13 Feb
Erfahrungsbericht von André T.

London South Bank University


Stadt: London
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL, Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2019 bis 01/2020
Heimathochschule: Leipzig U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Im Rahmen meines Bachelors habe ich in Zusammenarbeit mit College Contact (CC) ein Semester in Kanada verbracht. Da die Organisation und Kommunikation einwandfrei funktioniert hat, stand für mich fest, dass ich mein zweites Auslandssemester im Master ebenfalls als Freemover mit Hilfe von CC organisieren werde.

Bei meiner Suche habe ich ausschließlich nach englischsprachigen Ländern geschaut und mich dabei zunächst auf Nordamerika konzentriert, da ich dort bereits so gute Erfahrungen gemacht habe. Auf die London South Bank University (LSBU) bin ich schließlich aufmerksam geworden, da diese insbesondere im Master vergleichsweise günstig ist und mit London natürlich eine äußerst attraktive Umgebung bietet. Es wird empfohlen, ein bis eineinhalb Jahre vor Beginn des Auslandssemesters mit der Organisation zu beginnen. Dies halte ich ehrlich gesagt für etwas übertrieben. Der Bewerbungsprozess ist ziemlich unkompliziert und der Bewerbungszeitraum ist zudem sehr großzügig. Gleiches gilt für das Wohnheim. Zugegeben, mein Zeitmanagement war sehr schlecht und ich würde euch definitiv nicht empfehlen, es mir nachzumachen, aber ich persönlich habe mich erst gut zweieinhalb Monate vor Semesterstart für die LSBU entschieden und mich beworben.

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Universität

Die LSBU ist exzellent gelegen und für alle, die sich für ein Zimmer in einem der Wohnheime entscheiden, fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen. Dies gilt übrigens für alle Gebäude und Einrichtungen der LSBU, da diese aneinandergrenzen und nicht über die Stadt oder Ähnliches verteilt sind.

Qualität der Lehre und Anspruch der Uni sind hingegen eher durchwachsen. Im Master wählt man in der Regel drei Kurse a 20 UK Credit Points, was 10 ECTS entspricht und damit in Summe 30 ECTS. Die Kurse bestanden meistens aus einer Vorlesung und einem Seminar jeweils a zwei Stunden. Somit betrug die Präsenszeit pro Woche lediglich zwölf Stunden.

Insgesamt habe ich eigentlich nichts Neues gelernt und die meisten Inhalte tatsächlich schon im Bachelor gehabt. Das allgemeine Bildungsniveau der Kommilitonen im Master empfand ich teilweise als erschreckend niedrig, was vermutlich an dem hohen Anteil verschiedener Bildungshintergründe liegt. Die Note der Module setzt sich regelmäßig aus einer Klausur und sonstigen Leistungen wie Case Studies oder Gruppenpräsentationen zusammen, was mir persönlich gut gefallen hat. Im Kontrast dazu war die Benotung teilweise durchaus anspruchsvoller als erwartet, jedoch absolut in Ordnung. Für die Gruppenarbeiten kann ich euch nur wärmstens empfehlen, euch mit anderen Deutschen (oder Skandinaviern) zusammenzutun. Dies entspricht zwar nicht unbedingt der Idee eines Auslandssemesters, jedoch erzielt ihr so deutlich bessere Noten – was übrigens auch von den Professoren bestätigt wurde. Leider kann ich aus eigener Erfahrung sagen und gleiches habe ich von einigen anderen gehört, dass die Arbeitsweise von vielen Studenten, die aus anderen Ländern kommen, doch sehr stark von unserer abweicht, was sich entsprechend in den Noten widerspiegelt.


Kurse

International Finance & Decision Making

Für mich als Finance Student im Master war dieser Kurs inhaltlich sehr langweilig und deswegen habe ich die Vorlesung und das Seminar regelmäßig geschwänzt. Die Case Study, die es zu bearbeiten galt, war hingegen durchaus interessant. Da die volle Modulnote ausschließlich auf die Case Study entfiel, war der Arbeitsaufwand sehr gering und die Noten sehr gut.

International Management

Ab dem nächsten Semester wird dieser Kurs von neuen Professoren gehalten, deswegen sind meine Erfahrungen gegebenenfalls nicht sehr aussagekräftig. Jeweils 50 Prozent entfielen auf die Bearbeitung einer Case Study und einer dreistündigen Klausur. Inhaltlich ging es um typische Themen des strategischen Managements, die für den durchschnittlichen Masterstudenten eigentlich bekannt sein sollten. Die Case Studies waren sehr interessant, jedoch war es etwas knifflig das word limit einzuhalten. In der Klausur hatten eigentlich alle Studenten großen Zeitdruck, ansonsten war diese fair gestellt.

International Marketing

Auch hier wechselt der Professor ab dem kommenden Semester. Die Vorlesung war ziemlich trocken. Das Modul setzte sich aus einer Klausur (50 Prozent), einem Report (30 Prozent) und einer Gruppenpräsentation (20 Prozent) zusammen. In den einzelnen Prüfungsformen ging es jedoch nicht wirklich um die Inhalte aus der Vorlesung, sondern eher um die praxisbezogene Analyse von Unternehmen und deren Markteintritts-Strategien, was mir persönlich gut gefallen hat.

Insgesamt ist mir sehr positiv aufgefallen, dass es nicht – wie häufig an deutschen Unis – um das Auswendiglernen von Theorien, Konzepten, Modellen oder Ähnliches ging, sondern viel mehr um die praxisbezogene und logische Anwendung. Dementsprechend mussten wir uns vergleichsweise wenig auf die Klausuren vorbereiten.


Wohnen

Ich kann nur jedem empfehlen, ins Wohnheim zu ziehen und zwar vorzugsweise ins McLaren. Dort habt ihr ein eigenes Bad in eurem Zimmer und teilt euch die Küche mit sieben weiteren Personen. Das McLaren liegt nur drei Gehminuten von der LSBU entfernt und zum London Eye ist es ebenfalls nur ein kurzer Spaziergang. Preisleistungsmäßig werdet ihr nichts Vergleichbares in der Lage finden. Und viel wichtiger, auf diese Weise kommt ihr automatisch mit anderen Leuten in Kontakt. Ich habe ein paar Leute getroffen, die sich aufgrund vermeintlich schlechter Bewertungen für eine private Unterkunft entschieden haben und es sehr bereut haben, da sie kaum Anschluss gefunden haben. Der Standard des Wohnheims ist zudem völlig okay. Natürlich ist das Zimmer nicht gerade riesig, jedoch habt ihr alles, was ihr braucht. In der Küche wird täglich der Müll abgeholt und einmal die Woche geputzt.

Ich hatte großes Glück mit meiner WG. Wir waren fünf Frauen und drei Männer und haben uns hervorragend verstanden. Wir haben viel unternommen und waren jede Woche zusammen feiern. Tatsächlich habe ich einen Großteil meiner Zeit mit meinen Mitbewohnern/innen verbracht. Natürlich ist das ein Stück weit Glückssache und es kann auch ganz anders kommen, jedoch war es in meinen Fall die absolut beste Entscheidung.

Da die Apartments nicht ausgestattet sind, könnt ihr eure Sachen entweder mitbringen, ein Packet schicken, per Unikit bestellen oder vor Ort kaufen. Die Küchenausstattung von Unikit ist sehr schlecht. Die Pfannen und Töpfe sahen bereits nach ein paar Wochen äußerst schlecht aus. Daher wäre es vielleicht ratsam, diese Sachen stattdessen bei Sainbury‘s oder IKEA zu kaufen.


Freizeit

London ist eine unglaublich vielfältige Stadt, in der einem nie langweilig wird. Ich denke, ihr habt alle eine Vorstellung davon, dass es in einer der größten, beliebtesten und lebendigsten Metropolen der Welt jede Menge Freizeitmöglichkeiten gibt und werde es mir daher sparen, die unzähligen Sehenswürdigkeiten einzeln aufzuzählen.

Vielleicht kurz zum Thema Feiern: Es gibt ein riesiges Angebot an Clubs. Es ist jedoch gut zu wissen, dass sehr viele Clubs bereits um drei Uhr schließen und die Leute daher wesentlich früher rausgehen, als wir es in Deutschland für gewöhnlich tun. Außerdem braucht ihr für zahlreiche Partys Tickets, die ihr vorher online per App kaufen könnt. Die Preise werden dabei meistens von Tag zu Tag teurer, so dass es sich empfiehlt, die Tickets bereits einige Tage vorher zu kaufen. Zudem gibt es viele Clubs, die relativ schick sind und einen entsprechenden Dresscode erfordern, was zum Beispiel bedeutet schlichtes Hemd und Lederschuhe. Informiert euch also am besten, bevor ihr auf eine Party geht über Preise, Zeiten, Tickets und Dresscode.


Kosten

Eine der wenigen, aber umso größeren Nachteile an London ist das Preisniveau. Die Studiengebühren an der LSBU sind vergleichsweise niedrig (circa 3.000 Pfund im Master), das Wohnheim ist für Londoner Verhältnisse ein Schnäppchen (620 Pfund pro Monat also circa 2.800 Pfund), aus deutscher Sicht jedoch recht teuer. Lebensmittel haben häufig einen ähnlichen Preis wie in Deutschland, jedoch in Pfund und damit Stand heute circa 20 Prozent teurer. Meine Ausgaben würde ich grob auf 75 bis100 Pfund pro Woche schätzen (circa 350 Pfund pro Monat also circa 1.500 Pfund).

Die Freizeitausgaben hängen natürlich stark von eurem Freizeitverhalten ab. Da ich eigentlich jede Woche zwei Mal feiern war und an den übrigen Tagen vielfach in Restaurants & Bars oder Ähnlichem war und zudem auch ab und an shoppen war, hatte ich sehr hohe Ausgaben. Allerdings habe ich keinen Pfund davon bereut. Ich wusste, dass London ein teures Pflaster ist und bin nicht mit der Absicht, Geld zu sparen, rüber geflogen. Ich würde grob schätzen, dass ich pro Monat nochmal 500 bis 600 Pfund ausgegeben habe (circa 2.500 Pfund).

Wenn ich dann noch die Ausgaben für die Ausstattung von Zimmer und Küche einberechne, plus die Flüge sowie Underground und Busfahren, komme ich auf jeden Fall auf mehr als 10.000 Pfund und damit mindestens (!) 12.000 Euro.


Interkultureller Austausch

Ihr solltet wissen, dass ihr höchstwahrscheinlich auf sehr viele andere Deutsche treffen werdet. Vermutlich werdet ihr auch mit mindestens ein paar Deutschen zusammenwohnen, solltet ihr euch für eines der Wohnheime entscheiden. Wenn ihr also viel Englisch sprechen wollt, müsst ihr unter Umständen proaktiv sein und versuchen, andere Internationals in der Uni oder aus anderen Apartments und Wohnheimen kennenzulernen. Dies gestaltet sich jedoch durchaus schwierig, da die Einheimischen häufig unter sich bleiben. Ich habe es glücklicherweise geschafft, viel Kontakt zu anderen Internationals aufzubauen, so dass ich sehr viel Englisch gesprochen habe. Dies schien mir unter den Deutschen jedoch eher die Ausnahme gewesen zu sein. Viele, wenn nicht sogar die meisten, haben mehr als den Großteil ihrer Zeit mit anderen Deutschen verbracht. Dieses „Problem“ hat man natürlich in den meisten beliebten Ländern beziehungsweise Städten. Nach meiner Beobachtung ist dies jedoch vor allem an den günstigeren Unis ausgeprägt, da der Preis natürlich ein wichtiges Auswahlkriterium ist.


Fazit

Mein Fazit fällt sehr positiv aus. Ich hatte eine wundervolle Zeit in London und wäre liebend gern für ein weiteres Semester geblieben. Ich habe tolle Menschen aus verschiedenen Ecken der Welt kennengelernt und zudem mein Englisch stark verbessern können. Zu keinem Zeitpunkt habe ich meine Wahl bereut.

Ob die LSBU die richtige Wahl für euch ist, hängt von euren Vorstellungen beziehungsweise Erwartungen ab. Von einem rein akademischen Gesichtspunkt halte ich die LSBU für eher ungeeignet. Wenn es euch jedoch darum geht, eine schöne Zeit in London zu haben, viel zu erleben und einfach Spaß zu haben und gleichzeitig mit vertretbarem Aufwand relativ gute Noten zu bekommen, dann seid ihr dort richtig. Meiner Meinung nach sind die einzigen Mankos die hohen Kosten und der hohe Anteil an Deutschen.