29 Jun
Erfahrungsbericht von Susanne W.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kunst und Design
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2005 bis 04/2005

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das wichtigste vorweg: wer kein Freund langer Winter ist, sollte nicht nach Halifax fahren. Zumindest nicht im zweiten Term. Da ich die kalte Jahreszeit liebe fand ich drei Monate Dauerfrost super, genauso wie meterhohen Schnee und zweimal Schulausfall wegen eines Blizzards. Halifax ist eine perfekte Stadt für alle, denen die Metropolen dieser Welt zum Leben zu groß sind. Wer also normalerweise in Berlin studiert, kommt sich am Anfang vielleicht vor wie in einer verschnarchten Kleinstadt, aber lernt man die city erst mal kennen ist es viel besser als in Toronto&Co. Man kann alles bequem zu Fuß erreichen, den Hafen, die Geschäfte, die Clubs, das Meer und die unglaublich vielen Kneipen (höchste Kneipendichte in Nordamerika, oder so, steht im lonely planet), auch wenn es kalt ist. Oder besser, besonders wenn es kalt ist, denn bei zu viel Schnee wartet man schon mal ne Stunde auf den Bus. Der hält dann aber dafür überall, wo man möchte, wenn man die meist sehr netten Busfahrer fragt. Ein Buspass bekommt man bei der Einschreibung von der Uni. Möchte auch sein, denn die Gebühren, die man abdrückt sind doch ziemlich heftig. Von „preisgünstigste Universität in Kanada“ wie es mal bei euch auf der Seite zu lesen war, kann wirklich keine Rede sein. Andererseits bekommt man für das Geld aber auch eine anständige Ausbildung. Die Klassen, zumindest in meinen Fachbereichen Politik, Geschichte und Kultur sind angenehm klein, der Prof kennt nach kürzester Zeit alle Namen und ist immer gewillt eine interessante Vorlesung zu halten. Somit ein großer Unterschied zu den meisten deutschen Unis. Das eigentliche lernen bzw. studieren an kanadischen Hochschulen ist für einen deutschen FH-Studenten nicht neu. Einige deutsche Kommilitonen von der Uni haben sich dagegen ein bisschen umgeschaut ob des Arbeitsaufwands das ganze Semester über. Es läuft nicht auf dieses Megalernen am Ende des Semesters hinaus, wenn die Prüfungen anstehen. Man ist eigentlich zu jeder Vorlesung gefordert. Immer muss irgendetwas abgegeben werden, hier ein Paper, da ein Essay, überall werden Präsentationen gehalten, es gibt kurze Tests und am Ende natürlich trotzdem noch Abschlussklausuren. Da man als Gaststudent aber meist nur drei oder vier Kurse belegt, ist das Pensum mit geschicktem Zeitmanagement trotzdem sehr gut zu schaffen. Letztendlich ist die Benotung der einzelnen Arbeiten auch bei weitem nicht so streng, wie wir das von zu Hause gewohnt sind. Wir haben immer alle gute Noten bekommen und obwohl wir ziemlich oft nachts feiern gewesen sind. Für die hohen Studiengebühren bekommt man außerdem noch rund um die Uhr kostenloses Internet die PC-Räume sind 24h am Tag offen!) sowie freien Eintritt für den Tower - ein sehr gut ausgestattetes Fitnessstudio direkt auf dem Campus. Speziell für den Winter ist das sehr günstig, weil es sich bei –25° Grad und zwei Meter nur sehr beschwerlich draußen sporteln lässt. Im Tower gibt es neben den unzähligen Geräten noch eine Basketballhalle, vier Squashboxen, ein Gymnastikraum wo regelmäßig Kurse á la Bauch-Beine-Po angeboten werden sowie eine Sauna und ein Dampfbad (Achtung: In Kanada trägt man dort Badesachen!!!). Ist der Schnee dann weg, kann man auf der Tartanbahn rund um das Footballfeld in der Mitte des Campus’ seine Runden drehen, oder noch besser durch den Point Pleasant Park zum Meer joggen. Zum Thema wohnen kann ich nur begrenzt etwas sagen. Ich habe on-campus in einem der drei Wohnheime gewohnt. Das ist ganz nett für ein Semester, auf Dauer kann es aber anstrengend sein, sofern man nicht alleine wohnt (und als exchange student an ein Einzelzimmer zu kommen ist fast unmöglich). Auch muss man aufpassen in welches der Wohnheime man sich einteilen lässt. Es gibt da ein paar Sachen die man zwecks Zimmer-/Appartmentgröße, Durchschnittsalter der Mitbewohner und Ausstattung wissen muss. Ein Vorteil des Wohnens auf dem Campus ist, dass man bei Schneesturm nicht mal vor die Tür muss um in die Uni zu kommen – alles ist durch unterirdische Gänge verbunden. Nur zum Sporttower muss man mal kurz für zwei Minuten raus. Und wie überall auf der Welt trifft man in Wohnheimen die meisten Leute von überall her. Ich habe mit einer Kanadierin ein Zimmer geteilt, was meinem Englisch natürlich enorm geholfen hat. Grundsätzlich ist es wohl immer möglich für ein oder zwei Semester ein Zimmer in einer WG zu finden, man muss nur rechtzeitig suchen. Mietpreise sind meist geringer als in Deutschland, dafür schlägt man bei den Lebensmitteln ordentlich drauf. Ein Nachteil des Wohnheims ist Weg ins Nachtleben. Meist beginnt der zwar im uni-eigenen Pub aber früher oder später geht es dann doch in die Innenstadt. Hin kommt man meist noch mit dem Bus, aber so was wie Nachtlinien gibt es in Halifax nicht. Dann läuft man also schon mal 15 bis 20 Minuten nach Hause, je nach Kälte auch schneller. Nun bleibt mir nur noch zusammenfassend zu sagen, dass meine vier Monate am östlichsten Zipfel von Kanada absolut super waren ...