17 Jul
Erfahrungsbericht von Alexander K.

Brock University

Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Physik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2013 bis 04/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe von September bis April zwei Semester an der Brock University studiert. Der Erfahrungsbericht ist jetzt nicht unbedingt in einer sinnvollen Reihenfolge, ich hab einfach alles so aufgeschrieben wie es mir eingefallen ist.

Bewerbungsprozess:

Der Bewerbungsprozess an sich ist nicht so schwierig. Es gibt ein paar Zettel auszufüllen und notfalls hilft College Contact bei Fragen. Etwas nerviger ist auf jeden Fall Bafög & Visum. Bafög war bei mir persönlich sehr wichtig zur Finanzierung und die wollen eben eine Bestätigung der Hochschule in welchem Fachbereich man studiert, wieviele Fächer man nimmt etc. Diesen Zettel kriegt man von dem international office ausgefüllt, allerdings erst relativ spät. Jetzt braucht man fürs Visum aber einen Nachweis, dass man genug Geld hat um sich selbst in Kanada versorgen zu können. Dazu brauchte ich natürlich den Bafög Nachweis, den hatte ich allerdings erst recht spät wegen dem oben genannten Problem. Kann alles ein bisschen stressig werden. Im endeffekt kann man wohl auch eine Vorabbestätigung fürs Auslandsbafög bekommen, hat nur bei mir nicht geklappt aus was auch immer für Gründen.

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Das Studium in Kanada / Nordamerika ist natürlich ein wenig anders als in Deutschland. Insbesondere wenn man von einer großen Universität kommt, ist „verschulter“, heißt kleine Klassen, Hausaufgaben (assignments), teilweise Anwesenheitspflicht, Minitests, midterms und so Zeug. Vor allem gehen alle Noten in die Endnote mit ein. Das hat natürlich Vorteile. Selbst wenn man die final exams in den Sand setzt, bekommt man nicht gleich eine schlechte Note. Und generell reicht meist 1-2 Tage lernen für so ein exam, da man ja schon unter dem Semester viel arbeitet und das meiste dann beherrscht. Der Nachteil ist, dass man nicht so flexibel ist wie in Deutschland. Man kann nicht einfach eine Woche blocken um mal zu Reisen (man will ja was vom Land sehen!). Aber dazu später mehr. 
Ich studiere Physik und habe folgende Fächer belegt: (Phys) 2P31 analog electronics, 2P32 digital electronics, 3P41 stat. Physics 1, 4P41 stat. Physics 2, 3P91 exp. Physics und dazu noch ein 1st year Info Kurs. Da das vermutlich wenige hier studieren, schreib ich mal nichts dazu. Ihr könnt mich bei Fragen dazu persönlich kontaktieren bzw. college contact und die stellen dann Kontakt her.


Brock University:

Die Uni ist schon ganz schick. Die Gebäude sind recht modern / neu und sauber mit Ausnahme der residences, was aber ein anderes Thema ist. Sehr nett ist auch, dass die einzelnen Gebäude miteinander verbunden sind, so dass man im Winter nicht nach draußen muss. Auf dem campus gibt es auch einen Sicherheitsdienst, eine Krankenstation, kleine Geschäfte und genug Essensmöglichkeiten, die jedoch recht teuer sind.


Wohnungssituation:

Da habt ihr mehrere Möglichkeiten. Zum einen könnt ihr in eine der residences ziehen. Dann wohnt ihr direkt aufm campus und genau da spielt sich ein sehr großer Teil des Universitätsleben ab. Nachteil ist natürlich, dass die Zimmer im allgemeinen nicht so schön sind (jugendherberge style?!). Man lebt zum großteil mit first year students und anderen Auslandsstudenten zusammen. Und wenn 17 oder 18 jährige das erste mal von zuhause ausziehen, dann sind die erstmal alles andere als ordentlich. Nachts kann es auch mal länger laut sein. Muss man eben wissen ob man damit klar kommt oder nicht. Dafür findet man allerdings sehr schnell Anschluss und die Vorlesungen sind auch nur 5 Minuten entfernt. Ein weiterer Faktor sind dann auch noch die Kosten (glaub 700-800 Dollar/Monat) und man muss sich auch noch einen mealplan kaufen, der auch nochmal einiges kostet, jedenfalls in einigen der residences.
Die andere Möglichkeit ist off campus zu wohnen. Man ist dann zwar auf das Bussystem angewiesen und nicht direkt im Universitätsleben, aber die Vorteile überwiegen meiner Meinung nach. Off campus wohnen kostet nur etwa 400-450 Dollar/Monat, man kann sich sein eigenes Essen kaufen und ist nicht aufs uni fast food angewiesen, denn das hängt jedem nach einer gewissen Zeit zum Hals heraus. Außerdem lebt man eher mit älteren Studenten zusammen, die möglicherweise auch noch ein Auto haben.
Ich persönlich habe off campus mit 4 anderen Kanadiern und einem Chinesen gewohnt und das war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Wir haben viel zusammen gemacht, so bekommt man viel von der kanadischen Kultur mit zb. Thanksgiving dinner, Weihnachten etc.


Off campus Wohnungssuche:

Direkt nach Ankunft hab ich in Niagara Falls im hostel gewohnt und bin mit dem Bus nach st. catharines gefahren. Sucht euch auf jeden Fall vor Ort eine Wohnung. Ich kam etwa zwei Wochen vorm Semester an und hatte innerhalb von ein paar Tagen was gefunden. Der Wohnungsmarkt ist relativ entspannt, man findet auf jeden Fall was. Gute Orte zum Wohnen sind etwa: Thorold, rund ums pen center oder entlang der glenridge avenue. Downtown rate ich eher von ab. Außer Feiern gibt es da nicht soviel. Ich selbst habe in west st. catherines gewohnt (~pelham road). Das geht auf jeden Fall auch klar. Es gibt eine Buslinie zur Brock, zum pen center, Downtown. Vom Norden der Stadt rate ich ganz stark von ab! Ist alles zu weit weg und mal eben zur Uni fahren dauert einfach ewig.


St. Catharines:

ist eher beschaulich und ruhig. Aber auch hier gibt’s ein paar Dinge zu tun. Im Sommer kann man auf jeden Fall mal den Bus nach port dalhousie nehmen und am Strand chillen. Wird aber vermutlich auch wieder vom international office angeboten. Die Decew falls sind auch sehr nett, da kann man im Sommer unter dem Wasserfall baden gehen. Feier kann man entweder in downtown oder direkt an der uni (isaacs bar). Ansonsten ist es wie gesagt eher eine Kleinstadt mit Entfernungen, die man nicht unterschätzen sollte! Ihr werdet euch definitiv mit dem Busnetz vertraut machen müssen, das nicht ganz so gut ausgebaut ist wie man es aus Deutschland gewoht ist. Es hilft natürlich wenn eure Mitbewohner Autos haben. Davon abgesehen kann man auch noch das Taxi nehmen, vor allem nachts nachm Feiern, da fährt kein Bus mehr.


Reisen:

Das ist natürlich auch ein wichtiger Teil des Auslandsaufenthalts. Man möchte schließlich was vom Land sehen. Und gerade hier punktet St. Catharines mit einer guten Lage. Die Orte an denen ich war:
Niagara Falls: Mit dem bus pass kann man einen Bus von der Uni dahin nehmen, dauert vielleicht 30 – 40 minuten. Dass die Niagarafälle ein schöner Anblick sind sollte klar sein ;-) Aber auch im Winter sollte man sich mal die gefrorenen Fälle angucken, sehr sehenswert. Davon ab ist es dort aber relativ touristisch, viele Casinos, wems gefällt. 
Toronto: Ist direkt um den See herum, dauert etwa 90 minuten bis dort und kostet nur ein paar Dollar wenn man früh genug bucht (megabus, coach canada, greyhound). Gibt genug da zu entdecken: toronto island, cn tower, path, hockey hall of fame, ..
Algonquin Park: Atemberaubend! Einfach mal indian summer googlen, dann wisst ihr warum. 
Montreal: Ist dann zwar schon etwas weiter weg (8h oder so), aber lohnt sich dennoch. Ist zwar french canada, aber in Montreal selbst sprechen auch viele Leute gutes englisch, also sollte das zurechtfinden kein Problem sein.
New York City: Ist auch schon ein ganzes Stück (10h+), aber es ist halt new york, das sollte man sich nicht entgehen lassen ;-)
Im Februar bin ich auch noch mit 2 Freunden nach Orlando, Florida geflogen um mal eine Woche der Kälte zu entfliehen. Außerdem winken Disneyland, Universal Studios, cape canaveral und vieles mehr.
Wer noch mehr Zeit hat kann natürlich noch viel mehr sehen: Chicago, Washington, Boston etc. liegt alles in Reichweite und dann gibt’s ja auch noch die Westküste...


Kanada allgemein:

Hat ungefähr alles zu bieten. Es gibt Großstädte wie Toronto, beschauliche Städte wie St. Catharines und wer mal seine Ruhe haben will, fährt einfach paar Stunden nach Norden in Richtung Natur pur. Da kann man auch einfach mal aufm Highway anhalten und Pause machen, kommt ja eh kein Auto ;-) 
Das Wetter ist im allgemeinen „extremer“. Im Sommer kann es gut und gerne mal 30°C heiß sein, wohingegen der Winter schweinekalt sein kann, wie man es eben von Kanada erwartet. Schnee sollte man mögen, denn der lag bei uns monatelang. Wobei es das Jahr auch ein Rekordwinter war, glaube da haben sogar deutsche Medien drüber berichtet. Da wurde es sogar den Kanadiern zu kalt :-D
Die Kanadier an sich haben eine relativ lockere und freundliche Lebensweise. Man fühlt sich sofort willkommen. Wenn einem morgens der Busfahrer einen schönen Tag wünscht und jeder sich bei ihm für die Fahrt bedankt, dann hat das schon was. Und sowieso ist Kanada ein klassisches Einwanderungsland, somit fühlt man sich nie ausgegrenzt. Viel eher stößt man auf Neugier, wenn jemand deinen deutschen Akzent bemerkt und fragt woher man ist usw. So kommt man immer ganz locker ins Gespräch.


Fazit:

Würde man mich jetzt erneut fragen, ob ich einen längeren Auslandsaufenthalt machen würde, dann würd ich ohne zu zögern ja sagen. Das ganze wirkt erstmal „bedrohlich“, man kennt niemanden, dazu die fremde Kultur und Sprache. Aber man findet echt schnell Anschluss und kaum sieht man sich um, hat man neue Freunde gefunden mit denen man bereits den ersten roadtrip plant. Das Ganze ist echt eine unvergleichliches Erlebnis, also traut euch ;-) 
Und zieht mit Kanadiern zusammen, so lernt man am besten die Sprache und die Kultur.