Psychotherapie im Ausland studieren

Ängste, Burn-Outs, Essstörungen - bei immer mehr Menschen in Deutschland werden psychische Erkrankungen diagnostiziert. Neue Studien haben ergeben, dass jährlich fast jeder Dritte von einem psychischen Leiden betroffen ist. Jede vierte Krankschreibung erfolgt inzwischen aufgrund einer Depression oder einer anderen psychischen Krankheit.

Kein Wunder, dass auch der Bedarf an Psychotherapeuten in den letzten Jahren enorm gestiegen ist. Deren Aufgabe ist es, die seelische Belastung ihrer Patienten durch Gespräche und Anwendung verschiedener therapeutischer Techniken zu lindern.

Die Arbeit der Psychotherapeuten

In einem Studium der Psychotherapie im Ausland lernen Studenten auf die Bedürfnisse verschiedener Gruppen einzugehen.

Psychotherapeuten waren lange als „Quacksalber“ verschrien. Das lag auch daran, dass die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ nicht gesetzlich geschützt war. Seit 1999 dürfen sich nur noch Personen als Psychotherapeuten bezeichnen, die eine staatlich anerkannte Ausbildung durchlaufen haben.

Die staatliche Anerkennung oder Approbation wird seitdem nur Psychologen und Ärzten erteilt, die nach ihrem Psychologie- oder Medizinstudium eine Zusatzausbildung oder Facharztausbildung gemacht haben. Psychologen können dann als „Psychologische Psychotherapeuten“ Erwachsene mit psychischen Leiden helfen.

Ärzte können sich in ihrer Facharztausbildung auf Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Psychosomatische Medizin und Psychotherapie spezialisieren.

Spezialfall Kinder- und Jugendpsychotherapie

Eine Ausnahme bildet die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie. Die Zusatzausbildung zum Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche ist nicht nur für Psychologen, sondern auch für Absolventen von Studiengängen wie Sonderpädagogik oder Soziale Arbeit möglich.


Das Psychotherapeutengesetz

Die Ausbildung für staatlich anerkannte Psychotherapeuten ist in Deutschland seit 1999 durch das Psychotherapeutengesetz genau vorgeschrieben. Wer als Psychologischer Psychotherapeut arbeiten möchte, muss ein Master- oder Diplomabschluss im Fach Psychologie vorweisen. Psychotherapeuten für Kinder- und Jugendliche erhalten entsprechend auch mit einem Masterabschluss in Sozialer Arbeit, Sonderpädagogik oder einem vergleichbaren Fach eine Zulassung.

Die Zusatzausbildung erfolgt innerhalb einer dreijährigen Vollzeitausbildung oder einer fünfjährigen Teilzeitausbildung an einer Universität oder einer anderen staatlich anerkannten Ausbildungsstätte. Sie umfasst praktische und theoretische Inhalte und endet mit der staatlichen Abschlussprüfung.

Zur praktischen Ausbildung gehören unter anderem: 1200 Stunden Berufspraxis in einer psychiatrischen Einrichtung und 600 Stunden Praxis in einer psychotherapeutischen Praxis oder Klinik für Psychosomatische Störungen.

Außerdem führen die Auszubildenden mindestens 600 eigenständige Therapiestunden durch und reflektieren einzelne Fälle und Behandlungsmethoden in Einzel- und Gruppensupervisionen. In mindestens 120 Stunden Selbsterfahrung werden die angehenden Psychotherapeuten selbst zu Patienten und analysieren ihre eigene Persönlichkeit und inneren Konflikte.

Natürlich kommt auch die Theorie nicht zu kurz: In 600 Unterrichtsstunden lernen die Auszubildenden verschiedene psychotherapeutische Verfahren kennen und spezialisieren sich auf eines davon, etwa die Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse.


Medizin und Psychotherapie

Innerhalb von fünf Jahren können sich Ärzte zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder zum Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ausbilden lassen.

Es ist auch möglich, sich in einer Zusatz-Weiterbildung zum ärztlichen Psychotherapeuten ausbilden lassen. Diese zusätzliche Ausbildung unterscheidet sich je nachdem, ob die Weiterbildung im Bereich Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie oder Psychoanalyse erfolgt.

Sie umfasst zwischen 206 und 240 Theoriestunden und 150 bis 600 Stunden praktischer therapeutischer Arbeit. Auch die Selbsterfahrung und die Fallbesprechung in der Gruppe gehören zur Ausbildung dazu.


Alternative: Ausbildung zum Heilpraktiker

Neben den approbierten Psychotherapeuten gibt es in Deutschland eine Reihe weiterer Personengruppen, die im Bereich Psychotherapie arbeiten dürfen. Laut dem Heilpraktiker-Gesetz dürfen auch Heilpraktiker psychotherapeutisch arbeiten. Sie dürfen sich allerdings nicht „Psychotherapeut“ nennen und ihre Leistungen werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Die Ausbildung zum Heilpraktiker oder Heilpraktiker für Psychotherapie erfolgt zumeist an privaten Schulen. Laut des Heilpraktiker-Gesetzes dürfen zudem auch Psychologen ohne Zusatzausbildung therapeutisch arbeiten. Voraussetzung dafür ist, dass sie älter als 25 Jahre sind und ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und die entsprechende gesundheitliche Befähigung mitbringen.

Sie dürfen sich allerdings ebenfalls nicht als Psychotherapeuten bezeichnen und die Abrechnung ihrer Leistungen erfolgt durch die gesetzlichen Krankenkassen. Viele Therapeuten, die mit der Erlaubnis nach dem Heilpraktiker- Gesetz praktizieren, bilden sich in privaten Therapieausbildungen und anderen Weiterbildungen fort.


Voraussetzungen für Psychotherapeuten

Wer approbierter Psychotherapeut werden möchte, muss mit einer langen und kostspieligen Ausbildung rechnen. Die praktischen Tätigkeiten in der Zusatzausbildung werden oft nur gering vergütet und die theoretische Ausbildung ist zumeist kostenpflichtig. Darüber hinaus sollten angehende Psychotherapeuten selbst über eine gesunde Psyche verfügen.

Bei der Behandlung von Patienten müssen sie über Einfühlungsvermögen und Geduld verfügen. Sie müssen in der Lage sein, sich nicht von ihren eigenen Gefühlen und Konflikten beeinflussen zu lassen. Auch die Fähigkeit zur Abgrenzung von den Problemen der Patienten ist wichtig.


Berufsperspektiven für Psychotherapeuten

Die meisten Psychotherapeuten sind in einer eigenen Praxis oder einer Gemeinschaftspraxis tätig. Auch in psychiatrischen Kliniken, Krankenhäusern, Beratungsstellen, Kinderheimen und Schulen werden Psychologen eingesetzt. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie beziehungsweise Mediziner mit Zusatzausbildung für Psychiatrie können nicht nur als Therapeuten sondern auch als Ärzte arbeiten.