Gender Studies im Ausland studieren

„Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ Unser biologisches Geschlecht („sex“) prägt unser ganzes Leben. Von Anfang an ist es mit Erwartungshaltungen und einem bestimmten Rollenverhalten verbunden: Mädchen tragen Kleider und spielen mit Barbies und Puppen, Jungs haben kurze Haare und lieben Autos. Bis heute sind diese Rollenbilder fest in unserer Gesellschaft verankert und noch immer lassen sich messbare soziale Ungleichheiten feststellen. Frauen bekleiden nach wie vor kaum Führungspositionen und erhalten für die gleiche Arbeit weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Und noch immer sind die Frauen in der Mehrheit, wenn es um die Kinderbetreuung geht.

Mit Phänomenen wie diesen beschäftigen sich die Gender Studies. Das englische Wort „gender“ bezeichnet - im Gegensatz zu „sex“ - das Geschlecht als soziale Konstruktion. Die Gender-Forscher sind der Meinung, dass die Gesellschaft uns die Geschlechterrollen aufdrückt und wir so überhaupt erst zu „Jungen“ oder zu „Mädchen“ werden. Die Unterscheidung in diese zwei Geschlechter impliziert zugleich eine Hierarchisierung, aus der dann verschiedene Formen der sozialen Ungleichheit entstehen. Die Gender-Forschung fragt danach, wie die herrschenden Geschlechterverhältnisse entstanden sind und durch welche Mechanismen sie aufrechterhalten werden. Ferner beschäftigt sie sich mit den gesellschaftlichen Ungleichheiten, die durch Geschlechterrollen entstehen. Dabei nimmt sie auch andere Kategorien wie Ethnizität, Klasse oder Sexualität in den Blick.

Gender Studies studieren: Ein Überblick

Gender Studies nehmen einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft ein.

Die Disziplin Gender Studies ist in Deutschland noch recht jung und bis vor kurzem gab es im Bachelorbereich kaum eigenständige Studiengänge. Erst in jüngster Zeit lässt sich ein Zuwachs feststellen. Die meisten Hochschulen bieten vor allem die Möglichkeit, das Fach als Zweit- oder Nebenfach, im Rahmen eines Zwei-Fach Bachelors, zu wählen.

Zunehmend entstehen universitäre oder unabhängige Institute und Zentren für Gender-Forschung. Vor allem im Masterbereich schießen die eigenständigen Studiengänge wie Pilze aus dem Boden. Das Studium schließt Kurse aus verschiedenen Fachbereichen mit ein. Je nachdem, ob die Hochschule eher einen kulturwissenschaftlichen oder sozialwissenschaftlichen Ansatz verfolgt, sind beispielsweise die

an der Ausbildung der künftigen Gender-Forscher beteiligt.

Bachelor

Im Bachelorstudium lernen die Studierenden zunächst die grundlegenden Erkenntnisse der Gender Studies und sozial- und kulturwissenschaftliche Arbeitsmethoden kennen. Sie beschäftigen sich beispielsweise mit der Entstehung des sozialen Geschlechts oder mit Formen sozialer Ungleichheit. Dabei verfolgen sie unterschiedliche Ansätze, etwa

  • die Männlichkeitsforschung
  • die Queer Studies oder
  • die Postcolonial Studies.

Je nach inhaltlicher Ausrichtung des gewählten Studienprogramms spezialisieren sie sich in den höheren Semestern auf Schwerpunkte wie Transkulturalität oder Queer Theory.

Master

Masterprogramme aus dem Bereich der Gender Studies geben den Studierenden die Gelegenheit, sich noch weiter auf einen Forschungsbereich zu spezialisieren. Die Masterprogramme stehen aber auch Absolventen anderer sozial- oder kulturwissenschaftlicher Studiengänge offen. Die Hochschulen bieten Schwerpunkte wie Arbeit und Organisation oder Transnationalisierung und Demokratisierung an.


Gender Studies-Studium: Voraussetzungen

Studieninteressierte sollten das sozialpolitische Geschehen verfolgen und in der Lage dazu sein, die herrschenden Konzepte von Gesellschaft zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Das Studium ist sehr theorielastig, wobei die Forschungsliteratur oft sehr anspruchsvoll ist und die Studierenden ein großes Lesepensum zu erfüllen haben. Da ein großer Teil der Forschungsliteratur auf Englisch verfasst ist, gelten gute Kenntnisse der Sprache als selbstverständlich.


Berufsfelder

Wie andere Geistes- und Sozialwissenschaften auch, bilden Gender Studies nicht für ein spezifisches Berufsbild aus. Studierende sollten möglichst schon während des Studiums Praktika absolvieren, um zusätzliche Qualifikationen zu sammeln und sich beruflich zu orientieren. Je nachdem, welche weiteren Studienfächer die Absolventen studiert haben, kommen ganz unterschiedliche berufliche Einsatzbereiche infrage.

Absolventen kommen in Unternehmen, Verwaltungen, Stiftungen, Verbänden oder politischen Organisationen unter. Ihr Fachwissen und ihre wissenschaftliche Kompetenz befähigen sie dazu, ganz unterschiedliche Aufgaben zu übernehmen: Sie setzen in den Gleichstellungsbüros Konzepte zum Gender Mainstreaming um oder sind für das Personalmanagement zuständig. Auch in den Bereichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, in der Dokumentation oder im Marketing finden sie ein Wirkungsfeld.

Eine Arbeit als Fachdozent an einer Hochschule oder in der Erwachsenenbildung ist ebenfalls möglich. Masterabsolventen steht es offen, zu promovieren und eine Karriere in der wissenschaftlichen Forschung einzuschlagen. Auch Tätigkeiten in der Entwicklungshilfe und in internationalen Organisationen für Gleichstellung sind möglich.


Gender Studies im Ausland studieren

Die Gender Studies sind in den USA entstanden und haben sich seitdem insbesondere im angloamerikanischen Raum etabliert. Ein Auslandssemester bietet den Studierenden die Gelegenheit, von der akademischen Erfahrung dieser Länder im Bereich der Gender Studies zu profitieren. Durch die neuen Lehrinhalte schärft ihr außerdem euer wissenschaftliches Profil. Ganz nebenbei erwerbt ihr interkulturelle Kompetenz, wie das Arbeiten in internationalen Teams, und optimiert eure Sprachkenntnisse. Das alles sind wertvolle Qualifikationen, die eure Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich erhöhen.