9 Mär
Erfahrungsbericht von Anke R.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios

Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2014 bis 11/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Auswahl der ausländischen Hochschule

Von Beginn an war es mein Wunsch, mein Auslandssemester in einem spanischsprachigen Land zu verbringen, um neben Englisch vor allem mein Spanisch zu verbessern. Die Idee nach Lateinamerika zu gehen klang aufregend und reizvoll, aber gleichzeitig konnte ich das Risiko, auf dem Kontinent zu leben, nicht wirklich einschätzen.

Während ich mich bei College Contact noch über Spanien informiert habe, wurde ich auf die Universität in Chile aufmerksam, ein Land, mit dem ich mich vorher kaum beschäftigt hatte und über das ich bis dahin auch nicht viel wusste. Wie sich aber schnell herausstellte, wird Chile von vielen Lateinamerikanern gerne als „fast europäisch“ bezeichnet, weil es im Vergleich zu seinen Nachbarn als stabil, relativ reich und geordnet gilt. Santiago de Chile ist die sicherste Metropole Südamerikas und befindet sich in der Mitte eines faszinierend langen, aber extrem schmalen Landes, das von der heißesten Wüste der Welt bis in das ewige Eis reicht.

Darüber hinaus gilt die Universidad de Chile als beste Universität des Landes und findet sich auch auf den Ränken einiger internationaler Vergleiche wieder. Das hat den Vorteil, dass der Kurskatalog der Facultad de Economia y Negocios (FEN) rund 200 Seiten umfasst, englische und spanische Kurse frei kombinierbar sind und somit für jeden Geschmack das Richtige dabei ist. Auch die Studiengebühren mit 2200€ sind akzeptabel und niedriger als an vielen anderen südamerikanischen Universitäten.

Am Anfang hatte ich noch Universitäten in Buenos Aires oder Lima in Betracht gezogen, habe mich dann aber aus verschiedenen Gründen entschieden, beide Städte nur als Urlaubsziele zu besuchen. Im Nachhinein war es für mich auch die richtige Entscheidung. Obwohl beide Städte faszinierend sind, ist das Leben in Santiago bei Weitem nicht so chaotisch und durch die Sicherheit in der Stadt lebt man unbeschwerter und hat mehr Freiheiten.

Auch wenn mich vor Semesterbeginn eher Sicherheitsbedenken nach Chile gebracht haben, bewundere ich jetzt vor allem die Vielfältigkeit und die damit verbundenen Möglichkeiten des Landes und die immer freundlichen Chilenen, die, abgetrennt durch Meer, Berge, Wüste und Eis ihren ganz eigenen Lebensstil entwickelt haben.

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2. Anmeldung/Bewerbung

Das Bewerbungsverfahren war einfach, auch wenn ich hier das erste Mal meinen deutschen Planungshorizont etwas an den chilenischen anpassen musste. College Contact schickt einem die nötigen, leicht verständlichen Formulare plus Erklärung zu, alles einmal ausfüllen und zurück schicken. Zusätzlich musste ich ein Transcript of Records mit meinen bisherigen Kursen an der Fachhochschule ausfüllen und mitschicken. College Contact kontrolliert dann alles noch einmal, bevor sie es an die FEN weiterleiten.

Auch wenn noch nie jemand eine Absage von College Contact erhalten hat, beginnt das Bewerbungsfahren an der chilenischen Universität erst ab April, das heißt vor Ende April/Mai braucht man nicht mit einer Zusage zu rechnen.

Die FEN nimmt daraufhin schnell selber Kontakt mit einem auf und die (derzeitige) Auslandsbeauftragte Kaia kümmert sich von da an um alle möglichen Fragen, egal ob sie direkt mit der Universität oder mit dem sonstigen Leben in Chile zu tun haben. Man bekommt ebenfalls einen aktualisierten Kurskatalog und hat Zeit, seine Wunschkurse herauszusuchen, und diese an die FEN zurückzuschicken, damit die entsprechenden Plätze in den Kursen reserviert werden. Es hatte zwar niemand Probleme in irgendwelche Kurse reinzukommen, es gilt jedoch, die Kurswahl etwas flexibel zu betrachten. Das Angebot hat sich bei uns noch das ein oder andere Mal geändert, so dass es im Endeffekt die beste Methode ist, sich bei Semesterstart vor Ort die gerade angebotenen Kurse anzuschauen und sich die besten auszusuchen. Das ist deshalb kein Problem, da man von Semesterbeginn an einen Monat Zeit hat Kurse hinzuzufügen oder abzugeben. Da es sich bei so gut wie allen Kursen um BWL-Kurse handelt (auf Zumba bekommen leider nur die Chilenen Credits), war es bei mir auch kein Problem meine „neue“ Kurswahl an der Fachhochschule anerkennen zu lassen.

Neben dem Kurskatalog bekommt man auch ein Formular zur Teilnahme an dem „Buddy-Programm“ der FEN zugeschickt. Das Programm besteht daraus, dass jeder internationale Student einen chilenischen Studenten, mit ähnlichen Interessen und Hobbys, als Ansprechpartner erhält. Ich kann das Programm nur jedem ans Herz legen, denn vielmehr als eine Person, die man mit allen Fragen löchern kann und mit der man Spanisch sprechen kann, habe ich so schon in der ersten Woche eine meiner (dann) besten Freundinnen kennen gelernt, die mir Santiago gezeigt hat und mich in ihre chilenische Familie integriert hat.


3. Studienorganisation

Die FEN ist dabei, ihr Creditsystem umzustellen, sodass die Creditanzahl pro Kurs teilweise in sogenannten UDs und teilweise in den neuen „Créditos“ angegeben wird. Beide messen den wöchentlichen Arbeitsaufwand an Unterrichtszeit, Vor- und Nachbereitung und 10 UDs entsprechen 6 Créditos, die wiederum 6 ECTS entsprechen. Da die Standardkurse 10 UDs haben, habe ich drei Kurse belegt und hatte am Ende 18 ECTS (drei mehr als notwendig).

Generell werden Kurse in den beiden Bereichen „negocios“, alles rund um den Betrieb, und „economia“, was die Wirtschaft an sich befasst, aufgeteilt. Chilenen müssen sich auf einen Bereich spezialisieren, Austauschstudenten können Kurse aus beiden Bereichen belegen.

Die meisten Kurse finden zweimal wöchentlich statt, manche haben zusätzlich noch ein Tutorium, in denen der Stoff wiederholt und geübt wird.

Die Betreuung an der FEN ist super, man hat dauerhaft eine Ansprechpartnerin an seiner Seite, die auch hilft, wenn einem am Flughafen das Handy geklaut wird oder man nicht weiß, welche Impfungen man für die nächste Reise braucht. Darüber hinaus sind die Kurse mit rund 20 - 30 Studenten eher klein, sodass einen der Professor oft mit Namen kennt und so auch Rücksicht auf eventuell mangelnde Sprachkenntnisse nehmen kann.


4. Kursangebot und Kurswahl an der ausländischen Hochschule

Wie schon beschrieben, umfasst der Kurskatalog 200 Seiten BWL-Kurse, die alle klassischen Themenbereiche umfassen, wie Marketing, Finanz, Human Resources usw. und auf vom Schwierigkeitsgrad von Anfängerkursen bis Masterkursen reichen. Es sind aber auch speziellere Kurse enthalten und so habe ich zum Beispiel die drei Kurse International Business Challenges in Latin America; Globalización, Tratados y Acuerdos Comerciales und Liderazgo en Grupos y Organizaciones genommen.

Man kann sowohl englische als auch spanische Kurse wählen und alle Kurse miteinander kombinieren (solange sie sich nicht zeitlich überschneiden!). Alle Kurse sind überraschend zeitintensiv und es müssen regelmäßig Essays abgegeben werden, Texte gelesen werden und Präsentationen gehalten werden. Die Anwesenheit ist fast immer verpflichtend und auch mündliche Mitarbeit wird in dem einen oder anderen Kurs bewertet. Auch wenn einen diese Lernmethode wieder an Schule erinnert, hat es den Vorteil, dass der Aufwand gleichmäßig über das Semester verteilt wird und man keine Gefahr läuft, durch die eine wichtige Klausur zu fallen, weil man z. B. die Fragestellung auf Spanisch nicht verstanden hat. Darüber hinaus hatte ich das Glück, dass in meinen Kursen keine abschließenden Klausuren geschrieben wurden und hatte somit sowohl die Midterms als auch die abschließende Klausurenphase Zeit zum Reisen.

Generell zur Kurswahl gibt es zwei Regeln: Erstens, englische Kurse sind durchschnittlicher leichter als spanische. Das hat den Grund, dass chilenische Studenten extrem schlecht in Englisch sind und die Schwierigkeit der Fremdsprache mit berücksichtigt wird (zum Vorteil für internationale Studenten). Zweitens, alles was mit Mathematik zu tun hat, ist nicht zu unterschätzen, denn auch wenn chilenische Studenten bei Englisch das Nachsehen haben, sind sie beim Ableiten von Logarithmen und dem Erbringen mathematischer Beweise ganz weit vorne.

Speziell zu meinen Kursen ist zu sagen, dass Globalización, Tratados y Acuerdos Comerciales am einfachsten zu meistern war, dafür aber auch der unspannenste Kurs war. International Business Challenges in Latin America hätte ich zu den Midterms noch jedem ans Herz gelegt, trotz des großen Arbeitsaufwandes durch wöchentliche Case Studies und Essays. Zum Ende hin hat dann aber leider doch das gute chilenische Durcheinander überhandgenommen, sodass letztendlich niemand mehr wusste, wie viel Essays mehr noch abzugeben waren und wann wer präsentieren soll. Trotz allem behandelt der Kurs eine Bandbreite interessanter Themenbereiche und die vielen Gastredner sind Experten auf ihrem Gebiet. Bei Liderazgo en Grupos y Organizaciones handelt es sich um einen etwas alternativen Kurs, bei dem die Studenten im Stuhlkreis sitzen und diskutieren. Neben Kenntnissen über psychologischen Ansätzen zur Führung und dem Verhalten von Gruppen, ist es eine ideale Gelegenheit sein Spanisch zu verbessern und man lernt nebenbei viel über die chilenische Kultur und ihre Herangehensweisen.


5. Anreise/Mobilität

Ein regulärer Flug nach Santiago ist mit etwa 1200€ nicht günstig, es lohnt sich aber nach Angeboten zu schauen und so kamen einige Austauschstudenten auch mit 700€ hin und zurück. Je eher man bucht, desto besser natürlich, Anfang Mai, mit Zusage in der Hand, ist aber dennoch in Ordnung. Günstige und sichere Transfers ins Stadtzentrum stehen am Flughafen bereit. Ich hatte gleich einen Gabelflug gebucht und bin von Lima zurückgeflogen, so verliert man keine Zeit und Geld, um am Ende nach Santiago zurückzukehren.

Vor Einreise muss man sich überlegen, ob man mit Studentenvisum oder nur Touristenvisum einreisen möchte. Während die erste Variante einem ein paar Vorteile, wie Rabatt in der Metro, ermöglicht, bin ich nur mit Touristenvisum eingereist, was ich auch wieder so machen würde. Man erhält dann die Aufenthaltserlaubnis für 90 Tage, nach denen man das Land verlassen muss, aber ohne Probleme direkt wieder einreisen kann. Da im September sowohl die Midterms als auch der Nationalfeiertag liegt, hat man wunderbar Gelegenheit, die Nachbarländer näher kennen zu lernen.

Die FEN liegt direkt im Zentrum von Santiago und ist dementsprechend gut zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus oder der Metro erreichbar und Restaurants, Bars, Supermärkte und Shopping-Läden liegen alle in unmittelbarer Umgebung.

Um Metro zu fahren kauft man sich einmal die sogenannte BIP-Karte und lädt diese immer wieder mit Guthaben auf. Wer mit Studentenvisum in Chile ist, bekommt Rabatt. Das Metronetz ist gut ausgebaut und zuverlässig, die Metro jedoch chronisch überfüllt und der Lieblingsanlaufpunkt für Taschendiebe. Trotzdem das einfachste Fortbewegungsmittel.

Nachts nimmt man ein Taxi, was nicht teuer, aber dafür sicher ist. Um die Zeit alleine herumzuspazieren ist nicht zu empfehlen. Auch wenn Santiago die sicherste Stadt Südamerikas ist und man schnell leichtsinnig wird, sollte man dennoch nicht vergessen, auf welchem Kontinent man sich befindet.

Längere Strecken werden in Südamerika bin dem Bus bewältigt, die durchaus gleichzeitig günstig und luxuriös sein können.


6. Wohnen

Eigene Wohnungen hat die FEN nicht, aber das Zentrum von Santiago ist voll von Hochhäusern mit kleinen Wohnungen, die sich wunderbar als Studenten-WG eignen. Concierge, Fitnessstudio, Grillplätze und manchmal auch der Pool auf dem Dach sind inklusive. Zusätzlich schickt die FEN vor Semesterbeginn einen Housing-Guide rum, in dem geprüfte Wohnungen und die Kontaktdaten der zugehörigen Vermieter aufgelistet sind.

Mein Zimmer in einer zweier WG, fünf Gehminuten von der Universität entfernt und mit eigenem Bad hat mich mit allen Nebenkosten 300€ pro Monat gekostet. Noch sparen kann man, wenn man ein kleineres Zimmer wählt oder sich direkt bei Chilenen ohne schriftlichen Mietvertrag einmietet. Neben der unmittelbaren Umgebung der FEN, Santiago Centro, eignen sich auch die Stadtviertel Providencia, Recoleta und Independencia gut zum Wohnen. Las Condes ist das Reichenviertel, welches eher an die USA erinnert und Bella Vista ist das Kneipenviertel Santiagos, in dem man abends nicht unbedingt das Studium im Kopf hat.


7. Finanzierung/Kosten und Fördermöglichkeiten

Die Studiengebühren werden an der FEN pro Kurs berechnet, fleißige Studenten zahlen also drauf. Jeder reguläre Kurs kostet (nach jetzigem Stand) 750 USD, zusätzlich wird eine Einschreibegebühr von 500 USD berechnet.

Chile ist mit Abstand das teuerste Land Südamerikas und die Supermarktpreise sind gut mit unseren deutschen vergleichbar. Dennoch findet man schnell heraus, wo Lebensmittel günstiger sind, die günstigeren Taxen stehen und wo man wunderbar günstig shoppen kann. Und sobald man Chile zum Reisen verlässt, findet man auch ganze Menüs für 2,50€ (Bolivien ist nicht nur aufgrund günstiger Essenspreise zu empfehlen).

Meine Fixkosten beziffern sich deshalb wie folgt:

Flug    1.200€
Studiengebühren    2.200€
Wohnen (5 X 300€)    1.500€
    
∑    4.900 €

Hinzu kommt Essen, Freizeit und Reisen, die je nach Lebensstil hoch oder niedrig sein können.



8. Kulturelle Erfahrung

Chile wird von seinen Nachbarn gerne als organisiert, geordnet und die Menschen als distanziert bezeichnet. Aus deutscher Sicht sind Land und Leute aber absolut herzlich, lebensfreudig und wunderbar chaotisch. Schon in meiner ersten Woche wurde ich dazu eingeladen, ein Wochenende bei einer chilenischen Familie zu verbringen und von da an galt ich direkt als offizielles Familienmitglied. Freunde unter den Chilenen zu findet ist einfach und auch wenn man um Hilfe bittet, tun sie alles was in ihrer Macht steht, um zu helfen. Sollte die eigene Haarfarbe blond sein, hat man eh schon die gesamte Aufmerksamkeit für sich.

Auf der anderen Seite muss man sich daran gewöhnen, dass Chilenen frühestens um 12 Uhr mittags anfangen den derzeitigen Tag zu planen, auch fünf Minuten vor Beginn der Feier nicht sagen können, ob sie denn kommen oder nicht (es könnte sich ja in letzter Sekunde etwas Besseres ergeben) und wirklich immer und zu jeder Gelegenheit hoffnungslos zu spät kommen. Das chilenische in den Tag Leben gehört genauso dazu wie das ständige Gefühl, dass doch eigentlich alles effizienter organisiert werden könnte und man nicht sechs Bankautomaten nebeneinander aufstellen müsse, wenn nicht ständig fünf davon kaputt wären. Bei Gruppenarbeiten mit Chilenen wird dem gut organisierten deutschen Studenten schon das ein oder andere abverlangt, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Chilenen im Herzen sehr fleißige Studenten sind (aber erst auf den letzten Drücker natürlich) und so unsere gemeinsamen Arbeiten zu sehr guten Ergebnissen geführt haben.

In Chile bleibt wohl kein Deutscher vor dem Kulturschock bewahrt (die fehlenden Heizungen bei Ankunft im Winter helfen da auch nicht weiter), aber ist der einmal überwunden, werden Empanadas und Avocado zum Grundnahrungsmittel, der chilenischen Reggeaton geht ins Blut über und spätestens bei der eine Woche andauernden Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag fängt man an „huevon“ an seinen Satz anzuhängen (Das Wort, was einfach alles und jeden beschreibt und von Kumpel bis hin zu einer Beleidigung alles bedeuten kann).

Gleichzeitig kümmert sich die FEN während des ganzen Semester über darum, den Austauschstudenten alle Aspekte der chilenischen Kultur näher zu bringen. Dazu gehören Besuche in landestypischen Bars und Restaurant, Cueca Tanzstunden und Filmabende (Der Ausflug zum Oktoberfest war dagegen nicht ganz typisch chilenisch).

Ich selber habe super viel von der chilenischen Kultur mitgenommen und bezeichne meine deutschen Freunde jetzt gerne als Perfektionisten und Ordnungsliebhaber, da ich gelernt habe, dass man auch wunderbar durch das Leben kommt, wenn nie etwas perfekt ist.


9. Fachliche, sprachliche und persönliche Entwicklung

Mein Ziel war es, vor allem mein Spanisch in Südamerika zu verbessern, was ich definitiv erreicht habe. Chile ist ein wundervolles Land um Spanisch zu lernen. Nicht weil die Chilenen so komische Wörter wie „cachai?“ und „huevon“ sagen und einen gewöhnungsbedürftigen Akzent haben, aber weil sie so schlecht Englisch sprechen. Da selbst viele Studenten keinen vollständigen englischen Satz von sich geben können, ist Spanisch außerhalb der Universität ein Muss (und das ist auch gut so!). Chilenen sind liebevolle und geduldige Lehrer und reden auch gerne mit einem auf Spanisch, wenn man nur drei Wörter und keine Grammatik kann. Hinzu kommt, dass die Austauschstudenten durch gemeinsame Kurse, Sportaktivitäten und Veranstaltungen von der Universität immer mit Chilenen zusammen sind und nie isoliert waren. Wer sich also traut zu reden, findet schnell einheimische Freunde und verbessert die Sprache rasend schnell.

Zusätzlich bietet die FEN einen Sprachkurs an, ich habe aber privat einen an einer Sprachschule gemacht, der günstiger und intensiver war. Es hat sich auch gelohnt, das Goethe-Institut in Santiago mal nach einem Tandem-Partner zu fragen, so habe ich eine Chilenin kennen gelernt, die Deutsch lernt.

Da man so oder so auch viele internationale Freunde hat und alle Aktivitäten zusammen macht, verbessert man sein Englisch gleichzeitig mit. Durch die vielen schriftlichen Essays und Präsentationen wird man selbstsicherer in beiden Sprachen.

Der Zeitaufwand während des Studiums ist groß, aber so kann ich im Nachhinein auch sagen, wirklich etwas gelernt zu haben. Da ich keine typischen BWL-Kurse gemacht habe, habe ich mehr themenübergreifende Kenntnisse erhalten, die gut als Hintergrundwissen dienen.

Für die persönliche Entwicklung lohnt es sich immer, in ein Land zu gehen, das so unterschiedlich zu Deutschland ist, wie jedes Land Südamerikas. Man lernt, die Welt aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Dinge, die wir unser ganzes Leben als selbstverständlich wahrnehmen, sind es eben in diesen Ländern nicht. Es tut gut, sein eigenes Leben in einen Rucksack zu stecken und sich bewusst zu machen, wie wenig man doch eigentlich zum Glücklich sein benötigt. Auf Menschen zuzugehen und um Hilfe zu bitten wird genauso selbstverständlich wie von sich aus helfen, sobald man die Gelegenheit hat. Und die Bewunderung für die Leute, die jeden Tag aufs Neue improvisieren, um aus nichts etwas zu machen, war nach sechs Monaten in Südamerika nicht geringer als an meinem ersten Tag.