29 Jun
Erfahrungsbericht von Jakob P.

Capilano University


Hochschule: Capilano University
Stadt: Vancouver
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2018 bis 04/2018
Heimathochschule: Brühl EUFH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Kanadier sind unglaublich nett und entschuldigen sich ständig“ - dieses Vorurteil hört man häufig, wenn man sich mit jemandem über Kanada unterhält. Und ja, es stimmt. Dem Busfahrer einen guten Morgen zu wünschen und beim Aussteigen noch schnell „thank you!“ nach vorne zu rufen, gehört zum guten Ton und macht den Tag gleich viel angenehmer für sich und andere. Vorab würde ich gerne sagen, dass ich das Auslandssemester an der CapU wirklich empfehlen kann, auch wenn ich im folgenden Text teilweise ziemlich kritisch wirke. Meist sind es aber Dinge, die bei etwas Sorgfalt und Vorbereitung im Voraus ausgeschlossen werden können. Die Eindrücke, die man in Kanada sammelt, bleiben letztendlich doch unvergesslich und lassen alles andere schnell vergessen. Nicht umsonst kennt jeder diese eine Person, die seit 20 Jahren davon schwärmt, wie gerne er/sie nach Kanada auswandern würde.

Capilano University

Die Anmeldung an der CapU verlief dank College Contact ganz einfach, der Anmeldebogen war schnell ausgefüllt und verschickt. Die Rückmeldung der CapU samt Bestätigung der Kurse dauerte dann jedoch etwas länger und die finale Zusage kam erst am 22.12., mein Flug nach Kanada stand 5 Tage später an. Zugegeben, meine Bewerbung habe ich gegen Ende der Frist eingereicht. Hier sollte man besser nicht ganz so lange warten und früh aktiv werden.

Bei der Kurswahl sollte im Vorfeld abgestimmt sein, dass die Heimathochschule diese auch anerkennt, eine Umwahl der Kurse kann leider nur am ersten Tag kostenlos stattfinden, danach zahlt man einen satten Aufpreis. Hat man diese ersten Hürden überwunden, sollte man eigentlich die nächsten vier Monate sorglos überstehen.

Die Universität liegt schön gelegen am Waldrand in North Vancouver, bietet eine Bibliothek mit Computern für die Studenten und kleinere Gruppenräume, die man bequem online buchen kann. Die Busanbindung zur CapU ist aus North Van, Burnaby und Gastown/Chinatown ganz gut. Nur um die Mittagsstunden und gegen Abend gibt es bei letzterem kleinere Verbindungsprobleme, die aber nicht groß stören. Einen Stern Abzug muss ich jedoch für die Mensa geben, da diese leider kein ausgewogenes Angebot bietet und die Gerichte zu teuer sind.

Die Student Union veranstaltet regelmäßig Events auf dem Campus oder in der Stadt und kümmert sich wirklich gut um die Belange der Studenten. Zudem hat man als Exchange Student noch einheimische Studenten, die einem zusammen mit dem International Office zur Seite stehen und gerne Fragen beantworten oder auch mal zum Essen oder Feiern gehen einladen.

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Kurse

Das Angebot an Kursen im Bereich Business Administration ist umfangreich und sollte für jeden etwas bieten. Zur Anmeldung wählt man bis zu vier Kurse für die Erstwahl und drei weitere als Zweitwahl. In meinem Fall ergab sich die Konstellation, dass ich nur einen Kurs der Erstwahl und alle Zweitwahlkurse bekam. Da dadurch jedoch zu viele „Softskill“-Kurse zusammenkamen, gab es Probleme mit der Anrechnung an der Heimathochschule. Dies wurde jedoch rasch gelöst und das International Office der CapU, die einzelnen Dozenten vor Ort und College Contact haben mich dabei super unterstützt.

Das Anspruchsniveau variiert von Kurs zu Kurs, wobei meines Erachtens kein Kurs sehr schwer ist. Lediglich der Arbeitsaufwand ist im Vergleich zu Deutschland höher. Kurze Multiple Choice Tests, Vorträge, Hausarbeiten, Midterms und Finals spannen einen dann doch trotz der nur vier gewählten Kurse ziemlich ein und man muss am Ball bleiben. So musste ich etwa in Project Management, Leadership in Teams und Entrepreneurship in Gruppenarbeit mehrere Dinge erarbeiten, für die man sich teils wöchentlich treffen musste. Hier ist aber zu erwähnen, dass es dabei ziemliche Unterschiede gibt, je nachdem, welchen Dozenten man erwischt. Hier sollte auch erwähnt sein, dass der ein oder andere Dozent beim Kleidungsstil für Vorträge auf business formal besteht. Eine schwarze Jeans mit Hemd reicht dann leider nicht, sonst gibt’s etwas Punktabzug. Die Anzugshose und ein paar Lackschuhe sollten vorsichtshalber mal im Koffer liegen. Da es viele internationale Studenten gibt, muss man keine Sorge haben, nicht in die Gruppe integriert zu werden oder Anschluss zu finden. Die Dozenten unterrichten in kleinen Kursen von etwa 30 Personen, man spricht sich mit Vornamen an. Bei der Zuweisung der Kurse achtet das International Office zudem darauf, dass 1-2 freie Tage herausspringen.


Unterkunft und Verpflegung

Zusammen mit einem Kommilitonen aus Deutschland stand fest, dass die Unterkunft der CapU für uns nicht in Frage kommt und wir uns lieber etwas zu zweit suchen. Nachdem wir einige Absagen erhalten hatten und viele möblierte Wohnungen nur für mindestens sechs Monate vermietet werden (teilweise Aufschläge von 300 CAD pro Monat bei kürzerer Mietdauer), fanden wir eine tolle Wohnung auf Craigslist mit unglaublichem Ausblick in Chinatown. Will man jedoch einen Ausblick wie auf den angehängten Bildern genießen und Downtown in 5 Minuten Fußweg erreichen, darf man in Vancouver schnell tief in die Tasche greifen. Pro Person muss man hier mindestens einen hohen dreistelligen Eurobetrag pro Monat einkalkulieren. Doch nicht nur bei Wohnungen in Downtown sollte man mit höheren Mietpreisen rechnen, auch die Kellerwohnung in Uninähe hat ihren Preis. Eine Wohnung auf Craigslist ist oft bereits für den nächsten Monat inseriert, weit im Voraus findet man leider kaum etwas. Plant eventuell ein, die ersten Tage vorübergehend in einem Airbnb zu verbringen.

Kocht man so gerne wie ich, kommt man nicht an Burritos, Pizza und Co. vorbei. Fastfood Läden gibt es an jeder Ecke, bestellt wird per App, bezahlt bequem mit Kreditkarte (diese ist ein Must-have in Kanada. Ich selbst kenne nur einen Frisör und ein deutsches Restaurant, wo keine Kreditkarte akzeptiert wurde). Selbst in der Capilano University gibt es einen Subway. Preislich liegt dies etwa auf deutschem Niveau, sollte der Wechselkurs nicht stark nachgeben. Will man sein Essen lieber selbst zubereiten, muss man mit etwas höheren Preisen für Fleisch und Gemüse im Supermarkt rechnen. Käse lernt man als Luxusprodukt kennen.


Freizeit

San Francisco? Rocky Mountains? Hawaii? Von Vancouver aus alles kein Problem. Je nachdem, wie der Stundenplan aussieht, kann man ein verlängertes Wochenende auf Hawaii verbringen, wie es ein paar Kommilitonen taten. Zur Halbzeit des Semesters gibt es zudem noch eine „Reading Break“, die theoretisch zum Lernen für die Midterms angedacht ist. Was man daraus macht, ist aber letztendlich doch einem selbst überlassen. Für mich ging es jedenfalls mit dem Bus nach Seattle, von dort dann nach San Diego, Las Vegas, San Francisco und zurück nach Vancouver. Und das für unter 250€ für Flüge und Bus. Ein Tagesauflug ins 200 Kilometer entfernte Skigebiet Whistler war natürlich auch dabei.

Sollte man sich für das Spring Semester entscheiden, muss man jedoch mit viel Schnee und Kälte rechnen. Da bleibt man lieber in Vancouver und erkundet die Stadt, wo es in der Regel nicht kälter als 0°C wird, dafür aber statt Schnee viel Regen fällt. Gehört man zum feierwütigen Kreis der Clubgänger, die erst morgens um 8 aus der Disco stolpern, ist man hier leider falsch. Diese schließen nämlich schon gegen 3-4 Uhr – genauso wie die zahlreichen Kneipen der Stadt. Ansonsten ist während des Semesters für jeden etwas dabei. Von einer Brauereitour im Commercial District über eine Fahrradtour im Stanley Park bis hin zum Skifahren auf einem der Berge im Norden der Stadt.

Uber oder Lyft gibt es leider nicht in Vancouver, dafür aber Carsharing-Anbieter wie car2go oder evo, falls man mal eben mit dem Auto zum Supermarkt will oder Freunde besuchen, zu denen keiner der zahlreichen Busse fährt. Aber Achtung, für das Carsharing wird ein Dokument vom KBA in Flensburg benötigt, das man einfach anfordern kann.

Ein Must-do ist meiner Meinung nach zudem eine Tour quer durch die Rocky Mountains in die Nationalparks Banff und Jasper, am besten während der Reading break oder im Anschluss an das Semester, da hier doch einige Kilometer Fahrt vor einem liegen. Wer bei der Mietwagenbuchung unter 25 ist, sollte auf Zusatzgebühren für junge Fahrer achten. Da können gerne mal 20 CAD pro Tag fällig werden. Ist man dann mal unterwegs, erwarten einen auf den Highways, die manch einer bereits aus diversen Sendungen auf DMAX und Pro7 Maxx kennen mag, schier endlose Täler umgeben von gewaltigen Bergrücken, Wasserfälle, Seen und Bären und Hirsche, die am Straßenrand stehen und nur darauf warten, fotografiert zu werden.


Fazit

Dass ein Semester in Vancouver preislich nicht mit einem Erasmus-Studienplatz in Holland zu vergleichen ist, sollte klar sein. Was man für das Geld geboten bekommt, macht dies meiner Meinung nach aber wieder wett. Die im Vergleich zu anderen Hochschulen in Nordamerika günstigeren Studiengebühren an der Capilano sind auch von Vorteil. Andere große Städte an der Westküste der USA sind schnell und günstig zu erreichen, die Berge und Naturlandschaften Kanadas erwecken sogar bei einem Bewegungsmuffel wie mir die Wanderlust. Der Arbeitsaufwand an der Uni ist zwar höher als gewohnt, aber definitiv ohne größere Einbußen in der Freizeitgestaltung zu meistern. Stünde ich nochmal vor der Wahl, würde ich mich wahrscheinlich wieder dazu entscheiden nach Vancouver zu gehen. Habt ihr euch entschieden, auch ein Semester dort zu verbringen, habt keine Scheu euch bei ehemaligen Austauschstudenten zu informieren. Die eine oder andere nützliche Info springt dabei sicherlich heraus.