27 Feb
Erfahrungsbericht von Jan W.

California State University East Bay

Stadt: Hayward
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Du liest dies vielleicht, weil du dir die Frage stellst, ob du ein oder mehrere Quarter an der California State University East Bay (CSUEB) studieren willst. Ich kann dir, wenn es grundsätzlich eine Chance für dich zu einem Studium gibt, nur eine Antwort auf diese Frage geben: JA! Tu es. Unbedingt. Es ist toll und eine Erfahrung, die du nie wieder vergessen wirst oder missen möchtest. Klar hat so ein Abenteuer auch einige Fallstricke parat, aber mit ein bisschen Geschick kann man sie alle umgehen. Möglicherweise helfen dir dabei meine folgenden Erfahrungen und Eindrücke. Wenn sie dir ein paar Tipps sind, die dir vielleicht im Vorfeld wie vor Ort weiterhelfen können, würde mich das freuen.

1. Vor der Reise

Für die Planung, bei der die Informationen und Angebote von Collage Contact schon sehr hilfreich sind, und für die Vorbereitung sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Über das Knie brechen kann man das nicht, denn manchmal wird die Geduld bei der Beschaffung der verschiedensten Dokumente (Visum, schriftliche Bestätigungen der eigenen Bank und der Versicherungen) arg strapaziert. Mit entsprechendem Vorlauf sind dann auch die Flüge günstiger zu buchen.

Ganz wichtig: Kalkuliere das Budget nicht zu knapp. Für die Bewerbung an der der Uni muss man einen Betrag von ca. 8.000 € nachweisen. Je nachdem wie viel du vor Ort noch unternehmen möchtest, wie du wohnst, wie du fliegst etc., liegen die tatsächlichen Kosten aber noch eine ganze Ecke höher. Einmal in Kalifornien angekommen, lernt man auch schnell: Nichts ist umsonst. Das erste Wort, dessen Bedeutung du ausführlich vor Augen geführt bekommst, ist die „Fee“. Die kleine Gebühr, die an jeder Ecke lauert, und deren Kosten sich schnell summieren. Insgesamt sind Kosten um die 12.000 € pro Quarter realistisch.

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Der Campus der California State University East Bay liegt malerisch schön auf einem Berg, von dem aus man bei gutem Wetter die gesamte San Francisco Bay überblicken kann. Je nachdem, wo du wohnst, wirst du aber genau diesen Berg vielleicht noch verfluchen. Der Anstieg kann auf Dauer zur Qual werden. Zum Glück bietet die Uni einen kostenlosen Bus-Shuttle nach Hayward „Downtown“ an, den du nutzen kannst, sobald du deinen Studentenausweis erhalten hast. Dieser Bus fährt den ganzen Tag über im 15 Minuten Takt und nachts (teilweise bis 3 Uhr) noch halbstündlich.

Der Campus selbst ist für amerikanische Verhältnisse sehr kompakt und übersichtlich. Große Entfernungen erwarten dich nicht.

Die Kurswahl findet für internationale Studenten im so genannten Class Crashing statt. Das bedeutet, dass du dich nicht wie deine amerikanischen Kommilitonen vorher online anmelden kannst, sondern vor Ort den jeweiligen Dozenten um eine Aufnahme bitten musst. Das klingt viel aufwändiger und stressiger, als es wirklich ist. Die meisten Dozenten sind sehr entgegenkommend. Bis auf wenige Ausnahmen sind sowohl ich als auch meine Mitstreiter problemlos in unsere Wunschkurse hinein gekommen.

Die Verpflegung ist ebenfalls OK. Für neun Dollar kann man sich am All-You-Can-Eat Buffet der Mensa bedienen. Das Angebot dort variiert aber nicht sonderlich stark, weshalb ich selbst dort nicht sonderlich oft gegessen habe. Die Desserts sind aber 1A. Auf dem Campus gibt es neben der Mensa noch einige Fast-Food Läden wie Subway, Starbucks oder Panda Express.


3. Die Unterkunft

Die Möglichkeiten irgendwo unterzukommen sind vielfältig, aber meistens kostspielig. Wohnen in Kalifornien ist teuer, Monatsmieten liegen im Minimum bei 550 Dollar. Die erste und auch günstigste Variante ist sicherlich das Wohnheim (International House). Auch ich hatte mich dort seinerzeit beworben, da die Vorteile auf der Hand zu liegen schienen: Lage direkt auf dem Campus, fertig möbliert. Bucht man einen „Meal“-Plan dazu, ist sogar das Essen inklusive. Zudem kann man direkt viele Menschen aus vielen verschiedenen Ländern kennenlernen. Nachdem ich es aber vor Ort gesehen habe, bin ich aber froh, dass ich keinen Platz erhalten habe.

Das Gebäude versprüht einen Charme, der an einen Mix aus Krankenhaus und Jugendherberge erinnert. Es wirkt nicht wirklich sauber und die Besuchsregelungen erinnern eher an ein Gefängnis als an ein Studentenwohnheim. An Wochenenden ist Besuch, der nicht dort wohnt, komplett tabu und unter der Woche nur stark eingeschränkt erlaubt. Außerdem muss man sich i.d.R. ein kleines Schlafzimmer mit einer weiteren Person teilen. Das muss menschlich dann schon passen. Auf den Zimmergenossen hat man dabei selbst keinerlei Einfluss.

Mein Tipp deshalb: Tu dich bereits im Vorfeld mit anderen zusammen und bemüht euch gemeinsam in den umliegenden Apartment-Komplexen (Sunhil-, Hillcrest und City-View Apartments) um eine Wohnung. Die meisten sind dort zwar unmöbliert, aber nach jedem Quarter verkaufen unzählige deutsche und internationale Gaststudenten ihre Möbel. Wer sich früh kümmert, macht dort leicht ein Schnäppchen. Die Wohnungen kann man in der Regel bereits von Deutschland aus buchen. In meinem Fall ging das in den City-View Apartments ganz entspannt per E-Mail. Viel teurer als das Wohnheim sind diese Wohnungen für den einzelnen definitiv nicht und ihr wohnt auf jeden Fall komfortabler.

Unser Beispiel: Wir haben zu dritt ein 3-Zimmer-Apartment mit Küche, Bad und Gäste-WC bewohnt. Die Miete pro Person lag inkl. Nebenkosten bei 600 Dollar, die komplette Einrichtung konnten wir von einem ehemaligen Gaststudenten für 400 Euro erwerben und später auch ohne Verlust weiter verkaufen.


4. Tourismus

Direkt vor der Haustür liegt die San Francisco Bay Area mit ihrer „Hauptstadt“ San Francisco. Die Stadt alleine hat schon einiges zu bieten (Golden Gate Bridge, Alcatraz etc.) und ist vor allem sehr einfach zu erreichen. Für amerikanische Verhältnisse ist der ÖPNV sehr gut ausgebaut. Die Städte der Bay Area verbindet eine S-Bahn (die auf den schönen Namen BART hört), eine Fahrt in die Innenstadt von San Francisco kostet etwa 4 Dollar. Im Stadtgebiet von San Francisco verkehren Straßen- und U-Bahnen, sowie Busse und die berühmten Cable Cars. Und selbst die kleineren Städte verfügen über ein ordentlich ausgebautes Busnetz.

Mein kleiner Tipp: Kaufe dir eine so genannte Clipper Card. Damit können alle Verkehrsmittel der Bay Area genutzt werden.

In San Francisco musst du auf jeden Fall einen Spaziergang an den Piers entlang machen. Wenn du Zeit hast und dich lange Strecken nicht schrecken, dann kannst du weiter durch das Presidio bis zur Golden Gate Bridge laufen. Natürlich kann man aber auch mit dem Bus fahren.

Ebenfalls ein Muss ist ein Besuch auf dem Coit Tower und ein Käsekuchen in der Cheesecake Factory auf der Dachterasse des Macy's am Union Square.

Sportbegeisterte haben mit den Teams der Golden State Warriors (NBA Basketball), den Oakland Raiders und den San Francsico 49ers (NFL Football), den San José Sharks (NHL Eishokey) sowie den San Francisco Giants und Oakland Athletics (MLB Baseball) Angebote des ganzen amerikanischen Profisports quasi vor der Haustür. Tickets gibt es überall auch noch kurzfristig, allerdings sind die Preise oft recht hoch. Ein Besuch ist aber in jedem Fall ein Erlebnis.

Wer ein Wochenende oder sogar noch länger Zeit für einen Ausflug hat, dem sei der Yosemite National Park (mit „kurzem“ Abstecher zum Lake Tahoe) oder ein Trip nach San Diego ans Herz gelegt. Auch Las Vegas lässt sich vom Flughafen in Oakland aus gut und günstig erreichen. Los Angeles lohnt sich meiner Meinung nach nicht.

Auch die Uni selbst bietet für die internationalen Studenten mehrere Ausflüge mit wechselnden Zielen im Semester an. Die sind oft günstig und eine prima Gelegenheit, andere Gaststudenten aus allen möglichen Ländern kennen zu lernen. Allerdings muss man auch mit einer etwas chaotischen Organisation leben.


5. Nightlife

In Hayward selbst gibt es einige kleinere Bars und Pubs, in denen man abends gemütlich das ein oder andere Bier trinken kann. An der B-Street gibt es zudem eine nette Karaoke-Bar. Wenn du lieber in Clubs gehen magst, musst du dich aber schon auf den Weg nach San Francisco machen. Dort ist die Auswahl sehr groß und es sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. Nimm aber in jedem Fall einen Ausweis mit; ohne gibt es keinen Einlass. Zudem sind viele Türsteher sehr pingelig was die Schuhe betrifft. Lass die Sneakers besser zuhause.

Zudem empfiehlt es sich, sich bereits einige Tage im Voraus auf einen Club festzulegen und sich auf dessen Website in die Gästeliste einzutragen. So erspart man sich meist den Eintritt. Auch die Taxifahrt sollte man bereits im Vorfeld telefonisch buchen und bezahlen.


6. Brauche ich ein Auto?

Jein. Man braucht es nicht wirklich. Zumindest nicht jeden Tag. Hayward selbst ist (solange man nicht den Berg hoch muss) auch gut zu Fuß und mit Bussen zu bewältigen; San Francisco und San José sind problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Allerdings muss man sich darauf einstellen z.B. seine Einkäufe ein Stück weit tragen zu müssen, insbesondere, wenn man im City View wohnt. Für Bewegungsfaule: Walmart und andere Supermarktketten haben einen kostenlosen Lieferservice.

Problematisch wird es nur dann, wenn man abends in San Francisco feiern gehen möchte: Die BART fährt nur bis etwa 24:00 Uhr, und Taxifahrten sind sehr teuer. Hier hilft es, jemanden zu kennen, der einen Wagen hat und der sich auch als Fahrer „opfert“. Ebenfalls schwierig wird es, wenn man Ziele ansteuern möchte, die nicht direkt an der Bay liegen. Hier sind die Bus- und Bahn-Verbindungen meist nur spärlich oder gar nicht vorhanden.

Ich hatte kein eigenes Fahrzeug. War es wirklich mal notwendig, haben wir uns eines gemietet. Das geht direkt in Hayward und ist dort wirklich günstig. Kleiner Tipp: Wenn du ADAC-Mitglied bist, ist es meist günstiger, den Wagen über die ADAC-Website zu buchen. Außerdem hat man dort direkt einen Versicherungsschutz.


7. Noch ein paar Tipps zum Abschluss

  • Wenn du Alcatraz besuchen möchtest (lohnt sich), buche das Ticket in jedem Fall im Voraus online. Ansonsten hast du kaum eine Chance auf eine der Fähren zu kommen.
  • Gehe NIEMALS nachts alleine durch Hayward oder eine andere Stadt in der East Bay. Nach Oakland sollte man am besten gar nicht alleine. Die Kriminalitätsrate dort ist sehr hoch und selbst einige meiner Freunde sind Opfer bewaffneter Raubüberfälle geworden.
  • Nimm aufgrund der Gefahr von Überfällen immer nur das Nötigste mit, hab‘ aber immer etwas Bargeld dabei, das du im Fall der Fälle aushändigen kannst.

Die Tipps klingen vielleicht so, dass ich lieber von einem Studium abraten würde. Das ist aber auf keinen Fall zutreffend. Auch hier in Deutschland muss man vorsichtig sein. Und ein Studium, speziell an der CSUEB, und der Aufenthalt in den USA waren für mich ein absolutes Highlight und eine fabelhafte Erfahrung.