5 Mär
Erfahrungsbericht von Jakob J.

Masaryk University

Hochschule: Masaryk University
Stadt: Brno
Land: Tschechien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2012 bis 09/2018

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo zusammen,

ich studiere im 2. Semester Humanmedizin an der Masaryk Universität in Brno. Da die Bedingungen in Deutschland einen Studienplatz in Medizin zu erhalten leider so schlecht sind, entschloss ich mich trotz Studiengebühren, Medizin im Ausland zu studieren. Ich bin in den letzten Jahren häufiger nach Mittel-/Osteuropa verreist und auch viele Freunde haben mir begeistert von ihren Touren nach Prag, Budapest, Riga und anderen Städten in der Region erzählt. Nachdem ich den Frust überwunden hatte, dass es für mich in absehbarer Zeit keinen Studienplatz in Deutschland geben würde, fiel mir die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, daher nicht schwer. Ja, die Studiengebühren sind nicht gering. Dafür hat man mit einem abgeschlossenen Medizinstudium nicht nur sehr gute Berufsperspektiven, sondern vor allem bildet es den Grundstein für den Berufsweg, den Ihr einschlagen wollt. Das heißt euer Leben so zu gestalten, wie Ihr Euch das vorstellt.

College Contact war bei der Suche und Bewerbung für Medizinstudienplätze im Ausland sehr hilfreich. Sie versuchen dir wirklich jede Frage zu beantworten und machen einem den doch schwierigen Bewerbungsprozess erheblich leichter. Ich würde jedem empfehlen, den Bewerbungsprozess nicht „schleifen zu lassen“, sondern so früh wie möglich alles beisammen zu haben. Es fehlt dann meistens doch noch was.

Ich habe mich für Brno entschieden, weil die Universität auf mich modern und anspruchsvoll wirkte und ich die zentrale Position Brnos in Mittel-/Osteuropa für einige Reisen ausnutzen wollte, was ich jetzt auch regelmäßig tue. Die Aufnahmeprüfung ist mit guter Vorbereitung auf jeden Fall zu bewältigen. Die Uni verkauft auch Skripte, die bei der Vorbereitung helfen. Ich hatte damals kein Skript, könnte mir jedoch vorstellen, dass das Bestehen der Prüfung mit diesem Hilfsmittel erleichtert wird.

Der Campus ist neu, modern, sauber und lässt außer ein paar netten Grünflächen und Studentencafés wenig missen. Die Bibliothek ist gut ausgestattet; wer sich rechtzeitig kümmert, kann sich alle notwendigen Bücher und noch das eine oder andere hilfreiche Werk ausleihen. Im ersten Semester benutzt man hauptsächlich Bücher aus der eigenen Unidruckerei, die nicht immer ganz leicht zu verstehen sind. Ähnlich ist es in Vorlesungen, Seminaren oder Praktika. Die überwiegende Mehrheit der Dozenten spricht verständliches Englisch, einige wenige aber nicht. Man kommt aber trotzdem zurecht. Auf Englisch zu studieren fällt mir persönlich nicht schwer. Auch meine deutschen Kommilitonen haben alle ein sehr gutes Sprachniveau. Das Schulenglisch dürfte meiner Einschätzung nach genügen.

Im ersten Semester hatten wir Anatomie, Biophysik, Medizinische Chemie, Erste Hilfe, Tschechisch und Latein. In Biophysik und Chemie hatten wir am Ende des Semesters Examina – in allen anderen Fächern wiederholt Zwischentests und abschließende „Credittests“. Das Medizinstudium ist auch in Brno kein Zuckerschlecken, bisher jedoch mit einigem Arbeitsaufwand durchaus zu bewältigen. Kleine Anmerkung zu Tschechisch: Ist zwar keine leichte Sprache, allerdings Grundvoraussetzung, um im Krankenhaus mit Patienten, manchen Ärzten und Schwestern zu kommunizieren. Wenn ihr also viel aus eurer Klinik mitnehmen wollt – lernt fleißig Tschechisch.

Ich war seit dem ersten Tag am meisten von meinen Kommilitonen begeistert. Es herrscht ein richtig gutes Kima zwischen allen. Die absolute Mehrheit ist aufgeschlossen, freundlich, hilfsbereit, lustig und super bunt gemischt. Die Studenten hier kommen aus verschiedenen Ecken in und um Europa, was die Masaryk-University-Experience auf jeden Fall abrundet!

Zu Tschechien und Brno: Glücklicherweise ist die Tschechische Republik ja nicht sehr weit von Deutschland entfernt. Brno/Brünn befindet sich allerdings relativ weit östlich. Heißt: Mit dem Zug brauche ich siebeneinhalb Stunden nach Hause (Berlin). Die Strecke ist also nicht gerade für einen kurzen Wochenendtrip geeignet. Dafür liegt Brno ziemlich günstig, um andere Städte zu besuchen: Wien, Prag, Bratislava und Budapest sind nicht weit entfernt, sehr günstig per Studentenbus zu erreichen und alle mindestens einen Besuch wert. Genaue Eckdaten (Einwohnerzahl und Geschichte…) über Brno könnt Ihr ja selbst auf Wikipedia nachlesen.

Ich schildere Euch mal meine Eindrücke nach einem Winter in Brno. Behaltet dabei bitte im Hinterkopf, dass ich ein „Großstadtkind“ bin und Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind. Brno ist zweifellos ein hübsches Städtchen: Die Altstadt ist toll renoviert, es gibt eine Fußgängerzone mit diversen Geschäften, den üblichen Bekleidungsläden, bekannte Fastfoodketten und einige Cafés und Restaurants. In der Altstadt befinden sich auch die meisten Clubs, Bars und Diskotheken. Wirklich irre: Das Bier hier ist richtig lecker und kostet im Schnitt einen Euro für 0,5 L. Deshalb kann man hier nachts auf jeden Fall seinen Spaß haben – wenn man seine Ansprüche ein wenig herunterschraubt. Kurz: Seine wilde Jugend kann man hier nicht so richtig ausleben. Für „ab und zu mal weggehen“ reicht es allerdings auf jeden Fall, für abends in einer gemütlichen Kellerkneipe ein paar Bierchen trinken – herrlich. Diejenigen unter Euch, die deftiges Essen mögen, werden hier ein Gulasch-, Schnitzel-, Braten- und Knödelparadies entdecken. Ich als Vegetarier habe es da schwerer.

Zur Wohnsituation und Lebenshaltungskosten: Tschechien ist günstiger als Deutschland, aber nicht bedeutend. Das günstigste und beste Nahrungsmittel ist hier zweifelsohne Bier. Nein im Ernst, die Supermärkte sind nicht signifikant günstiger, die Mieten nur geringfügig (nicht vergessen ich komme aus Berlin). Dagegen sind Restaurants und Bars relativ günstig. Für ca. 10 € könnt ihr abends gut essen und trinken gehen. Anfangs habe ich im Studentenwohnheim Vinarska gewohnt. Würde ich eigentlich keinem empfehlen. Die neuen Studentenappartements von der Uni, CRA, scheinen mir überteuert. Ich war allerdings nie dort, kann also nicht wirklich Auskunft geben. Ich wohne mit einem Kommilitonen in einer Wohnung fußläufig vom Stadtzentrum entfernt. Ich brauche zu Fuß 5 Minuten zur 24 Stunden-Bibliothek und etwa eine halbe Stunde zur Uni. Das ist für mich die beste Lösung.

Alles in allem kann ich Euch die Masaryk Uni auf jeden Fall empfehlen. Ich habe meine Entscheidung bisher nicht einmal ansatzweise bereut.