Studieren in Polen

Deutschlands direktes Nachbarland Polen erstreckt sich von der Ostsee im Norden bis zum Karpaten-Gebirge im Süden. Das Land wird von Tschechien, der Slowakei, der Ukraine, Russland, Weißrussland und Litauen umrahmt.

Wissenswertes über Polen

Die Staatsfläche von etwa 312.600 Quadratkilometern besteht zu weiten Teilen aus Wäldern, Vieh- und Ackerland. Daneben prägen unzählige Seen und Flüsse sowie die Ostseeküste mit ihren Seebädern das Landschaftsbild. In Polen herrscht ein gemäßigtes Übergangsklima, das zwischen ozeanischem Klima im Norden und Westen und kontinentalem Klima im Osten variiert.

Die jüngere Geschichte des polnischen Staates war sehr wechselvoll. Seine Unabhängigkeit erlangte das ehemalige Königreich im Jahr 1918. Danach folgten Zeiten unter deutscher und stalinistischer Besatzung und die Westverschiebung Polens. Erst mit der gänzlich neuen Verfassung im Jahr 1997 wurde Polen de facto ein demokratischer Staat. Seit 2004 ist die parlamentarische Republik Mitglied der Europäischen Union.

Die 38,2 Millionen Polen leben hauptsächlich in den Ballungsräumen des Landes. Ihre Zusammensetzung ist ethnisch weitestgehend homogen und die Bevölkerung nahezu komplett römisch-katholisch. Die bevölkerungsreichste Stadt ist die Hauptstadt Warschau mit 1,7 Millionen Einwohnern.

Die Landwirtschaft wurde als ehemals wichtigster ökonomischer Faktor längst vom Dienstleistungssektor und der Industrie abgelöst. Daher ist auch die Arbeitslosenquote auf dem Land sehr viel höher als in den Städten. Beim Im- und Export von Maschinen und Kraftfahrzeugteilen sowie von chemischen Erzeugnissen ist der deutsche Nachbar ein wichtiger Partner. Allerdings haben die historischen Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs einen bis heute spürbaren Bruch zwischen beiden Ländern entstehen lassen. Insbesondere die ältere Bevölkerung ist davon betroffen, während die Jüngeren weitaus aufgeschlossener sind und sich als Bürger eines neuen Europas verstehen.


Die polnische Hochschullandschaft

Traditionsreiche Universitäten, kulturelle Vielfalt und ein wildes Nachtleben - ein Auslandsstudium in Polen wird immer beliebter.

Die polnische Hochschulbildung hat eine lange Tradition. So ist die renommierte Krakauer Jagiellonen-Universität mit ihrem Gründungsdatum 1364 beispielsweise die zweitälteste Universität in Mitteleuropa.

Staatliche und private Hochschulen

Seit den 1990er Jahren ist Polens Hochschullandschaft in einer tiefgreifenden Reform begriffen. Seither sind erstmals private Hochschulen zugelassen, deren Anzahl mit 325 Institutionen inzwischen jene der öffentlichen bei weitem übertrifft. Das Angebot der staatlichen Institutionen ist allerdings wesentlich vielfältiger als das der privaten, die vor allem wirtschaftswissenschaftliche Fächer unterrichten.

Von staatlicher Seite aus gibt es 18 Uniwersytety mit einer breiten Auswahl an Studienfächern. Daneben existieren zahlreiche staatliche Technische, Medizinische und Pädagogische Akademien, Wirtschaftsuniversitäten und Hochschulen für Kunst, Theater und Musik. Zusätzlich gibt es Theologische Hochschulen, die zum Teil unter der Trägerschaft der römisch-katholischen Kirche stehen. Die bedeutendsten polnischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen sind in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie in Medizin und Pharmazie zu finden.

Internationale Studierende in Polen

Im Jahr 2010 waren fast zwei Millionen Studenten an den polnischen Hochschulen eingeschrieben. Der Prozentsatz der ausländischen Studierenden ist allerdings recht gering. Sie kommen hauptsächlich im Rahmen von Semesteraufenthalten ins Land, weniger für komplette Studiengänge. Im Jahr 2009 waren es 630 Deutsche – das war mehr als eine Verdreifachung verglichen mit der Zeit vor 2003.

Englischsprachige Studienangebote

Studieren in Polen ist nicht nur auf Polnisch, sondern zunehmend auch auf Englisch möglich. Diese englischsprachigen Angebote erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Die Universitäten bieten in Kooperation mit internationalen Hochschulen einige doppelte Masterabschlüsse an. Ein Ausdruck des zusammenwachsenden Europas sind Studien, die sich der internationalen und speziell europäischen Politik widmen.

Verwaltung der Hochschulen in Polen

Im Gegensatz zu den meisten Ländern werden die polnischen Hochschulen nicht nur von einem einzigen Bildungsministerium verwaltet. Zum größten Teil ist zwar das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulen zuständig, bei den medizinischen Fächern jedoch das Gesundheitsministerium und in den Bereichen Kunst, Musik, Theater und Film das Ministerium für Kultur.


Studiensystem in Polen

Neben Krakau ist Polens Hauptstadt Warschau ein beliebtes Ziel für ein Auslandsstudium.

Polens akademisches Jahr ist in zwei Semester gegliedert, sie reichen

  • von Februar bis Juni
  • von Oktober bis Februar.

Normalerweise beginnt ein Studium zum Wintersemester und die weiteren Studien bauen auf dieser Reihenfolge auf. Die Bewertung der Studienleistungen erfolgt an fast allen Hochschulen durch das European Credit Transfer System (ECTS). Durch ein Äquivalenzabkommen der deutschen und der polnischen Regierung ist die Anerkennung der Studienzeiten, -leistungen und -prüfungen gesichert. Außerdem ist Polen Mitunterzeichner des Bologna-Abkommens. Sehr wichtig bei einem Studium an einer privaten Hochschule ist ihre offizielle Anerkennung durch die staatliche polnische Akkreditierungskommission, die Polska Komisja Akredytacyjna.

Studienabschlüsse in Polen

Im Rahmen einer Hochschulreform wurden die polnischen Studiengänge in den letzten Jahren umgestellt und die konsekutiven Abschlüsse licencjat (Lizenziat) bzw. inżynier (Ingenieur), magistr (Magister) und doktor (Doktor) geschaffen.

Das in den nichttechnischen Fächern übliche licencjat dauert drei Jahre und entspricht in etwa dem deutschen Bachelorstudium. Es endet mit einer schriftlichen Arbeit und ihrer mündlichen Verteidigung. Diesen Titel vergeben auch nichtuniversitäre Einrichtungen wie Lehrerkollegs.

Das inżynier-Studium in den Ingenieurwissenschaften umfasst in der Regel ein zusätzliches Jahr, da es besonders praxisorientiert ist. Eine Ausnahme im polnischen Studiensystem bildet das sechsjährige Medizinstudium, das mit dem Titel lekarz und einer entsprechenden Spezialisierung auf Human-, Zahn- oder Veterinärmedizin abgeschlossen wird.

Auf das licencjat kann der zweijährige magistr folgen, der in etwa einem deutschen Masterstudiengang entspricht. Im Rahmen eines Postgraduiertenstudiums kann man dann noch den Doktor-Titel erwerben. Er beinhaltet eine selbstständige wissenschaftliche Arbeit, verschiedene schriftliche Prüfungen und die mündliche Verteidigung der Dissertation.


Voraussetzungen für ein Studium in Polen

Die Grundvoraussetzung für ein Studium in Polen ist die Allgemeine Hochschulreife. Bei einem grundständigen Studium ist die Abiturnote mit ausschlaggebend. An manchen Einrichtungen gibt es zusätzliche Aufnahmeprüfungen, die ausländische Studienbewerber üblicherweise aber nicht ablegen müssen. Da sich die Eingangstests, weiteren Anforderungen und Bewerbungsfristen je nach Hochschule unterscheiden, sollten Interessierte sich vorab beim jeweiligen Studentensekretariat der Wunschhochschule informieren.

Sprachkenntnisse für ein Auslandsstudium in Polen

In Polen werden zum größten Teil Studiengänge auf Polnisch angeboten, jedoch wächst die Zahl englischsprachiger Angebote zusehends. Daneben gibt es deutschsprachige sowie vereinzelte französischsprachige und russischsprachige Angebote. In jedem Fall sollten Studierende entsprechende Sprachkenntnisse mitbringen. Manche Universitäten in Polen verlangen einen einjährigen Vorstudienlehrgang in Polnisch. Der staatliche Test für Polnisch als Fremdsprache besteht aus einem schriftlichen und mündlichen Test. Bei den englischsprachigen Kursen werden normalerweise Mindestpunktzahlen in Standardtests wie dem IELTS Test oder TOEFL verlangt.


Studieren in Polen - Kosten und Finanzierung

Die öffentlichen Hochschulen in Polen erheben keine Studiengebühren, sondern nur sogenannte Immatrikulationsgebühren in einer Höhe von circa EUR 170. Dies gilt sowohl für polnische Bürger als auch für solche aus den EU-Mitgliedsstaaten, die an einem Austauschprogramm teilnehmen. Ausländische Selbstfinanzierer müssen allerdings Studiengebühren von etwa EUR 1.000 im Jahr zahlen.

Anders verhält es sich bei englischsprachigen Studiengängen und an privaten Hochschulen. Dann ist im Jahr mit etwa EUR 4.000–14.500 an Studiengebühren zu rechnen. Diese Gebühren schwanken in Abhängigkeit von Studienfach und Art des Abschlusses.

Lebenshaltungskosten im Rahmen eines Studiums in Polen

Die Lebenshaltungskosten in Polen sind vergleichsweise moderat. Sie hängen selbstverständlich nicht nur vom individuellen Lebensstil, sondern auch von der gewählten Stadt und Region ab. Während das Leben in der Hauptstadt Warschau teuer ist, ist es in Krakau beispielsweise sehr günstig. Eine Unterkunft in einem Studentenwohnheim kostet monatlich etwa EUR 60–100 im Mehrbettzimmer und EUR 150–250 im Einzelzimmer.

Andere Möglichkeiten für eine Unterkunft für die Zeit des Studierens in Polen sind Gastfamilien, Wohngemeinschaften mit Kommilitonen oder Einzelapartments. Die Preise liegen hier mit etwa EUR 200 unter den deutschen Schnitt. Günstiger als in Deutschland sind in Polen auch Lebensmittel, warme Mahlzeiten und Fahrkarten für den Öffentlichen Verkehr.

Auslandsstudium Polen: Finanzierungsmöglichkeiten

Für ein Studium in Polen gibt es verschiedene Möglichkeiten einer Förderung:


Visum und Einreisebestimmungen Polens

Bürger aus den EU-Mitgliedsstaaten können jederzeit nach Polen einreisen und müssen dabei lediglich ihren gültigen Reisepass und Personalausweis mit sich führen. Bei einem über dreimonatigen Aufenthalt sollte man bis spätestens 45 Tage nach der Einreise eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bei der örtlichen Meldebehörde beantragen. Bei diesem Vorgang sind ausreichende Finanzmittel für den Studienaufenthalt in Polen nachzuweisen. Vor dem Aufenthalt sollten Studierende eine Auslandskrankenversicherung für Polen abschließen.


Bitte beachten!

Im polnisch-russischen Grenzgebiet ist darauf zu achten, dass die Grenze nach Russland nicht übertreten wird, da in einem solchen Fall rigoros gehandhabte Haftstrafen drohen. Einige gekennzeichnete militärische Anlagen oder Ämter dürfen zudem nicht fotografiert werden.