26 Jan
Erfahrungsbericht von Antonia G.

Camberwell College of Arts


Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Bildende Kunst, Pädagogik und Lehramt
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Regensburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich studiere Grundschullehramt an der Universität Regensburg. Da ich mich schon immer sehr für Kunst interessiert habe, wählte ich das Hauptfach Kunst. Allerdings ist dies im Rahmen eines Pädagogikstudiums eher auf die Kunstvermittlung als auf das eigenständige künstlerische Arbeiten ausgelegt. Somit entschied ich mich, mit dem Wunsch, mich für längere Zeit rein auf die Kunst sowie meine eigene Praxis zu konzentrieren, für ein Auslandssemester. Hierbei fiel meine Wahl auf London, da ich gerne sowohl mein Englisch verbessern, als auch den Flair dieser einzigartigen Großstadt genießen wollte.

Als es darum ging zu entscheiden, an welcher Hochschule ich mein Auslandssemester absolvieren möchte, recherchierte ich ausgiebig im Internet und bekam auch den Tipp eines Professors, dass die UAL - University of the Arts London - renommiert für das Kunststudium sei. Die UAL besteht aus 6 Colleges, ich habe mich hier für das Chelsea College of Arts entschieden, da es ein sehr interessantes Angebot für ‚Fine Art‘, also den Studiengang ‚Bildende Kunst‘ gibt. Hier hatte ich also den Plan, ein Term, von Oktober bis Dezember 2016, zu studieren.

Aufgrund von einigen Unstimmigkeiten zwischen meinen persönlichen Interessensgebieten und den Studieninhalten, habe ich nach 2 Wochen in das BA Painting Programme am Camberwell College of Arts wechseln können. Doch darauf werde ich später noch genauer eingehen.

Bewerbung, Vorbereitung, Kosten

Um sich an der UAL zu bewerben, benötigt man zusätzlich zu den normalen Bewerbungsunterlagen auch ein Portfolio mit eigenen künstlerischen Arbeiten, das ebenfalls digital eingereicht werden muss. Hierbei sollte man Wert auf gute Fotografien der Arbeiten legen. An der UAL gibt es das sogenannte Study Abroad Team, also ein Organisationsteam, das sich gezielt mit den Fragen und Anliegen von Austauschstudenten auseinandersetzt sowie mit deren Integration in das britische Studiensystem.

Wer mit dem Gedanken spielt, an einem der Colleges der UAL zu studieren, darf sich auf hohe Kosten einstellen: 6000 Pfund pro Term (3 Monate) kostet es für internationale Studenten. Hinzu kommen dann noch die Kosten für die Unterkunft, Verpflegung sowie Transport (z.B. Oyster-Card). Nicht zu vergessen sind außerdem, dass alle Utensilien, welche man für das eigene Arbeiten benötigt, sprich: Leinwände, Bildgründe, Pinsel, Farben, etc. aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Zudem ist man bei der Besorgung dieser Dinge ziemlich in London unterwegs, von einem Kunstbedarfsshop zum nächsten, und dies kann unter Umständen und je nachdem, welche Leinwandgrößen etc. man zu transportieren hat, in den öffentlichen Verkehrsmitteln auch ganz schön anstrengend bis unmöglich werden. Es gibt zwar in jedem College der UAL einen eigenen Kunstbedarfsshop, diese sind allerdings nicht immer ganz billig und es gibt auch nicht immer genau das, was man benötigt.

Zusätzlich habe ich mich für das College Contact Stipendium beworben, und habe dies tatsächlich glücklicherweise auch bekommen. Die hierdurch erhaltenen 500 Euro haben mich sehr in der Beschaffung der oben genannten Malmaterialien unterstützt, welche für das Studium BA Painting unerlässlich sind.

Die UAL bietet selbst Studentenunterkünfte an, welche in ihren Preisen variieren (hier reicht es von erschwinglich bis teurer). Ich selbst hatte jedoch die Möglichkeit, in der Wohnung meines Bruders unterzukommen, da dieser bereits in London studiert.

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Studium allgemein

Eine Woche vor dem offiziellen Start des Terms gab es einen ‚Welcome Day‘, an welchem man von dem Study Abroad Team sehr gut in alle Abläufe der UAL eingeweiht wurde und alles Wissenswerte erzählt bekam. Für die ganze Woche vor offiziellem Start des Terms bekam man auch schon einen Stundenplan. Wir besichtigten beispielsweise das College innerhalb einer Führung, machten eine Stadtführung welche uns an geheimere und weniger bekannte Plätze Londons führte, besichtigten die Werkstätten am College, tranken Bier in einem Pub… das war eine sehr schöne Einstimmung und man konnte bereits sehr gut mit Kommilitonen in Kontakt kommen und erste Freundschaften knüpfen.

Das Studium an sich unterscheidet sich meilenweit von dem Studium, das ich in Regensburg gewohnt bin. Natürlich gibt es hier erstmal den Unterschied von einer normalen Universität zu einer Hochschule für bildende Kunst und Design, für mich war dies jedoch noch einschneidender zu spüren, da ich in Deutschland Lehramt studiere und ein reines Kunststudium so noch nicht erlebt habe.


Chelsea College of Arts

Am Chelsea College of Arts ist das Fine Art-Studium ganzheitlich und sehr weitläufig aufgebaut: Alle Bereiche der Kunst sind hier vereint, also es gibt nicht, so wie an einigen anderen Colleges der UAL, z.B. am Camberwell College, BA Painting, BA Drawing und BA Sculpture, sondern nur BA Fine Art. Somit werden hier alle Richtungen kombiniert, und damit wird den Studenten die größtmögliche Freiheit und sehr viel Spielraum geboten. Man wird in Tutorengruppen eingeteilt, hat somit also einen betreuenden Tutor, an den man sich bei Fragen oder Unsicherheiten jederzeit wenden kann.

Mein Stundenplan war, so wie das Studium selbst, ebenfalls sehr frei eingeteilt. Man konnte sich selbst in einem der den Tutorengruppen zugeteilten Räumen einen Arbeitsplatz einrichten, je nachdem, in welche Richtung und mit welcher Technik man arbeiten wollte. Innerhalb der Tutorengruppen sollte man Leute finden, die dieselben Interessensgebiete verfolgen wie man selbst, und mit ihnen zusammen lautete das Ziel des Terms, eine gemeinsame Idee zu entwickeln und diese zum Ende des Terms dann im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren.

Wie ich bereits zu Beginn beschrieben habe, war für mich der Unterschied von meiner Heimatuniversität zur UAL extrem groß. Somit kam ich nicht wirklich gut mit den vielen Freiheiten der Studieninhalte, den wenigen Vorgaben, und dem freien Stundenplan zurecht, was zur Folge hatte, dass ich mehrere Tage ganz alleine in den Räumen zu sein schien und keinen oder nur einzelne meiner Kommilitonen antraf, da jeder kam, wann es ihm persönlich passte. Dies ist natürlich nicht besonders einfach, wenn man eh schon aus einem anderen Land kommt, noch keine Freunde gefunden hat und zudem auch noch nicht von Anfang an perfekt fließendes Englisch spricht. Auch wenn ich Freiheit im Studium schätze, da dies die Kreativität fördert und den eigenständigen Lern- und Denkprozessen nur entgegenkommt, und einen zu viele Vorgaben nur einschränken, waren für mich persönlich diese zwei Wochen am Chelsea College of Arts schwierig und ich hatte Probleme mich zu integrieren.

Also wandte ich mich mit meinen Sorgen, ob das wirklich das richtige Studium für mich sei, an das Study Abroad Team, und diese halfen mir umgehend weiter. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an das Study Abroad Team aussprechen, da ich sehr viele Gespräche mit ihnen führte und sie mir immer hilfsbereit zur Seite standen. Schlussendlich und nach sehr vielen Rücksprachen mit meinem Tutor am Chelsea College und weiteren verschiedenen Überlegungen gab es glücklicherweise und aus reinem Zufall, da dies auf keinen Fall einer Selbstverständlichkeit entspricht, einen freien Platz im BA Painting Programme am Camberwell College of Arts.


Camberwell College of Arts

Anders als am Chelsea College studiert man in diesem Programm reine Malerei. Ich wechselte also, mit dem Ziel, meine Situation zu verbessern und meinem persönlichen Interessensbereich näher zu kommen sowie in der Hoffnung, mit dem Studienaufbau am Camberwell College persönlich besser zurecht zu kommen.

Das alte Gebäude von Camberwell hat mir auf Anhieb gefallen. Ich wurde wieder einem Tutor zugeteilt, welcher sich von Anfang an sehr gut um mich kümmerte und alles versuchte, um mich so gut wie möglich in die Gruppe der Malerei-Studenten zu integrieren. Mir wurde ein Platz in einem der Studios, also Ateliers, zugeteilt, wo jeder Student auch ein Schließfach bekommt, um seine persönlichen Malutensilien zu verstauen. Hier kann man es sich einrichten wie es einem am besten gefällt.

Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mein Auslandsstudium wirklich beginnen: Ich wusste was zu tun war und an welchem Ort, und konnte dennoch die unglaubliche Freiheit, die dieses Studium ebenfalls zu bieten hatte, genießen: Selbstständiges Arbeiten, ohne Vorgaben oder Aufgabenstellungen durch den Tutor.


Studienaufbau

Regelmäßige Tutorengespräche waren im Stundenplan vorgemerkt, in welchen man sich mit dem Tutor über die eigenen Arbeiten und auch den persönlichen Fortschritt unterhalten konnte, aber auch sogenannte ‚Group-Crits’ waren vorgesehen, in welchen man sich zusammen mit dem Tutor und Kommilitonen über seine Werke auseinandersetze. Die freien Zeiten im Stundenplan waren als selbstständige Arbeitszeit eingeplant. Zudem gab es noch des Öfteren Künstlervorträge, in welchen mehr oder weniger bekannte Künstler über ihre Arbeiten und Ausstellungen sprachen. Diesen Aspekt fand ich auch immer sehr interessant. Des Weiteren gab es noch ein Seminar, in welchem man an Ende ein Essay schreiben musste. Hier gab es vier interessante Bereiche zur Auswahl, ich entschied mich für den Bereich ‚Social Practice‘, da mich dies auch im Hinblick auf mein Lehramtsstudiums interessierte.

Hilfreiche Quellen für das Essay fand ich haufenweise in der Bibliothek des Colleges. Der sehr große Pluspunkt der UAL besteht zudem darin, dass man auch ohne Probleme bei allen zugehörigen Colleges der UAL Bücher ausleihen kann, da man mit dem Studentenausweis Zutritt zu allen Colleges hat. Das Essay schreiben empfand ich erst als Herausforderung, da wir das in unserem deutschen Schulsystem überhaupt nicht lernen. Am College wurde uns allerdings Hilfestellung angeboten, ich konnte alles fragen und mir wurde sehr detailliert geholfen.

Zum Ende des Terms präsentierte ich meine fertiggestellten Arbeiten meinem Tutor, welcher sie dann gemeinsam mit einer anderen Fachkraft bewertete. Mit mir wurde ausgiebig Rücksprache gehalten, sie fragten nach und zeigten sich sehr interessiert an meinen Arbeiten. Ich erhielt ein ausführliches Feedback und war sehr zufrieden mit der Betreuung im Allgemeinen. Hätte ich noch ein Term länger studiert, hätte ich an einer gemeinsamen Ausstellung mit meinen Kommilitonen teilnehmen können, in welcher dann die Werke sowie deren Präsentation benotet worden wären, da dies aber nicht der Fall war, hielt ich diese Einzelpräsentation.

Erwähnenswert ist außerdem, dass es verschiedene Werkstätten gibt, die sogenannten ‚Workshops‘. Am Camberwell College gibt es beispielsweise eine riesige Druckerwerkstatt, dafür allerdings keine Keramikwerkstatt, aber auch sehr viele Angebote für dreidimensionales Gestalten. Hierzu benötigt man eine Einführung, um alles über die Bedienung von Maschinen und die jeweiligen Utensilien zu lernen.

Nachher hatte man die Möglichkeit, komplett alleine zu arbeiten und seine Vorstellungen umzusetzen. Allerdings ist dies manchmal gar nicht so einfach, wenn man eine bestimmte Technik noch nie zuvor gemacht hat. Wenn man nur die Einführung zur Bedienung der Maschinen erhalten hat, ist es oftmals noch nicht gleich möglich, sofort zu starten. Bei Fragen und zur Hilfestellung gibt es die sogenannten Techniker vor Ort, allerdings sind dies auch keine ‚Künstler‘ in dem Sinn, dass sie einem mit gestalterischen Problemen helfen können. Dies und ebenfalls der Grund, dass ein Term insgesamt wirklich kurz ist und ich mich mehr auf meine Malerei konzentrieren wollte, führte dazu, dass ich beispielsweise Drucken nicht oft ausprobiert habe.

Volle Punktzahl gibt es auf die Studienbedingungen von mir auch deshalb nicht, da die Ateliers wirklich sehr klein waren. Ich habe mir einen kleinen abgetrennten ‚Raum‘ mit zwei anderen Kommilitonen geteilt, welcher sehr eng war als wir alle drei dort gleichzeitig gearbeitet haben. Als ich dann erfuhr, dass sogar bis zu 4 Studenten in solch einem Raum Platz haben sollten, und wir somit auch noch ‚Glück‘ hatten, dass wir nur drei waren, fragte ich mich schon, wo genau eigentlich meine Studiengebühren hinfließen, wenn nicht in: ausreichend Platz zum Arbeiten, Malmaterial und benötigte Utensilien, etc.


Freizeit

Zu den Freizeitangeboten der UAL gibt es die sogenannten UAL-Socials, welche ziemlich viele gemeinsame Ausflüge und Events organisieren. Diese kann man auf deren Facebook-Seite einsehen. Ich habe zum Beispiel an einem Ausflug teilgenommen, an dem wir gemeinsam Eislaufen gegangen sind, oder an einem sehr toll vorbereiteten Kinoabende. Zudem gibt es eine riesige Bandbreite an verschiedenen Clubs und Vereinigungen, welche alle von der Arts Student’s Union organisiert sind (eine gute Übersicht gibt es auf deren Homepage). Dort gibt es die verschiedensten Sportclubs aber auch Interessensvereinigungen. Ich zum Beispiel habe am Aktzeichnen teilgenommen, das nur 35 Pfund für ein ganzes Jahr kostet, und verglichen mit Preisen in Deutschland somit extrem billig ist.


Leben in London

Das Leben allgemein in London habe ich auf jeden Fall in vollen Zügen genossen. Diese Stadt hat mich absolut fasziniert, das Stadtbild, in welchem ständig das Alte auf das Neue zu treffen scheint, die unglaublich schönen Parks, die Engländer, welche immer sehr freundlich und hilfsbereit waren, und nicht zu vergessen die unzähligen Museen und Kunstgalerien, die ein jedes Künstlerherz höher schlagen lassen. Und das Beste: Fast alle haben freien Eintritt (außer spezielle temporäre Ausstellungen), somit kann man sich den ganzen Tag mit Kunst umgeben ohne einen einzigen Cent auszugeben.


Fazit

Alles in allem ist diese Auslandserfahrung überaus wertvoll für mich. Es war unglaublich hilfreich für mich persönlich, in einer anderen Stadt in einer anderen Sprache zu studieren und mich mit einer anderen Kultur auseinanderzusetzen – ein Studium in dieser Art kennen zu lernen und ebenfalls meine eigene künstlerische Arbeit dahingehend zu bereichern, dass ich endlich eine Freiheit erleben durfte, wie ich sie so noch nicht kannte. Auf der anderen Seite mich jedoch auch mit etwaigen Tiefpunkten auseinanderzusetzen und diese erfolgreich und aus eigener Kraft zu überwinden, natürlich auch immer mit der Hilfe des netten Study Abroad Teams vor Ort und allgemein der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Engländer. Mein Fazit ist auf jeden Fall empfehlenswert!