2 Mär
Erfahrungsbericht von Daniel H.

Charles University - Third Faculty of Medicine in Prague

Stadt: Prag
Land: Tschechien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 10/2016 bis 09/2022

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich studiere seit Oktober 2016 Medizin an der Dritten Fakultät der Charles Universität in Prag und möchte euch durch diesen Erfahrungsbericht einige Einblicke in die Prüfungsvorbereitung, die Prüfung, das Studium und das Leben hier geben.

Ich hatte mich für alle sechs Medizinunis, die College Contact im Programm hat, beworben, wobei mein Favorit von Anfang an Prag war.

Meine schulischen Voraussetzungen sahen so aus, dass ich Biologie bis zum Abitur in der 12., Chemie bis zur 11. und Physik bis zur 10. Klasse belegt hatte. Dennoch war das viele Detailwissen auf Englisch eine große Herausforderung für mich.
Während der Bewerbungs- und Vorbereitungsphase war ich teilweise in Kanada, und wir waren Frau Zester sehr dankbar, dass sie uns dabei durchgängig unterstützt und gut beraten hat.

In der ersten Aufnahmeprüfung für Königgrätz bin ich zwar durchgefallen, aber ich wusste dadurch besser, worauf es ankommt. Meine zweite Aufnahmeprüfung war für Prag, und die habe ich dann bestanden.  An den anderen Tests habe ich gar nicht mehr teilgenommen, weil ich mein Ziel bereits erreicht hatte.

Zur Vorbereitung auf die Aufnahmetests habe ich vor allem den Premedical-Online-Kurs der ‚MDIS’ (Medical Doctors International Studies) genutzt. Dieser ist zwar nicht ganz billig (ca. 2400 €), aber die Themen wurden meist gut erklärt und in sinnvolle Lerneinheiten eingeteilt. Das war für mich besonders wichtig, da ich in Kanada unterwegs war, und es ansonsten sehr umständlich gewesen wäre, herauszufinden, welche Themengebiete wie tiefgründig abgefragt werden.

Der Aufnahmetest selbst war nicht einfach, aber definitiv machbar. Während des Tests stellten die Vertreter der 3. Fakultät Deutsch-Englisch-Wörterbücher, spezialisiert auf Physik-, Chemie- und Biologie-Fachbegriffe zur Verfügung. Diese würde ich so ausgiebig wie möglich nutzen, da man mit ihrer Hilfe manchen Lösungen näher kommen kann. Nach dem schriftlichen Test, den ungefähr ein Drittel der Teilnehmer bestanden hatte, folgte ein mündliches Gespräch, in welchem man Inhalte aus einem kurzen Sachtext wiedergeben und mit den Prüfern diskutieren musste. Diesen zweiten Test bestand aber jeder.

Den ersten Kontakt mit seinen Kommilitonen hat man bei einem Kennenlern-Wochenende im September in Dobronice, einem kleinen Dorf im Süden Tschechiens. In der Nähe dieses Dorfes ist eine Art Feriencamp. Man schläft in Hütten, hat ein sportlich orientiertes Programm den Tag über und abends sitzt man zusammen am Lagerfeuer oder geht in die Dorfkneipe. Diese Erfahrung würde ich auf keinen Fall verpassen. Nach drei Tagen fährt man wieder nach Prag und kann an einem freiwilligen Intensivsprachkurs für Tschechisch teilnehmen. Daran würde ich auch auf jeden Fall teilnehmen, einerseits weil man dadurch seine Mitstudenten besser kennen lernt und andererseits knüpft der Tschechischunterricht im Semester an diesen Sprachkurs an. Außerdem lebt man sich während dieses Sprachkurses auch schon ganz gut ein und hat Zeit, sich um die vielen kleinen Dinge zu kümmern, die so anfallen, wenn man umgezogen ist.

Das Semester beginnt Anfang Oktober nach der „Freshers Week“, einer Woche voller Events und Parties, bei denen man auch Studenten aus höheren Jahren kennen lernen kann. Sobald die Uni losgeht, ist man erst einmal überwältigt von dem Berg an Unterricht und Arbeit, der einem entgegen kommt. In den ersten beiden Wochen war ich entweder von 8 h bis 15 h oder 8 h bis 17 h in der Uni, und meistens danach noch in der Bibliothek. Es dauert eine zeitlang, bis man herausfindet, bei welchen Vorlesungen man wirklich anwesend sein muss, und was man auch ein paar Tage vor der Prüfung noch lernen kann. Sobald man das jedoch weiß und sich seine Zeit gut einteilt, nimmt der Arbeitsumfang und vor allem auch der Druck beträchtlich ab. Obwohl manche älteren Professoren Probleme mit dem Englischen haben, sind die Lehrer im Allgemeinen gut. Einige Professoren sind wirklich sehr gut und begeistern einen für ihr jeweiliges Fach. Das ganze Jahr über werden größere und kleinere Tests geschrieben, dafür muss man auch wirklich viel lernen, denn es fallen teilweise bis zu 50% durch. Die Universität ist relativ modern und bietet auf jeden Fall eine gute Umgebung, um sich auf das Studium zu konzentrieren. Das Krankenhaus, in welchem man seine praktischen Erfahrungen sammelt, befindet sich gleich daneben und ist einerseits sehr fortschrittlich mit der einzigen „Verbrennungsklinik“ in ganz Tschechien, andere Abteilung des Krankenhauses sind aber eher veraltet, wie z.B. die Augenklinik. Generell herrscht an der Dritten Fakultät ein Gemeinschaftsgefühl, das man an den beiden anderen Fakultäten anscheinend nicht findet. Dort hat man eher kleinere Gruppen, in denen man Lösungen oder Tests vom Vorjahr teilt, wie mir meine Mitbewohner berichteten. An der Dritten Fakultät wird man von Anfang an von Studenten aus den höheren Jahren unterstützt, und es werden allen die Tests der vorherigen Jahre zur Verfügung gestellt. Jedenfalls die Testfragen, an die sich die Studenten nach der Prüfung noch erinnern konnten und die sie aufgeschrieben haben. Ich bin wirklich sehr zufrieden an dieser Uni, Prag ist eine tolle Stadt, in der man viel erleben kann, das Studium ist interessant und meine Kommilitonen sind offen und freundlich. Die Dritte Fakultät ist definitiv zu empfehlen!

Daniel