9 Jan
Erfahrungsbericht von Melanie W.

Griffith University - Brisbane

Stadt: Brisbane
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Wenn man eine Fremdsprache studiert, sollte ein Auslandsaufenthalt im dazugehörigen Land Pflicht sein. Das war auch mein Gedanke und so entschied ich mich im Rahmen meines Anglistik-Studiums für ein Auslandssemester an der Griffith University in Australien, Brisbane. Da ich Australien bereits aus einem Urlaub kennen und lieben gelernt hatte, und von damals auch Brisbane in guter Erinnerung behalten hatte, fiel mir die Wahl des Ortes leicht. Schwieriger dagegen gestaltete sich die Wahl der richtigen Universität, an der ich immerhin 5 Monate studieren sollte. Nach ausgiebigem Recherchieren und College- Contact- Erfahrungsberichte- Wälzens, fiel die Entscheidung schließlich zugunsten der Griffith University, vor allem wegen der verhältnismäßig „günstigen“ Studiengebühren. Trotz aller gelesenen Erfahrungsberichte und eingeholten Meinungen, eine gewisse Restnervosität blieb. Schließlich muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen.

Das Anmeldeverfahren für die Kurse erfolgt online und war nach kurzem Einlesen relativ einfach. Alle offenen Fragen wurden dank College Contact schnell und zuverlässig beantwortet. Leider war das Kursangebot im Bereich Englische Literatur im 3. Studienjahr (gut, ist vielleicht auch ein exotischer Studiengang ;) ) nicht besonders groß, sodass ich zu zwei Drittjahreskursen noch einen Zweijahreskurs wählen musste, um als Vollzeit-Student angesehen zu werden. Das ist u.a. wichtig für die Beantragung des Auslandsbafögs, denn das steht einem nur als Vollzeit-Student zu. Glücklicherweise genügte mir ein Kurs zur Anrechnung, weswegen die überschaubare Auswahl kein großes Problem für mich darstellte. Letztlich belegte ich „Shakespeare’s Plays“ bei Prof. Patrick Buckridge, „Reading Fiction“ bei Prof. Belinda McKay und „The Critic: Arts and Culture“ bei Prof. David Ellison.

Rechtzeitig kümmern sollte man sich um die Beantragung des Auslandsbafögs. Diese nimmt einige Zeit in Anspruch und eine sechsmonatige Bearbeitungszeit ist die Regel. Da meine Entscheidung für eine Uni relativ spät fiel (im März), fand auch der Bafög-Antrag erst Ende März seinen Weg ins Auslandsbafög-Amt nach Marburg. Der Antrag ist ziemlich komplex und nimmt einige Zeit in Anspruch. Zudem wurden dreimal Unterlagen nachverlangt, von denen vorher nie die Rede war (sonst hätte ich sie ja alle in einem Rutsch geschickt). Durch diese „häppchenweise“ Bearbeitung wurde es schließlich September bis ich schließlich doch eine Zusage erhielt. Zu diesem Zeitpunkt war ich allerdings bereits in Australien, was die Korrespondenz mit dem Bafög-Amt ein wenig erschwert hat, nicht zuletzt wegen der 8., bzw. 9.-stündigen Zeitverschiebung. Daher kann ich jedem nur raten, den Antrag rechtzeitig zu stellen, und vor allem auch dann, wenn man kein Inlandsbafög bekommt. Auch ich bekomme kein Bafög in Deutschland und hatte Anspruch auf Auslandsbafög. Von daher, versucht es auf jeden Fall, denn Australien ist teuer!

Meine Ankunft am Nathan Campus Mitte Juli gestaltete sich dann erst einmal schwierig. Die Griffith Uni bietet internationalen Studenten einen kostenlosen Pick-up Service vom Flughafen in Brisbane an. So weit, so gut. Leider operiert dieser Service nur bis 24 Uhr und dann wieder ab 6 Uhr morgens. Da ich um 1 Uhr nachts gelandet bin, hatte ich dann noch lange 5 Stunden am Brisbane Airport vor mir, bevor mich dann ein junger Mann abgeholt und zur Griffith Uni gebracht hat. Allerdings gilt diese Einschränkung nur für Studenten, die auf dem Campus wohnen, denn dort hat das zuständige Accommodation Office um diese Zeit noch nicht auf. Mitstudenten, die ich am Flughafen getroffen habe, wurden direkt nach der Landung vom gleichen Pick-Up Service abgeholt und in die Stadt zu einem Hostel ihrer Wahl gefahren.

Mein „Flat“ auf dem Nathan Campus war eine „self-catered Flat“, die ich mir mit 6 Mitbewohnern geteilt habe. Alternativ zur „self-catered“ Flat, gibt es auch die Möglichkeit eine „catered“ Flat zu nehmen, die allerdings knapp 200 Dollar pro Woche teurer ist. Für mein kleines Zimmer, habe ich 135$ die Woche bezahlt, was aber im Vergleich zu umliegenden Zimmern in den sogenannten Shared Houses außerhalb des Campus vergleichsweise günstig war. Sechs Mitbewohner sind erst einmal eine Umgewöhnung, vor allem da Küche, Wohnzimmer und Bad gemeinsam genutzt werden, doch jeder hat ein eigenes, kleines Zimmer, das man sich mit genügend Fotos und Postkarten ganz wohnlich zurecht machen kann. Etwas schwieriger wurde es in Fragen der Sauberkeit, denn da hatten einige meiner Mitbewohner eine etwas andere Vorstellung als ich.

Meine Kurse an der Griffith Uni haben mir dagegen sehr gut gefallen. Die Gruppen waren relativ klein, was eher eine Schul-Atmosphäre erzeugte. In einer meiner Vorlesungen saßen nur etwa 10 Leute, was schon eine Umgewöhnung ist, wenn man Vorlesungsräume mit 200 Leuten oder mehr gewöhnt ist. Sehr gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang auch, dass die Professoren jeden Studenten mit Namen ansprechen konnten und nichts von der Anonymität zu spüren war, die in vielen deutschen Unis vorherrscht. Viele ließen mit sich auch über Abgabetermine und Klausuren sprechen und waren sehr hilfsbereit, flexibel und immer gerne für Fragen zu erreichen. Die Seminar- und Vorlesungsräume waren sauber, hell und alle mit Internet ausgerüstet. Leider war in meiner Zeit auf dem Campus ein neues Gebäude im Bau, weswegen es öfters zu Lärmbelästigungen gekommen ist und die Bibliothek nur auf einem Umweg zu erreichen war.

Auf dem Nathan Campus gibt es auch mehrere Food Shops und ein Post Office. Natürlich sind die Sachen dort alle ein wenig teurer. Daher lohnt es sich für Besorgungen aller Art in die City oder in das nahegelegene Shopping Centre „Garden City“ zu fahren. In beide Richtungen fahren im Minutentakt Busse vom Nathan Campus aus und man tut gut daran sich sofort eine „GO!-Card“ zuzulegen (gibt’s im Post Office ;) ), die man mit Geld auflädt (25$ können es ruhig sein) und dann einfach beim Ein- und Aussteigen an einem Scanner im Bus langzieht. Das geht schnell und ist billiger, als jedes Mal mit Bargeld zu zahlen. Und es lohnt sich, denn die Stadt ist ein Stück weg (je nach Bus 15-40 Minuten), aber jedes Mal einen Besuch wert. Am Wochenende gibt es viele verschiedene Märkte, auf denen es schöne Sachen gibt und auf denen man auch günstig frische Lebensmittel bekommt. In Australien sind Lebensmittel und auch Drogerieartikel jeglicher Art sehr teuer.

Dafür gibt es öffentliche Barbecue Grills zur kostenlosen Benutzung für jeden und eine Lagune, die ebenfalls umsonst genutzt werden kann. Die Australier sind sehr freundlich und hilfsbereit, das Wetter ist meistens gut und daher gibt es an der South Bank in der City immer etwas zu sehen. Australien ist ein wunderbares Land und es gibt so viel zu entdecken. Also plant genug Reisezeit nach dem Studium ein und seid euch bewusst, dass sobald ihr einmal da seid, Studieren zur Nebensache wird. Ich kann es jedem, der über ein Studium in Australien nachdenkt nur empfehlen, denn mal ehrlich: Wer möchte nicht in einem Land studieren, in dem sich die Fahrgäste beim Busfahrer bedanken und der auch noch freundlich mit einem „Take Care!“ antwortet?