19 Dez 2017
Live aus Bangkok

College-Contact-Stipendiat Steven Gräwe im Interview

College-Contact-Stipendiat Steven lässt es sich nicht entgehen, die thailändische Tierwelt hautnah zu erleben.

Wilde Tiere, weiße Strände und eine Bevölkerung, die immer ein Lächeln auf den Lippen hat - Thailand ist nicht umsonst ein beliebtes Reiseland. Unserer Semesterstipendiat für Ingenieurwissenschaften Steven Gräwe studiert, wo andere Urlaub machen und erzählt von seinem Studium an der Mahidol University in Bangkok und von seinen Reisen durch das Land des Lächelns.


College Contact:
Hallo Steven! Ihr hattet doch jetzt eigentlich Regenzeit in Thailand, oder? Alles gut überstanden?

Steven:
Ja, zweimal war es relativ stark. Das eine mal ist hier sogar die Uni ausgefallen, weil die Straßen alle knietief unter Wasser standen. Zu der Zeit waren wir aber in einem anderen Ort, in Hua Hin. Wir hätten aber Flussblick von unserem Condo aus gehabt.


College Contact:
Aber jetzt ist alles gut überstanden und es gab auch keine Schäden?

Steven:
Zumindest nicht bei uns, wir wohnen ja im 17. Stock.


College Contact:
Ok, super. Du warst ja schon mal ein paar Tage "auf der Durchreise" in Thailand, aber jetzt lebst du so richtig dort. Wie ist das Lebensgefühl?

Steven:
Sehr relaxed! Also die Thais an sich sind schon ein spezielles Völkchen, von ihrer ganzen doch sehr relaxten Auffassung her, wie das Leben so ist. Sie sagen oft mai pen rai, was so viel heißt wie "Jaja, vergiss es.." und sie sind sehr entspannt. Gleichzeitig ist es natürlich auch sehr anstrengend, in einer pulsierenden Metropole wie Bangkok zu leben. Es ist wirklich so, wie man es sich vorstellt. Viele Menschen auf engem Ort, daran musste ich mich erstmal ein bisschen dran gewöhnen. Das hat mich bestimmt einen Monat gekostet, bis es für mich nicht mehr befremdlich war, vor die Tür zu gehen. Aber ich habe es trotzdem genossen.


Da seine Freundin schon in Thailand studierte, hat Steven einen großen Startvorteil. Denn sie zeigt ihm immer die besten Ecken des Landes.

College Contact:
Wenn du jetzt noch einmal so ein bisschen an die ersten Tage und Wochen in Thailand zurückdenkst - wie hast du dich zurecht gefunden?

Steven:
Ich hatte ja einen ungeheuren Startvorteil. Ich habe meine Freundin dabei, sie hat bereits in Thailand studiert und von daher hatte ich eine ganz solide Grundlage. Sie kannte natürlich ein paar Kniffe oder ein paar gute Gerichte. Und dann kommt natürlich dazu, dass ich an sich jemand bin, der gerne neue Sachen probiert, auch gerade was das Essen angeht. Essen spielt hier in Thailand eine große Rolle, die Thais essen im Prinzip den ganzen Tag. Das zieht sich durch jede Tageszeit bis hin zur Vorlesung, in der die Thais auch essen. Das wäre ja bei uns Deutschen jetzt nicht unbedingt üblich. Aber die Professoren sagen meistens augenzwinkernd sowas wie: "Naja, wenn man es ihnen verbieten würde, würden sie wohl nicht kommen". Darum glaube ich, dass der Einstand für mich relativ einfach war. Also, mit der Mentalität komme ich gut klar und mit einem Lächeln sind die meisten Probleme auch schnell geklärt.


College Contact:
Und wo wohnst du? Du sprachst ja von einem Condo - wohnst du dort nur mit deiner Freundin zusammen oder ist das eine größere WG?

Steven:
Ja, meine Freundin und ich haben uns zu zweit eine Wohnung genommen, in einem Condonium. Das ist ein Wohnkomplex, meistens ausgestattet mit einem Sportraum, einem Pool und dergleichen Annehmlichkeiten und trotzdem noch verhältnismäßig bezahlbar. Es ist relativ einfach, hier auf eine komfortable Art zu wohnen und ganz anders, als ich es aus Berlin gewohnt bin.


College Contact:
Und wie weit ist deine Wohnung von der Uni weg?

Steven:
10 Minuten Fußweg, ich kann meine Uni jetzt gerade sehen, wo wir reden.


College Contact:
Ach super. Oder auch nicht, manche Studenten mögen es ja vielleicht nicht, tagtäglich ihre Uni sehen zu "müssen".

Steven:
Ich hab dazu ein relatives entspanntes Verhältnis. Die CMMU ist so eine Art "Satellit" vom Hauptcampus der Mahidol, der liegt nämlich relativ weit außerhalb. Wir haben mal einen Trip gemacht zu diesem Campus und der war doch sehr beeindruckend. Dagegen kommt unser Türmchen, in dem der Managementbereich ist, doch relativ bescheiden daher. Also von außen wirkt er vielleicht ein bisschen schlicht, aber von innen ist er sehr schön. Aber wenn man den richtigen Campus gesehen hat, ist das doch eine ganz andere Ebene.


College Contact:
Um bei der Uni zu bleiben, wie lief das Studium an? Hattet ihr zum Beispiel eine Orientation, wie lief die ab?

Steven:
Die Orientation war ganz gut gemacht. Am ersten Tag hat eine österreichische Professorin einen Vortrag über die Thaikultur gehalten, danach gab es eine Kochvorführung in der Universität, bei der wir auch naschen durften. Logischerweise haben wir auch ein bisschen Organisatorisches über das Studium und die Infrastruktur vor Ort erfahren. Am zweiten Tag sind wir dann mit dem Bus in den Hauptcampus gefahren und haben uns den angeschaut. Anschließend sind wir zu einem traditionellen thailändischen Touristendorf gefahren, wo so ein bisschen die Lebensarten der Thais von früher nachgestellt wurden. Da konnten wir Thai-Boxen, Schwertkampf, traditionelle Tänze, Seidenspinnereien und Basteleien sehen und auch ausprobieren. Das war auch mal ganz nett. Das waren die zwei Tage Orientation und danach ging‘s auch direkt los.


College Contact:
Du wolltest an deiner in Thailand Kurse belegen, die dir in deinem deutschen Studium gefehlt haben. Hat das geklappt?

Steven:
Gerade in Digital Marketing lerne ich jetzt sehr viel was mir bisher gefehlt hat. Gut, das hätte dann auch bei mir in Berlin im dritten Mastersemester auf dem Plan gestanden. Aber hier trifft einfach auch dieser betriebswirtschaftliche Aspekt auf den technischen, also umsetzerischen Aspekt. Ich lerne hier alles vom Digitalen Marketing bis hin zum Umsetzen eines Online-Geschäfts. Und es ist auch ein sehr guter Professor. Ich bin sehr zufrieden mit beiden Fächern, die ich jetzt im ersten Trimester belege. Sie sind sehr, sehr interessant.


Steven studiert am "kleinen" Außencampus der Mahidol University, direkt in der Innenstadt von Bangkok.

College Contact:
Was belegst du noch für Kurse?

Steven:
Der andere Kurs ist Organisational Behaviour and Human Resource Management und das wird von der Österreicherin unterrichtet. Wenn man schon einmal Unternehmensführung hatte, ist der Kurs vielleicht ein bisschen redundant, aber trotzdem sehr interessant. Man lernt doch vieles Neues, gerade im Rahmen von Unternehmen, über die Art mit Menschen umzugehen.


College Contact:
Was würdest du sagen unterscheidet das Studieren in Thailand vom Studieren in Deutschland?

Steven:
Ich muss sagen, es unterscheidet sich gar nicht so extrem. Auch bei uns in Deutschland sind die Kurse stark vom Dozenten abhängig. Wenn es jemand ist, der großen Wert auf praktische Umsetzung legt, wird er es so machen. Andere wiederum bevorzugen Frontalunterricht, das ist hier ganz ähnlich. Aber die Professoren, die ich bis jetzt habe, sind ja auch eine Österreicherin und ein Franzose. Mal schauen, wer im nächsten Trimester noch dazukommt. Der einzig drastische Unterschied, der mir hier aufgefallen ist, ist dass man hier seine Professoren mit Vornamen anspricht. Der Titel Doktor oder Lehrer heißt auf Thai Ajarn. Die Österreicherin heißt zum Beispiel Astrid Kainzbauer. Man nennt sie dann Ajarn Astrid. Ansonsten fühlt es sich ganz ähnlich an. Hausaufgaben muss ich hier auch schreiben.


College Contact:
Und wie ist das Verhältnis von einheimischen zu internationalen Studenten?

Steven:
Das coole ist, dass wir internationalen Studenten mit den Businessstudenten aus Thailand durchmischt sind. Ich hab gehört, das ist an anderen Universitäten nicht unbedingt der Fall, wo man eher so ein bisschen für sich ist. Auch finde ich sehr, sehr gut, dass sie auch von den Professoren so ein bisschen dazu ermutigt werden, sich in den Gruppenarbeiten mit uns zu vermischen. Das würden die meisten ansonsten aus Schüchternheit eher nicht machen.


College Contact:
Aber klappt die Zusammenarbeit mit den thailändischen Studierenden dann gut?

Steven:
Naja, also beim Zusammenarbeiten mit den Thais ist es schon so, dass man, wenn etwas verabredet, besser noch 2-3-mal nachhakt, ob das Punkt A, richtig verstanden wurde und Punkt B, auch wirklich gemacht wird. Sie verstehen manchmal nicht komplett, was man sagt, weil es bei den Englischkenntnissen einfach noch einen kleinen Unterschied zwischen Asiaten und Deutschen gibt. Das ist nicht böse gemeint, aber einfach eine Tatsache. Und wenn sie etwas nicht verstehen, sagen sie manchmal aus Höflichkeit oder auch aus Schüchternheit trotzdem ok und ja - und machen es dann einfach nicht. Das ist dann halt die geringere Schande und in der Thaikultur ist es sehr wichtig, nicht das Gesicht zu verlieren.


College Contact:
Und der Arbeitsaufwand ist erträglich? Ist es mehr oder weniger als in Deutschland?

Steven:
Das ist auch wieder fächerabhängig. Ich hatte jetzt doch für beide Fächer moderat viel zu tun, also nicht weniger als in Deutschland, aber auch nicht mehr. In dem einen Fach habe ich aber vielleicht auch ein kleines bisschen mehr gemacht, als ich hätte machen müssen. Da ist die Prüfung zum Midterm auch einfacher ausgefallen als ich erwartet habe.


College Contact:
Und was machst du nach der Uni, in deiner Freizeit?

Steven:
Viel essen! Man schaut sich natürlich die Sehenswürdigkeiten hier in Bangkok an, ich schlendere auch so einfach gern rum. Es gibt hier so viel zu sehen, so viele neue Dinge, weil dieses Land auch so grundsätzlich unterschiedlich ist zu Deutschland. Wir haben hier unter den Auslandsstudenten auch mit ein paar Thais zusammen eine Gruppe gebildet, um Fußball zu spielen. Und abends halt noch mal ein Bierchen trinken, das gehört ja zum Studentenleben dazu. Ansonsten geht’s am Wochenende öfters mal auf Trips in verschiedene thailändische Städte.


College Contact:
Und wo hat es dich bei deinen Trips schon so alles hin verschlagen?

Steven:
Wir waren in Hua Hin am Meer. Das ist ein ehemaliger königlicher Badestrand in einem kleinen Ort, das war sehr schön. Dort bin ich auch das erste Mal Roller im thailändischen Straßenverkehr gefahren, eine sehr interessante Nahtoderfahrung. Nee, Quatsch, es ist machbar, wenn man sich ein bisschen an die chaotischen Fahrweisen mancher Leute gewöhnt hat. Der ganze Verkehr folgt dann doch einer Art ungeschriebenem Gesetz. Letztes Wochenende unternahmen wir dann den wirklich schönsten Ausflug bis jetzt. Das war nach Chang Mai, eine sehr alten Stadt im Norden, im Dschungel. Da findet jedes Jahr ein Lichterfest statt, wo die Thais traditionell Kerzen auf Tabletts anzünden und diese auf einen Fluss setzen, damit die dort langtreiben. Irgendwann hat noch jemand diese fliegenden Papierlaternen, in die man Kerzen reinstellt und die dann losfliegen hinzugefügt. Und da machen das tausende Menschen gleichzeitig über viele Stunden hinweg im Rahmen dieses Festivals. Das ist ein unglaublich beeindruckendes Spektakel, wenn die Lichter da langfliegen.


Einer der schönsten Ausflüge führte Steven und seine Freundin nach Chang Mai. Hier konnten die beiden einen Elefanten ganz nahe kommen.

College Contact:
Das klingt echt toll! Gibt es noch andere Erlebnisse, die dich bei deinen Ausflügen besonders beeindruckt haben?

Steven:
Ja, wir sind auch noch in ein Elefantenreservat gegangen. Da man ja auch nicht die falschen Leute unterstützen will, haben wir erstmal ausgiebig recherchiert, ob das da auch alles mit rechten Dingen zugeht. Denn die einen wollen damit nur Profit machen und behandeln die Elefanten schlecht, die anderen brauchen die Besucher tatsächlich, um die Ländereien halten zu können, auf denen sie ihre Elefanten haben. Und da konnten wir wirklich ein wahnsinnig intensives Erlebnis mit Elefanten haben. Normalerweise, wenn man eine Tour macht, ist alles immer sehr streng getaktet, aber wir hatten erst eine Stunde Zeit, sie zu füttern und einfach Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Elefanten sind gegangen, wann sie wollten, sie sind gekommen, wann sie wollten und haben alle einen sehr zufriedenen Eindruck gemacht. Keiner der irgendwie apathisch hin und her wippte oder Angst vor den Wärtern gezeigt hat. Die sind auch ganz vorsichtig mit denen umgegangen. Und am Ende ist man mit denen noch in eine Matschsuhle gegangen und danach im Fluss baden. Das war für mich eines der aufregendsten Erlebnisse auf dieser Reise. Nächstes Wochenende geht es auch noch einmal in den Dschungel. Jetzt wo die Regenzeit vorbei ist, müssen die in den Dschungelgebieten immer Dämme bauen und da gehen wir da hin und helfen einen halben Tag lang mit. Das ist dann im Rahmen der Arbeit meiner Freundin.


College Contact:
Und wie bewegt ihr euch durchs Land? Per Bus oder jetzt doch per Roller?

Steven:
Meistens per Bus, manchmal auch per Flugzeug, je nachdem was am günstigsten ist oder wie schnell es gehen muss. Aber der Rollerkauf steht im Hinterkopf schon noch auf unserer Liste. Wir sind uns nur noch nicht ganz sicher, ob wir schon hier in Bangkok einen holen oder erst dann zum Reisen, wenn das mit dem Studium alles vorbei ist. Also eigentlich sehe ich in Bangkok den Sinn nicht ganz, weil die öffentlichen Verkehrsmittel ganz gut sind.


College Contact:
Dann hast du das College-Contact-Stipendium wahrscheinlich auch zum Reisen genutzt - oder ist das alles in den großen Topf geflossen?

Steven:
Davon habe ich mir einen Teil der Studiengebühren gegönnt.


College Contact:
Klar, die muss man ja auch bezahlen. Hast du noch ein paar Geheimtipps für alle potentiellen Free Mover, die jetzt mit dem Gedanken spielen, ebenfalls nach Bangkok zu gehen?

Steven:
Es gibt so viel, wo soll ich anfangen. Die unglaublich schönen Nachtmärkte, die es hier gibt, sind sehr sehenswert. Generell die Essenskultur – man sollte jeden Stand ausprobieren, zu dem die Thais auch hingehen. Chinatown ist auch unglaublich beeindruckend. Ein wichtiger Eindruck in meiner Anfangszeit war noch, dass wir genau in die Endphase der Trauerzeit für den König angekommen sind. Ich weiß nicht, ob man das in Deutschland so mitbekommen hat, aber er ist vor kurzem beigesetzt worden und davor gab es eine einjährige Trauerphase für die Thais. Ihr verstorbener König war 70 Jahre lang an der Macht und ist für viele ein absoluter Held, daher war das schon echt heftig. Die Thais haben überwiegend nur schwarz oder weiß getragen, also ganz schlichte Farben. Es gab für einige von ihnen sogar ganz strikte Vorgaben. Überall gab es Bilder vom König und Trauerfilme auf jeder Werbefläche. Jeder hatte sich schwarze Schleifen angesteckt und die Essensstände waren seltener offen. Straßenfeste wurden nur zum Bruchteil so ausgelassen gefeiert, wie man es sonst kennt. Jetzt, nachdem das alles durch ist, merkt man schon, wie sich das Gefühl im Land auch wieder verändert.


College Contact:
Welches Zwischenfazit ziehst du denn über dein Auslandssemester bisher? Hat es sich gelohnt nach Thailand zu gehen?

Steven:
Absolut! Ich bin total glücklich,e hier zu sein. Ich genieß die Erfahrung in vollen Zügen und ich würde es jedem einmal im Studium empfehlen, egal ob Bangkok oder sonst irgendwo auf der Welt. Bangkok lohnt sich, finde ich, und wenn man mit der Lautstärke, mit dem Krach und der Mentalität hier umgehen kann, ist das ein wundervoller Ort mit wunderschönen Seiten.  

College Contact:
Vielen Dank für die spannenden Einblicke in das Studium und das Leben in Thailand. Wir wünschen dir weiter noch eine schöne Zeit!


Ihr wollt auch einmal mit Elefanten baden oder in den engen Gassen von Bangkok kulinarische Highlights erleben. Dazu noch ein gutes Studium an einer rennomierten Universität belegen? Dann meldet euch bei unserem Beratungsteam. Sie helfen euch nicht nur bei der Wahl der richtigen Hochschule sondern beraten euch auch bei Fragen zu Visum, Unterbringung und zur Bewerbung allgemein - natürlich kostenlos und unverbindlich. Weitere Infos zur Mahidol University und zu unseren anderen Partnerhochschulen findet ihr auf unserer Webseite.