Gesellschafts­wissenschaften im Ausland studieren

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Seit jeher sucht er den Kontakt zu anderen Menschen und schließt sich mit ihnen in Gruppen zusammen. Das Leben in der Gemeinschaft machte dem Menschen das Leben einfacher und sicherte sein Überleben.

Das Zusammenleben in unserer heutigen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft ist allerdings um ein Vielfaches komplexer als in der vorindustriellen Zeit. In den Gesellschaftswissenschaften geht es darum, dem menschlichen Verhalten und den Beziehungen der Menschen untereinander auf den Grund zu gehen. Dabei ist im Laufe der Zeit eine Vielzahl verschiedener Studiengänge entstanden, die sich mit den unterschiedlichen Facetten des menschlichen Zusammenlebens beschäftigen. Ihnen allen gemeinsam ist, dass die Forscher bestimmte Verfahren und Methoden benutzen, die es ihnen ermöglichen, allgemeine Aussagen über den Menschen und seine Beziehungen zur Umwelt zu treffen.

Gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen: Ein Überblick

Gesellschaftswissenschaften befassen sich mit dem Zusammenleben der Menschen in all seinen Facetten.

An nahezu jeder deutschen Universität gibt es eine Fakultät für Gesellschaftswissenschaften. Alternativ und somit im weiteren Sinn findet auch der Begriff Sozialwissenschaften Verwendung. Beide Bezeichnungen umfassen dann meist die gleichen Studienfächer. Klassische gesellschaftswissenschaftliche Fächer, für die fast jede Hochschule Bachelor- und Master-Programme anbietet, sind Soziologie und Politikwissenschaft.

Soziologie

Die Soziologie untersucht das Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft. Sie beschäftigt sie sich mit den sozialen Beziehungen zwischen Menschen, wie in der Familie oder in der Partnerschaft. Und auch die großen gesellschaftlichen Entwicklungen und Zusammenhänge, wie die Auswirkungen der Globalisierung, sind für die Soziologie von Interesse.

Ein Teilgebiet der Soziologie sind die Gender Studies. Sie beschäftigen sich mit den Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft und den darauf basierenden sozialen Ungleichheiten. Dieses Forschungsgebiet ist so umfangreich, dass immer mehr eigenständige Studiengänge im Bereich der Gender Studies entstehen.

Politikwissenschaften

Politikwissenschaftler interessieren sich dafür, wie das menschliche Zusammenleben durch die Politik geregelt wird. Welche politischen Systeme gibt es? Wie kommen politische Entscheidungen zustande? Wie bilden sich politische Meinungen? Das Fach ist üblicherweise in vier große Teilbereiche gegliedert:

Aufgrund der zunehmenden Globalisierung gewinnen internationale Beziehungen immer mehr an Bedeutung. So sind in Bezug auf dieses Themengebiet mittlerweile eigene Studiengänge entstanden.

Entwicklungszusammenarbeit

Ein anderer Schwerpunkt, den ihr in einem politikwissenschaftlichen Studium wählen könnt, ist die Entwicklungszusammenarbeit. Das Interesse ist in der Tat groß und ihr findet zu diesem Thema vermehrt eigene Studiengänge, vor allem im Masterbereich. In diesen Studiengängen lernt ihr die verschiedenen Theorien der Entwicklungszusammenarbeit kennen und setzt euch schwerpunktmäßig mit einzelnen Ländern auseinander.

Religionswissenschaft und Theologie

Ein weiteres gesellschaftliches Feld stellt die Religion dar. In diesem Fachbereich unterscheiden sich die beiden Studiengänge Religionswissenschaft und Theologie jedoch grundsätzlich voneinander.

Religionswissenschaftler versuchen das Phänomen Religion aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus zu erklären. Sie befassen sich sowohl mit den großen Weltreligionen als auch mit kleineren Glaubensgemeinschaften. Bei ihren Studien nehmen sie sozial-, sprach- und kulturwissenschaftliche Forschungsmethoden zur Hilfe.

Das Studium der Theologie richtet sich in erster Linie an zukünftige Priester und Pastoren sowie Religionslehrer. Je nach ihrer Konfession wählen die Studierenden in Deutschland zwischen katholischer oder evangelischer Theologie. Im Studium nähern sie sich der jeweiligen Religion aus einer wissenschaftlichen Perspektive. Sie zeichnet sich allerdings dadurch aus, dass sie den Glauben an den christlichen Gott voraussetzt.

Psychologie

Auch im Fach Psychologie geht es um das menschliche Verhalten. Im Unterschied zu den bereits genannten Studiengängen spielt insbesondere das Erleben und Verhalten des einzelnen Menschen eine Rolle.

Psychologen interessieren sich dafür, wie Menschen sich entwickeln oder warum sie in welchen Situationen auf eine bestimmte Art und Weise reagieren. Sozialpsychologen erforschen vor allem das Gruppenverhalten von Menschen. Dabei spielen vermehrt auch Erkenntnisse aus der Biologie eine Rolle.

Wer später als staatlich anerkannter Psychotherapeut arbeiten möchte, muss zunächst einen Master im Fach Psychologie absolvieren. Zudem ist eine drei- bis fünfjährige Zusatzausbildung an einer Universität oder einer staatlich anerkannten Ausbildungsstätte Pflicht.

Soziale Arbeit

Bei dem Studienfach Soziale Arbeit geht es weniger um die wissenschaftliche Erforschung des menschlichen Verhaltens und Zusammenlebens. Im Vordergrund stehen die Entwicklung konkreter Maßnahmen, um soziale Brennpunkte zu entschärfen und der direkte Kontakt zu Menschen, die Hilfe bei der sozialen Integration benötigen.

Das Studium bereitet die angehenden Sozialarbeiter auf ihre beruflichen Aufgaben vor und vermittelt vor allem theoretisches Hintergrundwissen. Hier lernen die Studierenden gesellschaftliche Entwicklungen und Problemfelder kennen und besuchen Vorlesungen aus den Bereichen Psychologie, Pädagogik und Recht. Im Hauptstudium spezialisieren sie sich dann auf ihren späteren Arbeitsbereich.

Sportwissenschaften und Sportmanagement

Auch beim Sport handelt es sich um eine wichtige gesellschaftliche Institution. Hier lassen sich zwei unterschiedliche Arten von Studiengängen unterscheiden:

Die meisten Studiengänge aus dem Bereich Sportwissenschaft bestehen zum einen aus der Sportpraxis, in der die Studierenden sich selbst sportlich betätigen.Zum anderen besuchen sie Veranstaltungen aus den Bereichen Medizin, Soziologie, Psychologie und Pädagogik besuchen, in denen sie die naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe des Sporttreibens lernen. An vielen Hochschulen besteht die Möglichkeit, sich auf einen späteren Arbeitsbereich zu spezialisieren, etwa auf Sporttherapie oder Leistungssport. Auch eine Laufbahn als Sportlehrer ist möglich.

In den Studienfächern aus dem Bereich Sportmanagement geht es dagegen um den Sport als Wirtschaftsbranche. Neben Fächern wie Sportgeschichte oder Sportmedizin stehen betriebswirtschaftliche Inhalte und rechtliche Fächer auf dem Lehrplan. Die Studierenden streben in der Regel eine Tätigkeit innerhalb der Sportindustrie oder aber als Manager an.


Voraussetzungen für ein gesellschaftswissenschaftliches Studium

Wer vorhat, sich für ein Fach der Gesellschaftswissenschaften einzuschreiben, sollte sich in erster Linie für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge interessieren. Gute Karten hat, wer sich in der Schule bereits für Fächer wie Sozialwissenschaften, Politik, Religion oder Pädagogik begeistern konnte. Auch Englischkenntnisse sind in den meisten Studiengängen obligatorisch. Eine Ausnahme bilden die Studiengänge aus dem Bereich Sport: Hier sind in erster Linie körperliche Fitness oder Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen gefragt ist.


Berufsfelder

Die Berufsfelder für Absolventen der gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten sind so unterschiedlich wie die Studienfächer selbst. In einigen Bereichen ist die berufliche Laufbahn relativ klar vorgegeben. So in den Fächern Theologie, Soziale Arbeit, Psychologie und natürlich bei den Studiengängen auf Lehramt.

Wer keine Karriere als Pfarrer, Priester, Sozialarbeiter, Psychotherapeut oder Lehrer anstrebt, hat es beim Berufseinstieg etwas schwerer. Es ist ratsam, bereits während des Studiums Praktika zu absolvieren, um sich beruflich zu orientieren und Praxiserfahrung zu sammeln. Die Arbeitsfelder sind vielfältig.

Absolventen arbeiten sowohl in der freien Wirtschaft als auch für internationale Organisationen und NGOs, politischen Institutionen, Gewerkschaften, Stiftungen oder Behörden. Mögliche Aufgabenbereiche sind die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Beratung, das Personalmanagement, das Projektmanagement oder der (Fach-)Journalismus. Auch die Arbeit als wissenschaftlicher Dozent ist möglich. Masterabsolventen steht es offen, eine Promotion anzuhängen und in eine Karriere im Bereich Forschung und Lehre einzuschlagen.


Vorteile eines Auslandssemesters für Gesellschaftswissenschaftler

Während des Studiums ein oder zwei Semester im Ausland zu verbringen, eröffnet euch die Möglichkeit, weitere Zusatzqualifikationen zu sammeln. Für diejenigen, die lieber nur eine kurze Zeit im Ausland verbringen und gleichzeitig ihr Studium vorantreiben möchten, bieten sich Summer Sessions an.

Bei einem Studium im Ausland erweitert ihr zum einen euer fachliches Wissen und lernt andere Gesellschaftsformen kennen. Zum anderen erwerbt oder optimiert ihr eure Fremdsprachenkenntnisse und sammelt wertvolle interkulturelle Kompetenzen. Auslandserfahrungen machen sich immer gut auf dem Lebenslauf und erleichtern deutlich den Berufseinstieg. Zudem bietet sich die Chance, frühzeitig ein Netzwerk internationaler Kontakte aufzubauen. Unabdingbar für diejenigen, die eine Karriere im Ausland anvisieren.