Studieren in Indien

Indien bedeckt auf einer Fläche von über 3,2 Millionen Quadratkilometern den gleichnamigen südasiatischen Subkontinent. Der siebtgrößte Staat der Erde erstreckt sich von dem Kaschmirgebirge im äußersten Norden und dem Himalaya im Nordosten bis zum Kap Komorin, der in den Indischen Ozean ragenden südlichen Landesspitze. Westlich bilden das Arabische Meer und im Osten der Golf von Bengalen natürliche Begrenzungen. In Indien zu studieren heißt, den Zukunftsstandort für Technologie und IT.

Indien auf einen Blick

Ein Studium in Indien bietet die Chance, die vielen Schätze des Vielvölkerstaates aus nächster Nähe zu betrachten.

Aufgrund der Landesgröße herrschen in Indien starke klimatische Unterschiede: Der Norden mit seinen Hochgebirgen ist eher kühl, während im Süden ein tropisch-heißes Klima und im Landesinneren ein kontinentales Steppen- und Hochgebirgsklima herrscht. Die ideale Reisezeit für den Süden ist von Oktober bis März, im Norden ist es die Zeit von April bis Juni. Von Juli bis September ist die Wetterlage vom Sommermonsun bestimmt. Auf diese Starkregenfälle folgen Monate extremer Trockenheit.

Bevölkerung Indiens

Mit 1,2 Milliarden Einwohnern ist Indien nach China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Seit 1947 ist die ehemalige britische Kolonie unabhängig und bildet eine Parlamentarische Bundesrepublik im Zweikammersystem aus Unter- und Oberhaus. Sie verfügt über 28 Bundesstaaten und sechs Unions-Territorien. Die Hauptstadt ist das im Norden gelegene New Delhi mit rund 13,8 Millionen Einwohnern.

Durch die lange Kolonialzeit sind sowohl Hindi als auch Englisch die offiziellen Landessprachen, daneben sind 21 Regionalsprachen anerkannt. Als Verwaltungs-, Unterrichts- und Wirtschaftssprache fungiert in der Regel Englisch und in den indischen Städten sind offizielle Verkehrs- und Hinweisschilder üblicherweise zweisprachig bedruckt.

Wirtschaft und Kultur in Indien

Die indische Wirtschaft wächst mit 8,5 Prozent im Jahr stark. Dennoch ist Indien ein Entwicklungsland und die Spanne zwischen wenigen Superreichen und zahlreichen Mittellosen ist erheblich. Nach Schätzungen sind etwa 35 Prozent der Inder Analphabeten und circa 70 Prozent der Bevölkerung leben in mehr oder weniger großer Armut. Gleichzeitig wächst die städtische Mittelschicht in Indien zusehends.

Die Pflege und Bewahrung der traditionellen Kultur spielt für die Inder eine wichtige Rolle. Der Staat ist dennoch laizistisch, das heißt Staat und Religion sind klar voneinander getrennt. Über 80 Prozent der Einwohner sind Hindus und circa 13 Prozent Muslime. Noch immer ist die Gesellschaft konservativ-patriarchalisch und hierarchisch nach Kasten strukturiert. Vor allem auf dem Land leben die Menschen strikt nach dem alten Kastenwesen, das über den sozialen Umgang und die Berufs- und Partnerwahl entscheidet. Auch der Zugang zur Bildung - begonnen mit der Primärbildung bis hin zur Hochschulbefähigung - ist bis heute hiervon abhängig.

Ein Auslandsstudium in Indien ist allein deshalb lohnenswert, weil es tiefe Einblicke in einen wirtschaftlich boomenden Staat gibt, der zugleich starken Wert auf traditionelle Wert legt. Bereits jetzt nimmt Indien auf dem Weltwirtschaftsmarkt eine wichtige Rolle ein und wird nach zahlreichen Prognosen auch in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Studenten können während eines längeren Aufenthalts in dem Land wichtige Erfahrungswerte für die Berufswelt sammeln. Sie profitieren von der in Indien gelebten Aufgeschlossenheit, dem fachlichen Wissen und der britisch geprägten Hochschulkultur.


Studium in Indien: Hochschulsystem

Die Zahl der höheren Bildungseinrichtungen in Indien ist seit der Unabhängigkeit massiv angestiegen. Obwohl fast 40 Prozent der indischen Bevölkerung unter 20 Jahre alt sind, studieren gerade einmal zwölf Prozent eines Jahrgangs. Zum Vergleich: In Deutschland sind es derzeit rund 46 Prozent. Durch die immense Bevölkerungszahl sind es dennoch elf Millionen Studenten, die sich an mehr als 560 indischen Hochschuleinrichtungen einschreiben. Vor allem seit den 1990er Jahren ist der Bedarf an Studienplätzen rasant angestiegen. Da der Staat gegen diesen Run nicht mehr ankam, nahmen die Anzahl der privaten Einrichtungen und die Angebote an Fernstudiengängen stark zu.

Hochschultypen Indiens

Zu den staatlichen Bildungseinrichtungen zählen zum einen die über 40 Central Universities, die von der Regierung in New Delhi verwaltet werden. Zum anderen gibt es über 280 State Universities, die zu den einzelnen Bundesstaaten gehören. Diese Hochschulen decken die allermeisten Fachbereiche ab.

Besonders prestigeträchtig sind die sieben Indian Institutes of Technology (IIT) und die sechs Indian Institutes of Management (IIM). An ihnen findet vor allen Dingen ein praxisorientiertes Studium statt. Dabei haben sie sich als Ausbildungsstätten für hochqualifizierten Nachwuchs einen Namen gemacht. Jedoch sind die Zulassungskriterien zu diesen Eliteeinrichtungen so rigoros, dass nur einem Bruchteil der Bewerber die Aufnahme gelingt.

Aus einem anderen Kontext stammen die autonom verwalteten 130 Deemed Universities: Hierbei handelt es sich um ehemals reine Forschungsstätten. Aufgrund ihrer Forschungsqualität und Lehrtradition erhielten sie von der Kontrollinstanz zur Qualitätssicherung, der University Grants Commission (UGC), den Universitätsstatus.

106 private Universitäten sind von der UGC inzwischen offiziell anerkannt. Ihre Abschlüsse sind zwar akkreditiert, dennoch dürfen sie, im Gegensatz zu den öffentlichen Hochschulen, keine Colleges angliedern. Diese Colleges sind mit einer Gesamtzahl von rund 30.000 Einrichtungen ein wichtiger Faktor in Indiens Bildungslandschaft. Sie bieten Undergraduate Studies mit Bachelorabschlüssen und unterscheiden sich in ihrem Grad der Autonomie:

  • Die sogenannten Affiliated Colleges sind eng dem Campus einer benachbarten Universität zugeordnet und dürfen selbst keine akademischen Grade vergeben.
  • Die Autonomous Colleges hingegen sind zwar einer Universität angegliedert, bieten aber in Selbstverwaltung eigene Prüfungen und teilweise neue Studienangebote an. Dafür brauchen sie allerdings die Zustimmung von der entsprechenden Universität.
  • Die Professional Colleges können sowohl staatlich als auch privat organisiert sein. Da sie jedoch keine Subventionen vom Staat erhalten, finanzieren sie sich über höhere Studiengebühren.

Ein Ziel der indischen Bildungspolitik: Im nächsten Jahrzehnt sollen 800 bis 1.000 weitere neue Hochschulen entstehen. Geplant ist es außerdem, Campus-Dependancen ausländischer Hochschulen ins Land zu holen, die ihr jeweiliges Know-how und ihr Prestige mitbringen. Dabei dienen andere asiatisch Länder wie Malaysia, Singapur oder Vietnam als Vorbild. Bisher gibt es nur wenige Niederlassungen ausländischer Hochschulen und Organisationen in Indien, beispielsweise im Bereich der Ingenieurwissenschaften und der Entwicklungshilfe.


Studiensystem in Indien

"Wohnplatz der Götter" -Studenten können in Indien die farbenprächtigen Hindu-Tempel bewundern.

Indiens akademisches Jahr ist in zwei Semester, seltener auch in drei Trimester unterteilt. Für Westeuropäer ungewohnt, beginnt das Semester im Juli und endet im April. Die Prüfungen finden im Anschluss von April bis Mai sowie im November statt. Die Art des Unterrichts variiert je nach Hochschule und kann von konservativem Frontalunterricht bis zu moderner und praxisnaher Projektarbeit reichen. Die Studierenden sammeln Credit Points und erbringen ihre Leistungen durch Klausuren, Kurse, Gruppenarbeit, Projekte und Vorlesungen.

Undergraduate

Resultierend aus der Kolonialzeit hat Indien das britische Studiensystem zum Vorbild. Im ersten Studienabschnitt, den Undergraduate Studies, können die Studierenden zunächst den berufsqualifizierenden Abschluss des Bachelors erwerben. Er dauert in den Wirtschafts-, Geistes- und Naturwissenschaften normalerweise drei Jahre. In sehr praxisbetonten Fächern wie Medizin, Pharmazie, Ingenieur- oder Landwirtschaft sind es vier bis viereinhalb Jahre. Das Studium an den Indian Institutes of Technology schließt mit dem Bachelor of Technology ab.

Mögliche Undergraduate-Abschlüsse sind an manchen indischen Hochschulen auch die circa einjährigen Certificates oder die ein- bis dreijährigen Diplomas. In der Regel vergeben diese die polytechnischen Institute. Die Certificates und Diplomas ermöglichen den Einstieg in das zweite Bachelorjahr an einer Universität.

Postgraduate

Im zweiten Studienabschnitt, den Postgraduate Studies, kann auf den regulären Bachelor im Rahmen einer Lehrerausbildung der einjährige Bachelor of Education folgen. In allen geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Fächern ist es außerdem möglich, ein Masterstudium anzuschließen. Für dieses vertiefende Studium sind zwei weitere Jahre einzuplanen. Es schließt mit der Master's Thesis ab.

An manchen Hochschulen bietet sich die Möglichkeit, auf den Master of Arts oder den Master of Science noch den einjährigen Aufbaustudiengang Master of Philosophy anzuschließen, wie beispielsweise den Master of Philosophy in Engineering. Dieser Studienabschnitt ist sehr forschungsorientiert und nicht in allen Fachbereichen möglich.

Abschließend ist in den Pre-Doctoral Studies eine Promotion zum Doctor of Philosophy (Ph.D.) möglich. Sie endet nach zwei bis fünf Jahren mit der Dissertation und einer mündlichen Prüfung. Wer zuvor den Master of Philosophy erworben hat, kann die Studienzeit in der Regel um ein Jahr verkürzen.

Nach dem Ph.D., manchmal aber auch nach dem Master, ist es möglich, den namensgleichen Doctor zu erwerben. Als eine Art Higher Doctorate ist er nicht mehr Teil eines regulären Studiums, sondern hängt vielmehr von einer längeren wissenschaftlichen Tätigkeit mit einer gewissen Anzahl an Publikationen ab. Er ist nur in bestimmten Fachrichtungen, wie Ingenieurwissenschaften, Musik, Recht oder Medizin möglich. In Deutschland findet sich für ihn keine Entsprechung.


Auslandsstudium Indien: Die Voraussetzungen

Bewerber für eine indische Hochschule müssen zwölf Jahre erfolgreich die Schule besucht haben, was für Deutsche mit dem Abitur gleichzusetzen ist. Für den Zugang zu einem Masterstudiengang ist ein Bachelorabschluss, meist mit einer Mindestnote, erforderlich. Für die Zulassung zu einem Aufbaustudiengang Master of Philosophy sind sehr gute Abschlüsse im Master of Arts oder Master of Science obligatorisch.

Bewerber für die Indian Institutes of Technology müssen den Graduate Aptitude Test for Engineering (GATE) beziehungsweise das Joint Entrance Exam (JEE) ablegen. Durchschnittlich erhalten nur zwei von hundert Kandidaten einen Studienplatz an diesen Elitehochschulen. Ebenfalls die Indian Institutes of Management verlangen das Ablegen eines entsprechenden Tests: Den Common Admission Test (CAT). Die Colleges verlangen eine Mindestpunktzahl im All India Engineering Entrance Exam (AIEE).


Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

In Indien verlangen die Hochschulen Studiengebühren. Sie können, je nach Hochschule, Studienfach und Abschlusstyp, erheblich voneinander abweichen. Das Spektrum reicht von umgerechnet etwa 200 bis 10.000 Euro pro Semester. Praxisorientierte Fächer, wie Ingenieurwissenschaften und Medizin, sind teurer als etwa Studiengänge der Geisteswissenschaften. Nach dem Wortlaut des zwischen Deutschland und Indien geschlossenen Kulturabkommens, sollten Deutsche an indischen Hochschulen von den Studiengebühren befreit sein. Es ist jedoch ratsam, sich vor der Bewerbung an der gewünschten Hochschule über eventuelle Studiengebühren zu informieren.

Die Lebenshaltungskosten sind in Indien geringer als in Deutschland. Je nach gewähltem Lebensstandard und ja nach Region variieren sie jedoch sehr stark. Monatlich ist mit Ausgaben von umgerechnet 200 bis 400 Euro zu rechnen. Indische Lebensmittel sind sehr günstig. Dennoch solltet ihr beim Verzehr von Lebensmitteln gewisse Dinge beachten: Wasser solltet ihr nur abgekocht oder aus versiegelten Flaschen trinken und auch die Lebensmittel müsst ihr stets schälen und kochen.

Die Universitäten bieten Unterkunft in Studentenwohnheimen an. Aufgrund des großen Andrangs empfiehlt es sich, rechtzeitig einen Platzt beim Foreign Student Advisory Bureau zu beantragen. Ansonsten findet ihr Unterkünfte in privaten Gastfamilien oder in Wohngemeinschaften. Umgerechnet etwa EUR 75-150 im Monat kostet eine kleine Mietwohnung in der Stadt.

Um die finanzielle Belastung im Rahmen zu halten, gibt es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten: Zum einen übernimmt der Bund durch das Auslands-BAföG in unterschiedlichem Maße Studien-, Reise- und Lebenshaltungskosten für ein Jahr. Daneben gibt es verschiedene Stiftungen öffentlicher und privater Träger aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die (Teil-)Stipendien gewähren.

Visum und Einreisebestimmungen Indiens

Das für den Indienaufenthalt benötigte Studentenvisum ist online und mit einer zusätzlichen, ausgedruckten Fassung und zwei Passbildern zu beantragen. Ebenso der Zulassungsbescheid einer autorisierten indischen Universität sowie die Zahlung einer einmaligen Gebühr von circa 92 Euro sind vorzuweisen. Das Studentenvisum ist ein bis fünf Jahre gültig und erlaubt eine mehrfache Einreise nach Indien. Bei einer mehr als halbjährigen Aufenthaltsdauer ist es nötig, sich innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Einreise beim Foreigners Regional Registration Office zu melden. Man sollte für seinen Studienaufenthalt in Indien auf jeden Fall eine Auslandskrankenversicherung abschließen.

Reisen ist in Indien zwar günstig, aber nicht gerade stressarm. Die öffentlichen Verkehrsmittel, Mietwagen und Straßen sind in der Regel in einem schlechten Zustand und die Fahrweise eher "gewöhnungsbedürftig". Bestimmte Landesteile wie Kashmir, Ladakh und Manipur solltet ihr aus Sicherheitsgründen nicht besuchen.

Auch im menschlichen Umgang solltet ihr bestimmte Regeln beachten: Küssen und Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verletzt das Schamgefühl der Einheimischen. Die Inder essen mit den Händen, jedoch nur mit der rechten, "sauberen" Hand. Ausländern wird aber üblicherweise Besteck angeboten.