20 Apr
Erfahrungsbericht von Christoph H.

Ritsumeikan Asia Pacific University

Stadt: Beppu
Land: Japan
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Asien
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 04/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Zunächst einmal kann ich vorwegnehmen, dass ich mit meinem Auslandssemester in Japan (Kyushu) an der Ritsumeikan Asia Pacific University, kurz APU, sehr zufrieden war. Es war eine aufregende Zeit, in der ich viele interessante Menschen, nicht nur JapanerInnen, kennen gelernt und viel Japanisch gelernt habe. Die APU liegt in Beppu, einer für japanische Verhältnisse eher kleinen Stadt (ca. 130.000 Einwohner) auf der südwestlichen Insel Kyushu.

Das Gute an der Insel Kyushu ist, dass sie weit entfernt von den momentan aktiven Erdbebenzentren und Vulkanen im Osten und Nordosten des Landes liegt, und man so von der Verstrahlungsproblematik, vor der viele, die im letzten Wintersemester nach Japan gegangen sind, Angst hatten, direkt nichts mitbekommen hat. Dafür wird Kyushu allerdings v.a. im Sommer häufig von Taifunen mit starkem Wind und Starkregen aufgesucht, das sollte einem bewusst sein, wenn man im Sommer dort hinfährt. Das wollte ich nur festhalten, weil viele potentielle Austauschstudenten verständlicherweise nach wie vor aufgrund der Naturkatastrophe im letzten Jahr und insbesondere dem explodierten Kernkraftwerk in Fukushima besorgt sind.

Der Empfang im Studentenwohnheim der APU war sehr freundlich und ich hatte gleich das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, da ich schon von Anfang an wusste, an wen ich mich wenden könnte, wenn ich Hilfe brauche. Nachdem ich also wie alle Austauschstudenten im Studentenwohnheim ein Zimmer bekommen hatte, gab es in den ersten etwa zwei Wochen dann noch einige Einführungsveranstaltungen zum Studentenwohnheim und zur Universität selbst. Dass alle Kurzzeitstudenten im Studentenwohnheim untergebracht sind, ist an sich gut, da man so schnell Kommilitonen kennen lernt und das geräumige Zimmer im Vergleich zu einer Einzimmerwohnung in der Stadt Beppu günstiger ist.

Es gibt im Studentenwohnheim Einzel- und Doppelzimmer, wobei die Einzelzimmer bei fast gleicher Größe zusätzlich mit Waschbecken und Toilette ausgestattet sind, was die Doppelzimmer jedoch geräumiger macht. Das Doppelzimmer-Prinzip sieht vor, dass sich immer ein japanischer Student und ein ausländischer Student ein Zimmer teilen, was für beide Seiten meist gute Möglichkeiten zum Sprachen lernen in sich birgt. Wer sich über Privatsphäre sorgen macht, die/den kann ich beruhigen, denn bei Doppelzimmern gibt es zwischen den zwei Bereichen eine Schiebetür, die man auch dauerhaft schließen kann, wenn man seine Mitbewohnerin/seinen Mitbewohner gar nicht mag. Das Studentenwohnheim ist neben der Universität gelegen, sodass man schnell, jederzeit und bei jedem Wetter zum Campus gelangt und kein Geld für Busfahrkarten zur Universität ausgeben muss. Ich komme später nochmal auf die Lage des Campus (und des Studentenwohnheims) zurück.

Das Studium an der APU gestaltet sich wie folgt: Es gibt zwei Colleges, das College of Asia Pacific Studies und das College of Asia Pacific Management. Ersteres beinhaltet Kurse im Bereich Regionalstudien für die sogenannte Asia-Pacific-Region, sprich im Wesentlichen Ost- und Südostasien. Es werden Kurse zu Politik (auch internationale Beziehungen), Wirtschaft, Kultur und Religion angeboten. Das College of Asia Pacific Management bietet Kurse im Bereich internationales Management und business administration, also Betriebswirtschaft, an, manche, aber nicht alle, mit speziellem Asia-Pacific-Fokus. Austauschstudenten können Kurse aus beiden Colleges belegen, auch wenn alle Studenten in nur einem der beiden Colleges eingeschrieben sein können.

Der Hauptvorteil der APU für internationale Studenten liegt darin, dass beinahe alle Kurse sowohl auf Englisch als auch auf Japanisch angeboten werden. Das gibt einem auch als Nicht-Japanologe die Chance für die Heimatuniversität relevante Kurse zu belegen, während man gleichzeitig mit einem Japanisch-Kurs seine Japanisch-Kenntnisse vertiefen kann, wenn man möchte. Man muss allerdings als Austauschstudent keine Sprachkurse oder Kurse in Japanisch belegen.

Ein weiteres Plus der APU sind die vielen außerkurrikulären Aktivitäten, die angeboten werden. Es gibt viele studentisch organisierte Klubs in den Bereichen Sport, Musik, Kunst und sogar Forschung und freiwilliges Engagement sowie auch viele Veranstaltungen und Events, an denen man sowohl als Zuschauer als auch aktiv teilnehmen kann. Es war jedoch zum Teil schwer zu den Vorsitzenden der studentischen Klubs Kontakt aufzunehmen, da viele von ihnen über ihre offizielle APU-GMail-Adresse nicht erreichbar gewesen sind, die Universität aber auch grundsätzlich keine privaten E-Mailadressen oder Handynummern herausgegeben hat.

Die Stadt Beppu, bei der die Universität liegt, ist wie bereits erwähnt keine besonders große, aber doch bei (insbesondere japanischen) Touristen sehr beliebte Stadt. Das liegt an den vielen verschiedenen heißen Quellen, in den man baden kann und für die die Stadt berühmt ist. Wenn man das Baden in den heißen Quellen, sogenannten Onsen, für sich entdeckt, ist Beppu quasi ein Paradies. Wenn nicht, bietet der Ort leider nicht wirklich viele Freizeitmöglichkeiten. Es gibt ein paar z.T. recht günstige Karaoke-Bars, Kneipen und Izakaya (Trink-Restaurants), aber nur eine Disko. Ein paar mehr Freizeitangebote gibt es in der praktischen, aber nicht besonders schönen, größeren Nachbarstadt Oita. Die Lage von Beppu ist sehr schön zwischen dem Meer und bis zu ca. 1500m hohen Bergen. Im Meer zwischen Beppu und Oita kann man auch baden oder tauchen und in den Bergen gibt es ein paar Wanderwege, beides hält sich aber in Grenzen.

Zum Schluss meiner Darstellung möchte ich noch auf zwei Probleme, die auftauchen können, hinweisen. Die APU ist, wie ich bereits angedeutet habe, von der Stadt aus und für die Studenten, die nicht im Studentenwohnheim wohnen, nur mit dem Bus zu erreichen. Der Bus fährt vom Hauptbahnhof Beppu zum Campus etwa 30-40 Minuten und der Campus ist wirklich oberhalb der Stadt auf halbem Hang (etwa 300 m ü. NN) gelegen, was ihn auch sehr windig macht. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es außer dem kleinen Universitätsladen im Umkreis keine Einkaufsmöglichkeiten und außer zwei Bushaltestellen und den Einrichtungen der APU selbst (kleiner Laden, Fitnesscenter, Bibliothek mit Internet-PC's, Tennisfelder) keine infrastrukturellen Angebote gibt. D.h. die Studenten, die in der Stadt wohnen haben zwar den Nachteil, dass sie täglich weit zur Universität fahren, aber die Studenten, die im Studentenwohnheim wohnen, haben den Nachteil, dass sie zum Einkaufen und Ausgehen etc. immer weit fahren müssen.

Ein weiteres Problem sind die selbst für japanische Verhältnisse doch recht teuren Studiengebühren und die eher spärliche Ausstattung der Bibliothek mit Lehrbüchern, die einen zwingt, auch für Lehrbücher einiges Geld auszugeben. Aus diesen Gründen, insbesondere ersterem, sollte man sich, selbst wenn Beppu für japanische Verhältnisse keine besonders teure Stadt ist, in jedem Fall vorher die Finanzierung des Aufenthalts gut überlegen und zur teilweisen Deckung der Studiengebühren bspw. Auslandsbafög beantragen. Auch ich habe zugegebenermaßen die Gesamtkosten des Auslandssemesters unterschätzt.

Insgesamt habe ich doch meinen Aufenthalt dort sehr genossen und bin sowohl bei den japanischen als auch bei den vielen internationalen Studenten (etwa 50%, am meisten aus China und Südkorea) auf ausgesprochen nette und interessante Mitmenschen gestoßen, viele mit einer langjährigen Auslandserfahrung und interessanten Lebenswegen, einige mit sehr guten Englisch-Kenntnissen. Auf jeden Fall möchte ich diese Erfahrung nicht missen und werde die Freunde, die ich dort getroffen habe, vermissen. Daher möchte ich jede und jeden, die/der sich für Japan interessiert und ein Auslandssemester bei der APU finanzieren kann, ausdrücklich dazu ermutigen. Die Menschen dort sind ausgesprochen nett und hilfsbereit, sodass anfängliche Sorgen und Ängste schnell verfliegen.