15 Apr
Erfahrungsbericht von Alexander S.

Comenius University - Jessenius Faculty of Medicine

Stadt: Martin
Land: Slowakei
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2013 bis 06/2019

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich war, wie wahrscheinlich viele andere, auf der Suche nach einer Alternative für das deutsche Medizinstudium. Auf meiner Suche stieß ich auf College Contact, einmal durch Empfehlung und andererseits durch das Internet.

Mir wurde die Universität in Martin empfohlen. Also trug ich alle erforderlichen Unterlagen zusammen, was durch das Team von Collage Contact sehr erleichtert wurde. Nachdem ich meine Unterlagen abgeschickt hatte, wurde ich auch kurze Hand später zum Eignungstest eingeladen. Dieser fand in einem Münsteraner Hotel nahe des Aasees statt. Der Test beinhaltete Fragen zur Biologie und Chemie, wie man sie vom Abiturniveau her kennt, manche Fragen waren vielleicht schon mehr in Richtung Medizin gestellt. Alles in allem war der Test gut machbar. Die zur Verfügung gestellte Zeit war ausreichend und das Englisch ist völlig in Ordnung. Meiner Meinung nach reicht es für die Vorbereitung die Standard-Abiturinhalte zu wiederholen.

Noch am selben Tag nach einer kurzen Wartezeit, in der man ein wenig die anderen Bewerber kennen lernen konnte, wurde das Ergebnis verkündet. Diese Situation kam mir sehr entgegen, da man sonst bei all den anderen Tests erst noch Wochen auf ein Ergebnis warten muss. Jeder Einzelne wurde aufgerufen und demjenigen wurde in einem kleinen Gespräch das Ergebnis mitgeteilt.

Das eigentliche Studium beginnt in der zweiten Septemberwoche. Die Universität bietet vorab Kurse für Chemie und Slowakisch an. In meinem Fall habe ich diese nicht wahrgenommen, was auf keinen Fall ein Nachteil war. Aber es könnte von Vorteil sein, diese Kurse zu nutzen, um sich an die Umgebung zu gewöhnen, die Kommilitonen kennen zu lernen, sich an englischen Unterricht zu gewöhnen und vor allem, alles Wichtige zu organisieren und eine Wohnung zu finden.

Ich habe zuerst das Angebot der Universität wahrgenommen in dem Hostel zu wohnen. Wir waren dort zu dritt auf einem Zimmer. Dieses stellte sich als kleiner Kulturschock heraus. Viele angekündigte Sachen waren nicht vorhanden oder funktionierten nicht. Einige Räume waren zwar renoviert, trotzdem musste man sich für den Anfang sehr stark reduzieren. Man lernt aber durch die gemeinsame Situation sehr gut Leute kennen und kann gleich üben, mit einer Sprache umzugehen, die man nicht im geringsten versteht (Slowakisch). Ich habe in der ersten Woche eine Wohnung für mich gefunden, dabei kann auch eine Art Studentenorganisation (GoDilio) behilflich sein.

GoDilio ist ein Pärchen, was generell für Studenten da ist. Dies hat auch viele Wohnungsangebote. Generell kann sich eine Mitgliedschaft dort lohnen (Kosten 50€), da man auf viele Sachen Rabatte bekommt.(z.B.: Bücher, Restaurantbesuche) und vor allem einen Ansprechpartner hat.

Der Universitätsalltag ist sehr angenehm. In Martin bewegen sich alle Studenten in Lerngruppen von 8 bis ca. 10 Leuten. Da sich das Semester aus den verschiedensten Nationalitäten zusammen setzt, größtenteils sind es aber Skandinavier, ist man auch in den Gruppen mehr oder weniger gezwungen, Englisch zu sprechen. Generell wird im Alltag nur Englisch gesprochen, was aber nach einer kurzen Gewöhnungsphase absolut kein Problem ist.

Das System der Universität ist recht simpel. Es gibt Vorlesungen und Praktika („practicals“). Jedes Fach hat an einem Tag in der Woche eine Vorlesung im Morgen und im Verlauf des Tages hat man mit seiner Gruppe die „practicals“. Die Zeit des Semester ist auf 15 Wochen terminiert mit anschließender Examensphase. Jeweils nach 7. oder 8. Wochen wird man in jedem Fach geprüft, um seine Credits zu sammeln. Fast ausschließlich bestehen die Kredittests aus Multiple-Choice-Fragen.

Es ist sehr angenehm, in diesen kleinen Gruppen zu lernen, wobei man dadurch auch mehr unter Druck steht, sich regelmäßig vor- und nachzubereiten. Außerdem ist die Ausstattung der einzelnen Departments gut, so dass z.B. auch jedem Studenten ein eigenes Mikroskop zur Verfügung steht.

Die Wohnsituation ist gut in Martin. Die meisten Wohnungen sind ideal für Studenten. Das heißt überwiegend sind sie möbliert und renoviert. Die meisten liegen relativ zentral zur Uni und zur Innenstadt. Vor allem aber sind sie viel günstiger im Vergleich zu Deutschland.

Das Leben in Martin ist natürlich geprägt vom Unialltag. Martin selbst ist relativ unspektakulär. Es gibt gute Einkaufsmöglichkeiten von kleinen Shops im Centrum bis zu den großen Supermärkten wie Tesco. Im Center findet man viele nette Restaurants und Cafés. Das Centrum ist relativ klein, aber nett angelegt. Für die „studentische“ Abendgestaltung gibt es auch Möglichkeiten. Generell ist das Leben in Martin preisgünstig, die Preise in den sind Restaurants erschwinglich. Die meisten Restaurants bieten ein gutes Mittagsmenü für um die drei Euro an.

Die Slowaken selbst sind generell freundlich und nett, vielleicht manchmal etwas reserviert, was aber eher an der sprachlichen Barriere liegt. Man hat in der Regel nur sehr wenig Kontakt zu den Einheimischen. Die meisten sprechen kein oder nur wenig Englisch bis auf Kellner und Kellnerinnen.

Die slowakische Sprache wird in meinem Jahrgang einmal pro Woche unterrichtet in einer extra Sprachschule. Aus meiner Sicht ist es schon anspruchsvoll diese zu erlernen. Es ist aber nicht unmöglich. Um Martin herum findet man einige sportliche Aktivitäten. Es gibt Möglichkeiten fürs Wandern, Mountain-Biking und im Winter fürs Ski fahren. Es gibt viel Sportangebote und auch gute Fitness-Studios, die auch selbst die unterschiedlichsten Yoga- oder andere Bewegungskurse anbieten.

Abschließend kann ich das Studium auf Englisch und speziell hier in Martin nur empfehlen. Martin bietet sehr gute Lernbedingungen. Es gibt nur wenig Ablenkungsmöglichkeiten. Das System ist sehr verschult und hält einen aber an, ständig an den Büchern zu sitzen. (Weshalb man ja auch eigentlich dort ist). Außerdem ist das Lernen sehr intensiv, wodurch man keinen Nachteil zu unseren deutschen Kommilitonen in der Vorklinik hat.

Die internationale Atmosphäre bietet viele Herausforderungen, macht aber Spaß und stärkt die Persönlichkeit. Und wenn man zum Ende des Semesters alles gut abgeschlossen hat, kann man auch sehr gut nach Deutschland zurück kommen. Die Anbindungen an Wien, Bratislava und Katowice (Polen) sind innerhalb von 2 bis 3 Stunden zu erreichen.