auch, wenn es meins nicht so ist, kann ich jedem nur empfehlen mal ins Stadion zu gehen und sich von der Menge mitreißen zu lassen!

Die Betreuer, vorne weg Leah Brink, sind äußerst hilfsbereit, kümmern sich engagiert um eurer Bedürfnisse und sorgen dafür, dass es euch an nichts fehlt. Außerdem organisieren sie Trips und ermöglichen euch so noch etwas mehr von der Umgebung zu sehen.

Ich könnte ewig so weitermachen und von all den Wahnsinnspartys, -erlebnissen, -bekanntschaften, -reisen (da ist es gut, dass Minneapolis sehr mittig liegt) und -erfahrungen erzählen, doch da sich die Seite nun dem Ende neigt, sage ich überzeugt euch einfach selber! Sowohl akademisch als auch kulturell werdet ihr nirgendwo glücklicher, als in der Stadt, in der ich von 30 Grad im September, bis -31 Grad im Dezember alles hatte! Aber hey, so bleibt das Bier wenigstens kalt, während ihr eine der unvergesslichsten Erfahrungen eures Lebens macht, also zieht euch warm an und verschickt endlich das Bewerbungsformular! ;)