Studieren in Frankreich

Deutschlands unmittelbarer Nachbar Frankreich ist unterteilt auf die Landesteile auf europäischem Terrain sowie die französischen Überseegebiete in der Karibik und der Antarktis. Die starke Migration aus Afrika und der Karibik zeigt die bis heute enge Verbindung zu diesen ehemaligen Kolonien. Sie sind heute unter dem Namen Départements d’outre-mer - Territoires d’outre-mer, kurz les DOM-TOM, bekannt.

Zwischen Atlantikküste und Pyrenäen

Malerische Häfen, azurblaues Wasser und mediterranes Flair locken viele Studierende an die Côte d'Azur für ein Studium in Frankreich.

Das französische Mutterland verfügt über eine kontrastreiche Landschaft, die sich vom Ärmelkanal bis an das Mittelmeer erstreckt. Dort sind bewaldete Hoch- und Mittelgebirge ebenso wie sanfte Ackerflächen und Wiesen zu finden. Die raue Atlantikküste und die mit Palmen bewachsenen Strände am Mittelmeer zeichnen das Land gleichermaßen aus.

Auch demographisch, politisch und kulturell herrschen starke Kontraste zwischen den ländlichen Départements und den Großstädten.


Frankreich - eine Kulturnation

Im wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Republik steht die Weltstadt und Kulturmetropole Paris. Die Franzosen definieren sich auf besondere Weise als Kulturnation und bemühen sich darum, ihre kulturelle Vielfalt zu bewahren. Die französische Film- und Musikindustrie erhält beispielsweise finanzielle Förderung und die Nationalsprache wird gesetzlich geschützt. Seit 2010 zählt sogar das „gastronomische Mahl der Franzosen“ zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.

Heutzutage macht der Tourismus- und Dienstleistungssektor den größten Anteil an der französischen Wirtschaftskraft aus. Auch die Branchen Luftfahrt, Pharmazeutik, Ernährung, Energie und Elektronik spielen eine wichtige Rolle.

Ein Studium in Frankreich bietet eine gute Gelegenheit, Deutschlands Nachbarland und seine reichhaltige Kultur kennenzulernen.


Französische Hochschullandschaft

Einen wichtigen Aspekt der französischen Kultur stellt die besondere Hochschultradition dar, die zum Teil bis ins 12. oder 13. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde an den Universitäten von Paris, Montpellier und Toulouse begründet - einige der ältesten Institutionen Europas.

Heutzutage studieren in Frankreich rund 2,5 Millionen Studenten an den öffentlichen und privaten Universitäten sowie an den außeruniversitären Einrichtungen des Landes. Unter den Universitäten in Frankreich befinden sich internationale Spitzenadressen. Sie alle variieren stark im Hinblick auf ihre Studienangebote, -abschlüsse und -anforderungen.

Auswirkungen der Hochschulreform der 1960er Jahre

Im Rahmen einer Hochschulreform gegen Ende der 1960er Jahre wurden in Frankreich einige große öffentliche Universitäten in mehrere kleinere und autonome Einrichtungen umgewandelt. Es folgten neue, praxisorientiertere Zweige der Universitäten. Bis heute ist es ein Ziel der Regierung, eine größere Autonomie der Hochschulen in Forschung, Personal und Gehältern zu erreichen. Inzwischen gibt es in Frankreich eine Exzellenzinitiative, genauso wie in Deutschland.

Je nach individueller Zielvorstellung und Zukunftsplänen der Studenten bietet die französische Hochschullandschaft ein vielfältiges Studienangebot. Insbesondere drei Hochschultypen gilt es zu unterscheiden: die Universités, die Grandes Écoles und die Écoles Spécialisées.

Universités und Instituts Universitaires

Für die Forschung und Lehre sind klassischerweise die öffentlichen und privaten Universités zuständig. Im Vergleich zu den anderen Hochschultypen in Frankreich verfügen sie gewöhnlich über das fachlich breiteste Studienangebot. Seit der Studienreform der 1960er Jahre existieren neben den Universitäten die staatlichen Instituts Universitaires. Sie sind den Universitäten angegliedert und die Lehrkräfte kooperieren mit den dortigen Forschungseinrichtungen.

Die Instituts Universitaires lassen sich nochmals unterteilen: Auf der einen Seite existieren die sogenannten Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP), auf Deutsch, Universitäres Institut für berufsorientierte, technologische Ausbildungen. Auf der anderen Seite gibt es die Technischen Hochschulen, Instituts Universitaires de Technologie (IUT) genannt. Praktika bilden einen Grundstein in der Ausbildung und die Zusammenarbeit mit Unternehmen spielt eine große Rolle.

Französische „Eliteschmieden“: die Grandes Écoles

Neben den universitären Einrichtungen gibt es weitere, speziell französische Bildungseinrichtungen, die elitären Grandes Écoles. Auch sie stehen unter öffentlicher oder privater Trägerschaft und entstanden im Zuge der französischen Revolution. Sie entwickelten sich zu den Ausbildungsstätten einer neuen Beamtenschaft, die sich nicht länger durch ihre adlige Herkunft, sondern durch Leistung auszeichnen sollte.

Heute sind die Grandes Écoles renommierte Kaderschmieden für Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Ingenieurwissenschaften, Kultur und Militär. Sie sind oftmals auf ein bestimmtes Fach oder auf einzelne Disziplinen spezialisiert und besitzen in der Regel eine berufspraktische Ausrichtung.

Écoles Spécialisées

Darüber hinaus lassen sich die sogenannten Écoles Spécialisées anführen. Es handelt sich um Kunst-, Musik- und Architekturhochschulen, die verschiedenste berufsspezifische Ausbildungen anbieten. So ist beispielsweise eine Ausbildung zum Krankenpfleger, Designer oder zur Hebamme möglich.

Das Studium hat eine Dauer von zwei bis fünf Jahren und führt zum Diplôme d’État.


Studiensystem in Frankreich

Das französische Studienjahr reicht von Oktober bis Mai, die Prüfungszeit schließt sich im Juni an. Offiziell besteht das akademische Jahr aus zwei Semestern, die Studiendauer wird aber traditionell in Jahren (Années Universitaires) berechnet.

Im Zuge des Bologna-Prozesses fand eine Umstrukturierung des französischen Studiensystems statt. Das heutige System setzt sich aus drei Studienabschnitten zusammen, auch LMD genannt:

  • License: dreijähriges Studium, vergleichbar mit dem Bachelor
  • Master: zweijähriges Studium; Wahl zwischen praxisorientiertem Master Professionell oder forschungslastigem Master Recherche
  • Doctorat: dreijähriges Studium; Abschluss ist vergleichbar mit dem deutschen Doktortitel

Aufgrund der Studiendauer ist das Studiensystem in Frankreich auch unter dem Namen „3-5-8“ bekannt. Eine Ausnahme stellt das Medizinstudium dar. Dieses dauert zwischen neun und elf Jahren, je nachdem, ob sich Studierende auf einen bestimmten Bereich spezialisieren.

Auch die Grandes Écoles wurden im Zuge von Bologna umstrukturiert. Anstelle der alten Diplôme-Studiengänge haben Studenten heute die Möglichkeit, dreijährige Masterprogramme zu belegen.

Das Notensystem in Frankreich basiert auf einer 20-Punkte-Skala. Die Bewertung der Studienleistungen erfolgt auf Grundlage des European Credit Transfer Systems in Crédits oder Credit Points.


Studieren in Frankreich - Voraussetzungen

Eine direkte Einschreibung (Inscription Directe) an einer französischen Universität ist für EU-Bürger problemlos möglich.

Für ein Bachelorstudium in Frankreich ist die Allgemeine Hochschulreife erforderlich. Um sich in ein Masterstudium in Frankreich einschreiben zu können, benötigen Studierende einen Bachelorabschluss. Auch alte Diplom- und Magisterabschlüsse werden in der Regel akzeptiert.

Hochschule oder französische Botschaft – die richtige Adresse für die Bewerbung

Die erste Einschreibung erfolgt für alle staatlichen Hochschulen zentralisiert über das Internetportal Admission Post Bac. Allerdings entscheidet die einzelne Hochschule darüber, ob sie Studierende in einen laufenden License- und Masterstudiengang zulässt. Sie bestimmt über die Anerkennung der bisherigen Studienleistungen und anstehende Eignungsprüfungen.

Bei der Bewerbung an einer der Pariser Universitäten beziehungsweise für die Studiengänge Medizin, Pharmazie oder Zahnmedizin gehen die Unterlagen an die französische Botschaft oder das Kulturinstitut.

Französischkenntnisse als Voraussetzung für ein Studium in Frankreich

Bevor sich Studierende an einer französischen Hochschule bewerben, sollten sie sich informieren, in welcher Form für das Studium Französischkenntnisse nötig sind.

Im License-Studiengang ist gewöhnlich die Erfüllung eines der folgenden Kriterien ausreichend:

  • gymnasialer Leistungskurs Französisch, mindestens mit der Note befriedigend
  • das Europäische Abitur
  • die Sprachtests DELF B2, DALF C1 oder TCF.

Für den Master benötigen die Bewerber normalerweise das DALF-Diplom. Alternativ besteht die Möglichkeit, vor Ort in Frankreich einen Sprachtest abzulegen.

Zulassung zum Studium an einem Institut Universitaire

Der Zugang zu einem Institut Universitaire gestaltet sich schwieriger. Für die Aufnahme an einem IUP sind ein oder zwei absolvierte Studienjahre an einer Hochschule gefordert. Eine Kommission entscheidet über die Aufnahme. Auch an den IUT gibt es aufgrund der begrenzten Studienplätze strikte Auswahlverfahren.

Der Concours an den Grandes Écoles

An den Grandes Écoles entscheidet ein Eignungstest (Concours) über die Aufnahme der Kandidaten. Im Vorfeld ist ein zweijähriger Vorbereitungskurs, die Classe Préparatoire (kurz: Prépa) üblich. Der Kurs findet entweder nach dem Abitur (Baccalauréat) am Lycée, in seltenen Fällen auch an der Grande École im sogenannten 1er cycle statt.

Die Prépas stellen keinen eigenständigen akademischen Abschluss dar. Studierende, die das Auswahlverfahren der Grandes Écoles nicht bestehen, haben normalerweise die Möglichkeit, in das dritte Studienjahr einer Universitézu wechseln.


Studium in Frankreich - Kosten und Finanzierungshilfen

Die französische Verfassung sichert eine kostenfreie Bildung seitens der öffentlichen Institutionen zu. Gleichwohl ist immer eine Einschreibungsgebühr fällig, die je nach Hochschule und Studienabschnitt zwischen EUR 180-600 beträgt. Hinzu kommen Bearbeitungs- oder Prüfungsgebühren.

Die privaten Hochschulen und Grandes Écoles verlangen sehr unterschiedliche Studiengebühren. Diese liegen je nach Einrichtung und Studienfach zwischen EUR 1.000 und EUR 10.000 im Jahr.

Was kostet das Leben in Frankreich?

Die Lebenshaltungskosten sind in Frankreich durchschnittlich höher als in Deutschland. Selbstverständlich macht es einen Unterschied, ob Studierende in Paris oder auf dem Land leben. Insbesondere die Mieten sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Lebensmittel- und Reisekosten entsprechen in etwa deutschen Verhältnissen.

Plätze in Studentenwohnheimen sind begehrt, weshalb mit langen Vorlaufzeiten zu rechnen ist. WGs (Colocations) sind in Frankreich eher unüblich und nicht leicht zu finden.

Eine weitere Unterkunftsmöglichkeit für die Zeit des Studierens in Frankreich stellt ein Quartier bei einer Gastfamilie dar. Dabei lassen sich die sogenannten Chambres Chez L'Habitant und Chambres Contre Service unterscheiden. Letzteres bedeutet, dass die Bewohner als Ausgleich für die Unterkunft bestimmte Haushaltspflichten oder Babysitten übernehmen.

Es gibt verschiedene Vermittlungsstellen, wie die CROUS, die zum Teil gegen Gebühren bei der Wohnungssuche helfen.

Mögliche Förderungen

Eine Möglichkeit, den Auslandsaufenthalt in Frankreich zu finanzieren, stellt das Auslands-BAföG des Bundes dar. Auch für Studenten, die keinen Anspruch auf das inländische BAföG haben, besteht eine Chance auf Förderung. Für Frankreich ist die Kreisverwaltung Mainz-Bingen zuständig.

Auch private, politische, wirtschaftliche und kulturelle Stiftungen bieten verschiedene (Teil-)Stipendien für Studierende an. Außerdem kann ein günstiger Studienkredit helfen, den Studienaufenthalt in Frankreich finanziell zu stemmen.

Eine weitere Möglichkeit, den Geldbeutel aufzustocken, stellt ein Nebenjob dar. Studierende aus den EU-Mitgliedsstaaten dürfen ohne Aufenthaltsgenehmigung bis zu 35 Stunden in der Woche arbeiten.


Visums- und Einreisebestimmungen Frankreichs

Für EU-Bürger reicht bei der Einreise ein gültiger Personalausweis. Studierende, die die Absicht haben, länger als drei Monate in Frankreich zu bleiben, benötigen eine Aufenthaltsgenehmigung. Diese können sie beim örtlichen Rathaus oder dem Polizeikommissariat beantragen.