7 Mai
Erfahrungsbericht von Benno B.

California State University East Bay

Stadt: Hayward
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaft, Sozialwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2007 bis 03/2008

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Planung und Vorbereitung

Mein Ziel war die Durchführung eines 6-monatigen Auslandsstudiums in einem englischsprachigen Land. Vor dem Hintergrund, dass die internen Austauschprogramme der Universität Erfurt die Studienmöglichkeiten der Soziologie, Politik- und Wirtschaftswissenschaften im englischsprachigen Ausland nicht abdeckten, entschloss ich mich nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Eine Individualbewerbung an einer amerikanischen oder kanadischen Hochschule wäre durchaus möglich gewesen stellte sich aber nach meinem Dafürhalten als für zu kompliziert dar, da ich kaum mit den amerikanischen Hochschulzulassungs- oder Bewerbungsverfahren vertraut war. Der kostenfreie deutsche Beratungsservice college-contact.com war eine geeignete Möglichkeit übersichtlich, unumständlich und mit einer ziemlichen Sicherheit den gewünschten Studienplatz aus einer Vielzahl von Partnerhochschulen zu bekommen.

Bewusst entschied ich mich im Vorfeld für die California State University East Bay in Hayward. Auch wenn die Stadt Hayward keine sonderlich anschauliche oder ansprechende Gegend ist, handelt es sich bei der Uni um eine Best of the West gerankte Hochschule in welcher das Betreuungspotential, vor dem Hintergrund der geringen Klassenstärken besonders gut war. Des Weiteren handelt es sich bei der East Bay Area nicht nur um die 7. Stärkste Wirtschaftszone der Welt, sondern sie ist eine für amerikanische Verhältnisse sehr liberale Region, in der es zum Teil bedeutend leichter ist mit kritischen und informierten Leuten ins Gespräch zu kommen, als in anderen Teilen der USA. Gerade einmal 20 Minuten von Berkeley und San Francisco entfernt war es auch nicht sonderlich schwer aus dem tristen Hayward auszubrechen.

Die Wohnungssuche gestaltete sich im Vorfeld außerordentlich schwierig. Ich führte unzählige Telefonate meist direkt nachdem die Inserate veröffentlicht wurden, jedoch waren die Vermieter bzw. roomates selten bereit ihr Zimmer an jemanden zu vermieten, den sie vorher nicht kennen gelernt haben. Auch die Mietpreise stellten, zumindest für ostdeutsche Verhältnisse, eine echte Herausforderung dar, wobei im Nachhinein aber bemerkt werden muss, dass mir der günstige Wechselkurs sehr zu gute kam.

Die Organisation und Abhandlung der sämtlichen Formalitäten, welche die Hochschule betrafen kann als recht einfacher Prozess zusammengefasst werden, da bis auf die Zusammenstellung einiger Unterlagen jegliche Organisation von college-contact.com übernommen wurde.
Auch die Beantragung der finanziellen Förderung durch die Böckler-Stiftung ging umstandslos und schnell von statten.

Die einzigen zeitaufwendigen Dinge waren die Beantragung des Visums, die eventuelle Teilnahme an einem Englischtest (TOEFL, IELTS), welcher jedoch zumindest an dieser Hochschule nicht obligatorisch vorausgesetzt wurde und das Finden einer passenden und günstigen Krankenversicherung für die USA.

Um als Vollzeitstudent an einer amerikanischen Hochschule eingeschrieben zu sein wurde die Absolvierung von mindestens 12Credits pro Quater gefordert. Das Quatersystem, das bei weitem nicht an jeder amerikanischen Hochschule angeboten wird, war u.a. auch einer der entscheidenden Gründe warum ich mich gerade für die CSUEB entschied, da es einem sonst schnell hätte passieren können, dass man seinen Aufenthalt bereits nach 3 Monaten hätte beenden müssen und da das amerikanische Semestersystem mit dem des deutschen nicht kongruent ist, eine Menge Zeit vertrödelt hätte. Des Weiteren ging es mir vordergründig gerade darum meine Sprachkenntnisse zu verbessern und Land und Leute näher kennen zu lernen, was sich nach meiner Meinung sehr schwierig gestalten kann, wenn man nicht eine gewisse Zeit mitbringt sich den kulturellen Gegebenheiten entsprechend einzuleben.

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Nicht nur die Wohnungssuche gestaltete sich außerordentlich kompliziert, ich musste leider auch die Erfahrung sammeln, dass die USA mit weitaus mehr verrückten Leuten aufwartet, als wir es vielleicht aus Deutschland oder von anderswo her gewohnt sind. Meine erste Vermieterin stellte sich nach einer gewissen Zeit als absolut verrückt heraus. Nicht nur, dass sie einen totalen Kontrollwahn entwickelte, nach knapp 2 Wochen musste ich für ihre sämtlichen privaten und beruflichen Probleme als Schuldiger herhalten, sie verbreitete das Gerücht, dass ich den Drogenmarkt Haywards kontrolliere, gab anscheinend all meine Daten an das FBI und die Hayward Police weiter, stahl meine Börse und behielt meine Kaution grundlos ein, wie sie selber eingestand.
Etwas schockiert war ich über die Lage der Universität bzw. über die Möglichkeiten Tätigkeiten des täglichen Bedarfs nachzugehen. Sehr schnell musste ich leider feststellen, dass gerade in Hayward und Kalifornien überhaupt, die öffentliche Verkehrsanbindung außerordentlich schlecht ist. Somit waren wir gezwungen uns ein altes Auto zu kaufen um zumindest 2x die Woche einkaufen fahren zu können, was ohne ein Auto ein Ding der Unmöglichkeit dargestellt hätte. Sehr schockierend neben den horrenden Lebensmittelpreisen war auch das Angebot von Lebensmitteln. Nach 7 Monaten in den USA weiß ich die nicht sonderlich hervorstechende Küche Deutschlands dafür jetzt umso mehr zu schätzen. Selbst mit viel gutem Willen fiel es sehr schwer sich gesund oder auch nur befriedigend zu ernähren.


Erfahrungen mit der Universität

In einer ersten Einführungsveranstaltung für alle internationalen Studenten konnten relativ umstandslos auf unterschiedlichem Wege die Studiengebühren bezahlt werden.
Das Einschreibeverfahren für die gewünschten Kurse gestaltete sich ähnlich wie ich es auch aus Erfurt gewohnt bin. Dennoch muss man den Sekretärinnen und den Verantwortlichen für die Organisation zu gute halten, dass das gesamte Einschreibe und Anmeldeverfahren wesentlich besser und effizienter gestaltet ist, auch wenn das nicht immer Probleme ausschließt. Bemerkenswert und recht ungewohnt empfand ich die erfahrende Unterstützung, die mir zu teil wurde, nachdem ich im 2. Quarter zwei meiner Kurse aufgrund von angeblich überfüllten Räumlichkeiten kaum bekommen habe. Dennoch schaffte es die Sekretärin der politischen Fakultät mir über Umwege doch noch zu den von mir gewünschten Kursen zu verhelfen.

Während meines Auslandsemesters wählte ich die folgenden Kurse:

  1. Macroeconomics for Business
  2. Public Policy Analysis
  3. Medical Sociology
  4. Enviromental Economics
  5. The Political System of Latin America
  6. Social Policy
  7. Französisch II

mit jeweils 4 Leistungspunkten und absolvierte alle Kurse mit sehr guten Leistungen.
Nach meinem Dafürhalten waren alle Kurse verglichen mit dem deutschen Leistungsanspruch geringer einzuschätzen, was aber vordergründig an der Art und Häufigkeit der Prüfungsleistungen gelegen haben dürfte. Im Vergleich zu deutschen Vorlesungen und Seminaren kann ich ausgehend von mir behaupten, dass ich mir von den Veranstaltungen in den USA wesentlich mehr Wissen im Stande war anzueignen und auch die Qualität der Vorlesungen bei weitem besser und interessanter war als das, was man im Allgemeinen aus Deutschland gewohnt ist. Nach meinem Dafürhalten ist dies vordergründig auf das Selbstbild der Professoren zurück zu führen. Persönlich habe ich in den USA keinen einzigen Professor erlebt, der sich auch nur ansatzweise so überheblich gegenüber seinen Studenten verhalten hat wie es zum Teil bei deutschen Professoren die Gepflogenheit ist. Vielmehr zeigten alle Professoren eine enorme Hilfsbereitschaft und Offenheit, nahmen Rücksicht und waren zusammen gefasst für ihre Studenten rund um die Uhr erreichbar. E-mails wurden selbst nach 22Uhr noch innerhalb von einer ½ Stunde beantwortet und auch der Spaß kam nicht zu kurz.


Ausflugsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten

Während der 7 Monate in den USA habe ich die Möglichkeit gehabt Kalifornien, Teile Nevadas und Arizonas kennen zu lernen. Auch wenn während der Vorlesungszeit wenig Spielraum zum Reisen bleibt, ist es durch ein gutes Zeitmanagement durchaus möglich viele verschiedene Plätze kennen zu lernen. Die interessantesten Städte der East Bay Area inklusive San Francisco liegen sowieso recht nah an der CSUEB, sodass sich durchaus Nachmittagsausflüge anbieten. Ansonsten haben wir sämtliche Nationalparks kennen gelernt, welche sehr beeindruckend sind und die wichtigsten Städte wie LA, San Diego, Las Vegas, Berkeley, etc. bereist, welche jeder wirklich einmal gesehen haben sollte.


Finanzen und Kosten

Alles in allem und im Nachhinein kann ich für mich feststellen, dass mir dieses Auslandsstudium ohne die Unterstützung der Böckler-Stiftung kaum möglich gewesen wäre. Die Kosten, welche für den täglichen Bedarf anfallen wurden sowohl von mir als auch von allen anderen internationalen Studenten, die ich kennen gelernt habe stark unterschätzt. Möchte man sich nicht zu stark einschränken und sich zumindest ähnlich ernähren wie in Deutschland sollte man schon gut 600-700Euro / Monat nur für Nahrung und vielleicht die nützlichen Dinge, wie Toilettenpapier, Deo, Zahnpasta, etc. einrechnen. Auch Wohnraum, wie bereits oben erwähnt, schlägt kräftig zur Kasse. Die Studiengebühren waren an der CSUEB verglichen mit anderen amerikanischen Hochschulen sehr gering, sind aber ständig im Steigen begriffen. Allein vom Herbst-Quarter zum Winter-Quarter haben sich die Studiengebühren von $2300 auf $2500 erhöht. Eine Menge Kosten entstehen für die von den Professoren geforderte Literatur, welche anders als in Deutschland nicht nur empfohlen wird, sondern mit welcher auch tatsächlich gearbeitet wird und welche NICHT in der Bibliothek eingesehen oder ausgeliehen werden kann, da die Uni Exklusivverträge mit den Verlagen abgeschlossen hat. Somit muss man abhängig von den gewählten Kursen jedes Quarter mit mindestens $650 extra nur für Bücher rechnen. Im 2. Quarter bezahlte ich alleine für die Literatur über $1100. Zwar bietet der universitätsinterne Bookstore eine Rückkaufmöglichkeit der Bücher an, jedoch kann diese lediglich als absolut lächerlich bezeichnet werden. Für ein von mir für $240 neu gekauftes und 3Monate genutztes Buch, welches ich nicht beschrieben hatte oder ähnliches, in der Hoffnung es wieder verkauft zu bekommen, bat mir der Bookstore ganze $35. Ich entschloss mich letztendlich alle meine Bücher zu behalten.
Da wahrscheinlich nur die wenigsten solch ein Auslandsstudium absolvieren um lediglich den Lebenslauf aufzubessern oder um ausschließlich zu studieren, sondern auch um Land, Leute, Kultur und Sprache kennen zu lernen sind immer auch Kosten für das Reisen einzuplanen. Nach meinen Erfahrungen ist es oft möglich sehr billig zu reisen, gerade wenn man mit anderen Leuten unterwegs ist, zumindest was Übernachtungsmöglichkeiten etc. anbelangt. Nicht unterschätzen sollte man die Kosten für einen Mietwagen, wenn man noch keine 25 Jahre alt ist, da dann zusätzlich horrende Kosten anfallen können. Die Kosten für einen Mietwagen sollte man sowieso schon immer im Vorfeld mit einkalkulieren, da wie bereits erwähnt, das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den USA kaum möglich ist, bzw. mindest genauso teuer oder sogar teurer als das Ausleihen eines Mietwagens.


Resümee

Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Aufenthalt in den USA und kann jedem der Interesse hat ähnliche Erfahrungen zu sammeln nur ans Herz legen: Macht es auf jeden Fall!
Mir persönlich haben die 7 Monate wirklich viel gebracht. Ich habe viel gelernt, habe viele neue Menschen kennen gelernt, konnte meine Englischkenntnisse perfektionieren und habe eine Menge neue Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt.