8 Apr
Erfahrungsbericht von Christian J.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2012 bis 11/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Auswahl der Universität:

Die Nachfrage an Austauschplätzen übersteigt mittlerweile an vielen dt. Universitäten die verfügbaren Plätze, sodass auch ich gezwungenermaßen meinen Auslandsaufenthalt selbst organisieren musste. Über einen Besuch vom College-Contact Team an unserer Uni bin ich auf diesen Weg der Organisation gestoßen, der sich im Nachhinein als perfekt herausgestellt hat.
Die Brock University habe ich letztendlich wegen dem guten Preis-/Leistungsverhältnis genommen. Die Studiengebühren sind beispielsweise nicht so hoch wie in Vancouver. Die Uni ist dennoch, für meinen Fachbereich Business, anerkannt und auch AACSB akkreditiert, was es (in meinem Fall) leichter macht, sich die Noten dann auch in Deutschland anrechnen zu lassen. Ausschlaggeben war am Ende aber der Fakt, das an der Brock viel weniger dt. Studenten zu treffen sind, als beispielsweise in San Diego oder an der SMU. Grundsätzliches Ziel war bei mir die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse und somit wollte ich es vermeiden mit ca. 300 anderen Deutschen auf dem Campus zu sein.
Das liest sich jetzt vielleicht alles leichter als es ist, die Auswahl der Universität kann und sollte länger als 3 Tage dauern. Es gibt einiges Aspekte zu berücksichtigen, auf die ich später noch eingehen möchte. Nicht alles was auf den ersten Blick super aussieht, ist auch das Beste für euer Studium.

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Die Bewerbung über CC lief relativ reibungslos. Man benötigt in Canada kein Visum, wenn man unter 6 Monaten im Land ist, dass minimiert den Bürokratieaufwand ziemlich. Man druckt sich die Bewerbungsunterlagen die man von CC bekommt aus und die weiteren Schritte regeln sich eigentlich von selbst.
Flüge buchen, Auslandskrankenversicherung abschließen etc. muss man natürlich selbst machen. Da fällt es auch schwer Tipps zu geben, manche buchen die Flüge Monate vorher, manche nur ein paar Wochen. Mal per Internet, mal per Reisebüro. Ich hab meinen Flug damals im Juni für den August gebucht und zwar übers Reisebüro (680 € hin-und zurück).
Einzig wichtiger und nervenaufreibender Punkt bei der Bewerbung: Die Auswahl der Kurse!
Man gibt im Bewerbungsformular bereits eine Vorauswahl an Kursen an und es ist im Nachhinein nicht immer so leicht, an der Auswahl noch etwas zu ändern. Man wählt die Kurse dann bereits im Juli/August, also u.a. wenn man noch im Deutschland ist und auch nicht jeder Kurs kann angewählt werden. Andere Kurse sind ziemlich schnell ausgebucht usw. Gerade für diejenigen unter euch, die sich die Kurse anrechnen lassen wollen und Teilstudienverträge oder ähnliches brauchen, ist dieser Punkt wichtig. Schaut euch genau die Kursbeschreibungen an, ob und wann der Kurs überhaupt angeboten wird etc.
Die Kommunikation bzgl. der Kurswahl findet dann direkt mit der Brock statt und je nachdem auf welchen Mitarbeiter man dort trifft, kann sich das in die Länge ziehen. Ich bin schließlich mit 3 Kursen in der Tasche nach Canada geflogen, die ich eig. überhaupt nicht belegen wollte und hab dann vor Ort alles nochmal anders gewählt.
Dies führt und gleich zum nächsten Punkt, optimaler Termin der Anreise:
Da man als Freemover nicht die Chance hat (nur für überteuerte Miete) in die Residences zu ziehen, muss man Off-Campus wohnen, was aber nicht weiter schlimm ist. Man sollte aber bedenken, dass die Wohnungssuche etwas Zeit in Anspruch nimmt. Dennoch ist es viel besser, sich die Häuser vor Ort anzuschauen und nicht aus Deutschland eine Wohnung zu Mieten, da viele Bruchbuden auf dem Markt sind, die man sicher besser vorher mal persönlich angeschaut hat.
Ich empfehle ca. 1 ½ - 2 Wochen vor Semesterstart nach St. Catharines zu kommen, damit man ausreichende Zeit für die Organisation hat. Wohlgemerkt nach St. Catharines. Wenn man natürlich noch etwas sehen möchte von Land und Leuten, vor allem außerhalb der Niagara Region, sollte man noch früher anreisen, die Entfernungen sind nicht zu unterschätzen.


Uni-Alltag:

Ich habe an der Brock folgende Kurse belegt: International Business, Organizational Behaviour und Sales Management.
Die Kurse IB und OB sind unter dt. Niveau was den Inhalt angeht, Sales Management ungefähr gleich.
Was alle drei gemeinsam haben und das werdet ihr bei jedem Kurs finden, ist der erhöhte Arbeitsaufwand unterm Semester. In OB haben wir 5 Multiple Choice Tests geschrieben (von Okt. – Nov.), dazu eine Präsentation gehalten + Abschlussklausur im Dezember. Die anderen Kurse sind da ähnlich (Sales Management hat sogar mündliche Noten), von daher war ich mit 3 Kursen gut ausgelastet, zumal man ja auch noch ein Leben neben der Uni hat (gerade im Auslandssemester). Beachte sollte man die strenge Notengebung. Gerade die Kurse, die geprägt sind von viel Text (ob lesen oder schreiben) und weniger Mathe, sind viel schlechter ausgefallen. Mein Prof. für Sales Management (Mr. MacKenzie) war da auch ganz offen und hat gleich am Anfang gesagt, dass er so gut wie nie ein A vergibt. Je nachdem wie die Umrechnung mit Eurer Heimatuniversität geregelt ist, kann das bedeuten, dass Ihr ohne die erhoffte 1 nach Hause fliegt und schon richtig viel für eine 2 vor dem Komma arbeiten müsst. Es wird einem nichts geschenkt.
In jedem Kurs gab es eine Gruppenarbeit, wo man natürlich Glück oder Pech haben kann was die Zusammensetzung betrifft.
Im Nachhinein würde ich mehr Kurse in Richtung VWL oder Finance wählen, da dort die Noten einfach viel viel besser ausfallen. OB war geprägt von Floskeln und Beispielen, die man alle schon mal gehört hatte, IB war vom Thema interessant, leider haben wir praktisch bei 0 gestartet (Cultural Difference etc.). Sales Management war der Kurs, der am intensivsten, am schwierigsten und auch am schlechtesten ausgefallen ist. Dennoch war es der interessanteste und beste Kurs den ich gewählt habe.
Der Campus ist ansonsten vielfältig, gerade die Sportmöglichkeiten sind geradezu perfekt. Hallenbad, Fitnessstudio, Squash, Tennis, Indoorlaufbahn usw. Es wird einem eine Menge geboten.
Unbedingt zu empfehlen ist die Teilnahme an den sogenannten Intramurals, internen Sportligen für die verschiedensten Sachen, Fußball, Tennis, Volleyball etc. Man lernt super schnell neue Leute kennen (fast nur Kanadier), spielt Woche für Woche gegen andere Teams, hat einen Menge Spaß und neue Kontakte.


Leben in St. Catharines & Canada:

Eines vorweg: St. Catharines ist klein. Und dazu auch nicht mal schön. Als ich nach 3 Tage in Toronto das erste Mal in die sogenannte Innenstadt gefahren bin, dachte ich mich trifft der Schlag. Heruntergekommen Häuser und leerstehende Läden, teilweise sehr verdreckt. Dazu kommt, dass man ohne Auto eigentlich komplett aufgeschmissen ist, gerade in der Zeit vor Semesterstart. Die Busse fahren dann teilweise nur stündlich und man ist eine halbe Ewigkeit unterwegs. St. Catharines hat so auch erst mal nicht viel zu bieten, Ihr werdet das merken sobald das Semester anfängt, das ist man nämlich unter der Woche so gut wie nie in Downtown, da es einfach nicht reizvoll ist. Eher besucht man das Pen Center, welches im Süden liegt. Das ist ein mittelgroßes Einkaufszentrum wie man es aus den USA kennt, mit Kino, Supermarkt etc. und hat eigentlich alles was man so braucht. Es ist somit auch nicht verkehrt in der Nähe des Pen Centers sein Quartier zu suchen. Zu empfehlen sind Glenridge (ein Stadtteil von St. Catharines) sowie auch Thorold (die Nachbarstadt, die beiden Städte gehen aber komplett ineinander über, von der Brock ist es näher nach Thorold als nach Downtown St. Catharines). Den Norden sollte man bei der Wohnungssuche außer Acht lassen, die letzten Züge des Sommers lassen sich dort sicherlich gut am Lake Ontario aushalten, aber sobald das vorbei ist, kommt man aus dem Norden mehr schlecht als recht zur Brock.
Partytechnisch sollte man sich schnell bewusst werden, dass der Alkohol sehr teuer ist und die Clubs bereits um 3 Uhr in der Früh schließen.
Teuer ist ein gutes Stichwort, denn das Leben an sich ist in Canada schon deutlich teurer als in Deutschland. Egal ob zum Essen gehen oder Einkaufen, überall hat man das Gefühl mehr zu zahlen (trotz gutem Umrechnungskurs). Dieses miese Gefühl wird dann übrigens mit der Kreditkartenabrechnung bestätigt. Finanziell also genügend Spielraum einplanen.


Reisen:

Finanzieller Spielraum sollte natürlich ebenfalls für das Thema Reisen bedacht werden, da St. Catharines einfach sehr schön liegt. Die Niagara Region lässt sich wunderbar vor dem Studium bzw. in den ersten Wochen erkunden, die Niagara Fälle können sogar für umsonst mit dem örtlichen Buspass erreicht werden. Niagara-on-the-Lake, Fort Erie, Crystal Beach etc. sind alles schöne Ziele, die sich lohnen. Die Nähe zu Toronto trügt ein wenig, 1.5 h macht man halt doch nicht einfach mal so unter der Woche aber für einen Trip am Wochenende sicherlich zu empfehlen.
Wenn´s weiter weg gehen soll, müsst Ihr den Algonquin Nationalpark auf dem Schirm haben, der ca. 2-3 h nördlich von Toronto liegt. In 7 h Entfernung liegen Montreal und Ottawa die man sich nicht entgehen lassen sollte, genauso wie Kingston und die 1000 Islands auf dem Rückweg. 7 -8 h hört sich erst Mal viel an, ist aber mit dem Bus oder Mietwagen als Gruppe schnell gemacht.
Die USA lässt sich ebenfalls gut erreichen, ca. 8 h nach NYC oder 1 ½ mit dem Flieger von Buffalo aus. Wie immer spielt hier das vorhandene Kleingeld eine Rolle.


Fazit:

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein Auslandssemester geben und ein paar Anhaltspunkte liefern. Ich würde wieder an die Brock gehen, aber nur wenn Sie in einer anderen Stadt liegen würde. Die Universität, die Professoren, die Ausstattung ist top und bitte versteht mich nicht falsch, das Auslandssemester in St. Catharines und an der Brock war eine tolle Erfahrung und die ganzen Leute (17.000 Studenten) machen aus dem kleinen Ort auch was, aber mein nächstes Auslandssemester würde ich dann doch in einer größeren Stadt verbringen, wo einfach mehr los ist und es neben der Uni mehr Abwechslung gibt. Die Erfahrung muss am Ende jeder selbst machen und sein eigenes Fazit ziehen, lest euch die Berichte durch, saugt es einmal auf und freut euch dann trotzdem auf das Unbekannte, welches das Auslandssemester ja auch sein soll.
Fürs „Sprache perfektionieren“ ist die Brock sicherlich der richtige Ort, wenige Deutsche, dafür umso mehr hilfsbereite Kanadier (wie übrigens überall in Canada). Die Leute sind einfach sehr nett und hilfsbereit, egal wo und auf wen man trifft. Allein deshalb würde ich Canada immer den USA vorziehen. Die Natur tut dann Ihr übriges.