Studieren in Chile

Über Chile wissen die meisten Menschen nur wenig. Das mag an der geographischen Lage des Landes liegen... Ein Studium in Chile ist eine super Gelegenheit, dieses außergewöhnliche Land besser kennenzulernen.

Chile kennenlernen

Bei einem Auslandsstudium in Chile bekommen Studierende ein Gefühl für den Nationalstolz der Chilenen.

Hinter den majestätischen Anden gelegen erstreckt sich Chile über eine Länge von 4.300 Kilometern und eine durchschnittliche Breite von gerade einmal 180 Kilometern entlang der Südwestküste Südamerikas. Hier kann es einem schon mal so vorkommen, als ob man sich am „Ende der Welt“ befindet - das bedeutet chili in der Sprache der indigenen Bevölkerung.

Die einzigartigen Landschaften Chiles verstärken diesen Eindruck noch. Im Norden liegt die trockene Atacama Wüste, in der man soweit das Auge reicht nichts als Kakteen und bizarre Mondlandschaften sieht. In den Hochebenen der Anden befinden sich aktive Vulkane, zischende Geysire und malerische Seen. Im Süden erstrecken sich die Eisfelder Patagoniens, beeindruckende Fjordlandschaften und immergrüne Regenwälder. In der Mitte des Landes herrscht dagegen mediterranes Klima. Hier befinden sich ausgedehnte, grüne Weinanbaugebiete und auch die Hauptstadt des Landes, Santiago de Chile.

Die Hauptstadt - Santiago de Chile

Mit mehr als sechs Millionen Einwohner*innen stellt sie die größte Stadt und den wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt Chiles dar. Mit den Gebäuden aus der spanischen Kolonialzeit und den westlichen Einkaufszentren mutet die lebhafte Metropole auf den ersten Blick europäisch an. Auf den zweiten Blick entdeckt man kleine Kunsthandwerksläden, bunte Galerien, urige Bars und versteckte Parks, die der Stadt ihren ganz eigenen Charme verleihen.

In diesem Zusammenhang muss man auch die unvergleichliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Chilen*innen erwähnen - auch wenn diese nach südamerikanischen Maßstäben auf den ersten Blick eher zurückhaltend erscheinen. Ein weiterer Reiz der Hauptstadt liegt in ihrer attraktiven Lage: Die Strände der Pazifikküste und die bunten Hafenstädtchen Valparaíso und Viña del Mar sind schnell zu erreichen und bei Touristen gleichermaßen beliebt wie bei internationalen Studierenden, die für eine Zeit in Chile studieren.


Hochschul­landschaft in Chile

Die chilenische Hochschullandschaft war lange Zeit sehr überschaubar. Noch 1980 gab es lediglich acht Universitäten in Chile. Diese waren überwiegend in staatlicher oder kirchlicher Trägerschaft und hatten teilweise mehrere regionale Zweigstandorte. Eine umfassende Hochschulreform im Jahr 1981 führte zu der Abspaltung vieler regionaler Standorte der bestehenden Universitäten sowie zur Gründung zahlreicher neuer, vorwiegend privater Universitäten.

Welche Arten von Hochschulen gibt es heute in Chile?

Heute gibt es in Chile insgesamt 61 Universidades mit knapp 560 000 Studierenden. Die Universidades lassen sich dabei je nach Entstehungsweise und Trägerschaft verschiedenen Gruppen zuordnen:

Die Universidades tradicionales sind aus den acht bereits vor der Hochschulreform bestehenden Universitäten hervorgegangen. Zu ihnen zählen:

  • die derzeit 16 Universidades estatales mit staatlicher Trägerschaft
  • die neun Universidades particulares mit überwiegend kirchlicher Trägerschaft

Diese Universitäten in einem gemeinsamen Hochschulrektorenrat zusammengeschlossen: dem Consejo de Rectores de las Universidades Chilenas (CRUCH).

Neben den Universidades tradicionales gibt es derzeit 36 private Universitäten, die Universidades privadas. Alle privaten Universitäten müssen durch den dem Bildungsministerium unterstellten Consejo Superior de Educación (CSE) geprüft und offiziell anerkannt werden. In den ersten Jahren nach ihrer Gründung gelten sie zudem als Universidades bajo supervision und werden einer älteren, etablierten Universität zugeordnet. Diese kontrolliert ihre Lehrpläne und Prüfungsordnungen. Die meisten privaten Universitäten in Chile haben diese Phase bereits durchlaufen und gehören zu den unabhängigen Universidades privadas autónomas.

Neben den Universitäten gibt es in Chile noch weitere Bildungseinrichtungen. Diese sind zwar dem Hochschulbereich zugeordnet, bieten aber vor allem berufsbildende Programme an:

  • die 45 Institutos Profesionales
  • die 108 Centros de Formación Técnica de Nivel Superior

Darüber hinaus gibt es rund zehn Establecimientos de Educación Superior de las Fuerzas Armadas y de Orden. Sie sind am ehesten mit den deutschen Bundeswehr- und Verwaltungshochschulen vergleichbar.


Studiensystem in Chile

In den chilenischen Hafenstädten können Studierenden Hafenluft schnuppern und das bunte Treiben auf den Straße beobachten.

Genau wie das deutsche ist auch das chilenische Hochschuljahr in zwei Semester unterteilt. Das akademische Jahr in Chile beginnt aber bereits im März, weshalb der zeitliche Rahmen eines Auslandssemesters im Vorfeld gut abgeklärt werden sollte.

Der ideale Zeitraum für ein Auslandsstudium in Chile ist das Herbstsemester, welches frühestens im Februar beginnt und im Juli endet.

Das Studiensystem in Chile gliedert sich in zwei unterschiedliche Studienstufen. Anhand dieser Studienstufen lässt sich das chilenische Hochschulsystem im Vergleich zu den deutschen Studienabschlüssen erklären.

Pregrado

Eine erste Besonderheit der grundständigen Studiengänge in Chile ist der zweijährige Bachiller. Trotz der ähnlichen Schreibweise entspricht dieser erste grundständige Abschluss nicht dem deutschen Bachelor. Vergleichbar mit dem deutschen Bachelorstudiengang sind erst die vier- bis siebenjährigen Lizenziatsstudiengänge. Der Lizenziatsabschluss ist auch die Voraussetzung um einen Titel in geschützten Berufen zu erhalten. Dazu zählen beispielsweise Fachrichtungen wie Medizin, Jura oder Architektur.

Posgrado

Im Anschluss an den Studienabschluss Licenciatura gibt es je nach Fachrichtung die Möglichkeit einen Maestría oder Doktorgrad zu erwerben. Ein Maestría-Studiengang dauert zwei Jahre und kommt einem Masterabschluss gleich. Der höchste akademische Grad in Chile ist der Doktorgrad. Das Promotionsstudium dauert drei- bis fünf Jahre.


Studieren in Chile: Zulassungs­voraussetzungen

Die grundsätzliche Voraussetzung für die Zulassung zu einem Bachillerato- oder Licenciatura-Studiengang an einer chilenischen Universität ist ein Schulabschluss, der dem chilenischen Nivel Secundario entspricht. Bei deutschen Bewerbern ist diese Voraussetzung durch den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Abitur) erfüllt.

Über die Vorgabe bezüglich des Schulabschlusses hinaus sind die chilenischen Universitäten weitgehend frei in der Festlegung eigener Zugangsvoraussetzungen und -beschränkungen. Die Vergabe der Studienplätze an den staatlichen und kirchlichen Universitäten, die sich im Consejo de Rectores de las Universidades Chilenas zusammengefunden haben, erfolgt dabei über eine zentrale Eignungsprüfung: die so genannte Prueba de Selección Universitaria (PSU).

Die meisten privaten Universitäten nutzen die Ergebnisse der PSU ebenfalls, um ihre Bewerber*innen auszuwählen. Einige von ihnen haben jedoch zusätzlich auch noch eigene Zugangsprüfungen oder Auswahlverfahren. Internationale Bewerber*innen müssen sich in der Regel denselben Prüfungen unterwerfen wie einheimische Bewerber*innen. Das macht den Zugang zu kompletten Studiengängen an chilenischen Universitäten recht schwierig. Insbesondere, wenn die Wunschuniversität zu denjenigen gehört, an denen das Ablegen der PSU Pflicht ist.

Einfacher ist hingegen die Zulassung für ein Auslandssemester in Chile. Hier reichen oftmals der Nachweis über das bestandene Abitur oder ein Transcript of Records der Heimathochschule. Dieses muss alle bisher belegten Kurse auflisten. Es gilt gleichzeitig als Nachweis der Immatrikulation.

Sprachkenntnisse

Für die Zulassung für ein Studium in Chile sind in der Regel gute bis sehr gute Spanischkenntnisse notwendig. Der Unterricht findet nämlich an fast allen Universitäten ausschließlich auf Spanisch statt.

Eine Ausnahme bildet auch hier wieder die Zulassung zu einem Auslandssemester: Einige chilenische Universitäten bieten ihren internationalen Gaststudierenden im Rahmen spezieller Semesterprogramme nämlich auch englischsprachige Kurse an. Diese haben häufig einen landeskundlichen oder regionalen Bezug. Sie können oftmals durch Spanisch-Sprachkurse ergänzt werden.


Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Sowohl an den staatlichen als auch an den privaten Universitäten Chiles sind Studiengebühren bereits seit langer Zeit üblich. Die Höhe der Studiengebühren unterscheidet sich jedoch je nach Universitätstyp und gewählter Fachrichtung. Das Studium eines geisteswissenschaftlichen Fachs ist bereits für wenige hundert Euro pro Studienjahr zu haben. Die Studiengebühren für manch andere Studienfächer wie beispielsweise Medizin liegen dagegen bei mehreren tausend Euro pro Studienjahr.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Studiengebühren an privaten Universitäten höher sind als die Studiengebühren an staatlichen Universitäten. Während staatliche Universitäten zumindest eine Grundfinanzierung durch die chilenische Regierung erhalten, bekommen private Universitäten keinerlei finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite.

Lebenshaltungs­kosten in Chile

Die Lebenshaltungskosten in Chile richten sich wie auch in Deutschland nach dem individuellen Lebensstil. Gerade in Großstädten wie Santiago oder Valparaíso sind sie durchaus mit denen in Deutschland vergleichbar. In kleineren Städten hingegen sind sie in der Regel etwas niedriger. Im Durchschnitt sollten Studierende in Chile mindestens EUR 500 pro Monat einplanen. Ein WG-Zimmer in einer Hospedaje oder Residencia schlägt hierbei mit rund EUR 120-180 im Monat zu Buche. Einige chilenische Universitäten vermitteln auch Zimmer in Gastfamilien. Diese sind häufig etwas günstiger oder die Mahlzeiten sind bereits im Preis mit inbegriffen.

Wie könnt ihr ein Studium in Chile finanzieren?

Finanzielle Unterstützung für ein Auslandssemester in Chile bieten unter anderem die Leistungen des Auslands-BAföG. Aufgrund der höheren Bemessungsgrenzen haben auch Studierende, die für ihr Studium in Deutschland keinen BAföG-Anspruch haben, die Chance auf den Erhalt der Auslandsförderung. Das Auslands-BAföG beinhaltet bis zu EUR 5.600 Studiengebühren für maximal ein Jahr sowie Zuschüsse zu den monatlichen Lebenshaltungskosten und den Reisekosten.

Für komplett in Chile absolvierte Studiengänge gibt es von deutscher Seite leider kaum Finanzierungsmöglichkeiten. Allerdings bieten manche chilenische Universitäten eigene Stipendien (Becas) an, so dass es sich lohnen kann, hier nachzufragen. Eine weitere Finanzierungshilfe stellt ein Studienkredit dar.


Visa- und Einreisebestimmungen

Wer in Chile studieren möchte, muss vor Antritt des Studiums ein Studentenvisum beantragen, das so genannte Visa de Estudiante. Nach der Ausstellung müsst ihr das Visum persönlich bei einem der vier chilenischen Konsulate in Deutschland abholen. Das Studentenvisum beinhaltet keine Arbeitserlaubnis und wird immer nur für maximal ein Jahr ausgestellt. Es ist aber eine Verlängerung möglich, wenn das Studium länger als ein Jahr dauert.

Bis zum Frühjahr 2018 war es möglich, für ein Auslandssemester in Chile auf ein Studentenvisum zu verzichten und stattdessen mit einem Touristenvisum einzureisen. Diese "inoffizielle" Alternative können wir jetzt jedoch nicht mehr empfehlen.