16 Mai
Erfahrungsbericht von Florian G.

Michigan State University


Stadt: Michigan
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2018 bis 05/2018

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Warum Michigan?

Eigentlich denkt man bei einem Auslandssemester in den USA sofort an Kalifornien. Das habe ich natürlich auch, aber es gab für mich ausschlaggebende Argumente, die am Ende gegen Kalifornien gesprochen haben. Zum Beispiel: Das Trisemestersystem (ein Semester dauert nur drei Monate, ich wollte aber unbedingt länger bleiben, weil die Zeit wirklich schnell vorübergeht), Course-Crahsing (Kurse können i.d.R. nicht im Voraus gewählt werden), Wohnen (das On-Camus Wohnen wird i.d.R. nicht garantiert oder die Möglichkeit wird nicht angeboten). Zudem habe ich von anderen nur das Beste von der MSU gehört und kann jetzt im Nachhinein bestätigen, dass das Leben dort einfach unglaublich war!

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Vorbereitung

Generell solltet ihr genügend Zeit einplanen, um alle benötigten Dokumente zu beantragen. Die Beantragung des Visums lief bei mir ganz unproblematisch ab.

Die MSU verlangt von internationalen Studenten eine Auslandskrankenversicherung, die bestimmte Anforderungen erfüllen muss. Die genauen Anforderungen sind auf der Website zu finden. Zudem muss die Versicherungspolice auf Englisch und in Dollarangaben eingereicht werden. Dazu meldet euch einfach bei eurer gewählten Versicherung und fordert ein entsprechendes Formular an. Die meisten Versicherungen haben Erfahrung mit Austauschstudenten. Ich habe meine AKV bei der AXA abgeschlossen, die auch sofort von der MSU akzeptiert wurde und einfach online abgeschlossen werden kann.


Anreise

Am einfachsten ist es, nach Detroit zu fliegen und dort vom Flughafen aus direkt den Michigan Flyer Bus nach East Lansing zu nehmen (ca. 2 Stunden Fahrt). Die Busse sind komfortabel und bieten Wifi! In East Lansing angekommen werdet ihr dann von den Student Ambassadors (einheimische Studenten, die euch durch den Alltag begleiten) abgeholt und in eure Wohnheime gebracht.

Alternativ kann man günstiger von Chicago aus den Greyhound Bus nehmen (ca. 6 Stunden Fahrt) oder einen Flug suchen, mit dem ihr am kleinen Lansing Capital Airport ankommt.


Betreuung vor Ort

Das American Semester Program (ASP) Team betreut ihre Studenten vor Beginn bis nach Ende des Semesters umfänglich und professionell. Vor Beginn werden hilfreiche Informationen und Newsletter verschickt und vor Beginn der Vorlesungen gibt es vor Ort eine Reihe von Einführungsveranstaltungen, die Themen wie Kultur, Campusleben und Studium behandeln und den Einstieg deutlich einfacher machen. Auch während des Semesters stehen die Betreuer für alle Fragen im International Center oder per E-Mail zur Verfügung. Während des Semesters werden auch viele Veranstaltungen und Ausflüge für kleines Geld angeboten. Wir sind z.B. zur Autoshow nach Detroit, einigen Basketball-, Hockey- und Footballspielen und nach Chicago gefahren. Da die Uni Kooperationen mit einigen Hotels hat, waren die Konditionen sehr günstig.

Das Beste sind die Student-Ambassadors, einheimische Studenten, die die internationalen Studenten im Alltag begleiten, quasi immer an unserer Seite waren und viel mit uns unternommen haben. Dadurch hatte man direkt Kontakt mit vielen einheimischen Studenten.

An der MSU gibt es auch ein extra für internationale Studenten eingerichtetes English-Department, das Sprachkurse anbietet und bei Hausaufgaben und der Prüfungsvorbereitung unterstützt. Darüber hinaus gibt es das Writing Center, das in vielen der Wohnheime sitzt und spezielle Hilfe bei Essays oder schriftlichen Aufgaben anbietet. Alle Angebote sind kostenlos.


Studium

Das Studieren unterscheidet sich wesentlich von dem deutschen System.

Der größte Unterschied liegt im allgemein höheren Lernaufwand. Während meiner Zeit hier habe ich aber das Gefühl, deutlich mehr gelernt zu haben. Denn gerade durch wöchentliche Quizzes und Hausaufgaben beschäftigt man sich viel intensiver mit dem Vorlesungsstoff. Daher muss man am Ende auch weniger für die Klausuren lernen.

Die Kursgröße kann stark nach der Art des Kurses variieren – von kleinen Discussion Classes, Seminaren (10-15) und klassischen Vorlesungen (30+). Trotzt der größeren Studentenzahl sind die Vorlesungen sehr interaktiv gestaltet. In allen meinen Kursen gab es regelmäßige Tests und Hausaufgaben. Die Gesamtnote ergibt sich aus den Quizzes, Hausaufgaben, Midterms und den Final Exams. Das ist zwar anstrengend, aber dadurch kann man auch leichter mal eine schlechte Note ausgleichen. Insgesamt war ich mit allen Kursen sehr zufrieden!

Bis auf ein Modul war es verpflichtend, sich die Vorlesungsliteratur zu kaufen/leihen, da viel mit Büchern gearbeitet wird und viele der Hausaufgaben nur mit Hilfe der Bücher zu beantworten sind. Tipp: Im Online-Katalog der MSU oder eurer Uni vorher nachschauen, ob es die Bücher auch als E-Book gibt. Damit spart ihr bares Geld!


Absolvierte Kurse

Ein großer Vorteil gegenüber anderen Unis in den USA („course crashing“) ist, dass man die Kurse vorab wählen kann und so die Sicherheit hat, auch die bevorzugten Kurse zu bekommen. Dabei sollte man auf die Kursvoraussetzungen achten, da die MSU diese sehr ernst nimmt.

EC 330 – Money, Banking and Financial Markets

Aus diesem Kurs habe ich wohl am meisten mitgenommen. Behandelt werden die US-Finanzmärkte (Finanzsystem, Investment Banking, Aktienmärkte und alles rund um Zinsen), Finanzpolitik und internationale Finanzmärkte. Ein Schwerpunkt war das Verständnis der Entstehung und der Ursachen der US-Finanzkrise. Der Professor hatte ein großes Talent, komplexe und schwierige Sachverhalte einfach zu erklären und war sehr darum bemüht, dass auch alle dem Stoff folgen konnten. Der Professor hat keine PowerPoint-Slides genutzt und anstatt dessen alles noch händisch an die Tafel geschrieben. Jeden Tag folgte vor dem eigentlichen Vorlesungsbeginn zunächst eine Diskussion über aktuelle finanzwirtschaftliche Geschehnisse, die in den Vorlesungskontext eingeordnet wurden. Dazu mussten wir regelmäßig Zeitung/Online-Portale lesen, wodurch man auch gleich viel über das US-Finanzsystem erfahren hatte. Alle zwei Wochen wurde dann der Inhalt der Diskussionen in Tests abgefragt. Nach dem Abschluss eines Themenblocks gab es zu jedem Themenblock jeweils eine entsprechende Hausaufgabe, die mit in die Benotung einfloss. Insgesamt gab es sechs Hausaufgaben, sechs Tests und drei Klausuren.

EC 302 – Intermediate Macroeconomics

Ein fortgeschrittener Makro-Kurs, der es in sich hatte. Für mich war dieser Kurs der anspruchsvollste. Hier geht es um die Vertiefung der Themen der Makro-Einführung wie Finanz- und Fiskalpolitik, BIP, Inflation, Wechselkurse und Produktion. Dabei werden die mathematischen Hintergründe und Beweise von Makro-Modellen (z.B. IS-LM) vertiefend behandelt. Alle zwei Wochen werden Hausaufgaben aufgegeben und längere Tests geschrieben (Mischung aus Multiple-Choice und Problem-Sets), die trotzt Multiple-Choice teilweise sehr knifflig waren (der Klassendurchschnitt bei den Tests lag immer zwischen 55 % – 70%). Mit etwas mehr Aufwand ist aber auch hier eine gute Note machbar.

MGT 325 – Management Skills and Processes

Dieses Modul vermittelt Führungskompetenzen und Lösungsmöglichkeiten für Probleme in Organisationen. Weitere Inhalte sind z.B. Change-Management, Organisation, Konfliktbewältigung, Arbeitsgestaltung, Arbeitsmotivation, Arbeitszufriedenheit, Machtgefüge und Politik in und außerhalb der Organisation und um Unternehmenskultur. Hier wurden viele managementtheoretische Modelle behandelt und in Case Studies angewandt. Jede Woche müssen zu jedem Kapitel online zwei Quizzes bearbeitet und an einer Online-Diskussion teilgenommen werden. Die zwei Klausuren bestehen aus Case-Studies, bei denen der Vorlesungsinhalt angewendet werden muss. Alles einfach und es ist leicht, die volle Punktzahl zu erreichen!

CAS 110 – Creative Thinking

Besonders empfehlenswert und unterhaltsam! Wenn ihr viel Spaß mit einem verrückten Professor haben wollt, wählt diesen Kurs (viele, längere Hausaufgaben, aber einfach). Man lernt viele nützliche Skills rund ums kreative Denken und die eigene Einstellung. Regelmäßig lädt der Professor Guest-Speaker zum Thema Kreativität ein, um auch die Anwendung in der Praxis in die Vorlesung zu bringen. Auch in diesem Kurs werden der Vorlesungsinhalt und die Vorträge der Guest-Speaker in Tests abgefragt. Zum Semesterende hin lädt der Professor immer mehrere Studenten zu sich nach Hause zum Essen ein.


Unterkunft & Verpflegung

Es gibt entweder die Möglichkeit On-Campus oder Off-Campus zu wohnen. Um das wirkliche College-Leben zu genießen, empfehle definitiv On-Campus in einem der top ausgestatteten Wohnheime zu wohnen. Auch deshalb, weil der Campus wirklich riesig ist und es von außerhalb schonmal lange dauern kann bis man die Vorlesungsräume erreicht. Die On-Campus Wohnheime bieten neben einem eigenen kleinen Supermarkt, verschiedenen Imbissstationen (täglich Wok-Live-Cooking, Burger und große Salatbar) auch kostenlose Waschmaschinen- und Trocknernutzung, Lern- und Meetingräume mit Beamer und Smartboard, Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsräume mit TV, Billiard und Tischtennisplatten. Und das Beste ist, dass die Zimmer vom Housing-Service wöchentlich gereinigt werden (!). Riesiger Vorteil der On-Campus Variante ist, dass internationalen Studenten ein Platz garantiert wird. Der ganze Stress um die Wohnungssuche fällt also komplett weg. Wenn ihr euch bewerbt, gebt ihr einfach in der Bewerbung an, wie ihr gerne wohnen wollt.

Dabei wird noch einmal zwischen Graduate und Undergraduate Housing unterschieden. Wohnt man in der Graduate Hall, bekommt man ein eigenes Zimmer und teilt sich lediglich das Bad mit einem Kommilitonen. In der Undergraduate Variante wohnt man gemeinsam mit einem oder mehreren Kommilitonen in einem Zimmer. Das Zimmer wird hier leider nicht gereinigt. Ich habe mich für die Graduate Variante entschieden, da ich meine eigenen vier Wände haben wollte.

Das Essensangebot und die Vielfalt waren einfach überwältigend und die Qualität war sehr gut! Es gibt eine Vielzahl an Mensen, die jeweils alle unterschiedliche Essensstationen (Burger, asiatisch, mexikanisch, große Salatbar, Sandwichzubereitung wie bei Subway, Pizza, Pasta…) anbieten. Jeden Morgen kann man sich frische Omeletts machen lassen und sich mittags beim Wok/Pasta Live-Cooking verwöhnen.


Campusleben & Freizeit

Das amerikanische Collegeleben ist einfach der Wahnsinn und auf dem Campus der MSU gibt es einfach so viel zu erleben, gerade wenn es um Sport geht! Der Zusammenhalt unter den Studenten ist auch viel besser als an den deutschen Unis, einfach, weil man die ganze Zeit zusammen auf dem Campus verbringt. Dadurch fällt es auch deutlicher leichter, neue Freunde kennenzulernen.

Nicht verpassen sollte man die legendären House Partys, die meistens von den Fraternities (Studentenverbindungen) organisiert werden. Pflicht ist es auch, jeden Donnerstagmittag durch die örtlichen Bars zu ziehen. Dabei ist es Tradition, dass sich alle Studenten Trikots anziehen.

Es gibt an der MSU unglaubliche 600 Clubs. Von Sport (Fußball, Ski-Fahren, Parkour bis hin zu Quidditch) bis Freizeit findet hier jeder etwas. Man sollte mindestens drei Clubs beitreten, es wird sich lohnen!

Kleiner Tipp: Der „Ski-Club“ heißt zwar so, sollte aber eher in „Party-Club“ umbenannt werden und bietet nebenbei noch günstige all-inclusive Skitrips an. Bei der Größe des Campus sollte man sich am ersten Tag sofort ein Bus-Ticket kaufen. Je nachdem, in welchem Teil des Campus ihr eure Vorlesungen habt, kann es schonmal zu Fuß länger dauern. Das Semesterticket ist zwar leider nicht inklusive, ist aber sehr günstig. Auf keinen Fall verpassen sollte man die angebotenen Ausflüge, die vom ASP-Team angeboten werden (z.B. Chicago-Trip). Die MSU ist definitiv eine Sport-Uni. Daher sollte man zu den offiziellen Spielen der Basketball/Baseball/American-Football-Spielen gehen (meist kostenlos für Studenten).

Da ihr eure Kurse schon im Vorhinein wählen könnt, kann ich euch nur wärmstens empfehlen, die Kurse – wenn möglich – so zu legen, dass ihr lange Wochenenden habt und so viel Reisen könnt. Ich habe z.B. nur montags bis mittwochs Vorlesungen gehabt und hatte dementsprechend viel Freizeit.


Fazit

Meine Zeit an der MSU war die beste meines Lebens! Hier habe ich das klassisch amerikanische Campus- und Collegeleben erleben dürfen, neue Freundschaften geschlossen, unheimlich viel erlebt und viele inspirierende Menschen aus aller Welt kennengelernt. Mit dem amerikanischen Collegeleben wächst man schnell zusammen, der Abschied fiel am Ende umso schwerer. Wer Mühen beim Studium nicht scheut und Teil einer unglaublich geschlossen auftretenden und starken „Spartan“-Gemeinschaft werden will, ist hier genau richtig! Einziger Knackpunkt sind nur die die hohen Studienkosten. Es gibt eigentlich noch viel mehr zu berichten, allerdings würde dies den Rahmen hier sprengen.

WHO WILL? SPARTANS WILL!

Go Green!