19 Sep
Erfahrungsbericht von Armin R.

California State University San Bernardino

Stadt: San Bernardino
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 04/2013 bis 09/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo Leute,

hier ein kurzer Abriss meiner Erfahrungen an der CSUSB. Viel Grundlegendes geht ja schon aus den anderen Erfahrungsberichten hervor, die ich weitestgehend so bestätigen kann. Ich versuche hier mal noch einige Sachen zu ergänzen und mehr Details zu geben.

Organisation

Ich hatte ca. 5 Monate vor Abreise beschlossen, für 1 Semester bzw. 2 Quarter ins Ausland zu gehen. Das war auch mehr als genug Zeit, um alles zu organisieren. Die Mitarbeiter von College Contact waren vor allem bei Wahl der Uni und dem Bewerbungsprozess eine große Hilfe. Wie schon mehrfach erwähnt kann hier nur der Tip sein, sich so zeitig wie möglich um allen Papierkram zu kümmern, besonders wenn man Auslands-BAföG beantragt, da die Mühlen in Hamburg sehr langsam mahlen. Ich habe meinen Unterlagen mehrfach nachtelefoniert und musste zig Sachen nachreichen, bis ich den Antrag durchhatte, hat aber letztendlich alles gut geklappt. Die Bewerbung an der Uni, sowie das Visum sind reine Formsachen und sind relativ schnell erledigt. Ist eben alles mit viel Rennerei verbunden, lohnt sich aber schlussendlich.

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Unialltag

Die CSUSB liegt ab des Zentrums von SB an der I215 direkt vor den Bergen, was ein sehenswertes Panorama ergibt. Der Campus ist gepflegt und besteht typisch amerikanisch aus Betonwegen, und –bauten. In der Bibliothek gibt’s Arbeitsräume und man kann sich Macbooks zum Arbeiten ausleihen. Nur wer eine Mensa erwartet, wird enttäuscht, der Food Court und die Commons servieren Fast Food a la Carte, wer gesund essen will, tut das zu Hause. Zur Uni sollte man noch sagen, dass sie mit Abstand die günstigste im Inland Empire ist, entsprechend finden sich auf dem Campus viele Hispanics, Blacks und andere Ethnien, weiße Gutverdiener besuchen die Unis an der Küste. An Internationalen finden sich im wesentlichen Leute aus Asien und Saudi-Arabien an der Uni, Europäer sind rar gesät. Weiterhin ist die CSUSB ein College mit hohem Commuter-Anteil, also Studenten, die außerhalb wohnen und zur Schule pendeln. Gerade wenn man das Summer Quarter besucht, sollte man damit rechnen, den Campus wie leergefegt vorzufinden. Wer Party erwartet, wird hier enttäuscht. Die Uni ist ein Dry Campus, Alkohol ist verboten. Entsprechend sind Campus Parties und Events eher mit Schulfest zu vergleichen, als mit dem, was ich aus Dresden kenne.


Kurse

Das Class Crashing wurde ja schon hinreichend erwähnt, auch ich habe nicht meine Wunschkurse bekommen. Macht euch schlau, ob eure Kurse in dem Quarter, in dem ihr da seid überhaupt angeboten werden und fragt vorher per Mail beim Dozenten an, das garantiert nichts, hebt aber eure Chancen. Habt auf jeden Fall Alternativen parat. Einmal drin, werdet Ihr feststellen, dass das amerikanische Hochschulsystem schon anders läuft. Weniger Tests, generell mehr über Fleißaufgaben, Präsentationen und Paper, aus denen sich die Endnote ergibt. Die Inhalte sind meist nicht sehr anspruchsvoll, besonders wenn man hier schon im Master studiert, dennoch steckt man durch die vielerlei Assignments viel Zeit in die Kurse, aber das hängt auch von der eigenen Motivation ab. Vorteil ist, es bleibt genug Zeit, das Land zu erkunden. Hier noch ein paar Infos zu den Kursen, die ich belegt habe:

MGMT 335 - Business & Society - lockere Infoveranstaltung zu Themen wie CSR und Umwelt, aufgelockert durch individuelle und Gruppenpräsentationen. Zu empfehlen

SCM 304 - Principles of Supply Chain Management - hoher Aufwand mit Online-Tests, einem Gruppenprojekt, bei dem eine Videopräsentation erstellt werden muss. Unterrichtsstunden bestehen aus Anekdoten des Dozenten, sodass die eigentliche Lernarbeit komplett an euch hängen bleibt. Harter MC-Test am Ende. Lieber die Finger davon lassen

ECON 445 - Political Economy - Dozent in Form des gutmütigen Opas erzählt über die Entstehung des Kapitalismus von Marx bis zu modernen Erscheinungsformen in den USA der Gegenwart. Sehr interessant, wenn man was für Geschichte und Wirtschaft übrig hat. Drei einfache Tests mit offenen Fragen. Mein Favorit

MGMT 302 - Organizational Behavior and Management - grober Überblick über Organisations-, Gruppen- und Verhaltenstheorien, verständlich und gut strukturiert, Gruppenprojekt mit Video und 2 Tests. Im großen und ganzen interessant, aber harte Bewertung. Dennoch zu empfehlen

MKTG 410 - Consumer Behavior - Marketing-Vorlesung, die im Wesentlichen aus kurzen theoretischen Ausführungen mit Anschauungsbeispiel in Form verschiedenster Werbeclips besteht. Ein einfach verdientes A ohne viel Aufwand, Dozent freut sich über Internationale in seiner Veranstaltung.

MGMT 442 - Small Business Management, mein zweiter Favorit, keine Tests, dem Dozenten ist es vielmehr wichtig, den Studenten zu vermitteln, wie ein Business Owner zu denken hat. Note kann selbst anhand eines Portfolios gewählt werden. Je besser die Note sein soll, desto mehr hat man zu tun (Book Review, Essays, Interview, Paper, ...). Interessant für alle, die vielleicht mit dem Gedanken einer Selbstständigkeit spielen.


Unterkunft

Da mir die Dorms zu teuer waren (und wie ich dann vor Ort gesehen habe auch den Preis nicht wert sind) und ich nicht von hier aus blind ein Appartment nehmen wollte, habe ich mich um eine Gastfamilie gekümmert. Mein Plan war, dort die erste Zeit zu verbringen und dann was anderes zu suchen. Gelandet bin ich auf Wunsch bei der Familie Baum, die einen sofort herzlich aufgenommen hat und immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Ich habe mir ein Fahrrad für den Weg zum Campus besorgt und anschließend wieder über Craigslist verkauft. Geblieben bin ich 2 Monate um anschließend in ein Haus mit anderen Studenten zu ziehen, dass sich in Laufweite der Uni befand. Preislich nahm sich das nicht so viel, bei der Gastfamilie war für $700 alles drin und man konnte sich immer aus einem vollen Kühlschrank bedienen, in dem Haus habe ich $480 gezahlt, was mit Nebenkosten und Kosten für Lebensmittel auf das gleiche hinauslief. Ich habe beides genossen, mit der Gastfamilie erlebt man amerikanische Kultur hautnah und spricht sofort und nur Englisch, was mir wichtig war. Mit den anderen Studenten hat man mehr das WG-Feeling.


Lage

In San Bernardino gibt es nichts Interessantes, nur die üblichen Fresstempel und ein Kino. Achja, und den ersten McDonalds der Welt. Die abgeschiedene Lage des Campus macht das nicht besser. Auch möchte man im Dunkeln nicht in Downtown SB sein, die Gegend ist schon Ghetto, aber der Campus ist sicher. Wer etwas unternehmen möchte, ist auf ein Auto angewiesen. Daher a) ihr kauft euch eins b) mietet oder - der Idealfall - c) kennt jemanden der ein Auto hat. Bei mir war a) und c) der Fall. Glücklicherweise verkaufte uns eine Japanerin für günstiges Geld ihren alten Honda, sodass wir damit mobil waren. Und ein guter Freund, mit dem zusammen bei der Gastfamilie gelebt hatte, verfügte über ein Auto. An lange Autofahrten zum Shoppen, an den Strand oder für was auch immer gewöhnt man sich schnell, auch das ständig und überall dichter Verkehr herrscht und man ständig im Stau steht. Das gehört eben dazu. Tip: Wenn ihr länger als 3 Monate da seid, macht die California Driver Licence, die kostet $32 und zweimal zwei Stunden eurer Zeit und ihr könnt euren Pass zu Hause lassen beim Einkaufen, Inlandsflügen, in Clubs und bei allen anderen Dingen, wo eine ID gefordert ist. Auch die Erfahrung, wie das in Cali läuft, ist schon Gold wert.


Freizeit

Da die Kurse nur 12 Präsenzstunden erfordern bleibt viel Zeit für Aktivitäten. Hier kann ich euch nur das Rec Center empfehlen, also das Fitness Center der CSUSB. Dieses verfügt über ein Outdoors Programm, das wöchentlich Tages oder Wochenendtrips mit verschiedenen Aktivitäten, wie Kayaking, Climbing, Snorkeling, Backpacking, etc. anbietet. Diese kosten kleines Geld und beinhalten Transport, Verpflegung und es wird meist gecampt. Equipment bekommt ihr komplett gestellt und ihr lernt so schnell viele coole Leute kennen. Ich war u.a. Kayaken in Santa Barbara, zum Rafting in Sacramento, Backpacken im Sequoia National Park und hätte noch viel mehr gemacht, wenn die Trips nicht voll gewesen wären oder ausgefallen sind.

Sonst sind, wie schon erwähnt, viele Sachen in Autoreichweite, neben den typischen Sachen wie LA oder Vegas sollte hier Lake Arrowhead und Big Bear Lake erwähnt werden, sowie die schönen Strände südlich der überfüllten Hauptstrände (Laguna Beach, Oceanside, ...). Auf eigene Faust war ich mit Freunden u.a. noch in Vegas, San Francisco, am Grand Canyon, sowie in Seattle und Oregon. Haltet immer Ausschau nach günstigen Inlandsflügen oder wenn Leute Trips planen, da heißt es manchmal schnell sein und spontan entscheiden. Und eine billige Übernachtung im Motel findet sich eigentlich immer.


Kosten

Da für mich Auslands-BAföG entscheidend war, um die 2 Quarter überhaupt nehmen zu können, konnte ich damit die Studiengebühren (~$6,5k) und die Miete ($500/mo) decken. Aus eigener Tasche habe ich Lebenshaltung, Flug sowie sämtliche Freizeitaktivitäten bezahlt. Und natürlich galt es auch die Gunst der Stunde zu nutzen und sich vor Ort günstig mit Klamotten einzudecken, daher solltet ihr schon euer Sparschwein mitnehmen. Ich denke, so $3k-$4k sind für alles andere draufgegangen. Die Lebenshaltung an sich ist nicht viel teurer als bei uns, aber wenn man schon mal da ist, will man natürlich auch einiges erleben. Daher kommt es auf euch an, wie ihr mit dem Geld haushaltet, es geht so oder eben auch so.


Fazit

Ich hatte eine richtig geile Zeit in Cali, habe viele coole Leute kennengelernt, viel gesehen und noch mehr gemacht. Dass vorher einiges an Arbeit ansteht und das Ganze auch etwas ins Geld geht, ist zu verkraften. Wenn ihr die Möglichkeit habt, geht mindestens für ein halbes Jahr, wenn nicht sogar länger. Ich wär gern noch geblieben und werde lange an die Zeit zurückdenken.