Studieren in China

China ist mit circa 1,34 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde. Über 90 % der Chinesen leben östlich der sogenannten Heihe-Tengchong-Linie, die den Staat fiktiv etwa auf seiner Hälfte von Nordost bis Südwest diagonal durchtrennt. Studieren in China - das bedeutet, sich auf ein Land der Extreme einzulassen.

China - das Land der Extreme

Ein Studium in China ermöglicht es, die Skyline von Shanghai zu bestaunen.

China ist ein Land der Extreme. Es erstreckt sich auf einer Fläche von knapp 9,6 Millionen Quadratkilometern, was in etwa der Größe der Vereinigten Staaten von Amerika entspricht. Dazu verfügt China sowohl über die längste Landesgrenze als auch über die meisten Grenzländer der Welt.

Außerdem wird es von zahlreichen natürlichen Barrieren begrenzt: im Osten sind es das Gelbe, Ostchinesische und Südchinesische Meer, im Südwesten der Himalaya und das tibetische Hochland und im Norden das mongolische Hochland. Insgesamt ist China zu 70 % von Gebirgen und Hochebenen bedeckt. Ansonsten besteht es zum größten Teil aus Gras- und Ackerland-Wüste.

Aufgrund der riesigen Fläche wird klimatisch ein Spektrum von kontinentalem Klima im Norden und Nordosten bis zu einem (sub-)tropischen Klima im Süden abgedeckt. In den extremen Höhenregionen herrscht Hochgebirgsklima.

Verwaltung

Gegründet wurde die Volksrepublik China im Jahr 1949. Hauptstadt und Sitz der Zentralregierung ist Peking, in dessen Großraum fast 20 Millionen Menschen leben. Daneben existieren mit Shanghai, Tianjin und Chongqing drei weitere regierungsunmittelbare Städte, fünf autonome Regionen und die beiden Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau.

Sprache

Die offizielle chinesische Landessprache ist das auch Mandarin genannte Standard-Hochchinesisch. Hinzu kommen je nach Region weitere Dialekte und Sprachen wie Mongolisch, Tibetisch und Koreanisch. In größeren Städten ist neben einer chinesischen Ausschilderung mit lateinischen Buchstaben und englischer Sprache zu rechnen.

Wirtschaft

Die chinesische Wirtschaft erfuhr in den letzten 20 Jahren einen starken Aufschwung. Aus der ehemaligen Planwirtschaft wurde zunehmend eine Privatwirtschaft. Heutzutage ist China der weltgrößte Exporteur, unter anderem von Rohstoffen, landwirtschaftlichen Gütern, Textilien und Büromaschinen.


Hochschullandschaft in China

In China existieren mehr als 2.100 staatliche Hochschuleinrichtungen, deren Zahl beständig zunimmt. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sie sich sogar verdoppelt. Diese Zunahme hängt mit dem massiven Bevölkerungswachstum im Land zusammen. Rund 23 Millionen Studenten waren 2008 an den chinesischen Hochschulen immatrikuliert – eine Steigerung von fast 300% zum Jahr 2000. Die Zahl der Hochschulabsolventen hat sich in dieser Zeit ebenfalls nahezu verfünffacht.

Bildungspolitik Chinas

Zuständig für die Bildungspolitik ist das chinesische Bildungsministerium. Es bemüht sich mittels einer Bildungsreform um einen Wandel der Hochschullandschaft: Studienprogramme und Zulassungsprüfungen werden modernisiert und es werden Evaluationsorgane eingerichtet, die die Studienqualität sichern sollen. Auch das bestehende Ungleichgewicht zwischen städtischen und ländlichen Bildungsstätten soll reduziert werden.

Dem Bildungsministerium direkt unterstehen die derzeit 95 Hochschulen des Eliteförderungsprojekts 211, die vom Staat besondere Unterstützung und Ausstattung erhalten. Die übrigen staatlichen Hochschulen werden von anderen nationalen Ministerien und Behörden oder von den Provinzen und Städten verwaltet.

Neben den staatlichen Hochschulen spielen auch private Einrichtungen und kommerzielle Institute eine immer größere Rolle. Zunehmend werden außerdem renommierte Hochschulen aus dem Ausland als Partner angeworben, um zu einem Wissensaustausch und zu einer Optimierung von Forschung und Lehre beizutragen.

Studieren in China: Auswahl­verfahren

Schon seit den 1950er Jahren werden alle Absolventen eines chinesischen Schuljahrgangs zentral durch die Hochschulaufnahmeprüfung Gaokao getestet und daraufhin den unterschiedlichen Universitätstypen im Land zugeordnet. Lediglich jeder zweite Bewerber erhält bei dem strengen Verfahren überhaupt einen Studienplatz an einer staatlichen chinesischen Hochschule.

Den anderen Interessenten bleibt nur die Möglichkeit, sich an einer kostspieligen privaten Hochschule einzuschreiben. Dies können sich viele aber nicht leisten. Viele chinesische Familien verschulden sich völlig, um ihrem Nachwuchs eine derartige Hochschulausbildung zu finanzieren. Aufgrund der hohen Studentenzahlen und der strengen Hochschulzugangsregelung zieht es daher viele Chinesen zum Studium ins Ausland. In Deutschland stellen sie beispielsweise den größten ausländischen Studentenanteil.

Gründe für ein Auslandsstudium in China

Deutsche Studierende lockt es aus anderen Gründen zum Studium nach China: Viele von ihnen wollen am chinesischen ökonomischen Aufschwung teilhaben und wichtige Kooperationspartner der Zukunft kennenlernen. China ist einer der wichtigsten globalen Wirtschafts- und Finanzmärkte und der asiatische Kontinent gewinnt immer mehr an internationalem Gewicht. Die während eines Studiums in China gewonnen Einblicke in die asiatische Kultur und das bessere Verständnis für Land und Leute sind für die spätere Berufspraxis nicht zu unterschätzen.

Zudem öffnen sich die chinesischen Hochschulen zunehmend für Ausländer und gehen entsprechende Kooperationsprogramme ein. Insgesamt kommen Studenten aus mehr als 170 Ländern nach China. Im Jahr 2010 waren es 265.000 Personen, von denen über 4.800 aus Deutschland stammten. Sehr beliebt sind bei ihnen Fächer wie Sinologie, Wirtschaftschinesisch, chinesische Kultur und Medizin, Management sowie Rechtswissenschaften und Finanzwissenschaften. Immer mehr Studenten möchten mittlerweile ein Auslandssemester oder Vollzeitstudium in der Volksrepublik absolvieren, während man früher eher für einen universitären Sprachkurs in das Land reiste.

Schaubild: Deutsche Studierende im Ausland im Jahr 2012, Quelle: Statistisches Bundesamt

Studieren in China auf Englisch?

An den meisten staatlichen Hochschulen wird momentan ausschließlich in chinesischer Sprache gelehrt. Für Studierende, die ein Auslandssemester in China absolvieren möchten, gibt es an einigen chinesischen Hochschulen jedoch zum Teil ein speziell für sie erstelltes englischsprachiges Studienangebot.


Studiensystem in China

Die zahlreichen Parks und Gärten geben Studierenden auch in den chinesischen Großstädten Gelegenheit zum Durchatmen.

Das akademische Jahr in China ist in zwei Semester unterteilt, die von Mitte Februar / Anfang März bis Juli und von September bis Mitte Januar / Anfang Februar dauern. Momentan befindet sich die Hochschulbildung wie erwähnt in einem Reformprozess und die Studiengänge und Lehrmethoden werden modernisiert und internationalisiert.

Traditionell ist das chinesische Bildungswesen stark verschult und legt viel Wert auf Frontalunterricht, studentisches Mitschreiben und schriftliche Zwischen- und Abschlussklausuren. Streng kontrolliert werden die Anwesenheit in den Veranstaltungen und die Erfüllung der Hausarbeiten. Den Semesterplan stellen die Studenten allerdings selbst zusammen. Die Leistungen werden in einem Punktesystem angerechnet.

Xueshi, Shuoshi, Boshi – die Studienabschlüsse

Gegliedert ist das chinesische Studium zunächst in die Undergraduate Studies, die in vierjährigen Studiengängen zum akademischen Grad Xueshi führen. Dieser ist in etwa mit einem Bachelorabschluss gleichzusetzen.

Der Xueshi ermöglicht einerseits einen direkten Berufseinstieg, andererseits die Fortsetzung des Studiums mit den Postgraduate Studies. Diese bauen auf dem ersten Studiengang auf und vertiefen die bisher gewonnen Kenntnisse. In ihrem Verlauf wird nach zwei bis drei Jahren der akademischen Titel Shuoshi erworben. Dieser stellt ein Äquivalent zum Master dar. Zu seiner Abschlussprüfung gehört eine schriftliche Examensarbeit, eine Mindestzahl an Credit Points und die Präsentation der Arbeit vor einem Expertengremium.

Wenn die bisherigen Leistungen gut genug sind, ist in weiteren drei bis sechs Jahren eine Promotion zum Boshi, dem chinesischen Doktortitel, möglich. Dieses forschungsbetonte Aufbaustudium beinhaltet eine schriftliche Dissertation, ein mündliches Rigorosum und eine bestimmte Zahl an Credit Points. In besonderen Ausnahmefällen, wie herausragenden Studienleistungen, ist manchmal eine Direktpromotion im Anschluss an den Bachelor möglich.

Junior Colleges

Außer an Universitäten kann optional an einem der chinesischen Junior Colleges studiert werden. Die dortigen Undergraduate Studies enden nach zwei bis drei Jahren mit dem Bachelor und sind sehr praxisorientiert. An einigen Colleges kann außerdem im Master- oder Ph.D.-Studiengang studiert werden.


Studien­voraussetzungen in China

Für ein Studium an einer Universität in China müssen Bewerber ein paar Voraussetzungen erfüllen:

  • Eine der Voraussetzungen ist ein mindestens zwölfjähriger Schulbesuch (für Deutsche also das Abitur oder Fachabitur).
  • Man sollte zum Zeitpunkt des Studienbeginns nicht älter als 25 Jahre sein.
  • Für die Zulassung zum Shuoshi-Abschnitt des Studiums sind ein erfolgreich vorausgegangener Bachelorabschluss und ein Maximalalter von 35 Jahren Grundvoraussetzung.
  • Für den Promotionsstudiengang wiederum sind ein Master oder das erste Staatsexamen notwendig. Das Höchstalter beträgt in diesem Fall 40 Jahre.

Auslandsstudium China: Sprachkenntnisse vorweisen

Bei einem Studium an rein chinesischsprachigen Hochschulen oder einem Sinologie-Studium sind gute Sprachkenntnisse durch die Hanyu Shuiping Kaoshi-Prüfung, kurz HSK, nachzuweisen. Für die Gesellschaftswissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften sowie für die Traditionelle Chinesische Medizin wird in der Regel ein höheres Sprachniveau verlangt als für die Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Agrarwissenschaften oder das Studium der westlichen Medizin. Viele Bewerber für ein komplettes Studium in chinesischer Sprache belegen vor dem Beginn des Fachstudiums einen ein- bis zweijährigigen Mandarin-Sprachkurs.

Bei einem englischsprachigen Studium in China müsst ihr ausreichende Englischkenntnisse anhand einer Mindestpunktzahl in standardisierten Tests wie IELTS oder TOEFL nachweisen.


Studieren in China: Kosten und Finanzierung

Seit Mitte der 1980er Jahre werden Studiengebühren in China erhoben. Sie variieren je nach Art der Hochschule und dem gewählten Fach sowie dem angestrebtem akademischen Grad. Im internationalen Vergleich liegen sie eher im unteren Feld. Bei staatlichen Hochschulen ist im Bachelorstudiengang jährlich mit etwa 1.300 bis 7.500 Euro inklusive Unterkunft und Verpflegung zu rechnen. Hinzu kommt eine einmalige Aufnahmegebühr, die im Schnitt circa 75 bis 100 Euro beträgt. Am kostenintensivsten ist ein Studium in den Fächern Wirtschaft und Finanzen.

Wohnen als Student in China

Studentenwohnheime auf dem Campus oder in dessen Nähe bieten Einzel- und Mehrpersonenzimmer an. Ein Mehrbettzimmer kostet umgerechnet circa 150 bis 200 Euro und ein Einzelzimmer 300 bis 400 Euro. Viele Wohnheime wurden speziell in Hinblick auf internationale Studenten modernisiert. Internationale Studenten werden in der Regel getrennt von ihren chinesischen Kommilitonen untergebracht.

Bei einem längeren Aufenthalt in China kann es sich durchaus lohnen, eine private Wohnung anzumieten. Je nach Stadt variieren die Preise stark und es sollte für ein Einzelzimmer mit umgerechnet etwa 100 bis 300 Euro monatlich gerechnet werden.

Lebenshaltungskosten während eines Studiums in China

Die Lebenshaltungskosten liegen in China unter dem deutschen Schnitt, wenn man einen nicht allzu hohen Lebensstandard voraussetzt. Gute und sehr günstige einheimische Speisen bekommt man in Mensen, Garküchen und Schnellrestaurants. Exportlebensmittel sind hingegen weit teurer. Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind ebenfalls sehr günstig und die Verbindungen gut. Taxifahren ist in China für wenig Geld möglich.

Stipendien und BAföG

Als Inhaber eines Studentenvisums darf man nicht in China arbeiten. Zur finanziellen Unterstützung können jedoch verschiedene Förderprogramme in Erwägung gezogen werden, etwa Stipendien:

  • Der DAAD bietet zum Beispiel mit seinem Chinareferat verschiedene Stipendien an, je nach Fächerwahl, Studiengang und Aufenthaltsdauer.
  • Teilweise gewährt auch die chinesische Regierung Zuschüsse und Stipendien, für die man sich aber mindestens ein Jahr zuvor beworben haben sollte.
  • Hinzu kommen verschiedene private und kulturelle Stiftungen mit ihren (Teil-)Stipendien.
  • Auch College Contact ergibt zweimal im Jahr an fünf besonders motivierte Studierende verschiedener Fachrichtungen Stipendien.
  • Weiterhin besteht die Möglichkeit, den Chinaaufenthalt über einen Studienkredit zu finanzieren.

Studierende, die nur für ein oder zwei Auslandssemester oder einen einjährigen Master in China studieren möchten, können zudem Förderung im Rahmen des Auslands-BAföG beantragen. Zuständig für das Auslands-BAföG für China ist das Studentenwerk in Tübingen.


Visa- und Einreise­bestimmungen Chinas

Wer in China studieren möchte, benötigt ein Studentenvisum. Je nach Dauer des geplanten Studienaufenthaltes müssen Studierende ein X-1- oder X-2-Visum beantragen. Der Antrag ist bei einem Chinese Visa Application Service Center zu stellen.