25 Jan
Erfahrungsbericht von Alexander W.

Comenius University - Jessenius Faculty of Medicine


Stadt: Martin
Land: Slowakei
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2016 bis 06/2022

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

ANKUNFT

Mein erster Besuch in Martin war kurz nach dem Bestehen der Aufnahmeprüfung in Münster. Meine Eltern, meine Freundin und ich entschieden uns kurzfristig dazu, in die Slowakei zu fahren, und uns den Ort einmal persönlich anzusehen. Mit dem Auto kann man wunderbar über Polen fahren und eine Fahrt mit Pausen von Münster nach Martin dauert ungefähr 12 Stunden, aber die Fahrt über Tschechien ist besser.

Anreisemöglichkeiten

1. Auto – Die Anreise mit dem Auto ist sehr zu empfehlen. Leider ist Martin sehr schlecht zu erreichen. Das ist anders als mit vielen anderen Universitäten großer Städte, denn Martin ist nicht allzu groß und es liegt in einem Tal, umgeben von Bergen. Wenn man sich also dazu entscheidet, mit dem Auto anzureisen, weil man entweder ein eigenes besitzt (was das Beste wäre an diesem Ort) oder die Eltern sich bereit erklären, einen nach Martin zu bringen, dann gibt es grundsätzlich sehr viele Möglichkeiten an Strecken. Google Maps ist hierbei eine sehr große Hilfe und erleichtert die Streckenfindung. Ich persönlich kann hierbei nur Tipps für einen Startpunkt nähe Münster (Westfalen) geben, denn wenn man in München oder Berlin oder Hamburg wohnt, ist eine andere Route sicherlich effizienter. Ich habe mehre Strecken selbst getestet.

a. Über Polen – Ich weiß, dass mein Mitbewohner immer über die Schnellstraßen in Polen fährt - also über Berlin, Krakau und dann nach Martin. Ich selbst habe das bei meinem ersten Besuch so gemacht und mir hat diese Strecke nicht gefallen. In der ersten Hälfte polnischen Gebiets sind wir von Autobahnpiraten verfolgt worden und dazu genötigt worden auf dem Seitenstreifen zu halten, was wir zum Glück nicht gemacht haben und die Drängler mit aufgetunten PKWs einfach ignoriert haben, bis sie sich ein anderes deutsches Gefährt ausgesucht hatten. Im Internet las meine Mutter, dass dies eingängiger Trick sei. Mein Mitbewohner selbst hatte noch keine schlechten Erfahrungen auf polnischen Autobahnen, aber für mich persönlich ist das kein Thema mehr. Kurz hinter Krakau wir die Autobahn dann zu einer Landstraße und es dauert noch ungefähr 2,5 Stunden bis nach Martin, wenn es gut läuft. Dabei kann man einfach den Schilder mit „Bratislava“ folgen und irgendwann nach Martin abbiegen.

b. Über Tschechien – Zum Studienbeginn im September bin ich über Tschechien gefahren und bin nach wie vor der Meinung, dies sei die beste Strecke. Ich bin von Münster über Kassel nach Dresden in der Nacht gefahren. Ich habe dies bewusst nachts gemacht, da um diese Zeit weniger auf den Straßen unterwegs ist und ich dann im Hellen durch die fremden Länder fahren kann. Da nun die Autobahn zwischen Dresden und Prag ausgebaut ist, kann man jetzt bequem, nachdem man sich eine Maut-Vignette (kann man beim ADAC in Münster kaufen) in die Frontscheibe geklebt hat, von Dresden über Prag nach Brünn fahren. Das geht gut und auch schnell. Ab Brünn wird es dann etwas uncooler, denn dort gibt es keine Autobahnen mehr, sondern nur noch Landstraßen, aber mit E- (Europastraße) Kennzeichnung. Da es diese Straßen auf der polnischen Route auch gibt, kommt man eh nicht drum herum. Die Straßen sind sehr kurvig und gehen Berge hoch und runter, manchmal durch kleine Dörfer, manchmal übers Land und enden kurz vor der Landesgrenze zur Slowakei. Bevor man auf die Autobahn der Slowakei fahren darf, muss man sich eine Vignette der Slowakei kaufen und die gibt es an bestimmten Tankstellen kurz vor der Grenze. Falls man im Stress keine solche Tankstelle findet, ist das nicht schlimm, solange man bevor der neue Tag anbricht in Martin an den grünen Tankstellen (ich habe den Firmennamen vergessen) sich eine nachbestellt. Das funktioniert auch. Die Autobahn führt dann nach Zilina und von dort aus geht eine sehr kurvige aber schöne (das heißt mit schönen Ausblick) Straße nach Martin.

c. Über München – Nicht direkt über München aber man schrabbt daran vorbei. Habe ich auch schon gemacht, aber für mich ist das ein Umweg. Man fährt dann über Bratislava nach Martin. Wer in Süddeutschland wohnt, sollte das machen, das ist gut. Auch hier benötigt man eine Vignette für die Slowakei. Die günstigste kostet übrigens 10€ für 10 Tage; weniger geht nicht.

2. Fliegen – Das ist eine tolle Sache, wenn es denn einen Flughafen gäbe. Es gibt einen Flughafen (den höchsten in Osteuropa) in Ostrava, aber der fliegt nur Riga und London an. Ostrava ist nur 50 km von Martin entfernt und ein Geheimtipp von mir, denn es scheint so, als wisse niemand, dass es das gibt. Man kann, wenn man ganz trickreich ist, von Deutschland (zum Beispiel Dortmund) nach London und dann direkt weiter nach Ostrava. Das lohnt sich dann, wenn man die billigen Flieger, wie in diesem Fall Ryanair, bucht und dann mit dem Bus oder dem Taxi nach Martin fährt, denn 50 km Taxi ist nicht so teuer. Die meisten Studenten wählen aber den Flughafen Krakau oder Budapest oder manchmal auch Bratislava. Wenn man nach Krakau möchte, kann man sich einfach an viele andere Studenten hängen und sich ein Großtaxi teilen. Das kostet dann im Schnitt für jeden 25€. Das ist okay. Man kann auch mit Bus und Bahn nach Krakau, kostet 20€ und man benötigt Zeit von morgens 6:00 Uhr bis ca. 13:00 Uhr. Ich bin in die Weihnachtsferien über den Flieger in Krakau gegangen. Dazu bin ich mit meinem Auto nach Krakau gefahren (2,5 Stunden) und dann dort mit Ryanair nach Dortmund geflogen. Die Aktion hat mich nur 5 Stunden gekostet (bis nach Hause) und ich habe am selben Tag gebucht, wie ich geflogen bin. Man kann Martin also auch spontan verlassen, wenn man will. Den Flughafen in Budapest kenne ich zwar, da ich schon mehrmals in Budapest war, aber ich weiß noch nicht, wie die Transportmöglichkeiten dorthin sind. Ich werde das aber noch testen und meine Erfahrungen ergänzen. In Bratislava war ich auch schon mehrmals und der Flughafen ist schön. Man kann von dort aus nach Berlin fliegen oder wieder nach London. Das kommt für mich aber nicht in Frage. Man kann auch nach Prag und von dort ausfliegen. Da die Strecke aber länger ist als nach Krakau, ist das nicht praktisch; wobei es einen Flug von Prag nach München und dann nach Münster für unter 100€ gibt.

3. Bahn oder Bus – Es gibt auch die Möglichkeit, mit der Bahn bis nach Martin selbst zu fahren. Das ist auch eine gute Sache, wenn man viel Zeit hat. Dazu kann man mit dem ICE von jedem großen Bahnhof Deutschlands nach Dresden und von dort aus mit einem osteuropäischen „RegioJet“ (https://www.regiojet.cz ) nach Zilina fahren und von dort aus mit einem Regionalzug nach Martin. Ein Mitstudent hat das schon mehrmals gemacht und findet das gut, bemängelt aber die lange Reisezeit. Ich habe auch schon von Fernbussen gehört, wie zum Beispiel der Flixbus, welcher in Bratislava hält, aber da kenne ich mich nicht aus.

Schon Fernweh bekommen?

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DIE UNIVERSITÄT

Die Jessenius Faculty of Medicine ist eine medizinische Fakultät der Comenius Universität Bratislava und ist mit dem internationalen Studiengang die beste der Slowakei. Als englischsprachiger Student bist du in einer Gruppe aus 8 bis maximal 10 (eher nur 8) Studenten, die in den praktischen Kursen jeweils von einem Professor bzw. einer Professorin betreut werden. Solch kleine Gruppen sind einmalig in Europa und unfassbar gut für die Studenten, denn so ist es möglich, dass jedes Gruppenmitglied alles sieht und mitbekommt. Außerdem ist man so auch ein wenig gezwungen, wirklich Schritt für Schritt, Tag für Tag zu lernen, denn man wird in nahezu jedem „Practical“ auch abgefragt. Die Universitätsgebäude selbst sind alle sehr schön. Es gibt sehr alte, welche renoviert und perfekt in Schuss sind, aber auch sehr neue Gebäude. Die neue Bibliothek ist ein gerne erwähntes Gebäude der Fakultät und der Internetseite. Sie ist ausgestattet mit sehr modernen (und funktionierenden) Computern, medizinischen Puppen, die von Computern gesteuert werden, sehr schönen Lern- und Entspannungsbereichen sowie schnellem Internet. Anatomie und grundlegende Naturwissenschaften sind in einem etwas älteren (jetzt in pink gestrichenem) Gebäudekomplex, welcher schön von innen aufgemacht wurde und man sich in jedem Gebäude wohl fühlt. Auch die große Aula ist sehr beeindruckend, auch wenn man da eigentlich nie ist.


LERNEN

Die Lernatmosphäre in Martin ist sehr gut. Erstmal ist es so, dass man in Martin selbst nicht viel Ablenkung findet und somit schon aus eigener Intention heraus lieber lernt, als mit dem Handy zu spielen und des Weiteren bietet die Universität mit der neuen Bibliothek und der alten, großen und ruhigen Nationalbibliothek eine perfekte Studienvoraussetzung. Auch werden viele Lernmaterialen von den Professoren selbst auf Internetplattformen geladen, sodass es gute Lernangebote gibt. Es gibt auch eine Facebook-Gruppe, in der die Kommilitonen immer wieder gute Informationen und auch Lernmaterialien und Quiz-Links posten. Die Atmosphäre insgesamt ist grandios.


WOHNUNGEN

Die Wohnungssituation in Martin würde ich als entspannt einstufen. Wenn man im Sommer vorher einmal hinfährt und sich entweder von Maklern Wohnungen zeigt, findet man sehr schöne und meist auch preiswerte Prachtexemplare, oder sich lieber bequem in der Mala Hora eine Wohnung nimmt, hat man nichts zu meckern. Die Mala Hora ist ein neuartiger Wohnungskomplex für Studenten, welcher nur wenige Minuten (vielleicht zwei, wenn man langsam ist) vom Vorlesungsgebäude entfernt ist und sehr beliebt unter den Studenten zu sein scheint. Jedoch finde ich die Wohnungen mit durchschnittlich um die 500€ etwas zu teuer. Es gibt auch günstige Studentenwohnheime, welche aber unter Umständen weiter weg sind. Kurz: Es gibt echt viele Möglichkeiten für wenig und für viel Geld, aber schon mit wenig Geld kann man richtig Gutes bekommen. Ich habe vor kurzem in der Facebook-Gruppe „Marketplace for students in Martin“ eine Wohnung in der Innenstadt für eine Person für 200€ gesehen. Das ist okay, denke ich. Ich selbst lebe mit einem Deutschen, der zusammen mit mir die Aufnahmeprüfung in Münster machte, zusammen in einer relativ großen Wohnung nur 5 bis 7 Minuten von der Universität entfernt. Du kannst mich gerne kontaktieren und uns besuchen kommen. Meine Wohnung ist eine von vieren des „Blocks“ und unsere Nachbarn sind alle slowakische Familien, welche unfassbar gastfreundlich und nett sind. Wir haben zwei Balkons und einen Garten.


DIE STADT

Martin ist relativ klein, aber für mich perfekt. Genaue Zahlen weiß Google bestimmt. Es gibt einen Tesco, aber auch ein deutsches Kaufland mit deutschen Produkten. Das Überleben ist also schon mal gesichert. Die Innenstadt ist sehr neuartig und modern mit Glasgebäuden und studentengerechten Lokalen mit sehr fairen Preisen. Es gibt sogar einen Dönerladen und ein Café mit dem Namen „Cary Mary“, welches sehr beliebt ist. Ein neues Kaufhaus wird gerade errichtet und verspricht, spannend zu werden. Es gibt auch einen Ableger der Sparkasse dort. Mein Mitbewohner sagt, er könne kostenlos Bargeld mit der Sparkassen-Girokarte dort abholen. Ich selbst bin bei der APO-Bank Münster, da die mir versprochen haben, mit der Kreditkarte überall auf der Welt kostenlos unterwegs zu sein. Als Deutscher hat man Vorteile, denn es gibt viele Dinge entweder auf Slowakisch oder auf Deutsch und manche Leute sprechen besser Deutsch als Englisch.


INTERNET

In der Einführungswoche wird die Prepaid-Karte des Handyproviders o2 beworben und als sehr günstig beschrieben. Das stimmt. Ich habe mir nach der Woche so eine Karte gekauft und bin damit in der EU für slowakische Preise unterwegs und habe bisher (auch in Deutschland) nichts zu meckern, denn alles ist wunderbar schnell und günstig. Allerdings kann man die Karte nur in der Slowakei aufladen, sodass du vor deinem Urlaub ein wenig Geld auf das Konto legen solltest. Das geht nur mit dem Aufladen über Bargeld, zum Beispiel bei Tesco, denn ansonsten braucht man eine slowakische Karte. Das Festnetzinternet ist auch gut, aber wie man darankommt, kann ich nicht sagen, da sich mein Mitbewohner darum kümmert.


LINKS

Ich empfehle folgende Links, um sich zu orientieren.

  • Seite der Universität: https://www.jfmed.uniba.sk/en/
  • Bei Google Streetview kann man sich die gesamte Universität von der Straße und sogar teilweise von innen ansehen (auch die Stadt). 
  • College Contact sowieso

SCHLUSSWORT

Die Universität hat alle meine Erwartungen übertroffen und ich empfinde das Studium - toi toi toi - als das Beste, was ich je gemacht habe. Die Stadt ist super und die Natur drumherum ist unbeschreiblich schön, auch wenn man davon als Student eher nicht viel mitbekommt. Vor allem aber sind es die Menschen, die das Heimweh verschwinden lassen, denn die Kommilitonen sind allesamt unglaublich nett, interessant und cool. Die Slowaken selbst sind größtenteils gastfreundlich und nett. Der einzige Kontrapunkt ist die An- und Abreisemöglichkeit, aber ansonsten ein toller Ort.

Martin ist ein Geheimtipp.